Könnten die zwei Millionen durch das ganze Land verstreuten Photovoltaik-Anlagen im Falle eines großflächigen Stromausfalls dazu genutzt werden, kritische Infrastrukturen am Laufen zu halten?
Dieser Forschungsfrage geht jetzt ein Team der Bergischen Universität Wuppertal in dem Forschungsprojekt „SISKIN“ nach. Der vollständige Name des Projekt „Großflächiger Stromausfall – Möglichkeiten zur Teilversorgung von kritischen Infrastrukturen“. Gemeinsam mit der Energieversorgung Leverkusen, Rheinenergie, WSW Netz, dem Wupperverband und der AWG Wuppertal als Projektpartner untersuchen die Forschenden über einen Zeitraum von drei Jahren, welche Strategien sich am besten dazu eignen, den Betrieb der kritischen Infrastrukturen wie Krankenhäuser und Wasserwerke wiederherzustellen. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalens unterstützt das Vorhaben mit zwei Millionen Euro.
Bisher basiere das Konzept zur Wiederherstellung der Versorgung zum großen Teil auf Gaskraftwerke. In dem Forschungsprojekt soll ermittelt werden, wie häusliche Photovoltaik-Anlagen und Heimspeicher zu Hilfe gezogen werden können, um die Gaskraftwerke zu unterstützen. Zunächst soll die Handhabung großflächiger Stromausfälle in Deutschland analysiert werden, um daraus das neue Steuerungskonzept für dezentrale Photovoltaik-Anlagen und Batteriespeicher zu entwickeln.
Sobald das Konzept steht, soll es in einer geeigneten Simulationsumgebung erprobt werden. In einem zweiten Schritt soll das Konzept Labortests unterzogen werden und schlussendlich auch im Feldtest unter Beweis gestellt werden. In dem letzten Feldversuch soll das System unter definierten Bedingungen in einem echten Netz erprobt werden. Dazu werde ein Stromausfall in einem Netzgebiet nachgestellt. Das Steuerungskonzept werde dann die dezentralen Anlagen ansteuern, um den Netzwiederaufbau zu ermöglichen.
Zwar sind großflächige Stromausfälle selten – die Bundesnetzagentur meldete zuletzt die geringste Unterbrechungsdauer seit 2006 – doch gab es in den Jahren im europäischen Verbundnetz immer mal wieder besorgniserregende Störfälle. Am 9. August 2019 ereignete sich in England ein Stromausfall, der aus einer knapp 1,5 Gigawatt großen Versorgungslücke heraus entstand und aufgrund eines zu geringen Anteils von Momentanreserve im System weite Landesteiles im Südosten inklusive Teile der Metropole London zumindest für eine kurze Zeit im Dunkeln ließ.
Im Januar 2019 kam es zu einer Systemauftrennung des europäischen Verbundnetzes, die durch eine Versorgungslücke von drei Gigawatt nötig gewesen war. Und zuletzt zeichnete sich eine Stresssituation für das europäische Verbundnetz durch das Abschalten von 15 der 56 Atomkraftwerke mit einer Leistung von sechs Gigawatt ab. Zwar konnte bisher die Versorgung recht zügig wiederhergestellt werden oder ist nie ganz eingebrochen, doch der Projektleiter Markus Zdrallek, Professor am Wuppertaler Lehrstuhl für Elektrische Energieversorgungstechnik, sieht trotzdem einen Nutzen darin, das System für größere Stresssituationen vorzubereiten.
„Falls es jedoch zu solch einem Blackout kommt, sind die Folgen verheerend: Bereits nach wenigen Tagen ist die flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen nicht mehr sichergestellt. Es kommt zu dramatischen Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und die öffentliche Sicherheit“, so Zdrallek.
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Wow, sie sind darauf gekommen – jetzt schon !!
Nur sollten diese 2 Millionen Euro woanders genutzt werden. Schreibt die Anforderungen der Software und realisiert diese, dezentral, open source, transparent, sofort
BotU
Es kann natürlich sein , daß mir da etwas entgangen ist aber aktuell finde ich noch nicht mal eine Lösung wie meine PV Anlagen (mit Speicher) bei Netzausfall und Sonnenschein weiter Strom für den lokalen Verbrauch und die lokale Speicherung produzieren.
Alle befragten Hersteller und Installateure reden sich mit rechtlichen Problemen raus.
Gibt es da einen anderen Stand?
BrennerD
Ich beschäftige mich gerade mit dem gleichen Problem wie BrennerD, sehe da aber eher die technischen Probleme. Beim Blackout muß das Hausnetz automatisch oder manuell sauber vom Netz getrennt werden und der Wechselrichter der Batterie eine Inselstromversorgung im Haus aufbauen. Die meisten installierten Anlagen sind dazu bisher nicht in der Lage, auch meine Sonnenbatterie BJ. 2018 kann das leider noch nicht und Nachrüsten geht auch nicht mehr. Mein Plan bisher: Hauptsicherung abschalten, alle drei Phasen im Haus mit einem leistungsfähigen einphasigen Wechselrichter und einem großen Blei-Gel Akku vorübergehend versorgen. An der Nutzung der PV-Anlage zum Nachladen des Blei-Akkus tüftele ich noch. Denn beim Stromausfall schalten sich die Wechselrichter der PV-Anlage und der großen PV-Speicherbatterie leider ab.
Wie jedoch im Blackout-Fall tausende dezentrale Anlagen netzsynchron eine Notstromversorgung für kritische Infrastruktur aufbauen sollen, ohne dabei auch gleich alle Nachbarn in der eigenen Straße mit zu versorgen ist mir komplett schleierhaft. Oder würden im Artikel entscheidende Details des Konzeptes nicht erwähnt ?
@BrennerD: Sie haben die falschen Hersteller angefragt. E3DC kann das realisieren und meines Wissens auch Anlagen mit Victron.
Hatte bei der Wahl meiner Anlage das gleiche Problem. Bei den Anlagekomponenten sollte man auf die Eigenschaften „schwarzstart“ und „inselbetrieb“ achten. Dann bespricht man am besten mit der Elektroinstallationsfirma (nicht zwangsweise die PV Installationsfirma) die Anforderung. Notstromfähig ist nicht gleich notstromfähig.