Ab dem 1. März 2022 können Privatpersonen über die Crowdfunding-Plattform Wiwin in die Bürgerwerke eG investieren. Eine Beteiligung ist ab einer Summe von 250 Euro möglich. Das Sozialunternehmen verspricht eine jährliche Rendite von 5,5 Prozent. Die Laufzeit endet am 30. Juni 2029.
Mit den eingeworbenen Mitteln wollen die Bürgerwerke zum einen ihr Ökostrom-Geschäft ausweiten. Ziel ist es, in den kommenden Jahren auf mehr als 100.000 Stromkunden zu kommen – derzeit versorgen die Bürgerwerke mehr als 30.000 Kunden. Daneben wollen die Bürgerwerke mit dem eingesammelten Kapital ihre Dienstleistungen für die Energiegenossenschaften erweitern, um den Ausbau von Erneuerbare-Anlagen zu beschleunigen.
Darüber hinaus ist auch vorgesehen, die rund 1.000 überwiegend ehrenamtlich tätigen Aktiven in den Bürgerenergie-Genossenschaften dabei zu unterstützen, sich untereinander stärker zu vernetzen und ihre Aufgaben zu bündeln. So sollen sie befähigt werden, mehr Mitstreiter zu gewinnen und mehr Bürgerenergieanlagen zu errichten.
Das Geschäftsmodell der Bürgerwerke sieht vor, dass sich Privatpersonen über eine Mitgliedschaft in einer regionalen Bürgerenergie-Genossenschaft an Erzeugungsanlagen beteiligen. Die Genossenschaft realisiert dann wiederum neue Projekte wie beispielsweise den Bau von Photovoltaik- oder Windenergieanlagen. Der darin produzierte Ökostrom kann schließlich über die Bürgerwerke von allen Verbrauchern bezogen werden, egal ob sie Mitglied in einer Bürgerwerke-Genossenschaft sind oder nicht.
Derzeit sind mehr als 40.000 Einzelpersonen und 100 Bürgerenergie-Genossenschaften aus ganz Deutschland an den Bürgerwerken beteiligt. Die Genossenschaften der Bürgerwerke betreiben mehr als 1.500 Erneuerbare-Anlagen mit einer installierten Leistung von zusammen über 300 Megawatt.
Bereits 2017 haben die Bürgerwerke über die Wiwin insgesamt 500.000 Euro eingesammelt. Die Mainzer Investmentplattform wurde von Juwi-Gründer Matthias Willenbacher ins Leben gerufen.
Anmerkung der Redaktion: Wir haben die Meldung am 25.2.22 um 11 Uhr um die aktuelle Kundenzahl der Bürgerwerke ergänzt.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Diese Bürgerwerke haben bestimmt gute Absichten. 5,5 % Rendite hört sich ja toll an, aber ich glaube das verursacht auch sehr hohe Kosten und eine Wiederanlage der erzielten Erträge wird viel geringer. Mit dem Geld von 50 Mill. Euro kann man gerade mal 10 Windmühlen mit 8 MW Leistung bezahlen. Warum geht man nicht mit Kommunen zusammen und realisiert über KFW-Kredite wesentlich billigere und mehr größere Projekte dezentral, welche diese Gemeinden und Bürger auch nutzen können. Bürger welche sich die Anteile nicht leisten können müssen mit den Windrädern auch leben und haben nichts davon. Wenn dies ein Sozialverein sein soll, dann sollte man auch die sozial schwachen über die Kommune mitnehmen. Auch darf die Natur mit Blühstreifen und Biotopen nicht zu kurz kommen.
Das ist ein Missverständnis. Diese Wachstumsfinanzierung dient nicht der Finanzierung von neuen PV- und Windkraft-Anlagen. Die Bürgerwerke gehören als Dachgenossenschaft rund 100 regionalen Bürger-Energie-Genossenschaften (BEGs). Die Bürgerwerke vermarkten den von diesen BEGs produzierten Ökostrom an die BEG-Mitglieder und weitere Ökostromkunden.
Die Investition in neue PV- und Windkraft-Anlagen wird von den einzelnen BEGs regional realisiert und finanziert. Wer das unterstützen will wird Mitglied einer BEG. Das geht häufig schon für einmalig 100€. Innerhalb der einzelnen BEGs werden dann auch häufig KFW-Kredite genutzt und Kommunen an Projekten beteiligt. Durch die hohe lokale Verwurzelung der regional Aktiven BEGs werden die vor Ort sinnvollen Maßnahmen für den Natur- und Umweltschutz und die Beteiligung möglichst vieler Menschen meist vorbildlich realisiert. Das sind in vielen Fällen ehrenamtlich Aktive die das aus innerer Überzeugung machen.
Diese Wachstumsfinanzierung für die Bürgerwerke dient der Finanzierung der Ausweitung des Stromvertriebs. Das hier eingeworbene Geld wird also bspw. für den Aufbau von zusätzlichem Personal in der Zentrale und die Finanzierung von Marketing-Aktivitäten genutzt. Dafür bekommt man nicht so einfach Bankkredite. Durch die eigene Strom-Vermarktung bleibt aber die Wertschöpfung viel stärker bei den regionalen BEGs und ermöglicht so indirekt viel mehr neue Analgen als man mit dem Betrag direkt finanzieren könnte.
Hallo Herr Knoll. Ich danke Ihnen für Ihre Richtigstellung. In dem Beitrag habe ich das so nicht gelesen. Ich sehe halt, das EnBW Solarparks mit mehreren hundert MW baut, was ja grundsätzlich richtig ist. Diese Firma nimmt wohl auch Gemeinden und Bürger, sowie den Naturschutz ernster als früher. Aber das große Geld verdient halt wieder der größte Stromanbieter in Deutschland. Dass sie den erzeugten Strom der Gemeinschaft vermarkten und Geschäftsanteile vergeben ist auch sinnvoll. Aber wichtig wäre auch die Unterstützung und Zusammenführung kleiner Gemeinde um auch etwas größere Solarparks zu realisieren, denn mit der Größe wächst auch die Rentabilität. Die KfW müsste doch da massiv helfen können. Kommunen und dadurch auch die Bürger hätten wesentlich höhere Einnahmen über Jahrzehnte sicher.