Wie muss die Energieinfrastrukturplanung weiterentwickelt werden, um den Anforderungen auf dem Weg zu einem klimaneutralen Energiesystem gerecht zu werden? Diese Frage hat die Deutsche Energie-Agentur (dena) zusammen mit vielen Akteuren aus Energiewirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft im Rahmen der dena-Netzstudie III untersucht. Jetzt hat die dena den Abschlussbericht vorgelegt. Als Hauptgutachter fungierte das Büro für Energiewirtschaft und technische Planung (BET).
Die dena-Netzstudie III empfiehlt im Kern die Weiterentwicklung der bestehenden, voneinander bisher unabhängigen Planungsprozesse hin zu einer integrierten Planung. So rät die dena-Studie konkret, einen Systementwicklungsplan einzuführen, der den heutigen Netzentwicklungsplänen vorgelagert ist und diese so auf eine gemeinsame, auf das Ziel der Klimaneutralität ausgerichtete Grundlage stellt. Zusätzlich zeigt die Studie, wie die aktuellen Planungsprozesse weiterentwickelt werden sollten und wie die erforderlichen Innovationen bei der Netzplanung besser berücksichtigt und nutzbar gemacht werden können.
Der vorgelagerte Systementwicklungsplan-Prozess soll nach Ansicht der dena die bisherigen Energieinfrastruktur-Planungsprozesse ergänzen und einen konsistenten, abgestimmten Rahmen setzen, der eine Planung vom Ziel der Klimaneutralität her erlaubt. Die Ergebnisse des Systementwicklungsplans sollten jedoch nicht nur Grundlage für die Netzentwicklungspläne sein, sondern auch Strategieempfehlungen an die Politik enthalten und als Orientierung für Unternehmen zur zukünftigen Entwicklung des Energiesystems dienen.
Damit ein Systementwicklungsplan diese Funktionen erfüllen kann, müssen die Ergebnisse politisch und gesellschaftlich legitimiert sein, so die dena. Das gelinge unter anderem durch eine breit angelegte öffentliche Beteiligung, die durch eine prozessbegleitende Stakeholderplattform, einen Bürgerdialog und eine öffentliche Konsultation umgesetzt werden kann.
Integrierte Planung auch auf Verteilnetz-Ebene
Auch die Infrastrukturplanung im Verteilnetz sollte in Zukunft integriert erfolgen und die Netze für Strom, Gas bzw. Wasserstoff und Wärme gemeinsam in den Blick nehmen. Die Ergebnisse eines Systementwicklungsplans könnten dabei als Orientierung genutzt werden, um eine konsistente Gesamtstrategie für die Entwicklung der Transport- und Verteilnetze sicherzustellen. Die unterschiedlichen lokalen Gegebenheiten erfordern nach Ansicht der dena jedoch individuelle Lösungen, die nur durch eine integrierte Planung auf lokaler Ebene gefunden werden können.
Der Systementwicklungsplan sollte zudem um einen Innovationsdialog ergänzt werden, um Innovationen für die Energienetze besser zu nutzen. Dadurch könnten zukünftige Entwicklungen früh erkannt, gefördert und in der Planung berücksichtigt werden.
Zusätzlich nimmt die dena-Netzstudie III die Einflüsse des Marktdesigns auf den Infrastrukturbedarf in den Blick und betrachtet verschiedene Möglichkeiten, wie bei der Ausgestaltung eines zukünftigen Marktdesigns auch netz- und systemdienliche Aspekte berücksichtigt werden können.
„Eine integrierte Energieinfrastrukturplanung ist entscheidend für eine erfolgreiche sektorenübergreifende Energiewende“, sagt dena-Chef Andreas Kuhlmann. Die verschiedenen Energienetze dürften nicht länger basierend auf unterschiedlichen Annahmen geplant werden. „Es bedarf vielmehr einer gemeinsamen Grundlage, die das große Ganze und vor allem auch die Klimaziele für das Jahr 2045 in den Blick nimmt.“ Die dena-Netzstudie III zeige, wie diese Grundlage in einem transparenten und partizipativen Prozess geschaffen werden kann.
VKU begrüßt Konzept des Systementwicklungsplans
Nach Ansicht des Stadtwerke-Verbands VKU liefert die dritte dena-Netzstudie einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über eine besser aufeinander abgestimmte Planung der Strom- und Gasnetze. „Mit dem Vorschlag eines vorgeschalteten Systementwicklungsplanes weist sie in die richtige Richtung“, erklärt VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing.
Richtig sei auch, dass das in einem solchen Plan entwickelte Leitbild in einer breiten Debatte mit Vertretern von Bund, Ländern, Kommunen, Verbänden und Zivilgesellschaft entwickelt werden soll. „Gesellschaftlicher Konsens ist eine wichtige Basis für die Akzeptanz für den Ausbau der Energieinfrastrukturen vor Ort“, betont Liebing.
Die dritte dena-Netzstudie verdeutlicht nach Ansicht des VKU zudem, wie wichtig die integrierte Netzplanung auch bei den Verteilnetzen ist. Gas-, Strom- und Wärmenetze vor Ort müssten noch stärker als bisher zusammengedacht werden, Sektorkopplung müsse auch in den Netzen stattfinden. „Aus VKU-Sicht muss daraus konkret abgeleitet werden: Alle drei Infrastrukturen müssen eng mit der kommunalen Wärmeplanung verzahnt werden“, sagt Liebing. „Sie ist Voraussetzung, um nach dem Grundsatz der Technologieoffenheit eine auf die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten ausgerichtete und effiziente Dekarbonisierung der Energieversorgung realisieren zu können.“
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
„die Infrastrukturplanung im Verteilnetz sollte in Zukunft integriert erfolgen und die Netze für Strom, Gas bzw. Wasserstoff und Wärme gemeinsam in den Blick nehmen.“ Das wird auch höchste Eisenbahn, wenn man die Energiewende endlich schaffen möchte. Denn gerade das Wärmenetz wird im Zusammenhang mit der Speicherung von grünem Strom (P2X, X2P) für höchste Effizienz benötigt. Bekanntermaßen fällt ja bei jeder Energieumwandlung Abwärme an. Also auch bei allen kommenden P2X und X2P-Prozessen. Da Wärme aber gerne nur kurze Weg nimmt, sind es gerade die Stadt- udn Gemeindewerke, die hier eine führende Rolle spielen werden. Hoffe, Sie nehmen das Thema nicht nur in den Blick, sondern packen es einfach an. Denn – „Es eilt sehr. Ein Systemkollaps ist eine reale Gefahr…. Machen wir uns nichts vor. Wir stehen vor gewaltigen Herausforderungen bedingt durch das rasante Bevölkerungswachstum, die Übernutzung der Ressourcen, die Veränderung des Klimas, den Verlust der Biodiversität, und insgesamt erleben wir einen schleichenden Verlust der Lebensgrundlagen.“ (Ernst Ulrich von Weizsäcker, S. 81 in Sozial-ökologische Utopien, Gören/Wendt (Hg.) https://www.oekom.de/_uploads_media/files/wendt_utopien_051817.pdf)
Das Zeitfenster, um Artenschwund und die Erderwärmung zu stoppen oder gar umzukehren, ist kurz. 10 bis 30 Jahr sind es angeblich. Wir sollten diese Zeit besser schneller als langsamer nutzen.