Seit Donnerstag kann in Prenzlau grüner Wasserstoff getankt werden. Eine entsprechende Tankstelle, die das möglich macht, iat von Enertrag zusammen mit Kommunalpolitikern eingeweiht worden. Zu den ersten Kunden sollen die Busse des hiesigen öffentlichen Personennahverkehrs der Uckermärkischen Verkehrsgesellschaft zählen. Die Busse wurden kürzlich auf einen Antrieb mit grünem Wasserstoff umgerüstet, wie das Unternehmen mitteilte. Neben den Bussen für den öffentlichen Verkehr können auch Lkw und Pkw an der Tankstelle klimaneutralen Treibstoff tanken. Das ist auch möglich, weil die Tankstelle des Herstellers Maximator mit zwei Kompressorstufen, die eine Betankung mit entweder 350 bar oder 700 bar ermöglichen, ausgestattet ist.
In der ersten Projektphase soll die Tankstelle eine Kapazität von 750 Kilogramm Wasserstoff besitzen, die für die Betankung von bis zu 25 Lkw oder Bussen am Tag ausreichen. Enertrag zufolge ist es aber auch möglich, die Kapazität der Tankstelle auf 1.600 Kilogramm auszubauen. Die Tankstelle soll der „erste Baustein“ des Wasserstoffzentrums Prenzlau werden. Dafür sind 13 Megawatt Elektrolyse-Leistung geplant. Außerdem sollen an dem Standort noch Labore zur Qualitätssicherung sowie zur Erforschung neuer Technologien entstehen. „Ich erwarte, dass in der Uckermark und im Barnim bald weitere Projekte folgen werden, denn hier gibt es beste Voraussetzungen, um bei der Entwicklung der Wasserstoff-Technologie eine Vorreiterrolle einzunehmen“, sagt Landrätin des Landkreises Uckermark, Karina Dörk, anlässlich der Eröffnung.
Ein weiteres technologisches Highlight der neuen Anlage ist es, dass die Abwärme aus dem Elektrolyse-Prozess von den Stadtwerken genutzt werden kann. Schon seit 2011 betreibt Enertrag eine Elektrolyse-Anlage in Prenzlau, doch erst jetzt kann der Treibstoff auch direkt an einer Tankstelle getankt werden. Nach einer Tankstelle in Potsdam ist die Anlage in Prenzlau die zweite Wasserstofftankstelle in Brandenburg. In Deutschland sind mit der Tankstelle in Prenzlau inbegriffen jetzt 92 Wasserstofftankstellen in Betrieb, 16 weitere Tankstellen befinden sich in der Planungs- und Bauphase. Allerdings gibt es neben der Tankstelle in Prenzlau nur noch 8 andere in Deutschland, die auch mit 350 bar tanken können. In beiden Bereichen liegt der Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland weit vor dem in anderen europäischen Staaten.
Der Preis pro Kilogramm Wasserstoff an einer Tankstelle beträgt zurzeit etwa 9 Euro. Ein Toyota „Mirai“ in der Basisausführung verbraucht laut Hersteller 0,79 bis 0,89 Kilogramm pro 100 Kilometer.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Ist der Wasserstoff günstiger geworden?
Ich bin eigentlich von einen Festpreis von staatlich subventionierten und reglementierten 9,50 Euro pro Kilogramm ausgegangen.
Wasserstoff ist gegenüber der direkten elektrischen Speicherung im Fahrzeug immer deutlich ressourcenaufwändiger und damit umweltbelastender. Zusammen mit den ökonomischen Nachteilen ist Wasserstoff deswegen immer nur ein „Notnagel“, falls die direkte elektrische Speicherung nicht auseicht.
Es zeichnet sich ja schon länger ab, dass diese Notlösung für den PKW-Verkehr, den LKW-Verteilerverkehr sowie Busse aller Vorraussicht nach nicht benötigt wird. Erfreulicherweise entwickelt sich die Akkutechnik aber mittlerweile so gut, dass man vermutlich auch für den Schwerlastverkehr auf die H2-Notlösung verzichten kann. Insofern ist das Enertrag-Projekt schon etwas aus der Zeit gefallen.
Super finde ich die Abwärmenutzung der Elektrolyse! Da für die saisonale Speicherung nach wie vor vermutlich auf Wasserstoff zurückgreifen muss, ist hier eine Optimierung der Wirkungsgrade absolut zielführend. Bei der Rückverstromung in GuD- oder Gasturbinenanlagen kann auch nochmal KWK genutzt werden.
Mit Vielem einverstanden, aber:
Ein Fernverkehrs-40-Tönner, der 600 km Reichweite haben soll, müsste etwa 10 Tonnen Batterien (1’200 kWh) mitschleppen oder max. 1 Tonne H2-System mit Brennstoffzellen und Tanks (50 kg H2).
Da müssten sich die Batterie-Parameter noch gewaltig ändern, bis da Konkurrenz bestehen würde, zumal sich die H2-Systeme aktuell auch noch stark verbessern (kleiner, leichter, robuster).