Bundeswirtschaftsministerium rechnet mit 658 Terawattstunden Stromverbrauch 2030

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Lange ist das Bundeswirtschaftsministerium für seine falschen Annahmen zur Entwicklung des Stromverbrauchs bis 2030 kritisiert worden. Im Juli legte der scheidende Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) dann eine vorläufige Schätzung für den Bruttostromverbrauch bis 2030 vor – er werde zwischen 645 und 665 Terawattstunden liegen. Am Dienstag nun veröffentlichte das Ministerium die Berechnungen, wonach der Stromverbrauch bis 2030 auf 658 Terawattstunden steigen wird. Dazu legte es auch eine Kurzstudie vor, die Prognos, das Fraunhofer ISI und das Öko-Institut im Auftrag der Politik erstellten und dabei die verschärften Klimaschutzziele für 2030 berücksichtigten.

Der Anstieg auf 658 Terawattstunden stellt demnach einen Anstieg um 11 Prozent gegenüber 2018 dar. „Hauttreiber für den Anstieg des Stromverbrauchs sind der Verkehrssektor, die elektrischen Wärmepumpen in Gebäuden und Wärmenetzen, die Erzeugung von Elektrolyse-Wasserstoff sowie die Produktion von Batterien“ , heißt es in der Kurzstudie. “Die gesteigerte Stromeffizienz und der rückläufige Kraftwerkseigenverbrauch dämpften den Anstieg des Stromverbrauchs.“

Im Verkehrsbereich wird die gesteigerte Elektromobilität zu einem Anstieg um 68 Terawattstunden bis 2030 beim Bruttostromverbrauch führen, wobei etwa zwei Drittel auf Pkw und ein Drittel auf Nutzfahrzeuge mit Elektroantrieben entfielen. Dafür wird angenommen, dass bis 2030 die Zahl der Elektroautos auf 16 Millionen steigt und dann insgesamt 2,2 Millionen Plug-in-Hybridfahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sind. Werden Busse und Zweiräder eingerechnet ergibt sich der Studie zufolge ein Stromverbrauch von rund 70 Terawattstunden. Für den Schienenverkehr werde ein Anstieg von 5 Terawattstunden 2018 auf 16 Terawattstunden 2030 erwartet.

Die Berechnungen zur Wasserstoff-Elektrolyse gehen von einem Anstieg von 1 auf 37 Terawattstunden bis zum Ende des Jahrzehnts aus. Wobei nur ein Teil des grünen Wasserstoffs inländisch erzeugt werde – nämlich 12,5 Terawattstunden. Der Stromverbrauch für diese Produktion belaufe sich auf knapp 20 Terawattstunden, so die Autoren. Sie erwarten eine installierte Elektrolyseur-Leistung von 6,5 Gigawatt bis 2030 aus. In der vorläufigen Schätzung sei noch eine höhere inländische Wasserstoffproduktion enthalten gewesen, die einen Stromverbrauch von 30 Terawattstunden induziert hätte, heißt es weiter. Dies sei allerdings wegen des niedrigeren Ausbaupfads bei der Windkraft nun nach unten korrigiert worden.

Deutlich mehr Strom werden bis 2030 auch die Wärmepumpen verbrauchen. Die Studie geht von einem Anstieg der installierten Wärmepumpen von knapp einer Million 2018 auf 5,5 Millionen bis 2030 aus, wobei kleine ungekoppelte Warmwasser-Wärmepumpen nicht berücksichtigt seien. Mit den 5,5 Millionen Wärmepumpen sei ein Stromverbrauch von 33 Terawattstunden verbuchen dazu kämen noch die Großwärmepumpen für die Fernwärme mit einem Bedarf von neun Terawattstunden. Insgesamt steige der Stromverbrauch der Wärmepumpen im Betrachtungszeitraum um 35 auf 42 Terawattstunden. Mit den ungekoppelten Warmwasser-Wärmepumpen werden es dann 2030 wohl 45 Terawattstunden sein.

Zudem kommen noch neue „Stromfresser“ hinzu. So werde der Stromverbrauch für Batteriefabriken, insbesondere für Elektroautos, sowie Rechenzentren auf 13 Terawattstunden bis 2030 steigen. 2018 schlug dies mit null Terawattstunden zu Buche.

Doch es gibt nach Einschätzung der Studienautoren auch dämpfende Effekte. So werde die Steigerung der Energieeffizienz bis 2030 um 51 Terawattstunden senken. Zu diesem Szenario werden unter anderem gewerbliche und industrielle Prozesse gezählt, aber auch Querschnittstechnologien wie effizientere Motoren und Kompressoren, die den Strombedarf mindern. Daneben wird auch ein Rückgang beim Kraftwerkseigenverbrauch erwartet. Er werde gegenüber 2018 um 22 Terawattstunden auf 12 Terawattstunden bis 2030 sinken. Dies liege vor allem in der niedrigeren Stromerzeugung aus Wärmekraftwerken sowie dem geringeren Eigenverbrauch von Gaskraftwerken verglichen mit AKW und Kohlekraftwerken begründet. Zusätzliche Einsparungen von 6 Terawattstunden ergeben sich der Studie zufolge aus dem Rückgang der Braunkohleförderung und der Produktion von Mineralölerzeugnissen.

Bei den Netzverlusten gehen die Autoren von einem konstanten Wert von 4,5 Prozent am Bruttostromverbrauch aus. Entsprechend stiegen die Netzverluste proportional zum Strombedarf an. Sie sind mit einer Terawattstunde in den Neuberechnungen berücksichtigt.

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