In Treibhausgas-Bilanzen werde meist davon ausgegangen, dass die Holzernte keine Auswirkungen auf die CO₂-Senkenleistung des Waldes hat Das hieße, die Holznutzung wäre CO₂-neutral, erklärt das Öko-Institut. Das sei ein Fehler, denn ein weniger beernteter Wald würde mehr Kohlenstoff speichern als ein intensiv bewirtschafteter. Die Wissenschaftler des Instituts haben daher am Freitag ihr Konzept des CO2-Speichersaldos vorgestellt. In Deutschland betrüge der ungefähr 600 bis 1.700 Kilogramm CO2 pro geerntetem Kubikmeter Holz. So viel mehr an Kohlenstoff hätte der Wald pro Kubikmeter Holz gebunden, wenn dieser nicht eingeschlagen worden wäre.
Laut Hannes Böttcher, Experte für Klimaschutz und Waldbewirtschaftung am Öko-Institut, könnte ein Wald, aus dem weniger Holz geerntet werde, mehr CO2 speichern. Das mache sich vor allem negativ bemerkbar, wenn das Holz in kurzfristig genutzten Produkten verwendet werde. „Bislang ignorieren CO2-Bilanzen von Holz diese Effekte jedoch vollständig“, kritisiert Böttcher. „Unser CO2-Speichersaldo schließt hier die Lücke.“
Er veranschaulicht den Effekt anhand von Beispielen: Werden Baumstämmen zu Scheitholz für den Kamin verarbeitet, besteht kein Vorteil im Vergleich zu fossilen Energieträgern, wenn der CO2-Speichersaldo eingerechnet wird, im Gegenteil, die Bilanz kann sogar schlechter ausfallen. Papier ist auch nicht viel besser, da es meist nur kurzfristig genutzt wird. Anders ist das bei Konstruktionsholz für den Bau. Das spare bis zu 76 Prozent Treibhausgase ein.
Es können aber auch nur 22 Prozent sein. Viel hängt davon ab, wie Forstwirte ihren Wald bewirtschaften. Ernten sie Holz in einem jungen, gesunden Wald ist die Bilanz deutlich schlechter als in einem alten, möglicherweise geschädigten Bestand.
Grundsätzlich gilt laut Öko-Institut, dass Baumfällungen die Speicherleistung eines Waldes reduziert. Das verwundert wenig, weniger Baum bedeutet weniger Speicher. Naturnahe und extensive Bewirtschaftung steigere jedoch die Möglichkeit eines Waldes, als CO2-Senke zu funktionieren, im Vergleich zu einer intensiven Forstwirtschaft.
Derzeit wächst nach Beobachtungen der Wissenschaftler wegen des Kriegs in der Ukraine der Druck, den Bedarf an Gas zu reduzieren. „Folglich wächst auch der Druck auf die Verwendung von Holz, das Erdgas etwa in der Wärmeerzeugung ersetzen könnte“, folgern sie.
Sie fordern, den CO2-Speichersaldo als Hinweisgeber zu nutzen. “Dadurch können gezielt Maßnahmen umgesetzt werden, wie die Förderung bestimmter Holzprodukte, die sich besonders gut eignen, CO2 zu speichern und fossile Emissionen zu verringern und gleichzeitig schonend für die Waldsenke sind“, erklären sie. (Jochen Bettzieche)
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Die Erkenntnis ist nicht ganz neu. Peter Wohlleben schrieb das schon vor einem Jahr in seinem lesenwerten Buch „Der Lange Atem der Bäume“.
Das die Nutzung von Holz nicht co2 neutral ist liegt auf der Hand, der Transport und Verarbeitung verursacht immer co2.
Mit Holz zu heizen war im Mittelalter Stand der Technik…
Im Jahre 2022 sollte klar sein das meistens Wärmepumpen die beste Wahl sind.
Holz ist auch heute noch ein perfekter Bau- und Werkstoff. Wir sollten weiterhin unsere Wälder nachhaltig bewirtschaften und den kostbaren Rohstoffe Holz sinnvoll nutzen.
Übrigens von dem gesamten co2 was auf der Welt von Pflanzen gebunden wird übernehme 80% die Algen in den Ozeanen.
Danke dafür!
Bei allen CO2-Debatten sollte man die „Lungen der Welt“ nicht vergessen. Vom Amazonas-Wald (z.B. fürs günstige Fleisch) über die Regenwälder in Süd-Ost-Asien (z.B. fürs Palmöl) und die Urwälder in Rumänien. Und nicht zuletzt in Deutschland.
Eine Förderung das Holz in größerem Stil einfach zu „verheizen“ ist evtl nicht die aller nachhaltigste Energiequelle…?
Gesunde, nachhaltig bewirtschaftete und substantielle Waldflächen sind m.E. ein gewichtiger Teil der weltweiten CO2-Betrachtung.
Schön, dass jemand nochmal genauer nachrechnet!
Die Studie und die Diskussion geht an der Wirklichkeit vorbei. Ein Beispiel wäre hier der Nationalpark Bayerischer Wald. Das ist ein sehr großes Gebiet ohne den Eingriff der Menschen. Hier sterben die Bäume einen natürlichen Tod. Dadurch entsteht ein normaler Kreislauf. Ein abgestorbener Baum zersetzt sich innerhalb von 10 bis 20 Jahren und gibt seinen CO2 Gehalt wieder ab. Ich habe sehr lange in Franken gelebt. Vor 30 Jahren gab es nur Fichte in Monokultur. Die unteren Äste waren wegen Lichtmangel abgestorben. Am Boden haben sie keine Pflanzen entwickeln können, so war alles voller Nadelstreu. Die großen Stürme waren für die Waldbauern eine Katastrophe, aber für die Natur ein Glücksgriff. Der Sturm Wiebke hat in Franken zu Bundeswehreinsätzen geführt, da unwahrscheinlich viele Bäume gefallen sind oder nur zum Teil umgestürzt sind. Dies war eine große Gefahr für die Menschen. Ab da hat man gemerkt das Mischkultur wesentlich stabiler ist. Der Wald hat sich in 30 Jahren toll erholt. Es gibt sehr viel Buschwerk mit Himbeeren und Brombeeren Farnen und Buschwindröschen. Durch die laubabwerfenden Bäume können dringt im Frühjahr sehr viel Licht auf den Boden. In einem gut bewirtschaftem
Wald werden alte Bäume zu Bauholz verarbeitet und speichern oft über Jahrhunderte CO2 im Gebäude. Dadurch wird die Erneuerung gefördert, denn auf den lichten Flächen geht wieder Samen auf und es wachsen die Bäume, welche für diese Flächen geeignet sind. In Franken haben sich so wieder Eiche, Buche und Robinie angesiedelt. Dieser Bestand ist jetzt schon bis zu 30 Jahre alt und speichert durch optimales Wachstum wieder sehr viel CO2. Zu dichte Bestände werden durch den Waldbauern ausgedünnt. Dieses Holz wird für Hackschnitzel und Pellets verwendet. Weitere Stürme haben den Fichtenbestand weiter dezimiert. Der neue Mischwald ist fast komplett schadlos geblieben. Der Wildbestand wurde reduziert und durch die Masse an neuen Bäumen kamen auch mehr ohne Verbiss durch. Auch mit dem Einzäunen von großen Flächen hatte man viel Erfolg. Die jungen Bäume haben schon wieder 10 Meter Höhe und 30 cm Durchmesser erreicht. Junge Bäume wachsen schneller als alte und ich frage mich wo mehr CO2 gespeichert wird.
Gute Antwort zum Thema! Das Öko-Institut vernachlässigt, dass die Nutzung von Holz ein Teil des natürlichen CO2-Kreislaufes ist und neuer Wald wieder CO2 aufnimt. Damit wird aber das Verbrennen von fossilen Energien vermindert und die CO2-Belastung der Atmosphäre nicht erhöht.
So, wie es hier dargestellt ist, wirkt es nicht sehr überzeugend. Beim Bauholz sollte man beispielsweise berücksichtigen, welchen anderen Baustoff (Beton?) es ersetzt. Die mit der Betonherstellung verbundenen CO2-Emissionen sind enorm.
Das UBA hat zu der Problematik schon länger festgestellt: Holz sollte nicht als reine Brennholzplantage angebaut werden, sondern so, dass – unter Berücksichtung der Forderungen des Naturschutzes – der Ertrag an Bauholz maximal ist. Nur das unvermeidliche Durchforstungs- und Abfallholz kann sinnvoll energetisch genutzt werden. Am Ende seines Lebenszyklus solle man das Bauholz aber besser energetisch verwenden, als es der Zersetzung in einer Deponie zu überlassen.
Insgesamt finde ich die Studie hier nicht überzeugend, weil sich ein Großteil des CO2, das von Wäldern gebunden wird, in einem permanenten Kreislauf befindet. Wenn es nicht vom Mensch zur Befriedigung seines Energiebedarfs verwendet wird, sorgt die Natur durch Zersetzung für die Rückführung in den Kreislauf, vielleicht etwas verzögert, aber die Zwischenspeichermasse ist doch sehr begrenzt. Dauerhafte natürliche CO2-Speicher sind vor allem Moore und der Meeresgrund. In Mooren bilden sich neue Kohlevorkommen, am Meeresgrund neue Erdöl- und Erdgasvorkommen. Und das überall auf der Welt, auch in dünn besiedelten Gegenden, bzw. den Weltmeeren. Es ist ja auch klar, dass der Negativeffekt der Nutzung der fossilen Brennstoffe auf Dauer nur dadurch rückgängig gemacht werden kann, dass sich wieder neue Lagerstätten bilden. Die meisten Menschen machen sich wahrscheinlich gar nicht klar, welche Massen an fossilen Brennstoffen bei uns täglich immer noch umgesetz werden. Da ist die mögliche Speichermasse in unseren Wäldern ein winziger Klacks dagegen.
Im dicht besiedelten Westeuropa hat Holz als Energieträger den Vorteil, dass es mit kurzen Transportwegen ein heimischer Energieträger ist. Das Potential ist allerdings begrenzt. Einen großen Beitrag wird es nicht zu unserem Energieproblem leisten. Nach meinem Eindruck ist es für die Landbevölkerung eine nette Ergänzung, in Städten wird eher weniger mit Holz geheizt, weil bei der Siedlungsdichte dort der negative Einfluß auf die Luftqualität zu schwer wiegt. Der Landbevölkerung, die aufgrund der dünnen Besiedelung schon mit erheblichen Schwierigkeiten kämpft, braucht man aber nicht ein schlechtes Gewissen machen, wenn sie daraus mit der energetischen Holznutzung auch mal einen kleinen Vorteil realisieren kann.
Es wird immer behauptet, der Wald würde das CO2 dauerhaft speichern, aber in Wirklichkeit verrottet Holz und erzeugt dabei Methan -das bekanntlich klimaschädlicher ist. Und wer glaubt, dass die Wärmepumpe das optimale ist, vergisst, dass diese Heizung dann am meisten Strom braucht wenn wir am wenigsten haben und sowieso am meisten brauchen. Zu den Abgasen: Der Mensch ist seit zigtausend Generationen mit diesen Abgasen vertraut und deshalb weniger belastet, als die Versuchstiere, an denen man die Schädlichkeit der Holzabgase nachwiesen hat. Ich bin kein Mediziner aber ein Waldbauer.
Franze, ich werte das mal als Zustimmung. Allerdings kann ich die generelle Ablehnung der Wärmepumpe nicht teilen: Gerade auf dem Land mit vielen Einfamilienhäusern und größeren Abständen zwischen den Häusern, so dass Nahwärmenetze teuer und ineffizient werden, ist die Wärmepumpe eine gute Lösung. Der Strom kommt dann allerdings nicht aus PV sondern vor allem aus Wind, von dem es im Winter viel gibt. Die Wärmepumpen sollten allerdings im Verbund mit größeren Wärmespeichern installiert werden, so dass sie bei viel Windstromangebot etwas auf Vorrat arbeiten können, aus dem sie dann, zumindest zum Teil, leben, wenn das Windangebot für ein paar Tage gering ist. In dichter besiedelten Gebieten sind Nah- und Fernwärmenetze, die Abwärmequellen aus der Wärmekraftkopplung, größere Speicher und Solarwärme verbinden, die bessere Lösung. In flächensparenden Neubaugebieten auf dem Land sollte man auch solche Lösungen anstreben.
Nichts ist ganz schlecht und auch nichts uneingeschränkt gut. Auf die richtige Mischung wird es in Zukunft ankommen.
So ist das auch mit dem Holz: Wo der eine sich freut, seinen Brennstoff aus dem benachbarten Wald zu bekommen statt von Putin oder irgendwelchen Emiren abzuhängen, da möchte der andere abends in ein geheiztes Haus kommen, und nicht Holz besorgen, stapeln, Feuer machen, regelmäßig etwas nachlegen und schließlich die Asche entsorgen.
Für den Waldbauern hat die Brennholzproduktion nochmal ihre ganz eigenen Vorteile: Neben der eigenen Unabhängigkeit von fossilen Lieferanten, stellt das Brennholzgeschäft eine schön stetige Einnahmequelle dar auf einem Markt, auf dem die Preise nicht so schwankungsanfällig sind wie beim Bauholz. Aber diese Graswurzelperspektive ist hier nicht gefragt. Hier geht es darum, wie die Rahmenbedingungen aussehen müssen, damit sich der richtige Mix der Energieträger und -verbraucher einstellt.
Die Kopplung von Nah/Fernwärme mit Wasser/Wasser Wärmepumpen in den Häusern finde ich sehr interessant. Damit hat man einen COP der über der Grundwasser WP liegt, und die regionalen Speicher könnten bei Windüberschuss mit Grundwasser/Tiefenbohrung Wärmepumpen aufgeladen werden. Das Wärmenetz könnte dann mit sehr viel niedrigeren Temperaturen betrieben werden. So umgeht man das Ineffizienzproblem von WP’s bei normal benötigten >60°C für Nahwärme.
Selbstversuch:
Lagerfeuer machen mit ca. 3 kg Holz.
Parallel dazu: Baum beim Wachsen beobachten.
Was geht schneller: das Wachsen oder das Verbrennen?
Korrekt, es kommt auf den Multiplikator an. Ich kann es nicht 100% sicher sagen, aber wenn ich so die Waldraten global betrachtet, so der letzten 50 Jahre… Ich glaube der Multiplikator ist nicht gerade „pro Baum“. Jemand anderer Meinung?
Es ist völlig absurd, Holz als nachhaltige grüne CO2 neutrale Energiequelle zu betrachten. Mit exakt demgleichen Argument könnte man Öl und Kohle ebenfalls als grün betrachten. Der Nutzungsfaktor ist einfach zu dramatisch, auch wenn lokale Einzelbeispiele das anders darstellen mögen.
Ich rede hier explizit vom Verbrennen des Materials. Andere Nutzungsformen, deren Lebenszeit eher in Richtung Lebenszeit des Baumes gehen, sind durchaus sinnvoll, wenn, ja wenn denn auch immer und ausnahmslos nachgepflanzt wird und niemals eine unkompensierte Übernutzung stattfindet.
Wie gesagt: die Waldnutzung sieht insgesamt gar nicht gut aus. Und Probleme wie Waldsterben durch andere Faktoren nicht einmal ansatzweise berührt.
Irland, England, Italien, Griechenland…. Holzwirtschaft ist immer eine Frage des Zeithorizonts. Und mit Zeithorizonten größer als 4 Jahre haben wir so unsere Probleme.
Vor 50 Jahren war Sumatra noch eine bewaldete Insel. Schauen Sie heute mal. DAS ist hier das globale Zeitproblem des Holzes. Wir sind als Spezies völlig unfähig damit zu wirtschaften. Ich kann nicht immer ein einzelnes kleines Beispiel als Leuchtturm darstellen, wenn der globale Rahmen derart gespannt ist.
Es sollte eigentlich nichts mehr unverstromt einfach so zur Wärmeerzeugung verbrannt werden. Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß.
Dann entwickel doch mal nen zuverlässigen Pelletofen mit Stirlingmotor.
Hochmoor im Wald einrichten, damit lässt sich der Rest vom Nutzholz über Jahrtausende der Zersetzung zu CO2 entziehen.
Man baggert im Wald einen Graben z.B. 6 m tief und 12m breit und dichtet sie gegen den Untergrund mit wasserundurchlässigen Tonboden ab. Auch mittels einer starken Folie ist die Wasserundurchlässigkeit zu erreichen. Dieser Graben kann entsprechend dem Aufkommen von Abfallholz verfüllt und verlängert werden. Entsprechend der Füllhöhe ist es mit Wasser zu fluten. Es wird sich ein saures Milieu wie in einem Flachmoor ausbilden.
Franti
Wie viel Löcher wollen Sie denn in Deutschland graben? Der Nutzen ist wohl hier viel kleiner als der Aufwand. Zuerst Teichfolie aus Rohöl, riesige Radlader welche den Boden verdichten und viel Diesel verbrennen und das für 100 Quadratmeter Moor. Moore kann man viel leichter renaturalisieren. Es gehören nicht nur Flächen für PV und Wind auf Kosten unserer bisherigen Landwirtschaft herausgenommen, sondern auch trockengelegte Moore für den Futteranbau gehören wieder zurückgebaut. Wir müssen die Fleischproduktion um 50% zurückfahren. Dazu muss das Fleisch auch teurer werden. 19 % Mehrwertsteuer sind da nur ein Anfang. Vor 50 Jahren gab es auch nur einmal in der Woche Fleisch und von Vegetariern hat keiner gesprochen. Den Bauern einen Lohn als Naturschützer zu geben ist wesentlich billiger als diese Überschussproduktion, wobei Kleinbauern nicht überleben können.