Das Ziel ist klar: 200 Gigawatt Photovoltaik sollen bis 2030 in Deutschland installiert sein. Dies bedeutet es braucht einen Bruttozubau von rund 140 Gigawatt bis zum Ende des Jahrzehnts. Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) fordert nun, dazu aktiv das Potenzial von Repowering zu nutzen. Aktuell verfügt Deutschland über eine installierte Photovoltaik-Leistung von 59 Gigawatt, ein Teil der Anlagen droht aber bereits vor 2030 aus Altersgründen vom Netz zu gehen. Gerade bei Photovoltaik-Freiflächenanlagen sei ein Tausch leistungsschwacher alter Module durch neue Produkte eine lohnenswerte Investition, argumentiert der Verband. „Damit können auf bereits erschlossenen Flächen zum einen die vorhandene Leistung gehalten und zusätzliche Gigawatt installiert werden. Das Erreichen des 200 Gigawatt-Ziels wird dadurch deutlich erleichtert.“
Im Zuge der bestehenden EEG-Förderung ist ein Repowering aktuell schwierig. Die Einspeisevergütung ist an die Module geknüpft, die nur im nachgewiesenen Schadensfall getauscht werden können, um den Anspruch auf die Einspeisevergütung nicht zu verlieren. Die Gesamtleistung der Photovoltaik-Anlagen darf nach der bestehenden gesetzlichen Regelung durch ein Ersetzen der Module nicht erhöht werden. Der bne schlägt deshalb vor, im Falle des Repowerings von noch geförderten Photovoltaik-Anlagen, die Vergütungen aufzusplitten. Die über die Ursprungsleistung hinausgehende Kapazität sollte mit den aktuellen Fördersätzen vergütet werden, wenn ein aktives Repowering vor Ablauf der 20 Jahre erfolgt. Dies könne sich dennoch für die Betreiber lohnen, da die Leistung und Qualität der Solarmodule in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sei, während die Preise fielen. Auf der gleichen Fläche könnten somit viel leistungsstärkere Photovoltaik-Freiflächenanlagen entstehen. Dazu braucht es nach Ansicht des Verbands eine Ergänzung im EEG, die dieses Vorgehen regelt.
Das Potenzial an zusätzlichen Gigawatt ist dabei enorm. In den Anfangsjahren brauchte es etwa 2,5 Hektar pro Megawatt installierte Photovoltaik-Leistung. Mittlerweile sind es weniger als 0,9 Hektar pro Megawatt. „Durch aktives Repowering lässt sich die Energieproduktion auf der gleichen Fläche oft verdoppeln oder gar verdreifachen“, argumentiert der Verband für seine Idee. Zusätzlich sorge die teilweise schneller als erwartet verlaufende Degradation der Solarmodule im Laufe der Jahre dafür, dass die tatsächliche Solarstromerzeugung unter den Prognosen liege. Ein kleinteiliger Tausch der stark degradierten Solarmodule ist nach dem EEG möglich, aber für die Betreiber eher aufwändig. Wenn es eine neue Regel für ein aktives Repowering im Gesetz gebe, müsste mit dem Tausch der Solarmodule nicht bis zum Ende der Vergütungslaufzeit gewartet werden. Diese müsste den Restvergütungszeitraum sowie die Förderung der zusätzlich installierten Leistung nach dem Repowering der Photovoltaik-Anlagen regeln.
Der bne gibt dafür ein Beispiel vor. Wenn bei einem alten Solarpark mit fünf Megawatt die Module mit einem Wirkungsgrad von 11 Prozent durch neue mit einem Wirkungsgrad mit 22 Prozent ersetzt werden, steigt die Gesamtleistung auf 10 Megawatt. Zugleich erzeugen die noch nicht degradierten Solarmodule mehr Solarstrom – die erzeugte Solarenergie auf der gleichen Fläche wird somit mindestens verdoppelt. Die EEG-Vergütung erhielte – durch eine nötige neue Regel für aktives Repowering – nur der bisherige Leistungsteil und auch nur für den noch verbleibenden Zeitraum. Die über der Bestandsleistung liegende zusätzliche Leistung könne sich bei einer Ausschreibung beteiligen oder als PPA vermarktet werden, so der Vorschlag des bne. Optional sollte es zudem ermöglicht werden, dass im Zuge des Repowerings nicht nur die alten durch neue Module ersetzt, sondern auch zusätzliche Modulreihen aufgebaut werden können.
Das Repowering-Potenzial bei Photovoltaik-Freiflächenanlagen liegt nach Abschätzung des Verbands bis 2030 im oberen einstelligen oder unterem zweistelligen Gigawatt-Bereich. Dabei nimmt der bne an, dass 40 bis 50 Prozent der zwischen 2005 und 2012 entstandenen Solarparks aktiv repowert würden. Dies würde 6,72 bis 10,5 Gigawatt zusätzliche Photovoltaik-Leistung bedeuten, ohne neue Flächen zu benötigen. Für die insgesamt bisher installierte Photovoltaik-Leistung von 59 Gigawatt ergebe sich ein Anhebungspotenzial auf mindestens 100 Gigawatt. Allerdings sei das Potenzial vor allem bei Freiflächenanlagen leicht zu heben, bei Dachanlagen mit wesentlich höherem Aufwand verbunden.
Der bne fordert vom Bundeswirtschaftsministerium das aktive Repowering vor Ablauf der EEG-Förderung im Zuge der geplanten Novellen zu regeln. Zentral dabei sind die Punkte, dass der bestehende Vergütungsanspruch zumindest für die Ursprungsleistung erhalten bleibt und auf die Neuanlage übertragen werden kann. Die zusätzlich installierte Leistung müsse durch Ausschreibungen oder PPAs zur Vermarktung zugelassen werden. Für die Zeit des Repowerings sollte zudem die Bestandsvergütung ausgesetzt werden.
„Die Neuregelung ergänzt einen § 48b Repowering von Solaranlagen schafft so einen Anreiz für Repowering am gleichen Standort, klärt die Übertragung der Bestandsvergütung und schließt Doppelförderungen aus (die ersetzten PV-Module erhalten an einem anderen Standort keine weitere EEG-Förderung).“ Dazu hat der bne gemeinsam mit der Kanzlei Becker Büttner Held (BBH) bereits konkrete Formulierungen ausgearbeitet, die im EEG ergänzt werden sollten.
Geklärt werden muss zudem, was mit den ausgemusterten Solarmodulen passiert. Dazu gebe es zwei Optionen: Sie könnten in „klar benannte Zweitnutzung außerhalb von Förderungen“ gegeben werden oder aber entsorgt beziehungsweise recycelt werden. Letzteres habe den Nebeneffekt, dass substanzielle Mengen für das Recycling anfallen würden und so den Aufbau dieses Wirtschaftszweiges befördern würden. Die gewonnenen Grundstoffe könnten dann zurück in den Wirtschaftskreislauf gehen und dazu beitragen, neue leistungsstärkere Photovoltaik-Komponenten herzustellen.
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Der Abbau vor Ende der technischen Lebensdauer ist fast immer unnütze Umweltverschmutzung. Flächen haben wir genug.
Die Module sind nach 2 bis 3 Jahren energetisch amortisiert. Die Verdopplung der Erzeugung ist energetisch, ökologisch und wirtschaftlich geboten. Auf Dächern ist das beschriebene Verfahren längst möglich. Auf Freiflächen gibt es keine Genehmigung für eine Erweiterung. Die CDU hat das Repowering auf Freiflächen verboten. Ohne zusätzlichen Umwelteingriff könnte die Erzeugung verdoppelt werden.
Genau: Neue Module lieber auf neuen Flächen, und die alten einfach weiter laufen lassen. Was sollte man sonst mit denen machen? Wegschmeißen? Dafür sind sie dann doch nicht schlecht genug. Meine 11 Jahre alten Solarworldmodule zeigen bisher kaum merkbare Leistungseinbußen. Erst, wenn alle Flächen belegt sind, die im Endausbau benötigt werden, dann kann man mit dem Abbau der alten Module beginnen.
Ich werde, wenn die Garantievergütung ausgelaufen ist, die alten Module auf das NW-Dach umsetzen, und auf dem SO-Dach PV-Thermie-Module installieren
Solange Installateure und nicht neue Projekte das Nadelöhr sind, sollte man im Gegenteil den Abbau alter Anlagen verhindern! Eine Optimierung des bestehenden Parks kann man später immer noch machen, PV ist noch lange nicht in der Position der Windkraft!
Was ein Repowering vor dem Ende der technischen Lebensdauer bedeutet, haben wir bei der Abwrackprämie für Fahrzeuge erleben können. Dabei ist eine große Menge Volksvermögen vernichtet worden.
Thomas hat absolut Recht. Es gibt genug ungenutzte Flächen und Dächer.
Erstmal das deutsche Bürokratiemonster oder die Schikanen seitens der Energieversorger, Gesetzgeber und Finanzämter auf das nötige Maß straffen.
Zudem den Unterschied zwischen eingespeistem und bezogenem Strom reduzieren.
Muss es Faktor 5 sein?
So würden die Dächer voll werden.
Ein Traum wäre variabler Strompreis und Smart Grid, was leider mit den geförderten Wallboxen und den jetzt sukzessive eingebauten Stromzählern nicht möglich ist. Money for nothing.
Das Abwracken von technisch funktionstüchtigen Anlagen macht von der CO2 Bilanz und volkswirtschaftlich keinen Sinn.
Aktuell kommt man kaum an PV Komponenten heran. Hier sollte alles was möglich ist zunächst auf versiegelte und belasteten Flächen umgesetzt werden. In Summe ist dadurch ein schnellerer Ausbau möglich.
So viel Sinn das Repowern von Windanlagen macht so schwierig ist es noch bei PV-Anlagen. Obwohl es beim Wind grocery recycle Probleme gibt als bei PV ist es gang und gäbe. Hier bremst nur die Bürokratie und Bürgerproteste aus. Erste Betriebe sind dabei Module zu 100% in den Kreislauf zurückzubringen. Wenn dies gelingt, dann macht dieses Verfahren mit Ökostrom Sinn. Ein Modul arbeitet seinen Fußabdruck in 6 Monaten ab, und nicht in zwei bis drei Jahren , andere Zahlen sind veraltet. Was mich ärgert, das Ökoflächen für neue Solarparks herhalten sollen. Raps und Mais wird heute weiterhin in immer größeren Mengen in Biogasanlagen gebracht. Auf einem Hektar Solarpark erzeuge ich die 70 fache Energie im Vergleich zu Mais und Raps! Warum werden Biogasanlagen wieder neu gebaut und Vergütungen über 20 Jahre festgesetzt? Die Öl-Lobby braucht Biosprit und selbst die grünen Minister schaffen es nicht diese Flächen anzufassen! 10% der Maisäcker weg, Photovoltaik drauf, Blühstreifen zwischen den Reihen und Biotope am Rand und wir haben wieder Energie um auch wieder selber Weizen als Nahrungsmittel zu erzeugen und nicht zur Energieerzeugung zu verschleudern. Dieser Schwachsinn mit den Biogasanlagen muss endlich aufhören! In den Solarparks wird nicht gedüngt und nicht gespritzt und die Böden und das Grundwasser können sich erholen. Eine Abwrackprämie für leistungsschwache Module darf es nicht geben! Wenn dann muss es wirtschaftlichen Sinn haben und vom Betreiber bezahlt werden. Die Kapazitäten für neue Module auf Hausdächern sind extrem begrenzt, da jetzt schon Wartezeiten bis zu einem Jahr vorhanden sind. Also lasst doch endlich die Kommentare mit Dächer voll machen. Das Repowern von Anlagen ist doch erst ins Gespräch gekommen weil keine Mais- und Rapsäcker angefasst werden dürfen. So ist es schwierig für Betreiber, selbst für neue Anlagen Gelände zu finden. Deswegen ist es auch sinnvoll diese Anlagen dezentral auf Gemeindegrund zu realisieren. Eine Studie eines Deutschen Instituts hat gezeigt, das Wind und Sonne plus bidirektionales Laden mit 30 Millionen Fahrzeugen ausreichen würde, ohne weitere Speicher komplett über den Winter zu kommen, ohne Dunkelflaute oder andere Schlagwörter. Aber wir haben das noch nicht und so muss es halt noch mit Akkus, Wasserstoffspeicher und Fernwärme daraus funktionieren, und das geht, und zwar dezentral für jede grössere Kommune, oder in Zusammenschluss mehrerer Dörfer. Ein großer Speicher versorgt alle Bürger und Firmen der Gemeinde und die Hausbesitzer helfen mit. Ein Solarpark mit 1 Mio. Modulen kann in drei bis sechs Monaten komplett installiert sein, denn nur 10% der Fachkräfte gebraucht werden, gegenüber Kleinanlagen auf Hausdächern. Hier funktioniert alles mit Glassaugern und Hebekränen. Der Monteur hebt kein einziges Modul selber hoch. Deswegen werden auch 700 Watt Module mit Gewichten von 35 kg verbaut. Das spart Montagematerial, Kabel, Aluminium und der Ertrag wird noch wirtschaftlicher. Ich war auch mal für Dächer voll machen komme aber die Zeiten ändern sich, die Technik sprintet vorran und man muss auch seine Meinung anpassen und ändern können.
Ich bin im wesentlichen Einverstanden. Aber das kann ich nicht glauben:
„Eine Studie eines Deutschen Instituts hat gezeigt, das Wind und Sonne plus bidirektionales Laden mit 30 Millionen Fahrzeugen ausreichen würde, ohne weitere Speicher komplett über den Winter zu kommen, ohne Dunkelflaute oder andere Schlagwörter.“
Selbst wenn alle 48 Mio Kfz. mit im Schnitt 50KWh Akku ausgestatt sind und die Nutzer bereit sind 20% per V2G zur Verfügung zu stellen, stehen damit „nur“ 0,5 TWh zur Verfügung. Das reicht für Regelenergie, aber sicher nicht zum Überbrücken einer Dunkelflaute von 5-10 Tagen. In einer echten Wasserstoffwirtschaft stehen uns hunderte TWh Speichermenge zur Verfügung.
Hallo Herr Scherer. Danke für Ihre Richtigstellung. Ich habe diesen Bericht auf YouTube gesehen in Verbindung mit einem Deutschen Institut. Ich habe diesen Beitrag unter vielen abgespeichert, aber noch nicht entdeckt. Aber ihr Rechenbeispiel ist richtig, und ich habe das nicht nachgeprüft. 500 GW Speicher könnten uns sehr helfen, aber nicht über mehrere Tage.