Ewz hat den Bau einer zweiten hochalpinen Photovoltaik-Anlage angekündigt. Auf der Staumauer Lago di Lei der Kraftwerke Hinterrhein AG (KHR) sollen mehr als 1000 Solarmodule installiert werden. Die geplante Photovoltaik-Anlage mit rund 350 Kilowatt Leistung werde dann jährlich etwa 380 Megawattstunden* Solarstrom produzieren und einen Großteil davon im Winter. Die Bündner Gemeinde Ferrera habe für die Photovoltaik-Anlage auf der Staumauer Lago di Lei bereits die Baugenehmigung erteilt, hieß es weiter. Der Baustart sei für den Frühsommer 2022 geplant, wenn die Staumauer wieder schneefrei ist.
Als Eigentümerin der Photovoltaik-Anlage übernimmt Ewz nach eigenen Angaben die Planung und Finanzierung des Projekts, während KHR für den Großteil des Baus und der Installation verantwortlich sei. Für die Photovoltaik-Anlage kann die vorhandene Infrastruktur von KHR optimal genutzt werden, um die Ökostrom-Produktion zu erhöhen.
Seit mehr als einem Jahr ist die erste hochalpine Photovoltaik-Anlage von Ewz an der Albigna-Staumauer in Betrieb. Die Auswertung der Erzeugungsdaten zeige, dass sich die Erwartungen an eine höhere Winterstrom-Produktion als im Mittelland erfüllt haben. Rund 50 Prozent des Solarstroms seien im Winterhalbjahr produziert worden, wobei vor allem die Monate März und April sehr ertragreich waren (siehe Grafik). Es habe sich auch bestätigt, dass in hochalpiner Lage im Jahresdurchschnitt 25 Prozent mehr Energie produziert werden kann als im Mittelland. Im ersten Jahr erzeugte das Photovoltaik-Kraftwerk mit 410 Kilowatt Leistung insgesamt 527 Megawattstunden Solarstrom. Die Prognose lag bei 509 Megawattstunden. „Die gemessenen Werte belegen die Effizienz von hochalpinen Anlagen und dass sie positiv zur Versorgungssicherheit im Winter beitragen. Ewz ist daher bestrebt, weitere Standorte für solche Anlagen zu evaluieren und zu erschließen“, sagte Philippe Heinzer, Geschäftsbereichsleiter Energie.
Die hochalpinen Photovoltaik-Anlagen soll der Schweiz helfen, dem drohenden Stromdefizits im Winter im Zuge des Atomausstiegs entgegenzuwirken. Noch gibt es wenige solcher Projekte. Die größte Anlage dieser Art realisiert derzeit Axpo an der Muttsee-Staumauer. Das Kraftwerk auf 2500 Höhenmetern soll eine Gesamtleistung von 2,2 Megawatt haben. Die geplante Inbetriebnahme verzögert sich allerdings, ist aber für das nächste Jahr vorgesehen.
*Anmerkung der Redaktion: Die Maßeinheit ist nachträglich korrigiert worden. Vielen Dank an den aufmerksamen Leser.
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Faktencheck der Aussage über die bessere Leistungsfähigkeit der Anlage auf der Staumauer zu Flachlandanlagen:
Anlage Staumauer: 410 Kilowatt Nennleistung würden bei 100% Ausnutzung bedeuten: 410 kW x 24 Std x 365 Tage = 3’592 MWh/Jahr.
Effektiv erzielte Energie = 527 MWh/Jahr, was 14.7 % der Nennleistung übers Jahr ergibt.
Vergleich: Ich wohne in der Nähe des Flughafens Zürich, also in einer äusserst nebelreichen Gegend. Der Unterschied der Energieausbeute übers Jahr müsste ergo hier besonders stark hervortreten und nicht zuletzt noch deswegen, weil meine Panele auf dem Dach eher suboptimal (ESE/WNW) mmausgerichtet sind.
Meine Anlage: 8.1 kW ESE und 3.4 kW WNW Ausrichtung, was total 11.5 kW Nennleistung bedeutet. Der Neigungswinkel der Paneele ist optimal auf den Dachflächen montiert.
11.5 kW Nennleistung würden bei 100 % Ausnutzung bedeuten: 11.5 kW x 24 Std x 365 Tage = 101 MWh/Jahr.
Effektiv erzielte Energie = 12.4 MWh/Jahr, was 12.3 % der Nennleistung übers Jahr ergibt.
Hiermit wird bewiesen, dass die Ausbeute auf der erwähnten Staumauer nicht einmal 20 % besser ist, obschon mein Dach eine suboptimale Ausrichtung (ESE/WNW) aufweist und ich in einem sehr nebelreichen Gebiet wohne.
Fazit: Beschönigende Berichterstattung!
Es grüsst aus der Schweiz
Jürg Schneeberger
Dipl.-Ing. Flugzeugbau, Linienpilot & Fluglehrer i. R.
@Jürg Schneeberger
Die Jahreserträge sind vielleicht irreführend. Der größte Vorteil sind die Wintererträge, die sicherlich um einiges höher ausfallen an den Staumauern als bei Ihnen in Zürich. Und genau wegen der Wintererträge bauen die Energieversorger die Anlagen, nicht wegen der Jahreserträge.