Meyer Burger will mit neuem Finanzierungsmodell Kapazitätsausbau beschleunigen – Photovoltaik-Dachziegel kommt

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2021 war für Meyer Burger ein Jahr mit einschneidender Veränderung: Aus dem Schweizer Anlagenbauer ist ein Hersteller von Heterojunction-Solarzellen und -Solarmodulen geworden. Der Aufbau der Produktionsstandorte in Thalheim und Freiberg erforderte hohe Anfangsinvestitionen, doch seit Mitte vergangenen Jahres sind die Produktionen nun in Betrieb. Die Corona-Pandemie sorgte jedoch für erhebliche Verzögerungen beim Hochfahren der Produktion bis in den Anfang dieses Jahres hinein – durch krankheitsbedingte Ausfälle der Mitarbeiter und Verzögerungen der globalen Lieferkette. Mittlerweile hat der Ukraine-Krieg allerdings für einen zusätzlichen Auftrieb gesorgt. Die Dynamik in der Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen wächst ebenso wie Bekundungen zur Wiederbelebung der Solarindustrie in Europa und den USA, wie Meyer Burger bei der Vorlage seines Jahresberichts 2021 erklärte.

In der Bilanz schlägt sich dies nieder. So hat sich der Nettoumsatz des Schweizer Unternehmens im vergangenen Jahr mehr als halbiert und lag bei 39,9 Millionen Schweizer Franken. 8,8 Millionen Schweizer Franken stammten dabei aus dem Verkauf der ersten hocheffizienten Solarmodule. Insgesamt setzte Meyer Burger demnach 20 Megawatt im vergangenen Jahr ab. Mit dem Hochfahren der Produktionen hat sich auch der Personal- und Betriebsaufwand 2021 erhöht und lag zusammen bei gut 100 Millionen Schweizer Franken. Damit ergibt sich ein EBITDA für Meyer Burger von -72,5 Millionen Schweizer Franken. Das EBIT lag bei -85,3 Millionen Schweizer Franken und das Nettoergebnis bei -100,5 Millionen Schweizer Franken, wie die Veröffentlichung zeigt.

Gleichzeitig erhöhte sich die Bilanzsumme von Meyer Burger auf 492,7 Millionen Schweizer Franken. Darin enthalten sind die Investitionen in das Hochfahren der beiden neuen Fabriken sowie die erfolgreich durchgeführten Finanzierungsmaßnahmen. Das Schweizer Unternehmen verfüge zudem über einen soliden Bestand an liquiden Mitteln. Er betrug 231,4 Millionen Schweizer Franken zum Jahresende 2021. Diese wolle der Hersteller nun zum weiteren Ausbau seiner Produktionskapazitäten nutzen.

Meyer Burger sieht sich selbst von Händlern, Installateuren und Kunden als Premium-Marke anerkannt. Der Hersteller sei in seinen Kernmärkten bereits gut positioniert, wobei besonders in der Schweiz die Nachfrage sehr hoch sei. Ein inzwischen über 45 Personen starke Vertriebs- und Marketingteam vertrete das Unternehmen in den relevantesten europäischen Märkten und in den USA. Allein in Europa betreut es rund 30 Direktkunden und über 500 registrierte Installateure, wie es weiter hieß. Der Hauptfokus liegt dabei momentan noch auf den Segmenten Privatkunden- und kleine Gewerbeanlagen. Die Auftragsbücher seien diesbezüglich gut gefüllt. Auch die Preise entsprechen den Erwartungen, wie Meyer Burger weiter erklärte.

Aktuell ist Meyer Burger dabei seine Zellproduktion in Thalheim auf 1,4 Gigawatt auszubauen. In Freiberg soll die Produktionskapazität bis zum 4. Quartal auf 1 Gigawatt ausgebaut werden. Die Planungen für die erste Modulfertigung mit 400 Megawatt in den USA laufen ebenfalls auf Hochtouren. Die Produktion im US-Bundesstaat soll im kommenden Jahr beginnen. Für dieses Jahr geht Meyer Burger davon aus, insgesamt rund 500 Megawatt seiner Heterojunction-Solarmodule produzieren zu können. Allerdings bestehe ein „Restrisiko“, da die Situation an der weltweiten Lieferkette weiterhin sehr angespannt sei und so die Pläne für das weitere Hochfahren der Produktion beeinträchtigen könnten. Meyer Burger arbeite jedoch aktiv und kontinuierlich an der Reduzierung derartiger Risiken.

Wie angekündigt will Meyer Burger im zweiten Halbjahr 2022 auch seine Photovoltaik-Dachziegel auf den Markt bringen, die es im vergangenen Herbst auf der Intersolar Europe in München präsentierte. Erste Pilotprojekte werde es in der zweiten Jahreshälfte geben, versprach der Hersteller. Meyer Burger erklärte zum Ausbau, seine Expansionspläne beschleunigen zu wollen. Die ursprünglichen Pläne sahen ein moderates Wachstum auf sieben Gigawatt bis 2027 vor.

Nun wolle das Unternehmen schneller als bislang geplant auch das Segment für große Freiflächenanlagen mit Solarmodulen versorgen können. Mit dem Abschluss von langfristige Abnahmevereinbarungen mit großen Projektentwicklern oder Energieversorgern wolle Meyer Burger die notwendigen finanziellen Mittel generieren, um das Hochfahren der Produktionen weiter zu beschleunigen. „Dieses potenziell neue Modell ermöglicht es Meyer Burger, bei geringerer Kapitalintensität schneller zu skalieren“, hieß es weiter. Erste Gespräche dazu liefen bereits und am Mittwoch sei eine entsprechende unverbindliche Absichtserklärung (MoU) mit einem US-Entwickler und -Betreiber von Erneuerbaren-Anlagen abgeschlossen worden. Die mehrjährige Abnahmevereinbarung sehe ein Volumen von mehreren Gigawatt vor, für die Meyer Burger eine eigne Zell- und Modulproduktionslinie aufbauen würde. Dazu würde der US-Kunde die Anfangsinvestitionen mit einem Finanzierungsbeitrag unterstützen sowie eine jährliche Vorauszahlung auf künftige Modullieferungen leisten.

Vor dem Hintergrund dieser Veränderungen will Meyer Burger spätestens im August eine angepasste Prognose für den weiteren Geschäftsverlauf veröffentlichen.

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