Zugegeben – diese Überschrift mag sicherlich sehr provokativ klingen angesichts des unendlich großen Leids, das dieser autokratische Herrscher momentan über die Bürger der Ukraine bringt. Trotzdem muss man wohl sachlich konstatieren, auch wenn seine Ziele zweifellos vollkommen falsch, ungerecht und unmenschlich sind, scheint er auf jeden Fall welche zu haben und versucht, sie konsequent zu verfolgen.
Und manchmal müssen wir uns fast fragen, wo ist ein vergleichbarer Weitblick und wo sind langfristige Ziele in unserer Politik? Wann spüren wir bei uns ein aktives Agieren statt ein ständiges Reagieren? Wo ist das Denken über die nächste Wahlperiode hinaus? Das kann man natürlich vielleicht auch den Politikerinnen und Politikern selbst gar nicht unbedingt ankreiden, denn es ist unzweifelhaft eine Schwäche unseres demokratischen Systems, das wir ja eigentlich – vollkommen zu Recht – so sehr schätzen.
Wie viele andere, die diesen Beitrag vielleicht lesen werden, bin ich seit nunmehr über 20 Jahren in der Branche der erneuerbaren Energien tätig. Die Ausbauziele wurden innerhalb der Branche stets konstruktiv diskutiert. Über Ausbaupfade, über zu niedrige Einspeisevergütungen und zu hohe Degressionen und bürokratische Hürden wurde mal zu Recht und mal zu Unrecht diskutiert – in jedem Fall war aber immer das Ziel, die erneuerbaren Energien angesichts der drohenden Klimakatastrophe weiter auszubauen. Und viele werden sich erinnern, dass man diese Ziele meistens nicht mit der Politik, sondern eigentlich oft gegen die Politik, meistens sogar ohne die Politik diskutieren musste. Eigentlich muss man sogar sagen, dass die Branche sie meistens sogar unter sich diskutieren musste, weil die allermeisten Veranstaltungen gar nicht durch den Besuch eines zuständigen Politikers oder gar Ministers gewürdigt wurden.
Wer wagte sich schon jemals in die Höhle des Löwen der Erneuerbaren-Branche, außer wenn er oder sie im wörtlichen Sinne beim Losen den Kürzeren gezogen hatte? Einige damals schon weit blickende Personen und Persönlichkeiten, insbesondere die Väter des EEG muss man hier natürlich ausnehmen. Aber Minister in Bad Staffelstein? Nie! Auch bei Veranstaltungen in Berlin war der Weg für die zuständigen Minister wohl immer zu weit.
Wenn nun ein Christian Lindner heutzutage sagt, erneuerbare Energien seien Freiheitsenergien, dann soll er bitte auch dazu sagen, dass er gerade diese Energien sowohl im Bundestag als auch bei jeder anderen denkbaren Gelegenheit, sei es bei einer Anne Will oder bei einem Markus Lanz, unter dem Deckmantel der Marktfähigkeit stets bis aufs Messer bekämpft hat. Trotzdem darf natürlich auch er seine Meinung ändern, man kann nur hoffen, dass es auch dabei bleibt. Denn erneuerbare Energien, seien wir doch mal ehrlich, konnten sich am Markt alleine vom Systemdesign her am Anfang nicht selbst behaupten. Denn solange der Verbrauch fossiler Energien die Folgekosten nicht einschließt, ist dieser Vergleich ganz einfach nicht fair. Es wird immer billiger sein, noch das letzte Stück Kohle zusammenzukratzen, so lange bis eben nichts mehr da ist.
Eine Folge dieser Politik ohne Weitblick war ein fast komplettes Ende der industriellen Modulproduktion in Deutschland. Und auch noch heutzutage muss man sich fragen, wieso etwa ein Eicke Weber Initiativen wie die Wiederbelebung einer Modulproduktion in Deutschland als Einzelkämpfer vorantreiben muss und wieso die Politik nicht viel mehr dahinter steht?
Mit zur Politik muss man natürlich auch Bürokratie und Ämter zählen. Betrachten wir doch einmal das Bundeskartellamt. Würden sich morgen Puma und Adidas zusammenschließen, so wäre das für das Kartellamt ein Affront sondergleichen, es könnten ja Kunden mit überteuerten Turnschuhen benachteiligt werden! Mit Bayer und Monsanto hatte man damals aber schon weniger Probleme. Dafür hatte man aber – ein anderes Beispiel – erfolgreich dafür gesorgt, dass beispielsweise Bayern einen Großteil seiner Wasserkraftwerke nach Österreich verkaufen musste – aus kartellrechtlichen Gründen. Schade eigentlich! Nun sind überteuerte Turnschuhe vielleicht für den Einzelnen aber doch weniger kritisch als unbezahlbare Energiekosten.
Aber das Bundeskartellamt und auch die ganze deutsche Politik hatten scheinbar auch nichts dagegen einzuwenden, dass etwa der größte deutsche Erdgasspeicher ganz einfach mal an die Gazprom verkauft wurde. Ein Gasspeicher, ein Hoffnungsträger der von jedem Politiker so oft in den Mund genommenen „Power2Gas-Strategie“! Also genau das Element, das uns ja über längere Zeitspannen eine kontinuierliche Versorgung unabhängig von Lieferschwankungen und wenn möglich von politischen Instabilitäten garantieren sollte. Ein russischer Speicher auf unserem deutschen Grund und Boden. Auch das ist wieder ein bedeutendes Beispiel, wie uns ein Wladimir Putin jeden Tag neu vorführt. Es macht uns deutlich, dass er die momentanen Entwicklungen schon von langer Hand geplant hat. Denn er hat ja schon Monate zuvor die deutschen Gasspeicher gezielt leerlaufen lassen, um uns nun besser erpressen zu können. Das war uns aber zunächst nicht mehr wert als ein paar Zeilen in der Presse nach dem Motto „die deutschen Gasspeicher haben in diesem Jahr einen ungewöhnlich geringen Füllstand“. Hinterfragt haben wir das nicht, aber nun sehen wir sowohl die Gründe für dieses Handeln als auch die Folgen.
Noch mehr: Ganz unabhängig von der momentanen Versorgungskrise stellt sich ja auch die Frage, worauf wir denn das viel diskutierte und viel gepriesene „Power2Gas-Modell“ und die saisonale Speicherung denn in Zukunft aufbauen wollen, wenn uns die Gasspeicher gar nicht mehr selber gehören? Rechnen wir vielleicht damit, dass uns ein Herr Putin diese Speicher bereitwillig zur Verfügung stellt, damit wir uns von ihm und seinen Gaslieferungen unabhängiger machen? Wie naiv sind wir eigentlich?
Momentan stehen diese Fragen auch sicher nicht mit erster Priorität zur Diskussion, denn momentan tobt ein Krieg – mitten in Europa. Apropos Krieg, wie geht es unserer Bundeswehr? Sehr schnell haben wir beschlossen, 100 Milliarden Euro zu aktivieren, das ist aber auch nur etwa doppelt so viel, wie wir auch die letzten Jahre in die Bundeswehr hineingesteckt haben. Es ist nur die Frage, wie viel davon im Beraterleistungen, wie viel in Verwaltung und wie wenig tatsächlich in die Ausrüstung der noch verbliebenen Mannschaft geflossen sind. Angesichts all dieser Entwicklungen, muss man sich fast fragen, warum nicht Berater sogar auf die grandiose Idee gekommen sind, dass man Panzer oder Flugzeuge vielleicht ja gar nicht selber kaufen muss? Man könnte sie ja vielleicht einfach leasen? Beispielsweise in Russland oder China oder auch in Katar. Die Idee mag fast kurios klingen, aber Gasspeicher und kritische Versorgungsinfrastruktur zu verkaufen, klingt ja auch nicht wesentlich vernünftiger.
Man kann nur hoffen, dass die aktuellen Entwicklungen das bewirken, was wir im Hinblick auf die nächste Krise – die Klimakrise – dringend brauchen: Mehr Weitblick in der Politik, aber auch Bürger, die das würdigen und schätzen!
Und gerade die Erneuerbaren-Branche würde sich wünschen, dass die Politik sie endlich nicht mehr als Gegner, sondern als Verbündeten betrachtet, dass unabhängige Wissenschaftlicher und Wissenschaftlerinnen in den Ministerien aus- und eingehen und nicht Lobby-Vertreter, dass wir ausreichend Wertschöpfung und Produktion in unserem Land behalten, und damit nicht mehr vollkommen abhängig und erpressbar werden. Und dass wir all das in Zukunft als gemeinsame Aufgabe betrachten und diese große Herausforderung endlich annehmen. Unsere Kinder werden es uns danken!
— Der Autor Hans Urban hat den Solarbereich bei Schletter aufgebaut. Seit seinem Ausscheiden aus der dortigen Geschäftsleitung ist er als Berater tätig. Zudem hält er deutschlandweit Vorträge zu Themen rund um erneuerbare Energien und Elektrombilität. —
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Volle Unterstützung. Ich kann von meiner Zeit im AK Energie der SPD-Landtagsfraktion nur Ähnliches berichten. Braunkohle first! Der SPD-Genosse IGBCE-Bezirksleiter von Leipzig im Winter 2016 nach dem Abschluss des Pariser Klimaabkommens gefragt, was das nun für sie bedeute: Nichts. Die sind dann gar nicht mehr zu Sitzungen gekommen, die hatten das direkte Ohr von SPD-Chef und später dann Wirtschaftsminister Martin Dulig.
Letzte Woche ein Gespräch mit dem Referatsleiter 43 Hydrologie Sachsen:
Ich fragte, ob er sich vorstellen könne, dass von 2038 bis 2050 430 Millionen m3 Wasser aus den Flüssen Mulde und/oder Elster in das Restloch des Tagebaus Vereintes Schleenhain eingefüllt werden könne.
Er sagte: wir haben jetzt schon eine Nutzungskonkurrenz um das verfügbare Wasser. Es sind viele Anträge auf Nutzung von Grundwasser von Landwirten eingegangen. Mittelfristig wird diese Konkurrenz brutal. Im übrigen geben unsere Modelle für das Jahr 2100 eine Abflussmenge von Null für Sachsen aus.
Kommentar von mir: Im Klartext keine dauerhaft fliessenden Flüsse mehr in Sachsen, dafür Wadis für die zunehmenden Starkregenereignisse.
Weiter der Fachmann:
Ausser bei leichten Sandböden wird es keine Grundwasserneubildung geben. Der Konzern LEAG hatte vor einigen Jahren eine eigene Studie gemacht. Da haben sie einen so großen Schreck gekriegt, dass sie die sofort in die Geheimhaltung gegeben haben. Mittelfristig hatte sie eine Halbierung des Dargebots ergeben.
Am Rande der Koalitionsverhandlungen in Sachsen ließ sich ein SPD-Vertreter bei der Zigarette draußen vernehmen: In 10 Jahren ist eh alles vorbei.
Im November 2017 hielt ich mich mit dem damaligen Sprecher für Energie im Landtag der SPD allein in dessen Wahlkreisbüro auf. Er plötzlich: Es geht eh alles den Bach runter.
Erneuerbare Energien brauchen kein Kühlwasser, die LEAG im Jahre 2019 (geringe Auslastung der Kraftwerke) 102 Millionen m3. Da ist die Diskussion ums Wasser bei TESLA mit 1,3 Millionen geradezu gespenstisch. Es ist das gleiche Einzugsgebiet. Industrielle Ansiedlungen in der Lausitz scheitern mittlerweile an der Verfügbarkeit von Brauchwasser.Die sulfatierte Brühe will keiner teuer aufbereiten.
Was hat ein Mitglied der Jungen Union über die CDU CSU gesagt? Bei sehr vielen Politikern seiner Partei kommt zuerst die eigene Person, dann die Partei und dann die Bürger. Das ist der beste Satz, den ich aus dieser schwarzen Ecke seit Jahren höre. Sehr viele haben sich von der neuen Regierung eine richtige Wende hin zu den erneuerbaren Energien gewünscht. Es passiert etwas, aber dieser Krieg verlangt jetzt noch viel schnelleres handeln. Die Öl Lobby hat noch immer einen riesigen Einfluss. Der Landwirtschaftsminister will die Agrarwirtschaft umkrempeln. Damit die Erzeugung von Biokraftstoffen für die Zugaben bei Benzin und Diesel bloß nicht angefasst wird, werden jetzt Ökoflächen für Solaranlagen freigegeben. Brauchen wir das? Bauern haben 2,4 Mio. Raps und Mais angebaut um Energie zu erzeugen. Deswegen wurde das Futter für die eigenen Tiere aus Osteuropa importiert, da es billiger war, als die Energiepflanzen zur Fütterung zu nutzen. Brauchen wir das? Der Ruf nach Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Benzin und Diesel wird immer lauter, das Saarland will die Literpreise um 50 Cent verringern. Brauchen wir das im können wir uns das leisten? Die Wohlstandsgesellschaft hierzulande wird sich einschränken müssen. Der Staat hat nur da zu sein um die Geringverdiener und den sozial Schwachen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Die Saus & Braus-Gesellschaft wird sich einschränken müssen. Statt dem Staat wichtiges Geld zu entziehen, sollten wir alle sparen. 30% weniger Treibstoff an der Tankstelle wird kommen, inklusive Sonntagsfahrverbote und andere Möglichkeiten. Es geht nicht so weiter, egal wie dieser Konflikt ausgeht. 100 Mrd. für die Rüstung werden genau so verpuffen, wie das viele Geld davor. In diesem Konflikt wird uns das sowieso nicht mehr helfen. Präsident Macron möchte seit Jahren eine europäische Armee, welche funktioniert und vor allem preiswerter ist. Rheinmetall und Co verhindern das erfolgreich. Wie lange lassen wir uns das noch gefallen?
Die deutsche Politik ist so rückwärtsgewandt, weil die Lobbyisten den meisten Einfluss auf sie haben, die das meiste Geld haben. Und das sind die, die schon im Geschäft sind, also die alten Industrien. Und welche Parteien besonders lobbygetrieben sind, wissen wir ja: CDU und CSU von der Großindustrie, FDP von Versicherungsvertretern, SPD von Kohle-, Stahl- und Auto-Gewerkschaftern. Ideologie-Parteien sind dagegen Linke, AfD und die Grünen. Da gefällt einem auch nicht alles. In einer guten Demokratie hat jeder die Möglichkeit, seinen Aspekt der Welt zur Geltung zu bringen, und wenn sich ein Weg als fehlerhaft erweist, kann es schneller korrigiert werden, als in einem autokratisch regierten Staat, in dem der Machthabende fürchtet, ein Eingeständnis von Fehlern wäre der Anfang vom Ende seiner Herrschaft, und deshalb bis zum bitteren Ende an klaren Fehlentscheidungen festhält. Die Sowjetunion ist letztlich an dem Eingreifen in Afghanistan zu Grunde gegangen, während sich die USA von allen Desastern, die sie so angerichtet haben (Vietnam, Irak, Afghanistan), schnell erholt haben. Wenn sie doch noch scheitern, dann allenfalls, wenn sie sich von Demagogen wie Trump die Demokratie madig machen lassen.
der Grundsatz der Demokratie wird wie immer so auch hier falsch verstanden… eine Demokratie beinhaltet die Regierung des Volkes durch das Volk. Das hat nichts mit freien Wahlen zu tun oder können Sie aktiv bei den Gesetzentwürfen und Entscheidungen mitbestimmen? Nein, und freie Meinungsäußerung ist auch nicht wirklich mehr gewünscht, bzw sie wird einfach von der Regierung ignoriert. So sieht es bei uns aus und in Amerika ist es noch viel schlimmer!!! Also bitte mal mit offenen Augen durchs Leben gehen! Danke!
@JCW. Danke für den sehr guten Kommentar. Er beschreibt die momentane Situation sehr genau. Dies zu ändern erfordert sehr starke Zähne.
@Hans Urban; danke.
Sein Beitrag zeichnet ein gestochen scharfes Bild der offensichtlichen Unzulänglichkeiten unserer Energieverwaltung und dem Umgang mit einer notwendigen Daseinsvorsorge.
Beispiel mit Bundeskartellamt und Fertigung von Turnschuhen gefällt mir.
Ist so ähnlich, wie im Ahrtal offensichtlich ein oder mehrere Behördenvertreter die ihnen zugeordnete Aufgabe weniger wahrgenommen haben.
Jahrelang wurden die EE belächelt, oft als Gegner oder oft auch als Scharotzer bekämpft.
Durch diverse und unsinnige Hemmnisse verkrüppelt oder teilweise zu Fall gebracht.
Und jetzt? Wird jetzt alles besser?
Gasspeicher in „Feindeshand“? Offensichtlich ein vollkommenes Versagen der Politik; Wirtschaft oder ????Ministerium ließe sich ja noch auswählen.
Preisbildung durch eine, wie auch immer strukturierte Börse!
Wie kommt eine solche plötzliche Preissteigerung innerhalb von wenigen Tagen von ca 40% im Energiemarkt zustande?
Sind unsere Organisationen wirklich die treffenden und ausreichenden Instrumente, mit denen wir einem Einfluß von Putin, Back in the U.S.S.R., widerstehen wollen?
Osterpaket mit vielen „Schleifen für die Überraschung“. Fakten werden leider erst nach dem großen Eierlegen „verkündet“….?
Das jetzige „Berliner“ Vorgehen kann ich leider nur als unzureichend bewerten, so hoffnungsfroh Alles begann.
Für unsere Kinder und uns selber erinnere ich an Artikel 15 des Grundgesetzes, der jetzt sinnvoll zum Einsatz kommen könnte: „Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden. Für die Entschädigung gilt Artikel 14 Abs. 3 Satz 3 und 4 entsprechend.“ Mit den Gazprom-Gasspeichern könnte man anfangen, mit der gesamten Netzinfrastruktur (Strom-Gas-Wärme) weitermachen und da fallen mir auch noch andere Dinge ein, die nicht in private, gewinnorientierte Hände gehören: Krankenhäuser, Seniorenzentren, usw….
Wir bewegen uns auf existentielle Krisen zu, warum also nicht im Sinne der Gesellschaft alle Register ziehen um Schaden von der Gesellschaft abzuwenden?
Lektüreempfehlung: Klaus Dörre „Die Utopie des Sozialismus“
Also sorry, Zustimmung zu vielem was im Artikel steht, aber der Titel und Aufhänger ist wirklich unsäglich. Ja, Putin verfolgt seine Zeile konsequent. Hat Hitler auch getan übrigens. Das alleine macht keinen von beidem zum Vorbild.
Und Putin ausgerechnet jetzt Weitblick zu attestieren, das ist schon sehr gewagt:
– er hat nach weitgehend übereinstimmender Analyse die Lage vollkommen falsch eingeschätzt (ein schneller, einfacher Sieg, gefolgt von Ruhe und Marionettenregierung statt einer verkorksten militärischen Operation, die festgefahren ist und große Verluste auf russischer Seite bedeutete)
– er hat offensichtlich eine ähnlich milde westliche Reaktion wie auf vorangegangenen Aktionen in Syrien, Georgien und Krim erwartet, aber nicht die vollkommen geeinte und überwältigende Reaktion des Westens.
Bevor wir jetzt aus dem PV-Magazin eine politische Plattform machen, wäre meine starke Empfehlung, solche krummen Vergleiche hier künftig zu unterlassen. Dazu gehören auch Exkurse zur Bundeswehr.
Was, schon eher relevant, die Gasspeicher betrifft, so kann man die Betreiber gesetzlich zur Einhaltung von Mindestfüllständen verpflichten, und das ist ja auch bereits geplant.
die Gesellschaft welche sich nach dem 2. WK gebildet hat, zeigt sich als Abbild hier auch (immer wieder mal in absurden oder skurrilen Formen) im Kommentarbereich (und die Ideale der Anfangszeit der alternativen Stromerzeugung und der Ostermärsche und der grünen Bewegung der Flower-Power-Generation müssten dazu nun die(se) Wachstumsfetischisten und Marktfundamentalisten eindämmen (können))?
Ideale treffen nur noch auf reale (2022er) Möglichkeiten.
( „Die Waffen nieder“ – denn etwas „Besseres“ folgt nicht nach (?) auf (anteilig markt-, zins- und medien)korrumpierte Demokratien )
Die Überschrift kommt mir auch etwas unangemessen vor..
Von Putin lernen können wir nichts. Besser klingen würde die Überschrift, „Welche Lehren „müssen“ wir aus Putins aggressivem verhalten ziehen.“
PV Anlagen Erzeugung Strom. Über diese erneuerbare Energie zu berichten, dafür ist dieses Forum da. Die Politik spielt im Energiemarkt eine riesengroße Rolle. Also greift die Politik auch mit ihren Entscheidungen in den Zeitplan der Grünen Energie ein. Hier wurden schon sehr viele dieser Entscheidungen kritisiert. Deswegen ist Politik ein wichtiges Thema in diesem Forum. Dieser Beitrag erklärt nur den Unterschied zwischen einer lobbygesteuerten Demokratie und dem meist geraden Weg eines mit Beratern fungierenden Alleinherrschers. Wenn das zum Wohle des Volkes führt, dann haben beide Systeme eine Berechtigung. Aber diese Systeme funktionieren weder bei uns noch in Russland. Auf YouTube gibt es über 90% reißerische Überschriften. Jeder überspitzt seine Schlagzeilen um viel Aufmerksamkeit zu gewinnen. Hier wurde die Überschrift im zweiten Satz abgemildert. Ich finde den Beitrag sehr gut und vor allem auch angemessen. Alleine die gerade Linie von Herrn Putin könnt unsere Demokratie im Bezug auf erneuerbare Energien auch mal gebrauchen, dass andere natürlich nicht. Ein weiter so wird es in unserem Land mit und nach diesem Krieg nicht mehr geben. Jetzt wird die Energiewende über den Geldbeutel durch dauerhaft sehr hohe Energiepreise funktionieren müssen. Leute welche meinen Ihnen geht das nichts an werden sich umschauen.
ein Beispiel
erste demokratisches Referendum: 52% pro „Brexit“
„Ende 2021: Das unabhängige Office for Budget Responsability (Komitee für die Haushaltsplanung, OBR) schätzt, dass der Brexit Großbritannien langfristig jährlich etwa vier Prozent an Wirtschaftskraft kosten wird, die COVID-19-Pandemie nur 1,5 Prozent. Rund 30.000 Migranten sind 2021 mit Schlauchbooten über den Ärmelkanal ins UK gekommen; daran kann die britische Regierung – trotz hoher Zahlungen an Frankreich – kaum etwas ändern“
keine weiteren Referendi, Regierungsvorrang statt Parlamentseinfluß
„Bei einer Meinungsumfrage am 21. Oktober 2019 antworteten die Briten auf die Frage „Glauben Sie im Nachhinein, dass es richtig oder falsch war, dass die Briten für den Brexit gestimmt haben?“ zu 41 % mit „richtig“ und zu 47 % mit „falsch“; am 2. August 2016 war das Ergebnis: 46% „richtig“ und 42 % „falsch“.“
ein weiteres Ereignis:
„Der Aufschlag auf Strom- und Heizkosten könne dann abgeschafft werden, so Johnson im Abstimmungskampf. Es sei falsch, dass «ungewählte Bürokraten in Brüssel» die Ärmsten in Grossbritannien besteuern dürften und gewählte britische Politiker nichts dagegen tun könnten.“
etc.
„Nun zahlt ein Durchschnittshaushalt jährlich umgerechnet 1600 Franken für Strom und Heizung. Bereits gelten 3 Millionen Haushalte als zu arm, um ihre Energierechnung selbst zu begleichen.“
etc.
„Die Lücke zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis hat seit dem Sommer zwei Dutzend Versorger mit insgesamt mehr als 2 Millionen Kunden in die Pleite rutschen lassen.
Bei diesen Firmen handelte es sich nicht um Erzeuger von Energie, sondern um reine Anbieter von Tarifen.“
Da sollten keine einfachen Antworten auf komplexe Anforderungen folgen, trotzdem für alle verständliche (?)
Ideologisches Gefasel bringt uns nicht weiter, was haben die letzten Jahre gezeigt. Praktische Politik zum Wohle aller ist gefragt. Über den Weg dahin kann man diskutieren, aber bitte ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Das britische Modell zeigt doch nur, das die Gemeinschaft immer mehr Vorteile bringt, als Nachteile. Die Briten lernen das gerade! Dasselbe wünsche ich mir für die Landesverteidigung!
@Wahlen und Realdemokratie,
Sie lassen uns mit Ihren Feststellungen hilflos in der Realpolitik zurück.
Ja, es ist ein Verteilungskampf um die notwendige Energieen entbrannt
Gibt es Vorschläge, etwas Anderes zu machen, als Erneuerbare zu favorisieren?
Unabhängig von der Überschrift. Aber zum Thema Abhängigkeit.
Die Mehrheit der Haushalte in Deutschland haben oder hatten nie eine Wahl. Unabhängig von Putin. Dazu gehören die Leser dieses Forums sicherlich nicht.
Über 50 Prozent aller Haushalte in Deutschland wohnen zur Miete. Diskussionen über Einspeisevergütung, PV, neues Heizungssystem…nützt denen rein gar nichts. Mieterstrom und Balkonkraftwerke? Kann man machen und ist sinnvoll. Ich habe selbst schon einige Balkonkraftwerke für Freunde installiert. Der Gesamteffekt für die Mieter bleibt dennoch überschaubar. Profitiert von politischen Entscheidungen im PV-Residential-Bereich haben in den letzten 20 Jahren vor allem die Eigenheimbesitzer. Also die, die schon „viel“ haben. Mich eingeschlossen. Im Übrigen auch von der KfW-Förderung „Ladestationen für Elektroautos“. 900 EUR für nix. Gerne mitgenommen wie sicher viele hier im Forum. Sind übrigens zwei ganze Hartz-IV-Regelsätze (449 Euro im Monat für Alleinstehende). Also das Geld, von dem jemand zwei Monate leben muss, wenn er drauf angewiesen ist.
Fast die Hälfte aller Haushalte heizt mit Gas. Gasbüchsen kann man gegen Wärmepumpen tauschen. Funktioniert aber mehr schlecht als recht im Bestand. Bestandsgebäude haben meist keine perfekte Dämmung. Sollen wir die jetzt alle abreißen und gegen KfW-40-Plus Standard austauschen? Stichwort: Graue Energie. Neue Dämmung? Schon mal ein Gutachten dafür eingeholt? Ich will nicht sagen, dass es unmöglich ist. Aber es wird schwierig. Nehmen wir mal einen Wärmebedarf von 18.000 kWh pro Jahr. Dürfte so ziemlich der Mittelwert bei 20 Millionen Gasbüchsen/Haushalt sein. Bei perspektivisch 15 Cent/kWh Gas sind das 2700 EUR/a. Bei einem Gaspreis (Worst-Case) von 30 Cent sind wir schon bei 5400 EUR. Tut doch niemandem weh. Zumindest nicht hier im Forum. Die alternative WP-Rechnung (mit Strom-Wärmetarif HT/NT 25 Cent/kWh) und COP von 3 ist immer noch 1500 EUR/a ohne Invest. Hier werden die hohen Preise ein Umdenken ganz ohne politische Aktivitäten erzeugen. Cool. Vermutlich aber zunächst nur bei denen, die es sich leisten können und selbst darüber entscheiden wollen und können. Die anderen 50 Prozent gehen leer aus und/oder werden frieren. Der Vermieter wird kein Eigeninteresse an einem solchen Invest haben, nur weil der Mieter 1200 EUR oder 2400 EUR im Jahr spart. Vermieter (ich kenne einige) haben mindestens zur Hälfte nur ein Interesse: Das Maximum an Rendite aus ihren Objekten zu ziehen. Bestenfalls noch geerbt, also „Money for Nothing“.
Leider sorgt der seit Herbst 2021 extrem hohe Preis für Gas zusätzlich eben auch noch für sehr hohe Preise im Strom-Spotmarkt (http://www.bricklebrit.com/epex.html). Merit-Order-Effekt. Zum Einen sinkt damit die EEG-Umlage durch geringere Marktpreisdifferenzen und die Politik bekommt die geplante Abschaffung der EEG-Umlage quasi zum „Nulltarif“ geschenkt. Andererseits liegen die Terminkontrakte zum Lieferdatum 01/2023 bereits bei 16 Cent/kWh. Damit liegen wir in einem Jahr bei deutlich über 40 Cent/kWh Strom. Für Besitzer einer eigenen PV-Anlage (im Eigenheim mit Eigenverbrauch) ein Grund zum Jubeln. Die anderen 50 Prozent schauen in die Röhre. Gratulation. Aber keine gesamtgesellschaftliche Perspektive.
Um zurück auf Putin zu kommen. Noch eine andere Sichtweise. Können wir mit Erneuerbaren Energien die gleiche Energiemenge in der Nordsee produzieren wie mit der dortigen Erdölförderung? Ja, können wir: https://www.martinkaessler.com/die-erdoelfoerderung-in-der-nordsee-durch-offshore-windkraft-ersetzen/. Ist aber nur die Rechnung für Strom, nicht für Wasserstoff. Das russische Gas zu ersetzen ist eine andere Hausnummer. Technisch betrachtet aber theoretisch machbar.
Ich wünsche allen Solateuren hier im Forum ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023. Für 2022 sollten die Bücher prall gefüllt sein. Das haben wir leider u.a. auch der aktuellen politischen Situation zu verdanken. Wir können noch viel lernen. Martin.
„Die Mehrheit der Haushalte in Deutschland haben oder hatten nie eine Wahl.“
bei geeigenter Beratung konnte man und kann man sich teils, im Rahmen der Möglichkeiten, für einen echten „Ökostromanbieter“ oder einen Strom-/Gasversorger mit (hohen) Anteilen regenerativer Energie entscheiden, mit Hintergrundwissen kann man sich bei geeigneten Firmen, mit Aktienbeteiligungen oder Kauf von Produkten im Bereich Zwischenspeicherung und Energie-/Stromeinsparung beteiligen, man konnte/kann Energiegenossenschaften (bspw. Green Planet Energy) unterstützen, man konnte/kann Energiekonzerne/-anbieter mit unfairen Geschäftspraktiken meiden und man konnte/kann außerhalb Deutschlands günstiger in Ausbaukapazitäten einzahlen(investieren), usw.
Sollten diese Möglichkeiten der Bevölkerung nicht ausreichend bekannt geworden sein, kann man das auch einem Teil der medialen Interessengruppen, politischen und branchenbezogenen Vertretungen zurechnen.
Fragen Sie (Wir) schlicht eine evtl. bevorzugte Elite nach weiteren Möglichkeiten?
und wir beraten die russische Bevölkerung, seit annähernd einem Jahrzehnt, im Aufbau regenerativer Energiestrukturen
„Und manchmal müssen wir uns fast fragen, wo ist ein vergleichbarer Weitblick und wo sind langfristige Ziele in unserer Politik?“
Was heißt hier unsere (!) Politik? Die Umweltzerstörung und Hochrüstung, die mit der westlich-kapitalistischen konsumorientierten Produktions- und Lebensweise verbunden ist, soll „unsere Politik“ sein? Meine ist es jedenfalls nicht.
An radikalem Denken führt wohl kein Weg vorbei, wenn die Menschheit überleben will!