Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE sieht großes Potenzial in der Agri-Photovoltaik: Mit rund vier Prozent der deutschen Agrarflächen und darauf hoch aufgeständerten Modulen könnten rechnerisch circa 500 Terawattstunden Strom erzeugt werden. Das entspricht etwa 90 Prozent des heutigen Strombedarfs in Deutschland. Die Stromgestehungskosten beziffern die Fraunhofer-Forscher auf sechs bis elf Cent pro Kilowattstunde. Damit sei die Agri-Photovoltaik heute durchaus konkurrenzfähig mit anderen Stromerzeugungstechnologien.
Der Leitfaden beschreibt die internationale Entwicklung der noch jungen Technologie, etwa in den USA, Frankreich oder Chile, und zeigt erfolgreiche Anwendungsbeispiele. Zugleich weist er auf Hürden für die Nutzung von Agri-PV in Deutschland hin. „Dass die Agri-Photovoltaik in die Regelausschreibungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) aufgenommen werden soll und die Flächen nicht mehr aus der EU-Agrarförderung fallen, sind wichtige Voraussetzungen für den Ausbau der Agri-Photovoltaik“, sagt Max Trommsdorff, Gruppenleiter Agri-Photovoltaik am Fraunhofer ISE. Er fordert, dass bei der Ausgestaltung der EEG-Novelle hoch aufgeständerte Anlagen in den ersten Jahren der Förderung eine realistische Chance erhalten, im Wettbewerb mit herkömmlichen Freiflächenanlagen einen Zuschlag bei den Ausschreibungen zu erhalten. „Eine Prämie von einem halben Cent pro Kilowattstunde wird dafür sicherlich nicht ausreichend sein“, meint Trommsdorff.
Die Autoren des Leitfadens kommen vom Fraunhofer ISE und vom Karlsruher Institut für Technologie KIT, von der Universität Hohenheim, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf sowie Baywa re und der Kanzlei Becker Büttner Held Rechtsanwälte (BBH). Die Publikation umfasst nun 72 Seiten, ist kostenfrei und steht online zunächst auf Deutsch zum Download bereit. Eine englische Übersetzung folgt.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat ein Vorwort zum Leitfaden beigetragen. Darin heißt es: „Kluges technisches Knowhow ist der Weg, um die Photovoltaik auszubauen, ohne der Landwirtschaft wertvolle Flächen zu entziehen. Mehr noch: Die speziellen Solaranlagen können den Betrieben neue Einkommensquellen bieten. Zum anderen erhöhen sie die Resilienz.“
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Warum wird eigentlich „Agri-PV“ immer gleichgesetzt mit hoch aufgeständerten Anlagen? Man kann Agri-PV unter Modulen betreiben, aber eben auch zwischen den Modulen. Die hoch-aufgeständerten Anlagen gibt es in Deutschland eigentlich nur als Demonstrationsprojekte, mit unfassbar großen Mengen an verbautem Stahl. Da gibt es aber auch senkrecht aufgestellte Module und Tracker-Systeme, beides in Deutschland schon kommerziell in Betrieb. Kann sich jeder einmal überlegen, was wirtschaftlicher ist und warum man wieder Extra-Förderung braucht und fordert… Schade, dass Fraunhofer ISE offenbar nicht in der Lage und willens ist, die Sache etwas differenzierter zu sehen. Am Ende wird es wieder zum Schaden der Verbraucher sein, da irgendjemand ja zahlen soll ..
Das sehe ich genauso. Die senkrecht aufgestellten Module können von beiden Seiten Strom produziert. Die Wirtschaftlikeit ist sicher besser als bei der klassischen Agri PV.
Das ist aber typisch für uns, das Problem ist nicht die technische Umsetzung sondern die Bürokratie. Bei senkrecht aufgestellten Module gibt es noch keine EU Flächenprämie für die Landwirtschaft… Die Verordnungen sehen halt keine doppelte Nutzung vor.
Die 4% Stilllegung einfach mit PV machen: jedem ist gedient, Umwelt und Naturschutz.
Hallo sehr geehrte Damen und Herren,
gerne hätte ich Ihren Leitfaden für AGRI-PV, wenn möglich dreifach, da ich mit einem Ladwirt ein größeres Feld für Doppelnutzung einrichten will. Kann ich ihn überzeugen, komme ich auf Sie zurück. Ihr Leitfaden stützt meine Argumentation.
Danke und Grüße Reu
Hallo Herr Reu,
wir haben den Leitfaden extra im Artikel verlinkt. Hier aber gern nochmal der direkte Link zum Download:
https://www.ise.fraunhofer.de/de/veroeffentlichungen/studien/agri-photovoltaik-chance-fuer-landwirtschaft-und-energiewende.html
Beste Grüße,
Sandra Enkhardt