Solar Power Summit: Ein Terawatt Photovoltaik für Europas Energieunabhängigkeit

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Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der Diskussion um die Energieunabhängigkeit hat der europäische Solarverband Solar Power Europe auf seiner Jahresveranstaltung am Donnerstag in Brüssel Maßnahmen vorgeschlagen, mit denen sich ein Ausbau auf über eine Terawatt Photovoltaik bis 2030 erreichen lasse. Auch die Europäische Kommission will den Ausbau der Photovoltaik beschleunigen, um die Abhängigkeit von den Energieimporten aus Russland zu verringern. „Es ist ein neues Gefühl der Dringlichkeit.“, sagte Energiekommissarin Kadri Simson in der Eröffnungssession.

In dem gleichzeitig zum Gipfel veröffentlichten Strategiepapier kommt Solar Power Europe zu dem Schluss, dass schon in diesem Jahr kurzfristig 39 Gigawatt Photovoltaik zugebaut werden können, um den Ausstieg aus russischen Gaslieferungen zu unterstützen, das sind 3,7 mehr als im Vorkriegsszenario für einen schnellen Ausbau, und 9,1 Gigawatt mehr als im „Business-as-usual“-Szenario, wenn keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden. Bei den kurzfristigen Maßnahmen hat der Verband vor allem die Dachanlagen im Blick, da es bei diesen keine umständlichen Genehmigungsprozesse gebe.

Das Strategiepapier ist eine Antwort auf den öffentlichen Konsultationsprozess, den die Europäische Kommission gestartet hat und der noch bis zum 12. April geöffnet ist, um eine neue Strategie für den Photovoltaikausbau zu entwickeln. Diese soll dazu beitragen, dass im Jahr  2030 40 Porzent der Stromversorgung von erneuerbaren Energien bereitgestellt werden. Nach dem neuen Szenario von Solar Power Europe würde dieser Anteil auf 45 Prozent gesteigert werden.

 

Zubauszenarien im Vergleich, wie sie im Strategiepapier „Raising SolarAmbition for the European Union’s Energy Independence“ dargelegt sind. Darin schlägt Solar Power Europe auch Maßnahmen vor, wie das Ziel erreicht werden kann.

Grafik: Solar Power Europe

Die Stimmungsänderung in Europa betrifft nicht nur den Photovoltaikausbau, sondern auch die Produktion. Kadri Simson wiederholte dazu das bekannte Zitat von Mario Draghi zur Finanzkrise. „Wir müssen die Herstellung zurück nach Europa bringen, was auch immer es kostet“.

Die Industrieinitiative „European Solar Initiative“, die Solarpower Europe zusammen mit EIT InnoEnergy gestartet hat, will bis 2025 eine Produktionskapazität von 20 Gigawatt entlang der gesamten Wertschöpfungskette erreichen, also von der Polysilizium- über die Ingot-, Wafer- bis zur Zell- und Modulproduktion. Nach den Vorkriegsszenarien ließe sich die dann ungefähr die Hälfte des Zubaus in Europa bestreiten.

Auch Joaquim Nunes de Almeida, Direktor für Mobilität und energieintensive Industrien in der Generaldirektion DG Grow ließ auf dem Solar Summit durchblicken, dass eine Abhängigkeit von Energieimporten nicht gegen eine die Abhängigkeit bei Modulimporten getauscht werden sollte und dass die EU daher die Herstellung der Komponenten unterstützen werde.

Mit Wacker Chemie gibt es zumindest in der Polysilizium-Produktion einen Global Player aus Europa, der bereits heute das Ziel der europäischen Solarinitiative erfüllt. Der Präsident der Polysiliziumsparte Tobias Brandis wies allerdings darauf hin, dass die hohen Stromkosten eine der größten Hürden für den Aufbau der Wertschöpfungskette in Europa sei. Alleine Wacker, das auch im Bereich Halbleitersilizium zu den Großen der Welt gehört, benötige 0,8 Prozent des deutschen Stroms. In anderen Ländern wie den USA gebe es Möglichkeiten, Unternehmen beim Strompreis zu unterstützen, was in Europa nicht geschehe.

Wie die Unterstützung der Industrie aussehen kann, ist noch offen und wird heiß diskutiert, auch weil die EU-Beihilferegeln anders als in anderen Regionen der Welt der Unterstützung enge Grenzen setzt. Die Kunst besteht außerdem darin, einerseits zu unterstützen, andererseits sicherzustellen, dass die entstehenden Produktionen international wettbewerbsfähig sind und nicht nur in einem geschützten europäischen Markt. Wie es gehen kann, zeigt vielleicht das Beispiel Enel. Das Unternehmen hat bereits vom EU Innovation Fund 7,5 Millionen Euro und nun von der EU Kommission 118 Millionen Euro zugesagt bekommen, um die bestehende 200 Megawatt-Zell- und Modul-Fabrik in Sizilien bis 2024 auf 3 Gigawatt Produktionskapazität auszubauen.

Relative Einigkeit besteht darin, dass eine Renaissance der Herstellung nur mit innovativen und nachhaltigen Produkten gelingen kann, um sich gegenüber bisherigen Produkten zu differenzieren. Ein Streitpunkt könnte sein, welche Technologien als innovativ genug gelten.

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