Das beherrschende Thema auf dem „Berlin Energy Transition Dialogue 2022“, der diese Woche in der deutschen Hauptstadt stattfand, war unweigerlich der Krieg in der Ukraine. Die Veranstaltung machte zugleich deutlich, dass sich Politiker, Interessenvertreter und Analysten einig sind, dass es keinen Weg zurück zu alten Denkweisen und konventionellen Ansätzen der Energieversorgung gibt. „Wir sind nicht auf dem richtigen Weg, um den Klimawandel aufzuhalten, und wir müssen in dieser Phase sehr aggressiv vorgehen“, sagte Francesco La Camera, der Generaldirektor der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA), während der Eröffnungssitzung der Veranstaltung.
„Deutschland will in Sachen Energie völlig unabhängig von Russland werden“, sagte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). „Nationale Alleingänge werden nicht funktionieren. Wir brauchen ein gemeinsames europäisches Vorgehen, damit Europa der erste Kontinent der Welt werden kann, der klimaneutral wird.“ Der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, erklärte auf der Veranstaltung, dass es einer gemeinsamen europäischen Anstrengung bedürfe, um die Energieabhängigkeit von Russland zu verringern. Allerdings räumte er ein, dass dies nicht leicht zu erreichen sein werde, da die Haushalte und Unternehmen in Deutschland in naher Zukunft mit hohen Kosten konfrontiert werden könnten. „Wir müssen die erneuerbaren Energien ausbauen und die Produktion erneuerbarer Energien nach Europa zurückholen, auch wenn dies teurer ist“, sagte er. „Wir müssen den Wohlstand sichern und gleichzeitig den Frieden bewahren.
In einem kurzen Gespräch mit pv magazine nach der Eröffnungssitzung betonte La Camera die zentrale Bedeutung des grünen Wasserstoffs in der langen Übergangsphase, die wir in den kommenden Jahren wahrscheinlich erleben werden. „Wenn wir mit den Wasserstoffherstellern sprechen, sagen sie alle, dass sie bereit sind, aber die Nachfrage noch zu gering ist“, sagte er. „Das Problem ist, dass große Energieverbraucher, die von einem Brennstoff auf einen anderen umsteigen wollen, ihre Infrastruktur anpassen müssen, und aktuell ist wahrscheinlich nicht der richtige Zeitpunkt, um diese Kosten aufzubringen. Wenn wir diesen Prozess beschleunigen wollen, müssen die politischen Entscheidungsträger die richtigen Maßnahmen ergreifen“, so der IRENA-Generaldirektor weiter.
La Camera zufolge wird die Welt zunehmend auf grünen Wasserstoff angewiesen sein, auch wenn das derzeitige Tempo nicht ausreicht, um die CO2-Emissionen zu senken und die Pariser Klimaziele zu erreichen. „Wir brauchen Anreize jeglicher Art, von Steuergutschriften bis zur Investitionsförderung“, sagte er. „Es gibt viele Instrumente, und die Verringerung der Steuerlast für neue Investitionen von Unternehmen, die auf saubere und klimaneutrale Kraftstoffe setzen wollen, ist ein wichtiger Schritt in dieser turbulenten Übergangsphase.“
La Camera schlug vor, für die Umsetzung dieser Maßnahmen einen differenzierten Ansatz in Betracht zu ziehen, der von den regionalen Besonderheiten der einzelnen Märkte abhängt. „Und es geht nicht nur um Wasserstoff“, sagte er, „denn seine Entwicklung geht Hand in Hand mit der der erneuerbaren Energien. Wir brauchen Stromnetze, die das enorme Potenzial, das wir haben, aufnehmen können. In Nordeuropa zum Beispiel könnten wir sofort enorme Mengen an Windenergie installieren, aber wir haben nicht genug Netzkapazität. Die Verbesserung und der Aufbau von Infrastrukturen ist eine unserer größten Aufgaben“, so La Camera.
Nach Ansicht des IRENA-Generaldirektors kann der Markt helfen, die meisten Probleme zu lösen, die die Politik nicht angehen wird. „Es ist unvermeidlich, dass der Markt die preiswerteren Energieerzeugungsquellen auswählen wird“, sagte er weiter. „Das Problem ist, wie schnell dieses Szenario eintreten kann. Sobald wir die Lücke zwischen mehreren Sektoren und den kostengünstigsten Optionen geschlossen haben, werden wir einen beispiellosen Einsatz von erneuerbarem und grünem Wasserstoff erleben. Dafür ist es entscheidend, eine Nachfrage nach Wasserstoff zu schaffen und Anreize zu schaffen, die Unternehmen bei der Umstellung ihrer Energieversorgung auf den sauberen Brennstoff zu unterstützen.“
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Es bedarf nicht immer großer Geldmengen, um Änderungen einzuleiten. Da sich unsere Kassen in der Corona-Pandemie und dem Ukrainekrieg stark geleert haben, müssen wir zur Bewältigung des Klimawandels verstärkt auf unseren Geist in Form von Ideen und Innovationen setzen. Um diese wirksam zu realisieren, müsste der Staat sein bisheriges, unproduktives Förderungssystem ändern, das kapitalkräftige Unternehmen, nicht aber kapitalarme Jungunternehmen unterstützt. Besonders hilfreich wäre eine hundertprozentige Förderung wie es sie in den USA und Israel für besonders zukunftsträchtige Entwicklungen gibt. Lösungen hierzu finden sich auch in dem Buch – Hindernisse beim Kampf gegen den Klimawandel-.
Mein Vorschlag waere ja, einfach mal eine gerechte Entlohnung fuer EE Generation einzufuehren. Damit faellt die Notwendigkeit von Foerderung flach, der Preis sinkt demzufolge und EE Generatoren haben mehr Kapital zum Wachstum verfuegbar. Nebenbei wuede das Investitionen in Kohle, Gas und Nuklear Finanzen entziehen. Alle gewinnen, mal abgesehen von ein paar Lobbyisten.
Apropos Foerderung, die sollte dann aber auch fuer Fossilgeneration und Nuklear wegfallen, direkte und indirekte Foerderung. Wobei der Wegfall von Foerderung fuer Nuklear zugegebenermaszen illusorisch ist.