Porsche steigt bei 1Komma5° ein

Teilen

Porsche beteiligt sich über seine Wagniskapital-Einheit Porsche Ventures an 1Komma5°. Sie wird damit zum größten Einzelinvestor an dem Start-up, das der ehemalige Sonnen-Geschäftsführer Philipp Schröder im Sommer gegründet hat, um sich an Elektro-Installationsbetrieben zu beteiligen und so mehr Handwerker-Kapazitäten für die Energiewende zu schaffen. Mit der Beteiligung baut Porsche sein Engagement in Unternehmen außerhalb des Kerngeschäfts aus. Es soll die Ambitionen im Bereich Nachhaltigkeit stärken. „Das Thema Smart City ist ein spannendes Betätigungsfeld für Porsche. Uns geht es hierbei vor allem um die vernetzte, effiziente und nachhaltige Stadt“, erklärte Lutz Meschke, stellvertretender Vorstandschef und Vorstand für Finanzen und IT bei Porsche, anlässlich der Beteiligung am Freitag. Das Start-up passe perfekt in die Investitionsstrategie des Autokonzerns.

Im Interview mit pv magazine erklärte Philipp Schröder derweil, welche Kriterien bei der Auswahl von Porsche eine Rolle spielten und welche gemeinsamen Aktivitäten die Unternehmen nun anstreben. Die Fragen wurden schriftlich beantwortet.

pv magazine: Porsche hat über seine Tochtergesellschaft Porsche Ventures in 1Komma5° investiert. Verraten Sie uns die Größenordnung in Euro und Anteilen?

Philipp Schröder (Foto): Wir machen hierzu keine Angaben. Nur soviel: Porsche wird zum derzeit größten Einzelinvestor und die Investition sichert das Ziel von 1Komma5° ab, bis zu 100 Millionen Euro in den nächsten 18 Monaten zu investieren. Natürlich möchten wir hiermit auch die Grundlage legen, um noch deutlich mehr in Zukunft zu investieren, falls nötig.

Sie sind angetreten damit, dass 1Komma5° eine unabhängige Firma bleiben soll, bei der sich die Betriebe, an denen Sie sich beteiligen, am Ende nicht irgendwann im Portfolio eines sich wandelnden Öl- und Gas-Multis wiederfinden. Kann es nicht geschehen, dass Ihre Investoren irgendwann an einen solchen verkaufen?

Die Mehrheit am Unternehmen hält nach wie vor das Management beziehungsweise die Gründer und die Unabhängigkeit von Energiekonzernen ist für uns besonders wichtig. Porsche haben wir aus einer Vielzahl von Bewerbern ausgewählt, ganz konkret, weil Porsche insgesamt in drei Bereichen sehr gut zu uns passt.

Welche wären das?

Erstens, wir wollen den Bereich Klimaschutz Technologien sexy und 1Komma5° zur führenden Premium-Marke in Deutschland machen. Hier passt Porsche also sehr gut zu unserem Premium-Gedanken. Wir bauen in den Innenstädten Show-Rooms auf, den Anfang machen wir in Hamburg an der Innenalster und in Lingen. München und andere Kleinstädte werden folgen. Da passt die Marke Porsche also sehr gut zu uns und unserem Kerngedanken, glaubwürdig und unabhängig nur für die beste Klimaschutz Technologie zu stehen.

Zweitens, neben unseren Beteiligungen an führenden Elektro-Unternehmen haben wir mit einer Tochtergesellschaft nun den ersten Energy Services lanciert und richten uns hier insbesondere mit unserem 1Komma5° Mobilität Bonus an Besitzer von Elektrofahrzeugen. Das Händler Netzwerk von Porsche bietet hier ideale Potenziale für uns, um den Bereich Energieversorgung mit sauberer Mobilität zu verbinden. Gleichzeitig bleibt unser Engagement aber trotzdem unabhängig und steht auch anderen PKW-Marken und Händlern offen. Es macht aber Sinn mit Porsche einen führenden Anbieter von Elektrofahrzeugen an der Entwicklung weiterer Services als strategischen Partner dabei zu haben. Hinzu kommt unsere Strategie; mit jeder Installation einen Energiemanager zu verbauen und so für die Vernetzung im Haus und auf Netzebene zu sorgen: Auch hier bieten beispielsweise Schnittstellen zu elektrischen Fahrzeugen mit Blick auf den sogenannten State of Charge ein wichtiges, weiteres Potenzial.

Drittens und das ist für uns der wichtigste Punkt: Porsche hat sich verbindlich verpflichtet, bis 2030 CO2-neutral zu werden, und ist damit eines der wenigen Unternehmen, das überhaupt 1,5 Grad konform ist. Die meisten Bewerber um ein Investment bei uns sind daran gescheitert, dass sie schlicht das Klima verschmutzen. Das ist für uns ein No-Go. Porsche zeigt dagegen, dass es möglich ist sich zu ändern und von dieser Veränderung als Marke auch zu profitieren, dass gefällt uns sehr!

In den nächsten zwei Jahren wollen Sie über 100 Millionen Euro in Zukäufe investieren. Zwei Beteiligungen sind inzwischen schon offiziell. Wie vielen Beteiligungen auf diesem Level entsprechen die 100 Millionen Euro?

Für uns steht nicht eine bestimmte Anzahl von Unternehmen im Vordergrund. Bis Weihnachten folgen noch drei weitere Transaktionen und im ersten Quartal planen wir bereits die nächsten – erstmals auch im Ausland. Zum derzeitigen Stand glauben wir daher auch, dass wir nicht bei 100 Millionen Euro stoppen, sondern nachlegen werden. So sind wir bereits vor Weihnachten von Bayern bis an die Nordsee als 1Komma5° Gruppe vertreten und werden dann Schritt für Schritt weitermachen. Wir wissen bereits heute, dass unser Konzept sehr gut ankommt und auch in Sachen Tempo und Leidenschaft macht uns wahrscheinlich niemand in der Branche etwas vor.

Wird es über die Beteiligung von Porsche hinaus eine Zusammenarbeit mit dem Autokonzern oder mit anderen Unternehmen aus dem Startup-Ökosystem von Porsche geben? Gibt es konkrete Ideen?

Ja, diese Projekte gibt es und einige davon sind bereits in der Umsetzung. Sehen Sie es uns nach, dass wir sie dann präsentieren, wenn es so weit ist. Wie gesagt, 1Komma5° ist erst seit fünf Monaten am Markt, wir sind also noch taufrisch, und die Zusammenarbeit mit Porsche ist sogar noch jünger.

Sie haben zeitgleich mit dem Porsche Investment bekannt gegeben, dass Sie Ende Januar die ersten „Flagship Showroom“ in der Hamburger Innenstadt und in Lingen an der Ems eröffnen. Das ist im Bereich Photovoltaik und Batteriespeicher etwas Neues. Versprechen Sie sich dort vor allem einen Marketingeffekt, oder sollen sich diese durch konkrete Abschlüsse finanzieren?

Sowohl als auch. Wir haben konkrete Vertriebsziele für unsere Showrooms, aber gleichzeitig sind sie auch ein Investment in unser Marketing und vor allem in den Dienst an der Sache. Fast alle Hauseigentümer müssen bis 2035 ihre Energieversorgung für Strom und Wärme umbauen und werden dazu pro Kunde bis zu 80.000 Euro investieren. Da ist es doch irgendwie komisch, dass es keine Marke gibt, die Kunden und Interessierten die Möglichkeit gibt, mehr über die Technologie ihre Leistungen und Preise zu verstehen und diese auch in der Innenstadt zu erleben. Das Konzept soll aber auch das Thema an sich aufwerten und junge Menschen begeistern, sich hier beruflich zu engagieren. Schließlich geht es hier um High-Tech-Anwendungen und gleichzeitig um die Zukunft unseres Klimas. Das ist super spannend, aber leider noch sehr wenig im Fokus der Gesellschaft.

Wenn man einen Blick auf Enpal wirft, sind ja Online-Vertriebe stark im Kommen. Werden Sie den Weg auch gehen? Spricht man damit unterschiedliche Kundengruppen an und fokussiert sich entsprechend, oder braucht man am Ende beides?

Wir glauben an “Bits & Bricks”, also an das Internet in Verbindung mit echter physischer Begegnung, und so richten wir auch unsere Strategie aus. Denn schließlich schafft sich der Kunde komplexe Technologie sehr langfristig an und möchte auch in fünf oder zehn Jahren noch vor Ort Service und Unterstützung bekommen. Der Vertrieb im Internet ist also sehr wichtig.

Anmerkung, 10.12.2021: Die Antwort auf die letzte Frage wurde angepasst, um Missverständnisse zu vermeiden.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.

Popular content

Bayern will 0,3 Cent/kWh Abgabe für große Solarparks verbindlich machen
19 Dezember 2024 Photovoltaik-Freiflächenanlagen ab fünf Megawatt sowie Windkraftanlagen sollen unter die heute vom bayrischen Kabinett verabschiedete Regelung fallen...