Die Vattenfall Wärme Berlin AG, ein Unternehmen des schwedischen Energieversorgers Vattenfall, und die deutsche Siemens Energy AG bauen derzeit am Potsdamer Platz in Berlin eine Hochtemperatur-Wärmepumpe mit acht Megawatt, die mit Abwärme und erneuerbarem Strom grüne Fernwärme erzeugen und in das Fernwärmenetz der Stadt einspeisen soll. „Die Anlage nutzt effizient erneuerbaren Strom aus dem lokalen Netz“, so ein Sprecher von Siemens Energy pv magazine. „Solarstrom ist in Berlin nicht die vorherrschende Quelle, und die direkte Kopplung von Wärmepumpen mit Solarstrom ohne Speicher ist eine Herausforderung, da Wärmepumpen umso wirtschaftlicher sind, je mehr Betriebsstunden sie sammeln. Allerdings ist die Photovoltaik im Allgemeinen eine Chance, je mehr sie in das Netz eindringt, da sie immer mehr wirtschaftlichen und grünen Strom für die Einspeisung in Wärmeanlagen liefert. “
Das Projekt „Qwark³“ – benannt nach der deutschen Abkürzung für „Kopplung von Fernwärme, Strom und Kälte“ – soll bis Ende dieses Jahres den kommerziellen Betrieb aufnehmen. Vattenfall und Siemens unterzeichneten den Vertrag zum Bau der Anlage im März 2021. Die Wärmepumpe wird voraussichtlich 8 Megawatt thermische Leistung für das Fernwärmenetz bereitstellen und Liefertemperaturen zwischen 85 und 120 Grad Celsius liefern. Die Hochtemperatur-Wärmepumpe von Siemens Energy kann bei Bedarf Wärme an das Fernwärmenetz liefern, auch unter kalten Winterbedingungen.
„Langfristig wird das Temperaturniveau der Fernwärme aus Effizienzgründen sinken“, so der Sprecher weiter. „Aber bis alle Netze umgestellt sind, wird es noch Jahrzehnte dauern, und Hochtemperatur-Wärmepumpen sind eine wichtige Brückentechnologie zur Dekarbonisierung der Wärme. Parallel dazu werden immer mehr industrielle Anwendungen dekarbonisierte Wärme aus Hochtemperatur-Wärmepumpen nachfragen.“ Die von Vattenfall betriebene Kälteanlage am Potsdamer Platz ist in der Lage, rund 12.000 Büros, 1000 Wohneinheiten und zahlreiche kulturelle Einrichtungen mit Kälte und Wärme zu versorgen.
„Mit der Inbetriebnahme einer neuen Hochtemperatur-Wärmepumpe können wir jedoch in Zukunft Wärme, Kälte und Strom umweltfreundlicher miteinander verbinden“, so die beiden Unternehmen in einer gemeinsamen Erklärung aus dem vergangenen Jahr. „Die neue Technologie wandelt Abwärme in ein nutzbares Produkt um, verbessert die Energieeffizienz der Kälteerzeugung und versorgt den Berliner Stadtteil mit grüner Wärme aus erneuerbarem Strom.“
Die Kosten für die Wärmepumpe seien sehr projektspezifisch und hingen stark von Skaleneffekten ab, sagte der Siemens-Energy-Sprecher. „Der Strompreis ist ein wichtiger Faktor für die Wirtschaftlichkeit und je niedriger der Strompreis, desto besser. Wenn die Solarenergie dazu beiträgt, die durchschnittlichen Strompreise zu senken, wirkt sich dies positiv auf die Anwendung von Wärmepumpen aus“, so der Sprecher weiter.
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Fernwärmenetze sind meiner Meinung nach nicht die Bereiche in denen Wärmepumpen zum Einsatz kommen sollten. Hier sollte für die nächsten 20 Jahre Abwärme aus der Stromproduktion oder Wasserstoffgewinnung zum Einsatz kommen.
Es gibt immer mehr „Abfallwärme“ auf relativ niedrigem Temperaturniveau aus den vielen Rechen- und Serverfarmen im Land, die mit dieser Technologie sinnvoll nutzbar werden!
Im Prinzip hat Ralf Höing recht: Wenn man schon ein Wärmenetz hat, dann sollte es möglichst mit Wärme aus einer Kraft-Wärmekopplungsanlage gespeist werden. Siemens macht sich über diese Anlage ja auch keine Illusionen und bezeichnet sie als Brückentechnolgie. Sie wird nur so lange interessant sein, wie es genug Stromüberschüsse gibt und zu wenig Elektrolyseanlagen oder sonstige Stromspeicher. In 20 Jahren wird es wahrscheinlich so viele Wärmepumpen in Häusern geben, die sich nicht an ein Wärmenetz anschließen lassen, dass es für so eine Großwärmepumpe an einem Wärmenetz nicht genug Strom geben wird. An den Wärmenetzen wird man dankbar für Stromerzeuger sein, nicht Stromverbraucher.
Es ist ein Anfang, immerhin. Wir werden ja sehen inwiefern sich diese Technologie rechnen wird. Ich bin gespannt.
Zu mindestens ist es besser mit einer „neuen“ carbon-freien Technologie anzufangen, als nur zu überlegen was denn sinnvoll wäre…über Monate und Jahre. Wenn das beiträgt, später einen besseren / effizienteren Weg zu beschreiten, dann gern mehr davon.
Das ist eine der besten Nachrichten für die Energiewende in unserem Land. Diese Maschinen müssen dezentral eingesetzt werden und benötigen dafür auch einen Solarpark in unmittelbarer Nähe der Verbraucher. Wenn der Solarpark bei Stromspitzen auch noch einen größeren Stromspeicher hat, dann kann diese Anlage auch noch länger laufen und wird profitabler. Auch hier hängt der Preis wieder an der Skalierung. Hier gehören einfach mal 10.000 Anlagen gemeindebezogen gefördert und schon kosten die Anlagen die Hälfte.