„European Solar Initiative“: 20 Gigawatt für europäische Photovoltaik-Produktion bis 2025

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Solarpower Europe hat die „European Solar Initiative“ ins Leben gerufen. Das erklärte Ziel ist es, bis 2025 in Europa wieder über eine integrierte Photovoltaik-Produktion von 20 Gigawatt Jahreskapazität zu verfügen. Gerade in den aktuellen Zeit, steigender Modulpreise und schlechter Verfügbarkeiten seitens der chinesischen Photovoltaik-Hersteller gewinnt diese Idee wieder an Bedeutung auch bei europäischen EPC-Unternehmen. Auf der diesjährigen EU Sustainable Energy Week (EUSEW) gab es daher auch ein hochkarätig besetzte Session zu diesem Thema.

Als Vertreter der EU-Kommission war Jacek Truszczynski, stellvertretender Chef der Generaldirektion Wachstum, dabei – hatte jedoch „mehr Fragen als Antworten“ für die Teilnehmer der Solarindustrie im Gepäck. Er betonte zugleich, die verschärften Anstrengungen Brüssels beim Klimaschutz, wobei das Zieldreieck „Nachhaltigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit“ das Zieldreieck sei. Vor diesem Hintergrund bezeichnete Truszczynski die Abwanderung der europäischen Photovoltaik-Industrie nach China im vergangenen Jahrzehnt als „Drama“. Die „European Solar Initiative“ sei daher wichtig für viele Marktteilnehmer. Für die EU-Kommission sei allerdings weitgehend unklar, wie die politische Unterstützung aussehen müsse, um wieder für eine Renaissance der Solarindustrie in Europa zu sorgen. Ein bisschen Hoffnung konnte er dennoch machen, so werde es im kommenden Jahr eine „neue Kommunikation“ der EU-Kommission geben, die sowohl den Downstream- als auch den Upstream-Sektor der Photovoltaik umfassten.

Die Vertreter der Solarindustrie versuchten dem Politiker in der Session klar zu machen, was sie brauchen, um in Europa erfolgreich und auch wettbewerbsfähig produzieren zu können. Frank Averdung, CEO von Oxford PV, betonte die Notwendigkeit für die Photovoltaik-Hersteller, an ausreichend Kapital zu kommen. Finanzierungen zu bekommen, sei im Vergleich zu China für die Unternehmen viel schwieriger. Die Hersteller bräuchten für eine schnelle Skalierung allerdings Geld. Zudem betonte Averdung, europäische Hersteller müssten Technologien mit Zusatznutzen in den Markt bringen, der höhere Preise rechtfertige. Nach der Etablierung am Markt komme es darauf an, die Produktionen möglichst schnell groß werden zu lassen.

Auch Christian Westermeier von Wacker Chemie sieht den Bedarf, wieder eine eine vollständige Photovoltaik-Wertschöpfungskette aufzubauen, und zwar dringend. Als einer der größten Polysilizium-Hersteller ist der Münchner Konzern gut im internationalen Wettbewerb aufgestellt, doch die derzeit hohen Energiepreise machen ihn an den deutschen Standorten zu schaffen. Es werde so auch mehr Ökostrom gebraucht, um den aktuellen Entwicklungen an den Strommärkten entgegenzuwirken, sagte Westermeier. Je grüner der Strommix in Deutschland werde, umso „grüner“ werde auch das von Wacker Chemie produzierte Polysilizium. Westermeier betonte diesbezüglich die Bedeutung der Richtlinien zu Ecodesign und Ecolabel. Unterdessen sei ein CO2-Grenzsteuer für international aktive Unternehmen wie Wacker Chemie weniger hilfreich.

Baywa re ist einer der größten EPC-Unternehmen in Europa und baut kräftig neue Solar- und Windparks in Europa. „Wir hängen zum Glück nicht von regionaler Produktion ab“, erklärte Matthias Taft, CEO von Baywa re. „Wir haben 4 Gigawatt dieses Jahr bezogen, dafür würden die Produktionen in Europa gar nicht ausreichen, um solche Mengen zu beziehen.“ Generell sieht Taft gerade bei privaten und gewerblichen Photovoltaik-Anlagen einen Wunsch nach Produkten „Made in Germany“ oder „Made in Europe“. Allerdings müsse dann auch der Preis stimmen. „Zusatznutzen könnte etwas höheren Preis rechtfertigen“, so Taft weiter. Zugleich schränkte er ein: „Wir brauchen mehr Diversifizierung in unserem Angebot, aber es muss wettbewerbsfähig sein.“

Taft betonte wie auch Diego Pavia, CEO von EIT Innoenergy, dass es die nächsten 24 Monate ein günstiges Zeitfenster gebe, die Solarindustrie nach Europa in größerem Maßstab nach Europa zurückzuholen. „Wir müssen aber schnell sein“, sagte Pavia. Er betonte, es brauche jetzt einen „value chain approach“, ein vertrauensvolles Umfeld, ein herausragendes Industrieprojekt und regionale Champion, wenn der Wiederaufbau gelingen soll. Auch Taft betonte, dass die Bedingungen für ein Hochfahren von Produktionen aktuell gut seien. „Ich hoffe, die EU-Kommission unterstützt den Aufbau. Wir sollten den Moment nutzen und den Prozess beschleunigen“, so Taft weiter. Tesla sei ein gutes Beispiel, wie schnell eine Gigafertigung in Deutschland aufgebaut werden könne.

Insgesamt blicken die europäischen Vertreter der Solarindustrie etwas neidvoll auf die Batterie-Hersteller. Hier hat die EU-Kommission in den vergangenen Jahren und Monaten massive Anstrengungen und Investitionen vorgenommen, um eine Wertschöpfungskette zu etablieren. Dies könnte nun auch als Blaupause für die Renaissance der europäischen Solarindustrie dienen.

Wie dringend sie gebraucht werde, machte schließlich auch Walburga Hemetsberger, CEO von Solarpower Europe deutlich. Selbst in den konservativsten Szenarien, die der europäische Verband habe anfertigen lassen, zeige sich, dass mindestens 48 Prozent Photovoltaik gebraucht würden, um das Ziel der Klimaneutralität annährend bis 2050 zu erreichen. Um es sicher zu schaffen, müssten es sogar deutlich mehr als 60 Prozent sein. Doch schon in diesem Jahrzehnt geht Solarpower Europe von einem deutlichen Anstieg des Photovoltaik-Zubaus in den 27 EU-Staaten aus. Die installierte Leistung, die 2020 bei etwa 140 Gigawatt liege, werde sich bis 2030 je nach Szenario auf 335 bis 870 Gigawatt erhöhen. Damit verbunden sei auch ein deutlicher Anstieg der Arbeitsplätze in der europäischen Solarbranche. In Vorgriff auf eine Studie, die in den kommenden Tagen vorgestellt wird, zeigte Hemetsberger erste Zahlen. So gehe Solarpower Europe von 1,1 Millionen Jobs in der Solarbranche in Europe bis 2030 aus. Dazu kämen weitere 45.000 Arbeitsplätze im Batteriesektor.

Das Gute ist, für den Aufbau einer integrierten Wertschöpfungskette muss Europa nicht komplett bei null anfangen. So sei der alte Kontinent mit Wacker Chemie noch gut im Polysilizium-Sektor vertreten. Zudem gebe es viele Maschinen- und Anlagenbauer und auch eine starke Forschung und Entwicklung für Innovationen, betonte Hemetsberger. Zudem gebe es hoffnungsvolle Industrieprojekte in Europa, wie etwa den Aufbau eigener Zell- und Modulfertigungen durch Meyer Burger in Deutschland. Doch ohne großskalige wettbewerbsfähige Produktionen lassen sich diese Produkte nur schwerlich im Markt etablieren. „Wir sind mit unseren neuen Technologien, die bessere Stromgestehungskosten liefern, 18 Monate hinter China“, so Pavia. Doch auch in China geht die Entwicklung weiter und es wartet nicht in Europa. Die angestrebten 20 Gigawatt in Europa wären gegen die vorhandenen Kapazitäten der chinesischen Photovoltaik-Hersteller immer noch verschwindend gering, wohl aber ein Anfang für eine Renaissance.

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