In diesen Tagen wird der 500.000. Photovoltaik-Heimspeicher in Deutschland installiert werden, wie der Bundesverband Energiespeichersysteme (BVES) bei der Veröffentlichung der Marktzahlen am Mittwoch bekanntgab. Sie verfügen über eine Kapazität von rund 4,4 Gigawattstunden und eine Gesamtleistung von 2,5 Gigawatt. Urban Windelen, Bundesgeschäftsführer BVES, kommentierte dies wie folgt: „Die 500.000 Hausspeicher sind nicht nur ein tolles Ergebnis für die Branche, sondern ein deutliches Signal, dass Energiespeicher ein essenzieller Teil des neuen, auf erneuerbaren Energie basierten Energiesystems sind und sein müssen.“
Bis zum Jahresende 2021 waren etwa 430.000 Heimspeicher installiert. Ein Marktwachstum um rund 50 Prozent gegenüber 2020. In diesem Jahr erwartet der BVES ein noch stärkeres Wachstum des Marktes – so soll sich die Zahl der installierten Photovoltaik-Heimspeicher um 67 Prozent auf dann 700.000 erhöhen. Hauptsächliche Treiber für die starke Nachfrage seien Resilienz, Autarkie und Elektromobilität. So hat sich die Zahl der installierten Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung bis 20 Kilowatt im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. In diesem Zuge werden auch die Speichersysteme größer – die durchschnittliche Kapazität der Heimspeicher stieg seit 2017 um 2 auf 8,6 Kilowattstunden.
Der Heimspeicher-Markt wird dabei von drei heimischen Anbietern angeführt. Auf Nachfrage von pv magazine erklärt der Verband, dass es sich dabei um Sonnen, Senec und E3/DC handelt. Sie haben dem BVES zufolge der Konkurrenz aus dem Ausland 2021 Marktanteile abnehmen können. Der Umsatz des Heimspeichermarktes wuchs im vergangenen Jahr dabei um 25 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro und für Wärmespeicher im Haushaltsbereich leicht auf 1,3 Milliarden Euro. Für dieses Jahr geht der BVES von ähnlichen Wachstumsraten in beiden Segmenten aus. Der Umsatz mit Photovoltaik-Heimspeichern könnte dann bei knapp 4 Milliarden Euro liegen.
Doch nicht nur bei den Heimspeichern wächst die Nachfrage. Insgesamt erhöhten sich die Umsatzerlöse der Energiespeicherbranche im vergangenen Jahr um 29 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr geht der BVES von einem Wachstum auf mindestens 10,1 Milliarden Euro aus – im besten Fall könnten es auch 11,4 Milliarden Euro werden.
Bei den Industrie- und Gewerbespeichern verzeichnete der Verband wieder ein Anziehen der Nachfrage. Der Corona-bedingte Umsatzrückgang 2020 sei mehr als kompensiert worden. Die Erlöse stiegen von 1,3 auf 1,8 Milliarden Euro. In diesem Jahr werde ein weiteres Wachstum erwartet auf rund 2 Milliarden Euro. Wasserstoff-Anwendungen für die Industrie und das Gewerbe stünden dagegen eher noch am Anfang. Damit sei 2021 ein Umsatz von 140 Millionen Euro erzielt worden. Für dieses Jahr rechnet der BVES mit 150 Millionen Euro. Ab 2023 könnte es dann einen Markthochlauf geben – gerade bei Wasserstoff-Anwendungen zwischen einem und zehn Megawatt. Hier wirkten lange Genehmigungszeiten noch hemmend.
Der Markt für Großspeicher habe 2021 wiederum von den höheren Preisen für Primärregelleistung profitiert. Die Zahl der neuen Projekte sei dennoch überschaubar, so der BVES. Erste realisierte Großspeicher aus den Innovationsausschreibungen und Netzbooster sorgten jedoch für ein weiteren Wachstum Im vergangenen Jahr wuchs der Umsatz bei großen Batteriespeichern im Jahresvergleich von 78 auf 440 Millionen Euro. Für 2022 geht der BVES von einem Rückgang der Umsatzerlöse auf 246 Millionen Euro aus.
Mit der steigenden Nachfrage, gerade bei Heimspeichern, wächst auch die Zahl der Beschäftigten in der Branche weiter. So stieg sie von 14.700 auf 16.900 im vergangenen Jahr an. In diesem Jahr könnten es dann bis zu 20.000 Beschäftigte in der Speicherbranche werden. Vor dem Hintergrund dieser Zahlen verwundert es auch wenig, dass viele Marktteilnehmer die Aussichten als sehr positiv (36 Prozent) und eher positiv (50 Prozent) einschätzen. Die negativen Einschätzungen in der BVES-Umfrage hätten sich gegenüber 2020 auf 5 Prozent halbiert. 82 Prozent der Befragten erwarten so auch ein Umsatzwachstum. Sie gaben dabei Prognosen zwischen 10 und 200 Prozent Steigerung ab. Zwei Drittel der Unternehmen planten demnach auch neue Mitarbeiter einzustellen, wobei die Suche nach Fachkräften weiter schwierig sei.
Viele der befragten Unternehmen sind dabei nicht nur in Deutschland aktiv. Etwa zwei Drittel generieren mindestens 10 Prozent ihrer Erlöse im Ausland. Der Schwerpunkt liege dabei meist auf den Märkten in Österreich, der Schweiz, Großbritannien, Spanien, Skandinavien, Frankreich, den Benelux-Ländern und Italien. Nur 25 Prozent fokussierten sich auch auf Märkte außerhalb Europas und dabei besonders auf die USA; wie die Umfrage des BVES weiter ergab.
Hohe Erwartungen gibt es derweil an die Politik. Dies bezieht sich vor allem auf eine Verbesserung des regulatorischen Rahmens, der aktuell weiterhin als eher markthemmend eingeschätzt wird. Die rasant gestiegenen Rohstoffpreise und höheren Produktionskosten wirkten sich ebenfalls negativ aus. Dabei geht es vor allem um die Sorge, die Nachfrage aus dem Markt bedienen zu können.
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„Energiespeicher bieten ein enormes Potential für eine flexible, dekarbonisierte Energieversorgung und können einen großen Beitrag zur Versorgungssicherheit liefern“, erklärte Windelen. Die vorhandenen Technologien am Markt seien schnell skalierbar und könnten damit kurzfristig die Importabhängigkeiten von insbesondere Öl und Gas deutlich reduzieren. „Umso überraschender ist es, dass die aktuelle EEG-Reform wiederum das Thema Speicher ausklammert und stattdessen die Probleme der Energieversorgung durch etwa die ungesteuerte Einspeisung erhöht und nicht reduziert“, so Windelen weiter. Er sehe dringenden Nachbesserungsbedarf, wenn es die Bundesregierung mit Klimaschutz und Versorgungssicherheit ernst meine. „Nur mit Speichern bringen wir die Energiewende voran.“
Sonnen als größter deutscher Anbieter von Photovoltaik-Heimspeicher erklärte zur Veröffentlichung der BVES-Marktzahlen: „2021 war bereits ein Rekordjahr für Sonnen und allein im ersten Quartal dieses Jahres hat die Nachfrage nach unseren Produkten noch einmal enorm angezogen.“ Das Allgäuer Unternehmen hat seine Kapazitäten enorm erweitert. „Wir produzieren an unserem Hauptsitz in Wildpoldsried seit dieser Woche erstmals auch im Zweischichtbetrieb. Damit können wir unseren Partnern weiterhin zuverlässige und überschaubare Lieferzeiten anbieten, was in solchen Zeiten besonders wichtig ist.“
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Hat eigentlich schon jemand ausgerechnet ob es ökologisch nicht sinnvoller
wäre Quartiersspeicher zu bauen statt Millionen einzelner Mini-Anlagen?
Hallo Friedrich. Die Preise für Großspeicher sind in den letzten zwei Jahren um die Hälfte gefallen. 1 kWh Speicherfähigkeit kostet ab 200 €. Beim Heimspeicher sind das 600 bis 1200 €. Auch nachhaltiger ist die große Variante auf alle Fälle, da wesentlich weniger Elektronik und Material benötigt wird. Auch der Wirkungsgrad ist hier besser. Ich hoffe das mit Habeck endlich ein Programm für die Kommunen kommt. Am Ortsrand, am besten auf Gemeindegebiet werden Windräder und Solarparks kombiniert. Ein Akku für den Bedarf in der Nacht und eine Gasproduktion bei Überschuss könnte die Gemeinde komplett autark machen. Die abfallende Wärme kann als Fernwärme genutzt werden. Die Bürger hätten günstigen Strom und die Wertschöpfung bleibt in der Gemeinde. Man braucht keine großen Stromtrassen und trotzdem kann man Gemeinden auch untereinander vernetzen.
@ Friedrich.
Ich habe schon öfter mal drüber nachgedacht, und bin zu der Überzeugung gekommen, dass mein selbst erzeugter EEG Strom in meinem Heimspeicher, im Sinne der Energiewende besser aufgehoben ist. Begründung, ich erhalte meinem Ökostrom seinen Grünen Status, und verhindere, dass er am Spotmarkt der Börse als Graustrom verramscht wird. So ist jedenfalls die gegenwärtige Gesetzeslage.
Dazu kommt, das der ursprünglichen Energiewende, die da lautet dezentrale Erzeugung, mit einer übers Land verteilten Wertschöpfung, am nächsten.
Für die physikalischen Stromflüsse ist der Verkauf an einer Börse völlig irrelevant, ein Quartierspeicher würde sowieso nichts an der Börse verkaufen. Und er ist jetzt genauso dezentral wie wenn alle Speicher noch ein paar Meter auseinander stehen
So ein Speicher würde das Quartier aber über kurz oder lang spalten, denn solange Strom im Speicher ist, ist dieser günstig, also muss ich den so schnell wie möglich verbrauchen, bevor er mir von den Nachbarn weggeschnappt wird und ich aus dem Netz zukaufen muss. Wer nicht ständig dem Wetterbericht folgt oder nicht immer Zuhause ist, wird vom Speicher nichts haben und irgendwann sich darüber ärgern, dass er ihn mitbezahlt hat.
@ Michael Schimpf. Haben Sie schon mal was von flexiblen Strompreisen gehört? Wenn der Speicher leer wird, dann ist der Strompreis teurer und die Gemeinde muss zu kaufen, oder die gespeicherte saisonale Energie anzapfen. Der Speicherstrom soll auch gar nicht verkauft werden, dafür ist er viel zu wertvoll. Überschüssigen Strom kann man veredeln und in der Gemeinde als Langzeitspeicher nutzen. Dazu gehört auch Gas und Wasserstoffproduktion. Die Bürger mit Solaranlage können die Gemeinde unterstützen, demnächst sogar mit dem Akku ihres E-Autos. Auch da wird es flexible Preise geben. Die Egoisten und Ellenbogengesellschaftler müssen durch die Energiewende verschwinden.
Michael Schrimpf schreibt.
Für die physikalischen Stromflüsse ist der Verkauf an einer Börse völlig irrelevant, ein Quartierspeicher würde sowieso nichts an der Börse verkaufen. Und er ist jetzt genauso dezentral wie wenn alle Speicher noch ein paar Meter auseinander stehen
@ Michael.
Zunächst einmal geht es bei meinen Überlegungen nicht ums „Verkaufen“ mit einem Quartierspeicher, sondern ums Speichern, mit anderen Worten ums kaufen an der Börse, um den Speicher zu füllen. Und da ist es mein Ökostrom der an der Börse zu Graustrom degradiert wird, der den Quartierspeicher füllt.
Das ist so physikalisch gar nicht möglich, da haben Sie Recht. Deshalb hat man ja auch 2010 beschlossen, dass EEG Strom nur noch „Kaufmännisch“ gehandelt wird. Die Geschäfte mit dem EEG Strom finden nur noch „Virtuell“ statt.
Siehe hier:
https://www.netztransparenz.de/portals/1/EEG-Jahresabrechnung_2018.pdf
Es zeigt einmal mehr wie sich die „Altgedienten“ die Energiewende für ihre Geschäftsmodelle zurecht geschnitten haben. Durch den nur kaufmännischen Handel des EEG Stromes, kann man den, wenn er gerade billig ist, virtuell verwendenden wo es gerade – Ertrags optimierend – passt.
Hier eine Untersuchung dazu, ab Seite 5
https://green-planet-energy.de/fileadmin/news_import/Studie_Ertragsoptimierung_von_Kraftwerken_durch_EEG-Regelungen.pdf
Der Grundstein dafür, wurde im Folgenden gelegt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Zitat:…Für die Reform wurden verschiedene Gründe genannt. Befürworter waren vor allem die liberalen Wirtschaftspolitiker der FDP sowie die großen Elektrizitätsversorgungsunternehmen mit ihren Lobbyorganisationen wie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Zitat: Ende.
Um meinen wertvollen Ökostrom nicht diesem Prozess preiszugeben, bevorzuge ich einen Heimspeicher, um möglichst viel davon vor dieser Diskreditierung zu bewahren.
Ich denke auch, dass die Quartierslösung die Bessere ist. Nur ist ja das Gebiet, wie auch die Nutzung in der Industrie mit Bedacht und Absicht mit dem EEG 2014 von Gabriel und Baake ökonomisch zugenagelt worden. Ich bin mit meinem softwarefreien BMS auch ein Opfer geworden. Es blieb ja nur die Spielwiese 10 kW und auch die wäre beinahe verhindert worden. Gabriel sprach ja von „Solidarität“. Wer sagt diesem Mann, dass er sich um seine kleine Tochter kümmern soll und wir sein Gesicht nicht mehr sehen wollen?