Sunfarming hat seinen ersten Solarpark mit 5,1 Megawatt auf einer ehemaligen Kiesgrube in Heinsberg fertiggestellt und in Betrieb genommen. Das Besondere an dem Photovoltaik-Kraftwerk: Erstmals hat das Unternehmen innovative Elemente seiner Produkttypen „Agri- und Öko-Photovoltaik“ verbaut, wie es am Donnerstag mitteilte. Damit sei die verfüllte Kiesgrube für eine weitere Nachfolgenutzung präpariert. Neben der Erzeugung von Solarstrom sollen Schafe unter den Modultischen weiden und die Blühwiesen für eine Bienen-Königinnenzucht sorgen. Auch die Anwohner sollen von dem Projekt profitieren. Sie könnten über den Stromversorger Lekker Energie in Kürze einen Regionalstrom-Tarif abschließen, der die Kunden mit Solarstrom aus dem Photovoltaik-Kraftwerk in Heinsberg versorgt.
Die Sunfarming West GmbH, in der neben dem Hauptgesellschafter Sunfarming die Unternehmer-Familie Hensing sowie Max Freiherr Spies von Büllesheim und die aus Heinsberg-Kirchhoven stammende Edith Brasche beteiligt sind, ist für die Entwicklung des Photovoltaik-Anlage vor rund einem Jahr gegründet worden. Sie plant bereits weitere innovative Projekte im Kreis und ist auch in den benachbarten Benelux-Ländern aktiv. Neben Agri- und Öko-Photovoltaik-Kraftwerken sollen gemeinsam mit Windenergie- und Elektrolyseur-Partnern an verschiedenen Standorten Wasserstoff- oder Ammoniak-Produktionen entwickeln werden, wie es zu den Plänen hieß.
Sunfarming konzentriert sich zunehmend auf Agri-Photovoltaik-Anlagen und hat die Doppelnutzung von extensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen im Blick. Zu den Agri- und Öko-Photovoltaik-Elementen gehörten daher auch Garten- und Obstbau-Konzepte und Tierwohl-Anlagen mit Mutterkuhhaltung, wie Edith Brasche, Mitglied der Geschäftsführung von Sunfarming West erklärte. „Neben dem Klimaschutz und der Erzeugung erneuerbarer Energie liegt uns vor allem auch daran, landwirtschaftliche Nutzung bzw. die Produktion von Nahrungsmitteln unter den Anlagen sicherzustellen.“ Mit Agri-Photovoltaik könnten Pflanzen und Tiere vor klimabedingten, schädigenden Witterungseinflüssen geschützt werden, wie wir sie auch hier im Rheinland leider zunehmend vorfinden. „Außerdem wollen wir dazu beitragen, dass möglichst viel CO2 durch Rückvernässung unter den Anlagen im Boden bleibt“, so Brasche weiter.
Die Entwicklungszeit für den Solarpark betrug fast zehn Jahre. „Auf einer Fläche wie dem ehemaligen Tagebau Wilhelm ist die Realisierung eines solchen, innovativen Solarparks mit landwirtschaftlicher Nutzungsmöglichkeit und Beitrag für die Biodiversität einfach ideal. Durch die maximale Firsthöhe* von 2,90 Meter passt sich die Anlage hier auf der Fläche an und ideal in die Landschaft ein. Gleichzeitig wurde fast keine Fläche versiegelt“, erklärte Igor Hensing, diplomierter Bergbauingenieur und ebenfalls Mitglied der Geschäftsführung der Sunfarming West. Er forderte zugleich, die Genehmigungsverfahren für Erneuerbare-Anlagen deutlich zu vereinfachen und zu beschleunigen.
Dies sieht auch Reiner Priggen, Vorsitzender des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE) NRW genauso. „Nach den bisherigen Plänen der Landesregierung soll die installierte Solarstromleistung bis zum Jahr 2030 auf 24.000 Megawatt nahezu vervierfacht werden“, sagte er. „Deshalb brauchen wir schnell viele solcher innovativer Doppelnutzungsprojekte wie in Heinsberg.“ Priggen forderte von der neuen Landesregierung, die wahrscheinlich von CDU und Grünen gebildet wird, die Photovoltaik in einem „landesweit bislang noch nicht gekannten Ausmaß“ zu nutzen. „Dafür brauchen wir nicht nur jedes private und gewerbliche Dach, sondern möglichst viele Agri- und Floating-Photovoltaik-Projekte sowie Freiflächenanlagen an Randstreifen von Autobahnen und Bahntrassen“, so Priggen.
*Anmerkung der Redaktion: Dies ist nachträglich korrigiert worden. Es handelt sich um die First-, nicht Traufhöhe. Danke, Herr Gruber für den Hinweis.
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Bei 2,9 Meter Traufhöhe liegt der höchste Punkt der Module sicherlich bei 3,50 m. Ob sich das dann noch in eine natürliche Umgebung einfügt ist fraglich. Die Aufständerung muss sicherlich stabiler erfolgen und braucht zur Sturmsicherheit mehr Material. Warum baut man nicht ganz normale preiswerte Biodiv-Solarparks damit sich Boden und Grundwasser regenerieren können? 10 GW PV sollen pro Jahr aufgebaut werden. Das sind 15 Millionen Module mit 700 Watt und eine Fläche von knapp drei Quadratmetern pro Modul. Sollten wir da nicht sparsam mit unseren Mitteln umgehen und nicht immer nur nach teuren optischen und technischen neuen Lösungen suchen ? Bienenköniginnen fliegen oft Kilometer weit um zu einem Drohnensammelplatz zu kommen und paaren sich dann mehrmals in luftiger Höhe über 20 m.
Schafe sind keine Agrivoltaik, sondern nur Rasenmäher.
Das könnte man auch mit solarbetriebenen Robotern machen, möglicherweise sogar besser. Was ich nämlich bisher gesehen habe, war eine absolute Überweidung diese angeblich „wertvollen“ Wiesen, weil viel zu viele Viecher draufgelassen wurden bzw. zu spät wieder weggenommen worden sind. Wirkliche Agrivoltaik ist hochwertige, landw./ gartenbauliche Produktion unter den Modulen auf dafür gut geeigneten Böden, nicht einfach einige Dickwurz oder Mais, das bringt nichts. Man braucht daher primär spezialisierte Gartenbaubetriebe, die dazu bereit sind, und reichlich Flächen im Umfeld dieser Betriebe, die bewässerungsfähig sind. Ein etablierter Gartenbaubetrieb stellt aber nicht einfach so seine Kulturen um – es ist ja nicht sicher, ob er das unter den Modulen produzierte, andere Zeug auch absetzen kann. Ist also wieder mal alles sehr theoretisch bzw. politisch.
Die Konstruktionen sind eine heftige Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, sehr teuer und müssen sich rentieren, sonst wird das sowieso nichts. Die Alternative ist, Gewächshäuser zu errichten und die tw. mit Modulen zu belegen. Das ist zwar auch nicht schön, aber ein geschlossenes Produktionssystem mit stark reduziertem Wasser-, Dünger- und Pflanzenschutzmittelverbrauch sowie ohne Immissionen in Boden und Grundwasser und daher ökologisch sinnvoll. Und die Produktion läuft ganzjährig und spart LKW- Transporte quer durch Europa und im Flieger.
Uns werden die Sonderkulturen ausgehen wenn man mal nachrechnet wie viel Fläche für Solarparks wir brauchen. Auch Gewächshausdächer mit durchsichtigen Modulen auszustatten ist eine Möglichkeit. Auch die Verluste bei der Erzeugung von Wasserstoff und dessen spätere Umwandlung kann man zur ganzjährigen Kultur zur Beheizung nutzen, wenn keine andere Möglichkeit durch Fernwärme sinnvoll ist. Auch eine Fischzucht kann integriert werden und die Ausscheidungen werden über Filter den Pflanzen zugeführt. So entsteht ein geschlossener Wasserkreislauf. Es gibt viele Möglichkeiten, aber diese beschränken sich auf maximal 1% der benötigten PV Fläche.
Was genau sollen hier die innovativen Elemente darstellen? Könnten Sie das weiter ausführen? Weder von der Anlagenhöhe noch vom Reihenabstand wäre es als eine Agri-PV-Anlage zu erkennen. Warum wird es daher als eine Agri-PV-Anlage bezeichnet? Schafe und Blühwiesen sind bei jedem Solarpark Standard, daher ist mir auch der Öko Mehrwert im Verhältnis zu einem normalen Solarpark hier nicht ersichtlich.
Diesem Projekt kann man zugutehalten, dass keine allzu produktive Landwirtschaftsfläche in Anspruch genommen wurde, da es sich um eine Rekultivierungsfläche nach Kiesabbau handelt. Eigentlich sollte aber das Ziel der Rekultivierung die Wiederherstellung des Ursprungzustands sein und nicht die Vorlage für Freiflächen-PV bieten.
Diese Anlage mit Agri-PV in Verbindung zu setzen, kommt green-washing, jetzt wohl: „agri-washing“, gleich. Das Beweiden mit Schafen ist hier als reine Pflegemaßnahme anzusehen. Agri-PV-Anlagen sind in der DIN SPEC 91434 (Agri-Photovoltaik-Anlagen – Anforderungen an die landwirtschaftliche Hauptnutzung) definiert, die für EEG-Anlagen verbindlich ist. Wesentliches Kriterium ist, dass der Wirtschaftsertrag aus der landwirtschaftlichen Nutzung mit PV mindestens 66 % der vormaligen Landwirtschaftsnutzung ohne PV sein muss (vgl. 5.2.10 Landnutzungseffizienz). Hierzu sind fortlaufend Belege zu erbringen.