Das Land Berlin kann bis zum Ende der Dekade seinen Energiebedarf im Verkehr, Strom und Wärme komplett aus erneuerbaren Energien decken. Das wäre sogar kosteneffizienter als das jetzige Energiesystem. Das sind Ergebnisse einer Studie der Energy Watch Group (EWG), die von der Naturstrom Stiftung und der Haleakala Stiftung finanziert wurde.
Für die Vollversorgung mit erneuerbaren Energien in Berlin wäre es nötig, die installierte Photovoltaik-Leistung von aktuell 100 Megawatt in Berlin auf 11,9 Gigawatt zu erhöhen, so die Autoren der Studie. Dafür sollen massiv die Dachflächen in Berlin erschlossen werden, denn in bei der Potenzialabschätzung der Studie kam heraus, dass in Berlin lediglich Platz für 400 Megawatt Freiflächen-Photovoltaik ist. Die Dächer der Hauptstadt könnten jedoch mit zwölf Gigawatt Photovoltaik belegt werden. Doch ohne die Hilfe des Brandenburger Umlands wird es nicht gehen. Hier müsse der Photovoltaik-Ausbau deutlich vorangetrieben werden, von jetzt 1100 Megawatt auf 27.000 Megawatt bis zum Ende des Jahrzehnts. Dafür werde nur 0,5 Prozent der Landesfläche der Region gebraucht, schreiben die Autoren rund um Hans Josef Fell und Thure Traber. Sie fügen hinzu, dass sich der Flächenbedarf durch Agri-PV Konzepte weiter senken lasse.
Die Windkraft wird in Berlin als Stadt eher begrenzt ausgebaut werden können. So müssten in Brandenburg drei Gigawatt Windkraftanlage zusätzlich entstehen, um den Bedarf von Berlin decken zu können. Bei der Bioenergie und Geothermie wäre es nötig, die Kapazität von jetzt 700 Megawatt auf 3.300 Megawatt zu erhöhen. Beim Thema Speicher wären der EWG-Studie zufolge 5,3 Gigawatt Leistung und 26 Gigawattstunden Kapazität notwendig. Die Batteriespeicher sollen obendrein noch von Wasserstoffspeicher mit 4,8 Terrawattstunden Speicherkapazität und 4 Gigawatt elektrischer Leistung der Brennstoffzellen flankiert werden. Der Wasserstoff könne in der Region produziert werden, betont Fell auf einer virtuellen Pressekonferenz, auf der die Studie vorgestellt wurde. Es wäre nicht nötig, darauf zu warten, dass teure Projekte den Wasserstoff in Afrika produzieren und nach Deutschland verschiffen.
Privates Kapital
Der Bau der kapitalintensive Anlagen würde voraussichtlich 112 Milliarden Euro verschlingen. Auf die Einwohnerzahl Berlins umgerechnet wären das jedoch nur 18.400 Euro pro Kopf. „Das liegt deutlich unter dem durchschnittlichen Geldvermögen in Deutschland“, sagt Hans-Josef Fell. „Das liegt bei 95.000 Euro. Dieses Vermögen liegt auf Banken und kann nicht richtig genutzt werden.“ Daher wäre es wichtig, geeignete politische Rahmensetzungen zu finden, um privates Kapital für die Energiewende zu mobilisieren.
Ein Punkt, bei dem Bettina Jarasch einsteigen konnte. Stellvertretend für die designierte Landesregierung in Berlin nahm die Grünen-Politikerin an der Veranstaltung teil. So werde die Berliner Landesregierung in spe auch durch Bürgerenergiegenossenschaften Beteiligungsmodelle für die Bürger schaffen, um privates Kapital zu mobilisieren. Das könnte sich lohnen, denn die Autoren der Studie verweisen darauf, dass ihren Modellierungen zufolge eine Megawattstunde Strom im anvisierten Energiesystem 76 Euro kosten würde. Zurzeit läge der Preis bei etwa 90 Euro pro Megawattstunde.
Ein weiterer wichtiger Schritt zur klimaneutralen Energieversorgung ist die Senkung des Gesamtenergieverbrauchs. Fell und Traber schreiben in ihrer Studie, dass der Energieverbrauch um rund 16 Prozent sinken müsste. Das wäre durch Maßnahmen in den Sektoren Verkehr und Wärme möglich. Auch hier setzt Jarasch an und betont, dass der Plan der neuen Regierung nicht ist, lediglich den Antrieb der privaten Kraftfahrzeuge auszutauschen. Vielmehr sei es wichtig, die öffentlichen Personennahverkehr und die Radinfrastruktur in der Stadt auszubauen, um so das individuelle motorisierte Verkehrsaufkommen zu reduzieren.
Außerdem stellt die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Abgeordnetenhaus eine Ausbildungsoffensive in Aussicht. Nicht nur für den Ausbau der Photovoltaik, sondern auch für die energetische Sanierung und Installation von Wärmepumpen sollen Ausbildungszentren in Berlin entstehen, um die nötige Arbeitskapazität der Handwerksbetriebe sicherzustellen.
Bei den Ambitionen, das Energiesystem zu 100 Prozent klimaneutral umzurüsten, schwingt die Angst vor der Dunkelflaute mit. Auch wenn die Autoren der Studie nochmals die Unwahrscheinlichkeit einer längeren kompletten Dunkelflaute betonen, setze man dennoch auf eine Einspeicherung von grünem Wasserstoff. Nicht in Tanks wie sonst üblich, sondern in Salzkavernen in Brandenburg. Im EWG-Szenario werden Kosten für die Einspeicherung von Wasserstoff in Salzkavernen auf 4,6 Euro pro Kilowattstunden geschätzt. Bereits im letzten Jahr berechneten Forschende der RWTH Aachen, dass die Speicherkapazität für Wasserstoff in Salzkavernen in Deutschland bei 9,4 Petawattstunden läge. Zum Vergleich: Das Potenzial für Pump-Wasserspeicherkraftwerke in Europa liegt bei etwa 0,123 Petawattstunden.
Die vollständige Studie der Energy Watch Group können Sie hier nachlesen.
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Die Bedingungen für die Umsetzung der gemeinsamen Agrarpolitik GAP, sind gerade erschienen.
Die Landwirte müssen ab 2023, 4% ihrer Ackerfläche als nichtproduktive Fläche vorhalten,daß heißt sie müssen stillegen.
Wozu also Agro PV?
Warum mühselig Dachflächen belegen mit Fachkräften die es nicht gibt?
Ein Solarpark ist nichts anderes als Stillegung.
Es gibt in Deutschland sechzehnmillionen Hektar Ackerland.
4% davon sind 640 000 Hektar. Also Platz für 640 GW Peak PV Zubau.
Zuerst Fußwege, Bahnsteige, Parkplätze, Strassen und andere öffentliche Plätze mit PV überdachen! Das bringt doppelten Nutzen. Warum nicht auch die Autobahnen?
Tegel und Tempelhof ist doch jede Menge Platz, sollen die Berliner das erst Mal zu Pflastern bevor sie sich noch weiter in Brandenburg ausbreiten. Da würden auch locker noch zwei WKA hinpassen.