Ohne Batteriespeicher ist eine sichere Stromversorgung mit 100 Prozent erneuerbarer Energie nicht möglich. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat in er Szenarienrechnung ermittelt, dass Deutschland bis 2030 etwa 100 Gigawattstunden und bis 2045 rund 180 Gigawattstunden elektrischer Speicherkapazität benötigt. Wenn Batteriespeicher an ehemaligen Standorten von fossilen oder atomaren Kraftwerken installiert werden, kann der jetzt veröffentlichten ISE-Kurzstudie „Batteriespeicher an ehemaligen Kraftwerksstandorten“ zufolge bis zu 65 Prozent der Anschlussleistung des bis 2030 in Deutschland benötigten Speicherbedarfs gedeckt werden.
Ein Vorteil der ehemaligen Kraftwerksstandorte ist, dass die dort vorhandene Anschlussleistung an das Stromnetz weiter genutzt werden kann, so Bernhard Wille-Haussmann, Gruppenleiter Netzbetrieb und Netzplanung des Fraunhofer ISE. „Weitere Vorteile sind die bereits für die Energiewirtschaft gesicherten und akzeptierten Flächen, die vorhandene hochwertige Infrastruktur und das Fachpersonal. Zudem könnte man für den Abriss geplante Kosten einsparen oder umwidmen.“
„Allein die AKW-Standorte mit ihrer Gesamt-Anschlussleistung von 26,8 Gigawatt könnten bis zu einem Viertel der für die Energiewende bis 2030 benötigten Anschlussleistung für Batterien bereitstellen“, so Wille-Haussmann weiter. Betrachte man die verfügbare Fläche, könnten rund die Hälfte der benötigten 100 Gigawattstunden Speicherkapazität an diesen Standorten platziert werden. Nehme man die Steinkohle- und Braunkohlekraftwerke hinzu, erhöhe sich die Anschlussleistung auf 67,6 Gigawatt, was 65 Prozent des bis 2030 benötigten Speicherbedarfs entspreche.
In der Studie wurde für jede der zehn definierten Regionen, die sich an deutschen Bundesländern orientieren, der Bedarf an stationären Großbatteriespeichern ermittelt und der Anschlussleistung der Kraftwerke gegenübergestellt. In Baden-Württemberg beispielsweise steht demnach 10,2 Gigawatt Anschlussleistung zur Verfügung, damit könnten alle für 2030 berechneten stationären Batteriespeicher – 8,7 Gigawatt – angeschlossen werden. In Nordrhein-Westfalen stehe mit 16 Gigawatt an jetzigen Kohlekraftwerksstandorten fast die doppelte Anschlussleistung der benötigten Speicher (9,4 Gigawatt) zur Verfügung. Es gebe jedoch auch Regionen mit einem ungünstigen Verhältnis, etwa Sachsen-Anhalt-Thüringen mit 1,1 Gigawatt leistung bei einem Speicherbedarf von 7,6 Gigawatt.
In der Studie modellierte das Fraunhofer ISE auch die zukünftigen Lastkurven in den zehn deutschen Regionen und berechnete die Auslastung der Stromleitungen zwischen den Regionen im Jahr 2030. Dabei wurde der Netzausbau entsprechend dem Netzentwicklungsplan einbezogen. Besonders zwischen dem von Windstrom dominierten Norden und dem Photovoltaik-lastigen Süden sowie zwischen Osten und Westen sind danach Überlastungen der Leitungen zu erwarten. Eine Nutzung der bereits vorhandenen Anschlussleistungen der konventionellen Kraftwerke für Großspeicher könne zum einen dem zunehmenden Tag-Nacht-Ausgleich für Solarenergie dienen als auch den Netzausbau reduzieren.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Oh, da muss ich ja mal ein wenig ironisch werden: Wer hätte das gedacht, dass Großspeicher dahin sollten, wo die Infrastruktur schon vorhanden ist.
Hoffentlich findet das Fraunhofer ISE auch bald raus, dass für die Dampferzeugung ja Wasser benötigt wird, das in den genannten Kraftwerken auch schon da ist – und dass neben den Batterien auch Elektrolyseure betrieben werden könnten…
Und dass E-Autos mit V2G und vielen AC-Ladesäulen auch alle wie ein Balkonkraftwerk kleine Leistungen an vielen Straßenlaternen aufnehmen oder einspeisen könnten, während sie 22 Stunden am Tag parken.
Jetzt nur nicht übermütig werden: Heimspeicher könnten netzdienlich eingesetzt werden. Das würde in jedem Haushalt funktionieren: nach dem Vorbild von Balkonkraftwerken – viele kleine Batterien mit kleinen Leistungen laden wenn viel Strom da ist, speisen ein wenn wenig Strom da ist.
Ironie Off: So sollten wir das machen:
– Alte Kraftwerke zu neuen Speichern umrüsten
– E-Autos an vielen Parkplätzen langsam laden und einspeisen lassen
– Plug-In Heimspeicher
– flexible Strompreise
– und Wärmepumpen und smarte Hausgeräte nicht vergessen
Schnell.
Warum nicht auch kleine preiswerte Gasturbinen da mit hineinpacken?
… so wären die Turbinen kostengünstig in ein Speicherkonzept integriert und wir haben eine gesicherte Versorgung bzw. ein Backup im System.
Und warum nicht so ein Speicherkraftwerk als Pool für alle dezentralen Erzeuger und Verbraucher in regionaler Nähe konzipieren?
… alle Überschüsse sowie Strom aus Hausspeicher und demnächst aus bidirektionalen E-Autos gehen da physisch und digital hinein und werden preisdynamisch mit In-und Output gemanaged.
Sind in den 100 GWh bis 2030 auch schon die 37,7 GWh an vorhandenen Pumpspeicherkraftwerken inbegriffen?
Oder bedeutet es das wir 100 GWh zusätzlich brauchen?
Das geht irgendwie nicht aus dem Text hervor, wäre aber eine wichtige Info.
E Akkus sind und bleiben Kurzzeitspeicher für maximal 24 Stunden. Für alles andere brauchen wir andere Speichermedien. Die billigste und beste Energieerzeugung ist Wind in Verbindung mit PV. Damit lässt sich im großen Stil und mit hohem Ausbau fast der gesamte Verbrauch realisieren. Wir brauchen auch synthetisches Gas und Wasserstoff um eine sichere Frequenz im Netz zu haben. Mit vorhandenen Strukturen kann man sehr schnell von fossilen auf erneuerbare Energien umsteigen. Ob wir 100 GWh oder mehr brauchen ist sicherlich einen Blick in die Glaskugel wert. Die Frage ist dann wie viel Abwärme können wir nutzen und wie viel Strom brauchen wir für alle Sektoren. Wir sollten nicht zu viele Thesen aufstellen, sondern jetzt schnell handeln und dann wieder rechnen. Dann kann man schon etwas genaueres sagen.
Alte Kraftwerksstandorte mögen auf den ersten und zweiten Blick als mögliche Energiespeicher interessant sein. Ob das unbedingt Batteriespeicher sein müssen? Für den dritten Blick fällt mir ein, dass die Königsdisziplin der Energiewende die Nutzung von Abwärme sein wird. Die Nutzung der Abwärme ist schon heute an den alten Kraftwerksstandorten ein Problem, weil diese zu weit weg von den Wärmesenken liegen. Darum bin ich prinzipiell gegen zentrale Lösungen, wie sie mit alten Kraftwerksstandorten möglich sind. Wenn die Energie dezentral erzeugt wird, dann bitte auch dezentral speichern. Am besten in Händen der Stadt-Kommunalwerke, die gemein(de)wohl-orientiert die Abwärme – die bei jeder Energieumwandlung anfällt – in Wärmenetzen verwenden könnten. Dann wird die Speicherung effizienter, als ohne Abwärmenutzung und die Wertschöpfung bliebe in der Gemeinde/Stadt und nicht in alten Großkraftwerkskreisen.
Super Beitrag mit toller Erkenntnis! Nichts für ungut!
Standorte von ehemaligen Kraftwerken weisen offensichtlich eine ausreichende Infrastuktur für die Installationen von netzdienlichen Speichern aus. Welch eine Erleuchtung.
Die Expertiese hätte ich auch schreiben können.
Wie alt sind die jeweiligen Schaltanlagen?
Wie verschachtelt sind die räumlichen Gegebenheiten?
Werden die neusten Vorgaben für E-Installation eingehalten?
Sind die vorhandenen Trafo-Alagen effizient genug?
Welche Handy-Caps werden an den jeweiligen Standorte akzeptiert werden müssen?
All die Fragen sind aus dem Artikel leider nicht zu entnehmen.
Angesichts des Themas des Stromnetzes und notwendige Speicherung mache ich mir mittlerweile schon Sorgen, ob das so gut gehen wird, mit der Energiewende in dieser Art der Projekt-Steuerung..
Keinerlei Beitag von VDI,TÜV oder anderen??? Welche Organisation hat den Hut auf?
Wo bleibt die Wissenschaft, wo sind die Unis, die alle diesen Prozess der Überleitung in die Welt der Erneuerbaren Energieen fachlich und umtriebig begleiten sollten? Wo ist die Netzargentur mit ihrer eindeutigen und hoheitlichen Aufgabenstellung, die bislang nicht außer Kraft gesetzt wurde?
Bitte nicht mißverstehen:
Die BRD wird wesentliche Kapazität der restlichen AKWs zum Jahreswechsel 2022 abschalten,
wird die bislang vorgesehen Gas-Kraftwerke nicht uneingeschränkt und beliebig einsetzen können,
ruft zur Installation von strombasierten WP zur Gebäudeheizung auf und
forciert verstärkt den Schwenk zu E-Mobility im Bereich des Fahrzeug und Güterverkehrs.
All diese Maßnahmen werden zur weiteren Steigerung des Stromverbrauches führen, ohne die Besonderheiten von Industrieunternehmen zu betrachten, die bislang ausschließlich von Gas-Energie versorgt wurden. – Stahl-, Glas-Industrie…..
Für die Stromversorgung wird am Ende keine politische Partei, sondern eine Organisation den Hut aufhaben und verantwortlich sein….müssen….hoffe ich.
Thomas,I schreibt: „Für die Stromversorgung wird am Ende keine politische Partei, sondern eine Organisation den Hut aufhaben und verantwortlich sein….müssen….hoffe ich.“
Wie wäre es mit einer Deutschland-Netz-Agentur, anstatt der vier Übertragungsnetzbetreiber? Die Energieversorgung ist sicherheitsrelevant und in meinen Augen eine Aufgabe, die keinen privatwirtschaftlichen Rendite- und Aktionärsinteressen dienen sollte. Dazu gehören dann auch Wärme- und Gasnetz, denn Energie ist ja mehr als Strom. Gesellschaft der Deutschland-Netz-Agentur könnten z.B. alle Stadt-Kommunalwerke sein. Unter der Regie der letzteren bitte die Energiepseicherung betreiben. Aufpasser der ganzen Infrastruktur kann und darf gerne die Bundesnetzagentur bleiben!