Das Pilotprojekt „Alpin Solar“ ist am Freitag offiziell gefeiert worden, weil es erstmal Solarstrom produzierte. Zur Podiumsdiskussion zur Premiere des 2,2-Megawatt-Photovoltaik-Kraftwerks an der Muttsee-Staumauer kamen neben Vertretern der zuständigen Unternehmen Axpo, IWB und Denner auch die Schweizer Energieministerin Simonetta Sommaruga. „Es ist uns mit Alpin Solar gelungen, ein Pionierprojekt umzusetzen. Es war eine Knacknuss, aber heute feiern wir einen Meilenstein“, sagte Axpo-Verwaltungsratspräsident Tom Sieber.
Der Bau des Photovoltaik-Kraftwerks sei weit fortgeschritten. Der Abschluss der Bauarbeiten hätte eigentlich im Herbst sein sollen. Doch die aktuellen Lieferschwierigkeiten und schlechte Wetterbedingungen hätten den Zeitplan verzögert. Daher werde die Photovoltaik-Anlage nun im August 2022 vollständig in Betrieb gehen. Für den Bau sind Axpo und IWB verantwortlich, Denner wird den Solarstrom beziehen und hat dafür bereits einen Stromabnahmevertrag über 20 Jahre abgeschlossen.
Das Besondere an dem Photovoltaik-Kraftwerk ist die alpine Höhenlage. Es wird erwartet, dass die Anlage auf 2500 Höhenmeter jährlich rund 3,3 Millionen Kilowattstunden Solarstrom liefert. Etwa 5000 Solarmodule werden dabei an der Staumauer des Pumpspeicherwerks Limmern installiert, die optimal nach Süden ausgerichtet ist. Die Glas-Glas-Module mit monokristalliner Halbzellentechnologie mit einer Leistung von jeweils 460 Watt stammen vom Schweizer Hersteller Megasol. Er hat auch eine spezielle Unterkonstruktion für die Photovoltaik-Anlage konzipiert.*
Rund die Hälfte des Solarstrom soll dabei im Winter produziert werden, was wegen der höheren Sonneneinstrahlung und den klaren Witterungsbedingungen im Gegensatz zum Flach- und Mittelland möglich ist. Daher werden solche hochalpinen Photovoltaik-Kraftwerke auch als eine Lösung gesehen, wenn es im Zuge des Atomausstiegs zu Stromdefiziten im Winter kommen könnte.
„Die neue alpine Solaranlage ist ein zukunftsweisendes Projekt, weil hier vor allem für den Winter produziert wird, wenn wir verstärkt einheimischen Strom brauchen“, bekräftigte Sommaruga. „Die Anlage zeugt vom Willen, in der Schweiz in den Ausbau der erneuerbaren Energien zu investieren – und damit unsere Versorgungssicherheit zu stärken.“ Die beteiligten Unternehmen legten jedoch dar, dass die Realisierung solcher Projekte mit erheblichen Herausforderungen verbunden sind. Sie sind auch deutlich teurer als vergleichbare Photovoltaik-Kraftwerke in tiefen gelegenen Regionen. Daher forderten die Unternehmen von der Politik, einfachere und schnellere Bewilligungsverfahren sowie einen Förderrahmen, der den Bau von Großanlagen wirtschaftlich macht.
*Anmerkung der Redaktion: Die Informationen von Megasol wurden nachträglich im Artikel ergänzt.
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Vor allem wäre noch wichtig zu erfahren, wieviele nach Süden ausgerichtete Staumauern es in der Schweiz überhaupt gibt. Ich fürchte, das wird nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Und über der Euphorie, dass man da die PV-Ausbeute verstetigen kann, wird der Speicher- und Leitungsausbau vernachlässigt. Letztlich helfen nur Leitungen zum Ausgleich regionaler, Speicher zum Ausgleich zeitlicher Ungleichgewichte. Wenn es gelingt, die Ungleichgewichte mit solchen Projekten wie hier im Durchschnitt etwas kleiner zu halten, ist das natürlich schön. Da sie es aber nicht immer können, wird man sichere Ersatzanlagen immer brauchen.
Es ist sicher nur ein kleines Mosaiksteinchen vom großen Ganzen. Es ist auch eine sehr teure Anlage. Aber sie liefert Erfahrungswerte und man wird anhand der Erträge und der Belastung durch Wetterextreme sehen, ob sich sowas in Zukunft rechnet und wie störungsanfällig die Anlage bei eisigen Temperaturen ist.
CRL
5. November 2021
SolarAlpin ist leider erst ein noch unvollendetes Pilotprojekt. Aber bereits ein Mahnmal! Ohne weitere ähnliche, vom Bund im nationalen Interesse ggf. auch im „Strom-Notrecht“ bewilligte Grossprojekte bleibt die Energiewende ein Wunschtraum. Im nebelträchtigen Unterland installierte private PV-Kleinstanlagen jedenfalls können allfällige, dem Atomausstieg geschuldete Stromdefizite im Winter nicht zuverlässig ausgleichen. Und: Wenn unsere Staumauern tatsächlich auch für weitere 100 Jahre fit sind, ist das allemal eine gute Investition.
Löblich auch, dass/wenn Denner im Falle einer Strommangellage nach 2025 auf einen Teil des zugesicherten Stromes verzichtet.