Die Nachfrage ist da, ebenso das Know-how und auch die grundsätzliche Bereitschaft zur Investition – was muss also passieren, dass die heimischen Produktionskapazitäten für Photovoltaik, On- und Offshore-Windenergie sowie für Stromnetz-Komponenten tatsächlich ausgebaut werden? Das hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) jetzt bei einem Roundtable mit Vertretern von Verbänden, von Unternehmen und von Fraunhofer-Gesellschaften diskutiert.
Habeck erklärte nach dem Treffen, dass die Industrie vor allem Investitionssicherheit eingefordert habe. Das bedeute den Auftrag an die Politik, eine langfristige Nachfrage zu schaffen. „Gigawatt-Fabriken baut man nicht mit einem Horizont von zwei oder drei Jahren, sondern nur dann, wenn sicher ist, dass der Prozess danach weitergeht“, so Habeck. Es sei Pflicht der Politik, hier die nötigen Grundlagen zu schaffen. Der Bundeswirtschaftsminister will den Aufbau der Kapazitäten zudem mit Bürgschaften oder Kreditlinien unterstützen. Subventionen habe die Industrie nicht verlangt, betonte Habeck.
Darüber hinaus hat die Runde zahlreiche Detailfragen besprochen – die Möglichkeit europäischer Ausschreibungen zum Beispiel, Zollfragen oder Instrumente, den Nachschub von Materialien und Komponenten zu gewährleisten. Habeck verwies hier darauf, dass das Bundeswirtschaftsministerium bereits eine Arbeitsgruppe eingerichtet hat, die angesichts des Ukraine-Kriegs kurzfristig Rohstoffe für die gesamte Industrie sichert. Die Erneuerbaren-Branche brauche hingegen eine langfristige Perspektive. Diese Ansätze könnte man aber zusammenführen, so Habeck.
Auf dem Treffen wurde dem Minister zufolge auch diskutiert, ein Netzwerk von Produzenten und Abnehmern der Erneuerbare-Technologien zu schaffen, um Abnahmegarantien zu bekommen. Das Bundeswirtschaftsministerium würde das bei Bedarf unterstützen.
Der Aufbau von Produktionskapazitäten für die Wasserstoff-Wirtschaft war nicht Gegenstand des Roundtables. Hier ist das Ministerium an anderer Stelle mit den Unternehmen in Gespräch, so Habeck.
BEE fordert deutsche und europäische Industriestrategie für die Erneuerbaren
Die neuen Zubauziele aus dem EEG-Osterpaket lassen sich nur realisieren, wenn der Heimatmarkt der Erneuerbaren-Energien-Technologien durch entsprechende Rahmenbedingungen wieder gestärkt wird, betont der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE). „Das Abwandern von Produktionskapazitäten und damit auch Arbeitsplätzen und technischem Know-how aus Deutschland und Europa muss ein Ende haben“, fordert BEE-Präsidentin Simone Peter Die Produktion in Europa sei dann attraktiv, wenn die hier produzierten Anlagen auch Abnehmer fänden und auch wirtschaftlich zu betreiben seien. Die Branche leide aber nicht nur an Umsetzungslücken beim Klimaschutz der vergangenen Jahre, sondern auch an Hemmnissen wie gestiegenen Rohstoffkosten und gestörten Lieferketten, zum einen durch die Corona-Pandemie, zum anderen durch den russischen Krieg gegen die Ukraine.
„Es braucht dringend den Aufbau einer deutschen und auch europäischen Industriestrategie für die Erneuerbaren Energien, die eng mit gesetzgeberischen Weichenstellungen des Ermöglichens statt des Deckelns für alle Akteure – Prosumer wie Industrie –, für alle Erneuerbaren Technologien und für alle Sektoren verbunden ist. Nur unter Ausnutzung des gesamten Erneuerbaren-Energien-Mixes können wir uns vor einer neuen Art der Importabhängigkeit im Energiesektor schützen“, so Peter. Darüber hinaus müssten für den Zubau der Erneuerbaren dringend die benötigten Flächen bereitgestellt werden. Diese Lücke im Osterpaket sei ebenso wie der Abbau bürokratischer Hindernisse, damit Genehmigungen schneller erfolgen können, spätestens mit dem Sommerpaket zu schließen. Auch Genehmigungen für die nötigen Sondertransporte müssten schneller und einfacher verfügbar sein.
„Die Initiativen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zeigen, dass diese Problematik erkannt wurde und entschlossen angegangen wird. Das begrüßen wir aus Branchensicht ausdrücklich“, erklärt Peter.
Anmerkung der Redaktion: Wir haben den Beitrag am 11. April um 16 Uhr um das BEE-Statement ergänzt.
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Die Industrie braucht keine Subventionen. Die haben genug Geld. Aber wichtig wäre sehr viel Geld und Kredite für klamme Gemeinden und Landkreise. Deshalb gehören Wind- und Solarparks auf Gemeindegrund, damit der Ertrag vor Ort bleibt und die Bürger können die Anlagen auch mittragen. Die Industrie muss bei der Modul Produktion viel schneller wachsen. Meyer Burger hat jetzt in 3 Jahren 0,7 GW in Deutschland aufgebaut und will nächstes Jahr 1,5 GW erreichen. Um mehr zu erreichen müssten Investoren einsteigen, welche nur auf Profit aus sind. Warum kann die KfW hier nicht eine Milliarde bereitstellen? Jinkosolar in China baut 60 GW pro Jahr. Bis nächstes Jahr wollen sie auf 120 GW verdoppeln. So sieht Zuwachs aus.
@Gruber. Meyer Burger hat vor 2 Jahren den Entscheid gefällt, selber Zellen und Module zu produzieren. Standorte bestimmt, Liegenschaften gekauft oder gemietet, Böden und Räume aktualisiert und mit selber entwickelten und gebauten Produtionslinien bestückt. Dann war ja Corona. Geschlossene Betriebe und Häfen in China erschwerten benötigte Lieferungen für Montage und Produktion. Im Winter 21 war offenbar die halbe Belegschaft in Quarantäne. etc,etc. Nicht der einfachste Start.
Dazu noch Nachwehen von zuvielen Bremsjahren durch die GROKO. Aktuell wird, wenn ich das richtig verstehe, die Produktion eher noch gehemmt durch den beschleunigten Ausbau von Kapazitäten.
Nebst den Beschaffungsschwierigkeiten von Rohmaterialien, welche in EU dummerweise nicht mehr produziert werden, hat Meyer Burger den vielleicht grossen Vorteil, dass sie ihr Equipment selber entwickeln und bauen. Das kann für einen schnellen Ausbau von Kapazitäten ein entscheidender Vorteil sein. Daher sehe ich die Zukunft von MB rosig, den Tagesgang fordernd. Die Börse sieht das ähnlich. Viel Verunsicherung hindert die Fantasie. Die Aktie verhällt sich entsprechend..
Ja das liebe Geld. Es ist nie genug da. Aber Mal kurz nachgedacht. Geld ist nichts anderes Arbeitskraft, wenn diese Arbeitskraft in der Gesellschaft nicht frei ist, gibt’s Inflation. D.h. unendlich viel Geld ins System zu werfen ist wenig hilfreich, dosierte Mengen über lange Zeiträume dagegen schon. Wenn die Regierung nicht nur eine Einspeisevergütung für 20+ Jahre und besser noch 50+ Jahre austüfftelt, denn Solarmodule halten mehr als 20 Jahre und wir wollen ja Nachhaltigkeit, dann müssen auch Investitionen bzw Rahmenrichtlinien für 20+ Jahre gestaltet werden, das ist doch genau das was die Industrie verlangt. Kein Hexenwerk. Doch dabei fordert der Vorkommentator zurecht das kleine Bürger und Kommunen als Eigentümer und Betreiber beteiligt werden. Denn sonst beschleunigen wir nur den Kapitalismus und Oligarchen. Und wir sehen ja Richtung USA und Russland wohin es führt. Praktisch aber unbequem. Jede Dachfläche ob neu gebaut, saniert oder im Bestand sollte so weit es geht mit PV belegt werden. Leider hat habeck nur noch die großen Freiflächen im Blick. Ja ohne geht es nicht aber nicht auf Kosten jeden weiteren kleinen Ausbaus. Deckel dauerhaft weg und KfW für 1% für jeden bei 100% Rahmenkredit für jede Nachhaltige Maßnahme. Der Staat bekommt sein Geld zurück und die Bürger können die Menschheit retten. P.s. 1% für alle. Auch alle Bürger im Ausland. Gebt 50/50. Für jeden vergebenen Kredit im Inland gleiche Summe ins Ausland an kleine Bürger und Kommunen.
Meine Worte, @Wachtel! Genauso wie sie es beschreiben. Es wäre so einfach. Aber erinnern wir uns noch an Altmaier, Gabriel, Zypries? Auch DE hat seine Oligarchen, welche mit den so leicht beeinflussbaren Ministern am Mittagstisch hocken. Und diese Profiteure geben ihre Pfründe nicht einfach so her! Sie flüstern, drohen, malen schwarze Wolken..
Bei allem Unglück muss Habeck die Gunst der Stunde nutzen. Ich bin zuversichtlich. Und ich habe Kommunen, welche ihre Energieversorgung in die eigenen Hände nehmen schon länger bewundert.
Ein Zukunftsmodell! Es gibt den Bürgern eine völlig neue Sicht der Dinge.
Christian Tschudi schreibt.
Auch DE hat seine Oligarchen, welche mit den so leicht beeinflussbaren Ministern am Mittagstisch hocken. Und diese Profiteure geben ihre Pfründe nicht einfach so her! Sie flüstern, drohen, malen schwarze Wolken..
@ Christian Tschudi
Und gerade in der Strombranche haben die es besonders leicht, mit der Trumpfkarte „Blackout“ in der Hinterhand.
@ Christian Tschudi. Ich verfolge Meyer Burger sehr genau. Dieses Unternehmen stand kurz vor der Pleite, da sie nur Maschinen für die Produktion verkauft haben. Jetzt bleibt das Know-how in der Firma und die Entwicklung der Produkte geht massiv weiter. Dadurch haben Sie auch einen großen Vorteil gegen die weltweite Konkurrenz. Ihre Module sind zwar sehr gut, aber noch relativ teuer, da die Skalierung noch fehlt. Die Länder Sachsen und Sachsen-Anhalt haben beim Aufbau massiv geholfen. Aber für so eine Produktion braucht es sehr viel Geld und Investoren haben große Ansprüche. Jetzt wird wohl solchen Unternehmen laut Herrn Habeck mit günstigen Krediten geholfen um schneller hoch zu skalieren. Meyer Burger wollte letztes Jahr 700 MW Wafer und Module produzieren. Durch die von Ihnen genannten Probleme wurden aber nur 300 MW gebaut. Bis Ende diesen Jahres sollen es 1,5 Gigawatt werden. Auch in Amerika wird ein neues Werk gebaut. Jinkosolar in China verdoppelt seine Produktion innerhalb von zwei Jahren von 60 auf 120 GW. Da sieht man mal was wir in Deutschland brauchen. Der Staat muss helfen, damit dann in zwei Jahren auch 20 GB gebaut werden um uns ein wenig unabhängiger zu machen. Die Aktie schwankt seit einem Jahr zwischen 30 und 50 Rappen und ist somit noch ein Penny Stock. So schlimm der Ukraine Krieg aus ist für die Energiewende ist er von großem Vorteil. Jetzt müssen wir handeln und die Lobbyisten werden nicht mehr gehört werden. Die großen Vier in Deutschland investieren viele Milliarden in die Energiewende um weiter Big Player zu bleiben. Die Bürger sollten auf die Straße gehen um für Sonne- und Windenergie am Rande ihrer Gemeinde zu werben und nicht um nur dagegen zu sein. Jede Gemeinde und jede Stadt kann technisch zu 100 % autark werden, der Staat muss nur mit kostenlosen Krediten helfen. Die Rückzahlung erfolgt über die Erzeugung. So kann es bei genug Energie auch wieder Preise von 20 Cent pro kWh kommen. Dann kassieren nicht die Konzerne sondern die Bürger und ihre Gemeinde und das über Jahrzehnte. Aber auch hier sitzen die Bremsen noch ziemlich fest.