„Jedes Fitzelchen“ an erneuerbaren Energien solle genutzt werden, versprach Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), als er am Dienstag das neue Energiekonzept für Bayern vorstellte. Er will die Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien bis 2030 verdoppeln. Insbesondere die Photovoltaik soll dazu beitragen. „Ziel ist, die Stromerzeugung aus Solarenergie bis 2030 von heute 13 auf 40 Terawattstunden zu verdreifachen“, schreibt dazu die Staatskanzlei. Dabei soll das Land selbst einiges dazu beitragen, unter anderem durch Photovoltaik-Anlagen auf allen geeigneten staatlichen Gebäuden, mehreren Agri-Photovoltaik-Anlagen auf dem Gelände der Bayerischen Staatsgüter sowie der Verpachtung von staatlichen Flächen an Bürgerenergiegenossenschaften und Bürgergesellschaften.
Selbst die in Bayern bislang quasi sakrosankte 10H-Regelung, die den Mindestabstand von Windrädern zu Siedlungsflächen vorgibt, kippt. Allerdings nur in kleinem Rahmen. Künftig sollen entlang von Autobahnen im Umfeld von Gewerbegebieten und in Waldregionen 1000 Meter Abstand genügen.
Söder kritisierte zudem, dass der Ausbau des Stromnetzes zu langsam vorangehe. Das liegt zum Teil auch an seinen Parteigenossen. Denn auf dem Land gibt es nach wie vor Widerstand gegen die wichtigen Nord-Süd-Verbindungen.
Rolle rückwärts
Lange hat sich Bayern auf ein funktionierendes Stromnetz verlassen, ohne für ausreichend lokale Stromproduktion zu sorgen. Jetzt ist der Handlungsdruck groß. Zumal es Sorgen um die Gasversorgung gibt. Denn einer der wichtigsten Speicher für Gas, der Süddeutschland beliefert, steht im österreichischen Haidach – und ist ziemlich leer. Österreichs Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck hatte bereits Anfang Mai klargestellt, dass Österreich vorrangig die Speicher mit Gas befüllen werde, die der Versorgung des eigenen Landes dienten.
Söder, einst als Umweltminister in der bayerischen Landesregierung nach der nuklearen Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima Vorkämpfer in der Union für den Ausstieg aus der Technologie, fordert mittlerweile eine Verlängerung der Laufzeiten der bestehenden AKW. Dass die bestehende Erzeugung aus Atomkraft vorerst bestehen bleibe, gehöre zum Energiekonzept. Selbst beim Thema Kohle war anlässlich der Präsentation des Energiekonzepts kein klares „nein“ zu hören. „Um die Erdgasvorräte zu schonen, müssen wir sowohl die geplanten wie auch die bereits erfolgten Stilllegungen von Kohlekraftwerken kritisch überprüfen“, schreibt die Staatskanzlei.
Kritik von Energieexperten
Claudia Kemfert, Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW), befürwortete im Interview mit dem „Bayerischen Rundfunk“ einen Teil der Pläne, fand aber auch deutliche Worte der Kritik. So könne sie noch nicht erkennen, wie die Fläche, die für Windkraft genutzt wird, innerhalb kurzer Zeit um das Dreifache steigen solle. Und längere Laufzeiten für AKW lehnt sie klar ab: „Das braucht man nicht.“
Widerspruch kommt auch von der Opposition. Die Grünen bezeichnen die Pläne als mutlos. „Söder macht halt, weil er eben muss“, sagte der Fraktionschef der Grünen im Landtag Ludwig Hartmann. Seine Partei wirft dem Ministerpräsidenten vor, mit falschen Zahlen zu rechnen. Und SPD-Fraktionschef Florian von Brunn warnt: „Je lauter man nach der Atomkraft ruft, desto größer ist das Risiko, dass wir das Endlager in Bayern bekommen.“ (Jochen Bettzieche)
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Söder ist jetzt auf dem Erkenntnisstand eines idealistischen Ökos vor 20 Jahren, der meinte, mit Modulen auf seinem Dach die Welt retten zu können. Oder zumindest glaubt er die, die Leute damit für blöd verkaufen zu können. Dass er gleichzeitig sein Kernkraftwerk weiter laufen lassen will, spricht zumindest dafür, dass er schon weiß, dass Module auf dem Dach nicht reichen. Es ist erschreckend, wie die CSU weiterhin der Zeit hinterherrennt, und dabei immer mehr den Anschluss verliert. Das letzte Kernkraftwerk ging in Deutschland vor 34 Jahren ans Netz, und die CSU sieht immer noch darin das Heil.
„Je lauter man nach der Atomkraft ruft, desto größer ist das Risiko, dass wir das Endlager in Bayern bekommen.“
ja, wir brauchen es, aber bitte nicht bei uns. ist so eine AUssage nicht peinlich.
und das Herr Söder im Jahr 2022 merkt dass wir in totaler abhängigkeit von anderen Ländern sind was Energie angeht ist auch… naja.
man kann nur noch resignieren
Es ist doch zu blöd, dass im nächsten Herbst in Bayern Landtagswahlen sind. So kann der Herr Ministerpräsident sein Versprechen sich sein schönes Bundesland nicht verspargeln zu lassen nicht mehr einhalten. Jetzt wollen die Österreicher auf einmal kein Gas mehr liefern, ja wo gibt’s denn sowas? Auch die Stromleitungen werden nicht fertig, ja wo gibt’s denn sowas? Auch Wasserstoffpipelines lassen auf sich warten…! Es wird schon sehr ungerecht mit diesem schönen Bundesland umgegangen. Jetzt müssen wir am Schluss selber noch Energie erzeugen. Die Isar-Amperwerke und die Bayernwerke haben doch ganz was anderes prophezeit. Auf einmal soll unsere schöne Sonne nicht mehr ausreichen um genug Strom zu haben? Zefix, die nächsten Wahlen könnten saublöd ausgehen.
Wenn in Bayern auch nicht alles „sonnig“ ist: Ganz so schlecht steht Bayern bei den südlichen Bundesländern nicht da.
Installierte Leistung Ende 2021 lt. Energy Charts:
PVA: 16,40 GW
WKA: 2,55 GW
Zum Vergleich Baden-Württemberg:
PVA: 7,41 GW
WKA: 1,73 GW
Endlager in Bayern? Ein wiklich guter Vorschlag!
Ich sehe es schon:
BMW wird wg. der garanierten beständigen Energieversorgung seine Produktionsanlagen in den windreichen Norden verlagern. (müssen)
Vielleicht gibt es BMW in 10 Jahren gar nicht mehr. Sie haben 2021 100.000 rein elektrische Fahrzeuge verkauft. Tesla hat eine knappe Million verkauft und VW über 400 000. Die Verkaufszahlen von Benzinern und Dieselfahrzeugen gehen massiv zurück. Mit den E-Fahrzeugen verdient man erst richtig Geld, wenn man auch mehrere Millionen im Jahr verkauft. BMW war mit dem i3 auf Carbonbasis führend in Deutschland. Das Auto war aber ein Verlustgeschäft denn Carbon ist sehr teuer. BMW ist zu knapp 50% ein Familienunternehmen. Stefan Quandt und Susanne Klatten sind Geschwister und sind jedes Jahr um über eine Milliarde Euro reicher geworden. Beteiligungen an erneuerbaren Energien wie Solarwatt und Nordex sowie einem Carbon Unternehmen zeigen schon auch den grünen Willen. Im Autobau hat man sicherlich zu lange gewartet. BMW bringt tolle Fahrzeuge auf den Markt, aber die Anzahl und Menge ist sehr bescheiden und beträgt nur gut vier Prozent des gesamten Autoverkaufs. Auch VW ist dieses Jahr schon ausverkauft. E-Auto Bestellungen werden erst 2023 ausgeliefert. Der einzige, der explodierende Absatzzahlen hat ist Tesla. Die Lieferkette wird durch vorausschauendes Handeln und einige Zukäufe noch nicht unterbrochen. Sie sind nur E-Autobauer und schütteln keine Dividende aus. Die Gewinne werden sofort wieder investiert. Sie sind auch eine Softwarefirma und programmieren ihre Chips auch selbst. Der Vorsprung ist riesengroß und ich weiß nicht ob die deutsche Autoindustrie da mithalten kann.
Der PKW-Neuwagenmarkt befindet sich mittlerweile weltweit in einer veritablen Krise (Chipmangel, Corona, Ukraine-Krieg).
In D betrug im April 2022 das Minus 21,5 % ggü. April 2021. Vom Rückgang waren erstmals alle Antriebsarten betroffen. Auch PKW mit reinem Elektroantrieb mussten ein Minus gegenüber dem Vorjahresmonat verbuchen. Bei den Plug-In-Hybriden ist es das zweite Monat in Folge.
Auch Tesla leidet unter Corona: sein größtes Werk in Shanghai konnte 3 Wochen nicht produzieren. Und seine Portfoliolücke im Kleinwagenbereich ist schnellstens zu schliessen (lt. KBA wurden 2021 über 40 % der E-PKW-Neuzulassungen in D in den Klassen Minis, z.B. Fiat 500 und Kleinwagen, z.B. BMW i3 geführt).
@Ernst Gruber
@Peter Hager
warum springt ihr sofort auf den Hinweis auf die Autoindustrie so an?
Ja, wie Wahr! Feldherr Söder muß leider aufpassen, daß Freund Musk Ihm nicht noch ein Angebot unterbreitet, die Energieversorgung in Bayern aus den 70gern herraus zu führen und entsprechend ordentlich durch zu strukturieren!!!
Hallo Thomas. Die Autoindustrie und ihre Zulieferer haben sehr viel mit dem Wohlstand in unserem Land zu tun. Bisher hat das alles nach deutschem
Strickmuster wunderbar funktioniert und die hohen Gewinne gibt es jetzt immer noch. Aber nur die Masse hat eine einigermaßen hohe Marge gebracht. So wurden zwischen fünf und 8% Gewinn erwirtschaftet. Tesla hat den Autobau neu erfunden und generiert Marschen von über 20%. Sie müssen keine Produktionsanlagen umbauen und bauen nur E-Autos in wenigen Variationen in immer mehr Fabriken und mit jeder neuen Anlage werden die Produktionsprozesse auch immer wieder verbessert. Auch einen Kleinwagen wie Peter Hager in fordert wird Tesla nicht so schnell bauen, da sich die teuren Fahrzeuge verkaufen wie geschnitten Brot. Das nächste große Ziel von Tesla ist ein elektrischer LKW mit 800 km Reichweite, der wegen Akku Knappheiten wohl erst nächstes Jahr kommt. Jeder Entscheidungsträger in Deutschland muss den Wandel jetzt schnell mitgestalten, denn alle Unternehmen brauchen günstigen grünen Strom. Das Zaudern der Politik muss ein Ende haben.
@ Peter Hager. Sie haben Recht mit ihrer Aufstellung, den Baden-Württemberg tut noch viel weniger für die erneuerbaren Energien als Bayern, obwohl sie einen grünen Ministerpräsident haben. Das große Manko aber ist, dass die grüne Energie zu 65 % aus PV kommt. Im Winter ist die Lücke noch viel zu groß.
Leider tut BaWü viel zu wenig! Insbesondere Herr Kretschmann ist zu sehr mit der Wahrung der Automobilhersteller-Interessen beschäftigt. Ich weiß nicht was an dem Mann noch grün ist. Konkrete Umsetzungen gibt es eher regional und vor allem kommunal. Schade.