Der Ukraine-Krieg könnte zu einem zusätzlichen Turbo für den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland werden. Eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des Reiner Lemoine Instituts (RLI) im Auftrag von Green Planet Energy – vormals Greenpeace Energy – zeigt, dass vor allem dezentrale Elektrolyseure volkswirtschaftlich vorteilhaft wären. Sie könnten lokal die Überschüsse aus Wind- und Solarparks nutzen, um grünen Wasserstoff zu erzeugen. Dies würde die Energieausbeute der Photovoltaik- und Windkraftanlagen steigern, das Energiesystem resilienter machen und zugleich Netzausbaukosten verringern.
Die Wissenschaftler des RLI berechneten, dass sich besonders Elektrolyseure mit einer Spitzenleistung von bis zu fünf Megawatt für einen netzdienlichen Betrieb eigneten. „Solche Elektrolyseure können flexibel auf das fluktuierende Dargebot an Wind- und Solarstrom und Steuersignale der Verteilnetzbetreiber reagieren“, erklärt RLI-Geschäftsführerin Kathrin Goldammer. „Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Netzstabilität und Versorgungssicherheit. Das Energiesystem wird so effizienter, resilienter und kostengünstiger.“
Nach den Berechnungen könnten diese kleinen Elektrolyseure bis zu 13,7 Terawattstunden grünen Wasserstoff jährlich produzieren. Dies sei allerdings abhängig von Ausbau von Photovoltaik und Windkraft. In Summe hätte die Bundesregierung so aber bereits die Hälfte des Ziels an heimischer Produktion von grünem Wasserstoff bis 2030 erreicht. Diese setze allerdings aktuell vor allem auf große Elektrolyseure, wie Green Planet moniert. Der Ökoenergieanbieter schlägt deshalb einen Strategiewechsel vor.
„Wir raten dringend dazu, sie durch kleine Elektrolyseure zu ergänzen. Die neue Studie zeigt, dass diese unser künftiges erneuerbares Energiesystem erheblich stärken können. Parlament und Bundesregierung müssen dafür nun aber auch den passenden rechtlichen Rahmen schaffen“, fordert Carolin Dähling, Wasserstoff-Expertin von Green Planet Energy. Dazu solle eine Karte von der Bundesnetzagentur erarbeitet werden, aus der die geeigneten Standorte für die Installation von 5 Gigawatt netzdienlicher Elektrolyseure bis 2030 hervorgeht. Zudem sei eine befristete Förderung per Contracts for Difference (CfDs) notwendig, um den Aufbau der Elektrolyseure anzuschieben. Die CfDs sollten für den Übergang die Preisdifferenz zwischen grauem und grünem Wasserstoff ausgleichen.
„Unsere Analyse der Stärken und Schwächen netzdienlich betriebener Elektrolyseure kommt zu einem klaren Ergebnis: Dezentrale Elektrolyseure können wirtschaftlich betrieben werden und sind positiv für das Energiesystem. Die Vorteile ihres Einsatzes überwiegen“, resümiert Kathrin Goldammer vom RLI. Green Planet zufolge könnte der Ausbau vor allem von kleinen und mittelständischen, lokal verankerten Unternehmen getragen werden. Dies stärkt die regionale Wertschöpfung und stiftet volkswirtschaftlichen Nutzen. „Weil aktuell aber noch diverse Risiken den wünschenswerten Hochlauf hemmen, halten wir eine befristete Anschubförderung für sinnvoll“, so Dähling.
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Den Inhalt dieser Studie haben hier mindestens 10 Teilnehmer in ihren Beiträgen schon geschrieben und gefordert. Lokale Anlagen für alle Dörfer und Gemeinden mit genügend Abstand zu der Bebauung können den Energiebedarf zu 100 % decken. Gemeinden können sich so auch gegenseitig bei Bedarf unterstützen. Warum man hier an einer Größe von 5 MW festhält verstehe ich nicht, die Größe der Gemeinde ist doch entscheidend. Wenn durch die Skalierung zwei 5 MW- Anlagen preiswerter oder technisch leichter zu realisieren wären, dann wäre ich das noch ein Argument. Die Größe der Solar- und Windparks muss ich doch auch an die Bedarfe anpassen.
Genau so. Wasserstoff als künftiges Speichermedium. Klar erst mal größere Anlagen aber dann gern auch so skaliert das man sie auf für Wohngebäude nutzen kann. Überschüsse im Sommer in H speichern und im Winter zur Strom/Wärmegewinnung nutzen kann.
Einfach wie bei den Netzbetreibern 7 % Rendite auf die Investition – und jeder Netzanschlussnehmer stellt sich einen kleinen Elektrolyseur in den Keller. Im Winter dann Rückverstromung im Mini-BHKW – dann ist auch das Problem mit Dunkelflauten reduziert. Muss ja nicht für jedes EFH gelten, es geht auch eine Energiegenossenschaft auf Dorfebene.
Was ist denn aus den großmundigen Beteuerungen unseren beleibten ehemalgen Wirtschaftsministres geworden? Außer Schnittchen und lecker Getränk ……
Deutschland wollte Führungsnation in Sachen H2O werden.
Ja, die Wirtschaftlichkeit ergibt sich erst bei „Überschussbetrieb“, und?
Wo bleiben die Statements unserer Universitäten, wo sind die Betriebskonzepte für eine möglicherweise funktionierende Wasserstoffwirtschaft.?
Grausam, alle, die darauf hofften, wie Truck, Marine, Autoindustrie oder kommunale KFZ-Betreiber werden alle hoffnungslos alleingelassen.
Peinlich hoch drei!
@ Thomas, der Erste. Was 16 Jahre versäumt wurde, kann man nicht in drei Monaten aufholen. Wir sind in der Politik und nicht in der Formel 1. Gesetze und Verordnungen brauchen halt immer noch sehr viel Zeit. Die FDP wollte bürokratische Hürden abbauen, aber bisher handeln sie nur im Sinne der CDU.
@Ernst, das weiß ich auch.
Es darf doch mal möglich sein, einen offensichtlichen Rohrkrepierer der Vorgängerregierung ins Gedächniss zu rufen.
Thomas der Erste. Natürlich dürfen sie das in Erinnerung rufen, aber ich fürchte dass die ganzen Kanonen zerstört wurden. Der steile Weg zur Burg hinauf um neue Kanonen zu platzieren ist schweißtreibend und braucht seine Zeit.🤔