Mehrere Bundesländer haben in den vergangenen Monaten eine Vorschrift für die Installation einer Photovoltaik-Anlage beschlossen. Meist beziehen sich die Regelungen, die vorwiegend ab 2023 in Kraft treten sollen, auf gewerbliche Neubauten oder Parkplatzflächen. Auch die Ampel-Regierung hat sich auf die Einführung einer Photovoltaik-Pflicht im Gewerbe verständigt, auch wenn die Ausgestaltung noch völlig offen ist. Zudem soll nach den Plänen der Bundesregierung, die Installation einer Photovoltaik-Anlagen bei privaten Neubauten „zur Regel“ werden. Immerhin wollen SPD, Grüne und FDP bis 2030 eine installierte Photovoltaik-Leistung von 200 Gigawatt erreichen.
Genau dort setzt der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) an. In einem Positionspapier erklärt er, dass eine solche Vorschrift für Privathaushalte nur sinnvoll wäre, wenn die Bundesregierung die Bedingungen für Photovoltaik-Dachanlagen attraktiver macht. „Bevor die Bundesregierung Verbraucher dazu verpflichtet, Solaranlagen auf ihren Dächern zu installieren, muss sie Sonnenstrom erst mal finanziell und vom Verwaltungsaufwand attraktiver machen“, erklärte Thomas Engelke, Teamleiter für Energie und Bauen im vzbv.
Die Verbraucherschützer weisen darauf hin, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für private Photovoltaik-Anlagen immer weiter verschlechtert haben. Es sei daher dringend notwendig die EEG-Vergütungssätze, die aktuell monatlich um 1,4 Prozent sinken, zu erhöhen und die Degression an den höheren Ausbaupfad anzupassen. Der vzbv bezieht sich dabei auf eine Veröffentlichung des Umweltbundesamtes aus dem vergangenen Jahr. Die Studienautoren prognostizierten, dass Photovoltaik-Dachanlagen bis 100 Kilowatt spätestens ab dem zweiten Quartal 2022 selbst mit Eigenverbrauch nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben wären, wenn Einspeisevergütungen nicht erhöht und der Degressionsmechanismus nicht angepasst werde. Die Verbraucherschützer fordern eine zügige Umsetzung, nennen jedoch keine konkreten Zahlen. Im Januar 2022 betrug die Solarförderung für Photovoltaik-Dachanlagen noch 5,19 bis 6,83 Cent pro Kilowattstunde, abhängig von der Größe.
Doch nicht nur die zu niedrigen Einspeisetarife, sondern auch fehlende Kapazitäten bei Installationsbetrieben hätten sich zu einem Problem entwickelt. Nach Aussage des Verbands werden bereits jetzt Photovoltaik-Anlagen deswegen nicht gebaut. Kurzfristig sollten daher klare Signale in den Markt gesendet werden, die Investitionen in Fachpersonal attraktiv machten. Mittelfristig könnten die fehlenden Installationskapazitäten über Förderprogramme und verbesserte Ausbildung angegangen werden.
Daneben fordert der vzbv attraktivere Bedingungen für die Realisierung von Photovoltaik-Mieterstrom. Die kleinen Verbesserungen im EEG 2021 hätten nicht zu einer spürbaren Nachfragebelebung geführt. Die Verbraucherschützer bemängeln vor allem, dass bei Mieterstrom weiterhin 100 Prozent EEG-Umlage gezahlt werden müssten, während die solare Eigenversorgung für Privathaushalte von der Umlage befreit sei. Diese Ungleichheit müsse beseitigt werden. Dazu komme der hohe Verwaltungsaufwand, der durch eine vereinfachte Nutzung von Quartiersansätzen sowie die Einführung einer Bagatellgrenze zur Begrenzung des administrativen Aufwands gelöst werden sollte. Zudem müssten auch die Netzanschlussanträge von Verbrauchern zügiger bearbeitet werden.
Eine bundesweite Solarpflicht“ für private Neubauten sollte nach Ansicht der Verbraucherschützer erst nach Anpassung der Rahmenbedingungen in Erwägung gezogen werden. „Anderenfalls könnte die ‚Solarpflicht‘ nicht zu einem verstärkten Ausbau der Photovoltaik beitragen, sondern zu einer einseitigen finanziellen Belastung für einige Verbraucher führen und somit langfristig die Akzeptanz der Energiewende verschlechtern“, heißt es in dem vzbv-Positionspapier. „Sobald es zu gesetzlich festgelegten Verpflichtungen für Verbraucher kommt, sollten diese durch eine angemessene Förderung begleitet werden. Die aktuellen Rahmenbedingungen fördern jedoch nicht den Ausbau der Photovoltaik, sondern machen ihn unattraktiv oder blockieren ihn sogar.“ Daher sollten zunächst zeitnah die Rahmenbedingungen verbessert werden, die die Installation von Photovoltaik-Anlagen nicht nur bei Neubauten, sondern auch bei Bestandsgebäuden anreizen würden. Erst danach könne die Einführung einer gesetzlichen Verpflichtung erfolgen.
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Wer sich bei Dachanlagen im privaten Bereich mit Forderungen zu höherer Vergütung abkämpft, hat den Knall nicht gehört. Das interessiert niemanden, der sich aktuell PV baut.
Einzig eine komplette Entbürokratisierung wäre kurzfristig erforderlich. Dann Platz der knoten schon so weit, dass alle Installationskapazitäten ausgeschöpft sind.
Glauben Sie wirklich dann würde jemand für den Eigenverbrauch, auf ein Dach wo 25 kWp drauf passen, mehr als 5 kWp bauen. ???
Entbürokratisierung ist das Zauberwort. Ich wünsche mir PV Anlagen bis 15 kwp mit Pv Speicher bei denen die MwSt erstattet werden soll. Dann kann ich auf die Einspeisevergütung verzichten, wenn ich keinen Zirkus mit dem Finanzamt und Steuerberater mehr habe. Ich möchte die Anlage nur für eine hohe Autarkie als Selbstversorger betreiben.
Dachanlagen zu fördern ist Unsinn, wenn man bis 2030 die Energiewende im Stromsekter auch nur ansatzweise erreichen möchte. Erstens gibt es zuwenig Fachkräfte, zweitens ist der Strom vom Dach eigentlich nur für den Eigenverbrauch interessant, drittens wird preiswerter Solarstrom hoffentlich länger benötigt, als Dächer halten. Wenn die Energiewende geschafft ist, kann sich jeder auf sein Dach gerne vergoldte PV-Pfannen legen lassen – vorher sollten wir das tun, was am sinnvollsten ist: Speicherförderung, Speicherförderung, Speicherförderung und zwar in die Hand der Stadt-/Gemeindewerke, die Strom- und Wärmenetze zusammenbetreiben und den Strom produzieren am preiswertesten und am längsten Solarparks vor der Stadt, an denen sich Bürger, Stadt-/Gemeindewerke bitte dran beteiligen…usw…
Ralf Schnitzler sagt:
Dachanlagen zu fördern ist Unsinn, wenn man bis 2030 die Energiewende im Stromsektor auch nur ansatzweise erreichen möchte.
@ Ralf Schnitzler.
Wie schon öfter zum Ausdruck gebracht, bin ich bei Ihnen wenn Sie sagen, ohne die Freilandanlagen funktioniert die Energiewende nicht.
Nun wird aber von der Politik Solarpflicht für alle Dächer gefordert. Wie soll das ohne Förderung funktionieren. Es sei denn die geben sich damit zufrieden, dass Dächer wo 30 kWp drauf passen, mit 5 kWp für den Eigenverbrauch belegt werden.
@Hans Diehl
Darum ist die Solarpflicht für Dächer und eine damit einhergende Förderung meines Erachtens nach kontraproduktiv. Das könnte man gut finden, wenn man die dezentrale-regionale Energiewende verhindern will und der festen Überzeugung ist, dass wir um eine zentrale Energiewende mit Windparks im Meer, Stromtrassenausbau und Energieimporten auf Dauer nicht herumkommen.
Förderung benötigt Photovoltaik eigentlich nicht mehr. Die Speicherung von grünem Strom benötigt dringend Förderung und zwar sowohl kurz-, als auch mittel- und langfristige Energiespeicherung. Ich kann es nicht glauben, dass unsere Politiker ernsthaft der Ansicht sind, dass unsere Nachbarn grüne Energie liefern können, wenn wir selber keine mehr haben, weil z.b. eine längere Dunkelflaute aufgetreten ist. Die war dann auch nebenan.
Ralf Schnitzler sagt:
Darum ist die Solarpflicht für Dächer und eine damit einhergende Förderung meines Erachtens nach kontraproduktiv.
@ Ralf Schnitzler.
Da sind die Urväter der Energiewende aber anderer Meinung. Nicht umsonst stand dezentrale Erzeugung, und Wertschöpfung für Viele übers Land verteilt, ganz oben auf deren ursprünglichen Agenda. Die Energiewende kommt in der Gesellschaft sympathischer an, wenn man viele teilhaben lässt. Ich erlebe es doch gegenwärtig selbst in meinem näheren Bekanntenkreis. Leute die 1992 – als unsere erste PV Anlage ans Netz ging – noch von Hobby für Grüne Spinner sprachen, haben, oder bauen, gerade selbst Anlagen auf ihre Dächer. Zumal bei den gegenwärtigen Strompreisen und Zinspolitik, die Wertschöpfung besonders lukrativ ist. Dazu kommt, dass dadurch einer Monopolisierung, etwas entgegen gesteuert wird. Freilandanlagen sind das „Unumgängliche“ eine, die dezentralen Dächer sind das andere wo das Volk bei einem größeren Vorhaben mitgenommen wird, wie es immer so schön heißt.
Ob es nun dazu einer Förderung bedarf, hängt davon ab was die Politik will. Wenn die wollen, dass die Dächer optimal belegt werden, wird das nicht ohne Förderung gehen. Andernfalls werden viele nur so viel aufs Dachlegen, wie für den Eigenverbrauch optimal genutzt werden kann.
@Hans Diehl
Die Urväter der Energiewende sind für mich nicht maßgebend, sondern die Zukunft und die Zeit, die uns bleibt, die Klimakatastrophe auszubremsen. 10-30 Jahre bleiben uns dafür. Höchstens!! Wenn es also schnell gehen muss, dann sind Dächer kontraproduktiv, weil sie viel mehr Zeit benötigen, um diese mit PV zu beleben. Mehr Zeit bedeutet auch mehr Fachpersonal und mehr Kosten. Darum meine Absage an PV-Dachpflicht und mein Plädoyer für dezentrale, zellulare Energiewende mit Autarkieambitionen in den Händen von Kommenen, Stadt-Gemeindewerken, Bürgerenergiegenossenschaften, Landeigentümern und Naturschützern: Biodiv-Solarparks eben! Das ist sozialer, als Menschen ohne Dacheigentum auszuschließen. Dachanlagen sind kein sinnvoller und notwendiger Baustein der jetzt anstehenden Energiewende, sondern Bremsklötze. Es gilt nämlich, mehr als 20 Gigawatt an Solarleistung pro Jahr zu installieren, wenn wir das Abschalten von Atom- und Kohlekraft nicht mit einem bösen Erwachen erleben wollen.
Scherz am Rande: Poldi´s dummes „Isch hap immer Schtrom“ aus altertümlicher Solarworld-Werbung ist kein gutes Argument für Dach-Photovoltaik! 🙂
Strom benötigen wir hoffentlich auch länger als Dächer überhaupt halten. Auch das ist ein Argument gegen Dach-Photovoltaik. Strom aus Solarparks wird immer preiswerter, je länger ein Solarpark in Betrieb ist. Boden und Betriebsgenehmigung verschleißen nämlich nicht. Die defekten Teile kann man bequem austauschen und für immer und ewig der Sonne beim Arbeiten zusehen. Netter Nebeneffekt: Wenn Biodiv-Solarparks im Sinne des Biotopwertverfahrens Ökopunkte generieren können (weil sie den Eingriff in die Natur überkompensieren), dann wird des diese Ökopunkte nur dann geben, wenn der Biodiv-Solarpark die Ökosystemdienstleistung länger als nur 20 Jahre erbringt. Der Biodiv-Teil des Biodiv-Solarparks sollte eigentlich für immer bleiben. Falls also der grüne Strom irgendwann mal nicht mehr aus dem Solapark kommt, dann bedeutet es eben nur den Rückbau der Solarparktechnik, aber nicht den Rückbau des Biodiv-Parks. Das Land könnte wieder landwirtschaftsfläche werden, die als Vertragsnaturschutzfläche im Rahmen der gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP, zweite Säule für Conaisseure) gilt.
Schlussatz: Wenn es wirklich soweit sein sollte, das Solarparks abmontiert werden, weil es eine noch bessere Methode gibt, grünen Strom zu erzeugen, hoffe ich sehr darauf, dass es diese EU-Agrarförderung nicht mehr gibt. Denn die ist eigentlich seit mehr als 50 Jahren dafür verantwortlich, dass es der Landwirtschaft nicht gut geht und die Umwelt an den Folgen der so geförderten Landnutzung leidet.
Ralf Schnitzler sagt:
@Hans Diehl
Die Urväter der Energiewende sind für mich nicht maßgebend, sondern die Zukunft und die Zeit, die uns bleibt, die Klimakatastrophe auszubremsen. 10-30 Jahre bleiben uns dafür. Höchstens!! Wenn es also schnell gehen muss, dann sind Dächer kontraproduktiv, weil sie viel mehr Zeit benötigen, um diese mit PV zu beleben.
@ Ralf Schnitzler.
Ich habe ja schon öfter zum Ausdruck gebracht, dass ich mit den großen Freilandanlagen bei Ihnen bin.
Aber warum sollen Dachdecker – unter Anleitung eines Fachmannes – nicht auch ein paar Solarmodule aufs Dach schrauben können. Wo sehen Sie da einen Zeitverlust ?? Für die Freilandanlagen werden die Dachdecker ohnehin nicht benötigt.,
@Hans Diehl: Dachdecker können gerne Solarmodule auf Dächer schrauben. Einen Elektriker benötige ich aber auch noch, sonst wird es abenteuerlich. Es bedarf dafür aber bitte keiner Solarpflicht oder irgend eine Förderung. Das rechnet sich von selber und sollte im Ermessen jedes Dachbesitzenden bleiben. Eine Solarpflicht blockiert die Fachleute und eine dafür notwendige Förderung macht den Solarstrom unnötig teuer. Die Förderung bitte in die Speicherung und die Produktion und das Recycling von Solarmodulen stecken. Das ist viel effizienter als Solarpflicht auf Dächern. Meine Penetranz ist der offensichtlichen Notlage geschuldet, in der die ganze Welt steckt. Da geht es um die Existenz der aktuellen Lebensformen. Wer das nicht glaubt, der lese die aktuellen Berichte des Weltklimarates. Es ist schlicht zu wenig Zeit für Schmuck am Nachthemd… Sorry