Die EU bereitet derzeit eine Novelle der Erneuerbaren-Richtlinie (RED III) vor. Der Entwurf ist veröffentlicht und stößt an einigen Stellen auf Kritik. In einer gemeinsamen Stellungnahme fordern EWS Schönau, Green Planet Energy und Naturstrom von der EU-Kommission nun deutliche Nachbesserung, wenn das selbstgesteckte Ziel der Klimaneutralität bis 2050 tatsächlich erreicht werden soll. Anpassung müssten dabei an verschiedenen Stellen vorgenommen werden.
„Wir schlagen vor, das Ziel über den Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch im gesamten EU-Energiemix bis 2030 auf mindestens 45, besser noch 50 Prozent anzuheben“, erklärt Sebastian Sladek, Vorstand bei EWS Schönau. Nur wenn das Ausbautempo in den kommenden zehn Jahren drastisch beschleunigt werde, bleibe das Ziel der Klimaneutralität in Europa in Sichtweite. Es benötige daher „ambitioniertere und verbindliche Erneuerbaren-Ziele sowie zugehörige Maßnahmenkataloge in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten“. Auch die künftige Bundesregierung müsse kräftig nachlegen, so Sladek.
Auch für die Erzeugung von grünem Wasserstoff in großem Maßstab sei ein höheres Ausbautempo bei den Erneuerbaren essenziell. Dabei dürfe eine europäische Wasserstoff-Wirtschaft nicht zum Spielfeld der alten Gas- und Ölindustrie werden, fordern die Ökostrom-Anbieter. Daher müssten strengere Kriterien angelegt werden. „Wasserstoff darf nur dann als grün anerkannt werden, wenn er nachweisbar mit erneuerbaren Energien hergestellt wurde. Herkunftsnachweise allein genügen nicht, um die nötige grüne Qualität zu garantieren“, fordert Sönke Tangermann, Vorstand von Green Planet Energy – vormals Greenpeace Energy. Eine
zeitliche und räumliche Zusammenhang der Produktion des erneuerbaren Stroms und des Wasserstoffs müssten nachgewiesen werden. Ohne ausreichenden Ökostrom und die Korrelation von grünem Strom und damit erfolgter Wasserstoffproduktion würde die von Europa angestrebte Wasserstoff-Produktion mit fossilen Energieträgern erfolgen, warnen die Unternehmen. Dies wäre im Kampf gegen den Klimawandel kontraproduktiv.
Sehr kritisch sehen die Ökostrom-Anbieter auch die geplanten Änderungen bei den Herkunftsnachweisen. Sie sehen darin Potenzial, „den deutschen Strommarkt mit Greenwashing-Produkten zu überschwemmen“, da auch für geförderte Anlagen die Grünstromzertifikate ausgestellt werden könnten. Die EU-Kommission sollte den Mitgliedsstaaten die Möglichkeit einräumen, für geförderte Anlagen keine handelbaren Herkunftsnachweise auszustellen. In Deutschland ist dies aktuell der Fall und wird über das sogenannte Doppelvermarktungsverbot gewährleistet. Für die entsprechenden Strommengen aus den EEG-Anlagen wird somit kein Grünstrom-Herkunftsnachweis ausgestellt, den die Anlagenbetreiber dann handeln und damit zusätzlich zur Förderung Erlöse erzielen könnten.
„Sollten künftig für Strom aus EEG-vergüteten Anlagen Herkunftsnachweise ausgestellt werden, sinkt der Wert solcher Zertifikate ins Bodenlose“, warnt Thomas Banning, Vorstandschef von Naturstrom. „Das würde nicht nur Greenwashing-Tarifen Tür und Tor öffnen, sondern auch die gerade beginnende Entwicklung förderfreier Öko-Kraftwerke massiv zurückwerfen, die sich auch über ihre Herkunftsnachweise finanzieren.“ Daher brauche es auch künftig das Doppelvermarktungsverbot oder eine ähnliche Regelung.
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Dass ausgewiesene Ökostromanbieter und Energiewende Pioniere wie z.B. die EWS Schönau, nun auch nur noch die Energiewende der Großen in Gestalt von PPA Verträgen auf dem Schirm haben , überrascht mich etwas. Besonders die EWS Schönau betreffend, wo wir Kunde sind, und ich einige Leute persönlich kenne, kann ich mir nicht vorstellen, dass die dem Strom nach EEG Modus kein Grünstromprivileg zugestehen wollen..
Dazu siehe …Zitat …unter dem Bild.
Wenn Herkunftsnachweise auch aus geförderten EEG-Anlagen handelbar gemacht würden, dann wäre dies eine Gefahr für den sich gerade entwickelnden PPA-Markt. Zitat Ende.
Weiteres Zitat aus dem Artikel.
„Sollten künftig für Strom aus EEG-vergüteten Anlagen Herkunftsnachweise ausgestellt werden, sinkt der Wert solcher Zertifikate ins Bodenlose“, warnt Thomas Banning, Vorstandschef von Naturstrom. „Das würde nicht nur Greenwashing-Tarifen Tür und Tor öffnen, sondern auch die gerade beginnende Entwicklung förderfreier Öko-Kraftwerke massiv zurückwerfen, die sich auch über ihre Herkunftsnachweise finanzieren.“ Zitat Ende.
Der Thomas Banning von Naturstrom, denkt zu kurz, und offensichtlich „Nur“ an seine PPA Version, wenn er davon spricht, dass Greenwashing Tür und Tor geöffnet würde. Greenwashing gibt es doch gegenwärtig, schon, allerdings „Illegal“
Der Ökostrom – dezentral erzeugt nach EEG Modus – muss separat am Spotmarkt der Börse zusammen mit Graustrom verkauft werden. Dort findet zunächst einmal ein Grauwashing statt, weil der EEG Strom sein Grünstromprivileg verliert.. Anschließend auf der Handelsebene findet dann wieder Greenwashing statt, in dem der Versorger Werbung machen kann, mit dem Anteil Grünstrom, den er in seinem Bilanzkreis aufnehmen und vergüten muss.
Wenn man das Übel bei der Wurzel fassen will, muss der EEG Strom den Versorgern wieder – wie bis 2010 der Fall – zwingend zugeteilt werden, dann ist der Grünstrom original, ohne der Gefahr durch Greenwashing beim Kunden.
Ich habe dem Sebastian Sladek, von der EWS Schönau gerade eine Mail geschickt mit dem Hinweis auf diesen Thread.
Die anderen sollen nichts bekommen, sonst bekommen wir weniger, ist natürlich ein gutes Argument.
Kann mir mal jemand das Argument mit dem Greenwashing erklären?
Ich bin dafür, dass Energieversorger nur den selbst produzierten EE Strom oder per Zertifikat gekauften EE Strom bewerben dürfen, nicht jedoch den EE Anteil am zugekauften Graustrom.
Greenwashing ist für mich Beispielsweise die THG Quote, weil allein durch Elektromobilität noch kein CO2 eingespart wird. Werden jetzt die erneuerbaren ins Feld geführt, dann werden diese mehrfach vergütet. Wobei in diesem Fall nicht der EE Produzent, sondern der Verbraucher für seinen EE Anteil am geschätzten Durchschnittsverbrauch belohnt wird. Wenn jemand seinen Anteil nicht an die Börse trägt oder anderweitig verkaufen will springt freundlicherweise der Staat ein und hält die Hand auf. Das lässt sehr tief blicken.
Der ganze Handel mit staatlich verwalteten Zertifikaten öffnet nur Spekulanten und Trittbrettfahrern Tür und Tor und treibt damit Preise ohne messbaren Gewinn künstlich in die Höhe. Der Bürger muss in der Regel die Zeche ohne nachweisbaren Gewinn bezahlen, denn nur die produzierte erneuerbare Energie bringt die Einsparung von CO2 und Feinstaub bzw. reduziert die Emmision von Quecksilber.
Alter Falter sagt:
Kann mir mal jemand das Argument mit dem Greenwashing erklären?
@ Alter Falter
Wie ich schon öfter gelesen habe, verstehen die unter Greenwashing das Folgende.
Der PPA Strom für den sich die Autoren hier stark machen ist klar definierter Grünstrom.
Nun sehen die nach meinen seitherigen Erkenntnissen eine Konkurrenz in dem Strom, der nach dem EEG Modus – dezentral auf Dächern erzeugt – an der Börse zusammen mit Graustrom gehandelt, und als Graustrom dort verkauft wird.
Ein Versorger der den dort billig als Graustrom kauft, und in sein Portfolio aufnimmt, kann dann mit einem prozentualen Anteil Grünstrom in seinem Angebot Werbung machen. Nämlich mit dem Anteil den er in seinem Bilanzkreis, den Anlagenbetreibern hat vergüten müssen.
Ich denke mal das meinen die Autoren mit Greenwashing. Das Übel steckt aber im Detail. Nämlich der Tatsache, das die Versorger gar nicht greenwashen, sondern nur das umsetzen was sie als Vergütungen in ihrem Portfolio als Grünstrom bezahlt haben.
Ich hoffe, dass einer der Autoren hier liest, und merkt, dass das Greenwashing wo anders bekämpft werden muss, nämlich bei der bekannten Ermächtigungsverordnung von 2010, wo der grüne EE Strom zu Graustrom degradiert wurde, und zusammen mit diesem als Graustrom verramscht werden muss.
Ich denke, das meint der Thomas Banning, wenn er von Greenwashing einiger Tarife spricht
Für nue hinzu kommende Leser siehe im Folgenden unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Hallo Ihr Freunde der Energiewende.
Schaut mal wie mit unserem wertvollen Ökostrom Schundluder getrieben wird.
Siehe hier:.
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/energie-eon-erhoeht-seine-wachstumsziele-und-investiert-27-milliarden-euro/27821562.html
Zitat:…Jede zusätzlich produzierte Kilowattstunde grüner Strom wird nicht nur in Stromleitungen eingespeist, beim Management von Angebot und Nachfrage nehmen die Netzbetreiber auch eine zentrale Rolle ein. Allein in Deutschland hängen 50 Prozent der Erneuerbaren-Anlagen am Eon-Netz. Zitat Ende.
EEG Strom muss seit 2010 bekanntlich an der Börse von den Netzbetreibern zusammen mit Graustrom vermischt verkauft werden, und wird dabei zu billigem Graustrom degradiert. Wie da aus jeder eingespeiste kWh EEG Strom plötzlich wieder Grünstrom wird, bleibt ein Geheimnis von EON. Andere nennen das Greenwashing.
Dem normal sterblichen, — wahrscheinlich auch den meisten Politikern
— der sich nicht damit beschäftigt, kann man so was halt erzählen.