„Der Photovoltaik-Zug nimmt immer mehr Fahrt auf.“ So sind 2021 weltweit Photovoltaik-Anlagen mit insgesamt 183 Gigawatt installiert worden – fast 40 Gigawatt mehr als 2020, wie die Analysten von Bloomberg New Energy Finance (NEF) veröffentlichten. Vor diesem Hintergrund haben sie ihre Prognose für den globalen Zubau in diesem Jahr nach oben angepasst. Im mittleren Szenario gehen die Analysten nun von 228 Gigawatt neu installierter Photovoltaik-Leistung aus. Auf jeden Fall sollte erstmal die Marke von 200 Gigawatt Photovoltaik-Zubau in diesem Jahr durchbrochen werden.
Dabei wird vor allem China die Nachfrage treiben, wobei vor allem die Sektor Photovoltaik-Dachanlagen in den Fokus rücken. Bei privaten Dachanlagen werde ein Rekordzubau von 20 Gigawatt erreicht, wie BNEF erwartet. Größere Dachanlagen würden vor dem Hintergrund der steigenden Strompreise und Stromknappheit im Land immer profitabler und gefragter. Insgesamt rechnen die Analysten mit einem Photovoltaik-Zubau zwischen 81 und 92 Gigawatt in diesem Jahr in China.
Die aktuell hohen Modulpreise könnten dabei demnächst wieder sinken. 2021 sei die Polysilizium-Produktion der „Flaschenhals“ gewesen. Dies habe die Preise für monokristalline Solarmodule mit 166 Millimeter Wafern auf bis zu 27,8 US-Dollarcent pro Watt getrieben. Für dieses Jahr prognostizieren die BNEF-Analysten, dass die Produktion für Polysilizium durch die Inbetriebnahme neuer Werke um 39 Prozent höher liegen werde. Bereits seit Oktober sinke der Preis von Polysilizium wieder – von 37 auf 32 US-Dollar pro Kilogramm bis zum Jahresende. Dieser Trend werde sich fortsetzen und im zweiten Halbjahr sei mit Preisen zwischen 20 und 25 US-Dollar pro Kilogramm zu rechnen. Gepaart mit der steigenden Effizienz bei der Herstellung großer Wafer bis zu 210 Millimetern senke dies die Modulpreise. Für das zweite Halbjahr geht BNEF von einem um 11 bis 15 Prozent niedrigerem Modulpreis aus. Er könnte dann bei 23 bis 24 US-Dollarcent pro Watt liegen.
Insgesamt geht BNEF von steigenden Produktionskapazitäten entlang der Photovoltaik-Wertschöpfungskette aus. Dabei würden neue Zellfabriken mit mehr als zehn Gigawatt Jahreskapazität für Topcon- und Heterojunction-Technologie in diesem Jahr entstehen. Die jährliche Produktionskapazität für PERC-Solarzellen habe zum Jahresende bei mehr als 400 Gigawatt gelegen, hieß es von den Analysten. Angesichts der nahezu ausgereizten Effizienzpotenziale würden allerdings die neuen Technologien stärker in den Fokus rücken, wobei sich vor allem Topcon aufgrund seiner zunehmenden Wettbewerbsfähigkeit bei Kosten und der Herstellung schnell am Markt etablieren könnte. Die PERC-Technologie wird nach den Erwartungen von BNEF jedoch mindestens noch zwei bis drei Jahre den Markt dominieren.
Zunehmend entstünden auch neue Produktionskapazitäten für Solarzellen und Solarmodule außerhalb Chinas. Dies sei vor allem in Indien, den USA und Europa zu verzeichnen. Allerdings entstünden die neuen Fertigungen eher langsam und die BNEF-Analysten gehen auch nicht davon aus, dass es einen stark steigenden Anteil von Produkten geben werde, die in diesem Jahr außerhalb Chinas hergestellt würden. Die Hersteller in Indien, den USA und Europa müssten dabei gewahr sein, dass sie in einen Markt mit einem Überangebot expandierten, in denen es für ihre Photovoltaik-Produkte eine garantierte Nachfrage zu Premium-Preisen gebe, so die Analysten.
Speichermarkt ebenfalls auf Wachstumskurs
Doch nicht nur die Nachfrage nach Photovoltaik steigt, auch die Zahl der kombinierten Photovoltaik-Speicher-Kraftwerke wird sich nach den Erwartungen der Analysten in diesem Jahr verdoppeln. Aktuell sind nach der BNEF-Datenbank insgesamt 278 dieser Kraftwerke mit einer installierten Photovoltaik-Leistung von 12,5 Gigawatt und Speichern mit 2,7 Gigawatt Leistung und 7,7 Gigawattstunden Kapazität weltweit in Betrieb. Führend dabei seien vor allem China und die USA.
Auch die Nachfrage nach privaten Dachanlagen, die mit Heimspeichern kombiniert werden, stehe verstärkt auf der politischen Agenda in vielen Ländern und gewinne als Sektor zunehmend an Bedeutung, so die Analysten weiter. Sie verweisen unter anderem auf die steigende Zahl an Installationen: So werde im US-Bundesstaat Hawaii nahezu jede neue private Dachanlage mit einem Heimspeicher kombiniert. In Deutschland liege die Quote bei etwa 50 Prozent und in der Schweiz bei rund 5 Prozent. BNEF erwartet bis zum Jahresende mindestens zwei weitere Länder, die die Marke von 50 Prozent bei den Neuinstallationen übertreffen.
In Europa gehen die Analysten von einem deutlichen Anstieg der Abschlüsse von Stromabnahmeverträgen (PPAs) für Photovoltaik-Anlagen aus. Dabei nennen sie Polen, Dänemark und Deutschland als Ländern, in denen zunehmend solche Vereinbarungen in diesem Jahr abgeschlossen würden. Auch in Spanien sei dies zu erwarten, wenn die politischen Unsicherheiten aus dem Weg geräumt seien. Dort seien dabei mit 1,4 Gigawatt 2021 etwa 72 Prozent der PPA-Photovoltaik-Projekte in Europa ans Netz gegangen. Die vorübergehenden Marktbeschränkungen im September hätten den Markt allerdings etwas abgekühlt. BNEF erwartet, dass zwischen 2022 und 2025 neue Photovoltaik-Kraftwerke mit PPA von insgesamt 13,1 Gigawatt ans Netz gehen werden.
Während also für den PPA-Markt die Zukunftsaussichten sehr positiv sind, sehen die Analysten bei den Ausschreibungen eine zunehmende Verkomplizierung. Zudem würden sie zunehmend mit der Installation von Speichern gekoppelt. Dies sei bereits in Indien, Südafrika und Chile der Fall und mindestens fünf weitere Länder würden in diesem Jahr hinzukommen.
Eine weitere Voraussage von BNEF ist, dass in diesem Jahr immer mehr größere Agri-Photovoltaik-Anlagen entstehen werden. So zeigten immer mehr Studien, dass es einen Doppelnutzen gebe und auch die Landwirtschaft von der Installation solcher Anlagen profitiere. Noch gebe es in diesem Segment keine Standardisierung beim Design von Agri-Photovoltaik-Anlagen. Es werde in diesem Jahr aber Fortschritte geben, wie die optimale Anwendung für solche Anlagen aussehe.
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Man erkennt auf den ersten Blick, dass die Zahlen ab 2023 noch nicht nachkorrigiert wurden und viel zu konservativ sind.