Einen neuen Schub für Photovoltaik-Mieterstrom könnte es in Stuttgart geben. Am Freitag unterzeichneten die Stadtwerke Stuttgart (SWS) und die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) eine Vereinbarung, Photovoltaik-Dachanlagen und Mieterstrom für 9000 Wohnungen realisieren zu wollen. Auf allen bestehenden und neuen Dächern sollen dafür Photovoltaik-Anlagen installiert werden. Das Gesamtpotenzial schätzen sie auf 9000 Wohnungen und eine Installation von 25 Megawatt Photovoltaik-Leistung. Jährlich sollen demnach Photovoltaik-Dachanlagen mit drei bis fünf Megawatt installiert werden.
Der erzeugte Solarstrom soll dann genutzt werden, um den Mietern der Wohnungen einen vergünstigten Ökostrom-Tarif anzubieten, wie es weiter hieß. Er wird als Photovoltaik-Mieterstrom angeboten. In diesem Sommer soll mit der Installation der ersten Photovoltaik-Anlagen begonnen werden.
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Endlich geht es auch in dem Mieterstrombereich mal vorwärts. Gerade der Stuttgarter Kessel ist bei Inversionswetterlage sehr von Smog betroffen. Dieses Beispiel muss schnell Schule machen.
Nachdem jetzt Preise von 60ct/kWh und mehr in der Grundversorgung aufgerufen werden (der Mieterstrom muss einen Respektsabstand von 10% dazu halten), kann sich das für den Verkäufer ja auch richtig lohnen, mit dem Mieterstrom.
Aber Spaß beiseite: Mieterstrom ist Quatsch: Es ist der untaugliche Versuch, die Entsolidarisierung derer, die es machen können von denen, die keine Möglichkeit dazu haben, vom Einfamilienhaus-Bereich noch auf privilegierte Mieter zu übertragen, und dabei noch die Mär aufrechtzuerhalten, Solarstrom bräuchte Fördermittel aus dem EEG-Fonds.
Tatsächlich könnte es sein, dass diese Förderung gebraucht würde, wenn für den Reststrombezug aus dem Netz die Kosten erhoben würden, die er dort erzeugt. Die werden zur Zeit aber noch gut versteckt: Die Stadtwerke werden es merken, wenn ihre Strombezugskosten wegen eines ungünstigen Bezugsprofils steigen. Ob sie es auch verursachergerecht den Mieterstrommodellen zuordnen werden, darf man bezweifeln: Diese Mehrkosten werden nach dem Gießkannenprinzip dann auf alle Stromverbraucher im Versorgungsbereich umgelegt werden, auch auf die, die von den Mieterstrommodellen nicht profitieren. Seine Grenze wird das nur in den günstigeren Versorgungspreisen bei freien Stromanbietern finden, aber die werden nach den auf Fehlspekulationen zurückzuführenden Insolvenzen der letzten Wochen (und möglicherweise auch rücksichtsloser oder sogar illegaler Geschäftspraktiken) auch einen schwereren Stand haben.
Die solidarische und vernünftige Lösung zum Wohle aller wäre: Die Solaranlagen werden errichtet, speisen ihren Strom zu einem auskömmlichen Garantiepreis ins Netz, und die Mieter beziehen ihren Strom wie jeder andere auch: vom örtlichen Netzbetreiber, oder von einem freiem Anbieter. Vielleicht von einer Bürgerenergiegenossenschaft? Gerne! Ökostrom? Natürlich! Jeder nach seinem Gusto.
@ JCW,
ihre Einschätzungen kann ich nicht teilen. Strom aus Photovoltaik in Quartieren von Wohnungsbaugesellschaften in Verbindung mit den örtlichen Stadtwerken ist immer eine Win-Win-Situation. Wenn ein Vermieter seinen Strom vom Dach auf kürzestem Weg zu seinen Kunden bringt und diesen auch noch gewinnbringend vermarkten kann sehe ich da ein riesen Potential. Die bürokratischen Hürden müssen halt weg und der Stromverkauf von Haus zu Haus auf eigenen Leitungen ohne Netzgebühren muss halt möglich sein. Vielleicht haben wir in zehn Jahren Gesetze welche die Wohnungsbaugesellschaften zur Lieferung von grünem Strom für ihre Mieter verpflichten. Das kann mit Solar oder Windparks am Stadtrand mit PPA-Verträgen passieren. Alle könnten dabei Geld sparen oder verdienen und das Gleichgewicht der Solidarität wäre gewahrt. Wenn damit auch ein paar Heuschrecken aus dem Wohnungsmarkt verdrängt würden, dann wäre das auch kein Schaden. Auch Mieter Beteiligungen mit Anteilen wären denkbar. So würde auch sehr viel privates Geld in die Energiewende fließen.