Auf Solarmodulen darf man nicht gehen oder stehen, weil das Mikrorisse hervorruft. Und schon gar nicht darf man sie werfen. Genau das tun aber die Dachdecker, die in einem Film am Stand des Unternehmens Paxos auf der Intersolar zu sehen sind. Sie werfen sich die kleinen Module im Dachziegelformat zu und nutzen sie nach der Installation als Steighilfe für die nächsten Reihen. Das clevere Design mit dem Potenzial für eine ganz neue Art Dächer mit integrierter Photovoltaik zu decken, hat das Consulting und Engineering Unternehmen aus Langenfeld zwischen Leverkusen und Düsseldorf selbst entwickelt. Die Patente dafür verkaufte es bereits erfolgreich an Meyer Burger.
Das einzelne Modul sieht aus wie eine Metallkiste mit einem Schiebedeckel. Diese Kisten werden neben und übereinander in die Holzunterkonstruktion wie Dachziegel eingehängt und dann an der Lattung verschraubt. In den Kisten befinden ich die Anschlussstecker, die durch das verschiebbare Photovoltaik-Element nach oben gegen Regen abgeschirmt sind und auch nach unten nicht durchschmoren können, weil dort der Metallboden ist. Das Format eines „Ziegels“ beträgt 46 mal 33 Zentimeter. Er hat eine Höhe von 3 Zentimetern und wiegt 2,5 Kilogramm. Damit sei er leichter als normale Dachziegel, sagt Geschäftsführer Peter Hakenberg. Gerade für die Neueindeckung von Bestandsdächern sei das ein wichtiger Vorteil, weil mehr Reserven für die Schneelast blieben.
Die Möglichkeit, das Modul zum Anschließen durch Verschieben des Photovoltaik-Deckels zu öffnen, ist auch praktisch für die Dachdecker. Sie können in die offenen Module hineintreten, wie in eine Steigleiter und oben weiterarbeiten. An den Rändern und auf der sonnenabgewandten Seite lassen sich optisch ähnliche Dachziegel anfügen.
Klar ist, dass die schwarzen Ziegel sich im Sommer stark erhitzen. Deshalb gebe es einen durchgängigen Lüftungskanal von den unteren zu den obenliegenden Ziegeln, der zu einem Kamineffekt führe. Oben im First könne die heiße Luft entweder abgeführt werden oder sogar zum Heizen genutzt werden. Im Winter, wenn die Temperaturunterschiede nicht so hoch sind, könne ein Ventilator die erwärmte Luft gezielt ansaugen und zu einem Wärmetauscher oder zur Wärmepumpe geführt werden.
Der Prototyp von Paxos, mit dem nach Angaben von Hakenberg bereits Windtunnel und Praxistests durchgeführt wurden, hat eine Leistung von 14,5 Watt. Auf einem Quadratmeter kämen 145 Watt zusammen. Wenn Meyer Burger seine eigene Modultechnologie verwende, seien sogar 160 Watt möglich. Zusätzlich erhofft sich das Unternehmen eine spürbare Kostenreduktion im Vergleich zu herkömmlichen Aufdachanlagen durch die Einsparung der Unterkonstruktion und die schnelle Montage, zusätzlich zu den Einsparungen an Dachziegeln.
Auch am Stand von Meyer Burger waren die Dachziegel als Produktvorschau zu sehen und heiß umlagert. Frank Hoetzsch, Head of Service bei dem Schweizer Photovoltaik-Hersteller, kündigt die Serienproduktion des Moduls für die zweite Hälfte 2022 an. Gleichzeitig laufen Versuche mit der Fachhochschule Köln, die die genaue thermische Leistungsfähigkeit der Lösung ermitteln sollen.
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Warum wieder so kleinteilig? Wenn das so rund 1qm groß wäre, wäre es immer noch gut zu handhaben und sicherlich deutlich billiger. Wo bleibt der Megaziegel???
unter anderem vermutlich weil die Dachlattungen heute auch nicht auf 1qm-Ziegel ausgelegt sind. Für die Handhabung sind Ziegel in handelsüblichen Größen auf jeden Fall besser. Dazu kommen die unzähligen Stellen, wo man kleinere Ziegel benötigt. Bei 1qm-Ziegeln hätte ich einen unansehnlichen Mischmasch von großen Ziegeln, umgeben von kleineren…
Bis zum nächsten Sturm
Eine tolle Sache. Gerade in der Schweiz sind die Baubehörden heikel, wenn es um Photovoltaikanlagen geht. Da werden Indachlösungen vorgeschrieben, was auch nicht billig ist. Hier und in geschützten Zonen werden Solarziegel eine Alternative sein.
je kleinteiliger, desto besser kann man auf komplexen Dächern „stückeln“ und auch um Gauben und an Rändern den Platz besser nutzen. Aber im Grunde sollte das System unterschiedlich große Solardachziegel haben, um die Kleinteiligkeit nur da zu haben, wo nötig. Das hat Megasol mit dem Slate schon recht gut gemacht: https://megasol.ch/match/slate/
Unterschiedliche Größen zur bestmöglichen Flächen-Nutzung. Nun muss es nur noch in den Massenmarkt um günstiger zu werden.
My2Ct sagt:
je kleinteiliger, desto besser kann man auf komplexen Dächern „stückeln“ und auch um Gauben und an Rändern den Platz besser nutzen.
@ My2Ct
Haben Sie auch bedacht, dass die „Kleinen Teile“ alle mit Stecker verkabelt werden müssen.
Den heiklen schweizer Baubehörden sollte man mal den Kopf waschen. Es ist doch Quatsch, an einer jahrhundertealten Optik festzuhalten, wenn die Technik neue Ansprüche stellt.
Ein Problem das ich bei integrierten Lösungen grundsätzlich sehe: Bei der Erstinstallation spart man die Dachziegel. Bei der Ersatzinstallation, weil die PV nicht mehr bringt, was man erwartet, muss man aber die „Ziegel“ mit austauschen, obwohl die bei einer klassischen Trennung von Ziegel und Modul noch nicht fällig gewesen wären. Kombi (PV und Ziegel) ist also zunächst ganz nett, wird aber teuer, wenn eine Funktion des „Kombi“ zum Austausch zwingt, während die andere noch wunderbar funktioniert.
für kleinsteile nimmt man dummys!?
….Finde ich extrem gut , weil die befestigungstechnik nicht so massiv ausfallen muss wie bei großen Photovoltaik Platten. Der konventionelle Unterbau mit massiven stützen/haltern fuer schienen würde sehr große Nägel in die sparren treiben, bei ungenauer Montage, könnte die darunterliegende Installation bzw Konstruktion beschädigt werden.
Bei kleinen pv-Ziegel-Zellen kann dies sicherlich besser / gefahrloser gelöst werden. Wenn dieses System einigermaßen günstig und marktreif vertrieben wird, dann wird auch unser Dach elektrifiziert.
Die MEYER BURGER Solardachpfanne ist bei Nutzung von PV und Thermie guenstiger als jedes andere System, nutzt das Dach optimal aus, hat die hoechste Sturmsogklasse, Hagelschlagklasse, Brandsicherheit, Dachlast und Betretungslast. Die Kabelwege und Stecker sind maximal sicher und jedes Modul laesst sich begehen, oeffenen und einzeln aus der Dachflaeche tauschen oder z.B. durch einen Dachentluefter spaeter tauschen. Sie hat die effizienteste Zelle mit der hoechsten Temperatur-Vertraeglichkeit, laest sich kinderleicht verlegen, verstringen und sturmsogsichern – aber vor alle: die MEYER BURGER Solardachpfanne sieht totsterbensgeil aus! Ich habe das Vorseriendach seit einem Jahr und man kann sich live von den Statements oben ueberzeugen.
Stockholmsyndrom? Ich habe dem Artikel vor allem entnommen, dass pro Quadratmeter nur 145kWh/a erzeugt werden, also gerade mal so 70% dessen, was gerade Stand der Technik ist. Das hat bei der energetischen Amortisationszeit eine Erhöhung um 50% zur Folge, aufgrund der aufwendigeren Konstruktion (haufenweise Kabel und Stecker, dickere Ziegel) dürfte es noch mehr sein.
Die Idee mit der Luftkühlung und Nutzung der Abwärme klingt freilich bestrickend. Aber das sollte auch unter konventionellen Modulen möglich sein: Einfach an der Oberkante die aufgestiegene Luft abgreifen und ihre relative Wärme nutzen.
@JCW: Sie schreiben in Ihrem Kommentar: „Ich habe dem Artikel vor allem entnommen, dass pro Quadratmeter nur 145kWh/a erzeugt werden“.
Wenn Sie so scheinbar überlegen anfangen mit „Stockholmsyndrom?“ sollten Sie zumindest die gängigen physikalischen Einheiten drauf haben. In dem Artikel steht NICHTS von der Einheit „kWh/a“ auch lässt sich dieses nirgendwo „ableiten“. Der voreilige Rückschluss auf die Amortisation ist demnach auch völlig falsch. Kurz: Ihre Kommentare sagen nichts zum Produkt aber viel über Sie! (anderen den Kopf waschen wollend…
– und natürlich unter Pseudonym – wie peinlich!)
Ich hatte vergessen zu erwaehnen: die MEYER BURGER Solardachpfanne hat die gleiche Aussengeometrie wie u.a. Nelskamp-Planum und BRAAS-Tegalit, das bedeutet: man hat sehr guenstige und gute Ergaenzungs-Dachpfannen mit gleichem Aussehen! So hat man ein homogenes Dachfeld mit PV und guenstige Dachflaechen ohne PV mit gleichem Aussehen. Das gibt ein hervorragendes Gesamtbild bei exzellenter Preis-Leistung. Schoene Gruesse auch an Elon Musk!
Klingt toll, Meyer Burger Aktien kaufen🤣👍?
@JCW: es hilft doch sehr:
1. alle Fakten zu haben z.B: dass die Solardachpfanne mit der PERC-Zelle 145W/qm leistet, aber in der Version von MEYER BURGER mit der HTJ-SmartWire-Zelle aber ca. 180W/qm (wie auf der InterSolar präsentiert)
2. keine falschen Annahmen zu treffen. Die Solardachpfanne bildet Luftdukte mit Kamineffekt (seitlich dicht), das geht bei den herkömmlichen Panelen gar nicht und ebenso kann man nicht „einfach an der Oberkante die aufgestiegene Luft abgreifen“
Es hat was von Internet-Trollerei, wenn hier einfach faktenfrei etwas reingetippt wird, was keiner technischen Überprüfung standhält – aber zumindest hat man sich als jemand mit „Ahnung“ der Allgemeinheit mal vorgestellt…
In dem Artikel steht für die Meyer-Burger-Zelle nur 160 W/qm, nicht 180. Kann es sein, dass Sie doch etwas zu sehr dazu neigen, sich Dinge, die Sie sich selbst gekauft haben, schöner zu reden, als sie sind? Und die von mir genannten 70% würde man nur mit dieser Zelle erreichen. Die bisher gelieferte Standardzelle ist noch schlechter (63%).
@JCW vielleicht neigen Sie dazu einfach nur Unsinn zu schreiben? Ich hatte geschrieben, dass ich die Version mit 145 W/qm gekauft habe und Meyer Burger für die Serienproduktion mit 180 W/qm plant – wer lesen kann und verstehen will schreibt nicht solche Kommentare wie Sie- um es mal ganz vorsichtig auszudrücken…
Weil ich Sie jetzt dreimal zurecht berichtigen musste, spare ich mir auf weitere fehlerhafte Kommentare von Ihnen zu antworten. Mutmaßlich haben Sie nichts besseres zu tun als irgendwelche Unwahrheiten (garniert mit so „einfallsreichen“ Wörtern wie „Stockholmsyndrom“) zu verbreiten…
@JCW Mit den technischen Einheiten sollten Sie sich vielleicht auch noch mal aufschlauen bevor Sie andere versuchen zu belehren (kWh/a versus kW/qm) oder schreiben Sie absichtlich so konfus?
(diese Richtigstellung hatte ich mir noch erspart – jetzt wird sie nachgereicht)
Für wie blöd halten Sie die Leser hier? Glauben Sie, die kennten nicht Unterschied und Zusammenhang von Leistung bei Standardbestrahlung und Jahresertrag in mitteleuropäischen Durchschnittsjahren an Durchschnittsstandorten? Ist ja nicht mein Fehler, dass dabei die gleichen Zahlenwerte rauskommen. An der Aussage ändert sich aufgrund der Proportionalität der beiden Größen auch nichts.
Oder wollen Sie davon ablenken, dass Sie uns eine Aussage schuldig bleiben, weshalb es im Artikel 160 !?* heißt, Sie aber immer von 180 !?* reden? Richtig kann ja nur eine der beiden Zahlen sein. Wahrscheinlich ist Ihnen aufgefallen, dass der Effizienzverlust umso schmerzlicher ist, je hochwertigere Zellen man einsetzt und würden ihn deshalb gerne etwas geringer sehen?
Ich glaube im Übrigen auch, dass die Zukunft in Produkten liegt, die die vielfältigen Ziegelfunktionen und die Stromproduktion kombinieren. Damit sich diese durchsetzen, dürfen sie Cradle-to-cradle betrachtet aber nicht teuerer und nicht schlechter als die getrennte Lösung sein. Ästhetische Aspekte würde ich nur im Denkmalschutz akzeptieren. Sonst, insbesondere im Neubau, halte ich sie für geistige Unflexibilität.
Es gibt selten eine neue Technik, welche nur Vorteile hat. Wenn ich die Wattzahlen von Meyer Burger auf ein normales Modul hochrechne, dann komme ich auf eine Leistung von ca 290 Watt. Dass ich dafür aber das ganze Dach bis zum Rand belegen kann, entsteht vielleicht sogar mehr Energiefläche als bei normalen Modulen, vor allem auf kleinen Dächern. Dass alle Ziegel mit Steckern verbunden werden müssen ist wohl auch ein Märchen. Die meisten Hersteller haben Ziegel mit Schiebekontakten, welche bei der Verlegung einen automatischen Kontakt herstellen. Ob dies über Jahrzehnte keine Probleme gibt wird sich zeigen. Bei vielen Hallen reicht auch die Statik nicht aus um sie mit normalen Modulen zu belegen, aber Ziegel würden gehen. Wenn es nach 20 Jahren Ziegel mit höherer Leistung gibt, dann kann man die ganze Dachfläche wieder mit neuen Solarziegeln belegen. Wo ist da das Problem? Alles in allem kann das für viele eine gute Löschung sein. Meyer Burger ist mit seinen teuren Modulen bereits bis zum Sommer nächsten Jahres ausverkauft. Viele haben hier geschrieben, die werden dieses teure Zeug doch nie los. Aber jetzt sind leistungsstarke Module für kleine Dächer enorm gefragt. Die Fertigungszahlen in Bitterfeld und Freiberg werden noch dieses Jahr von 400 MW auf ein GW ausgebaut und nächstes Jahr auf 3 Gigawatt erweitert. Solche Firmen machen heutzutage hocheffiziente Marktforschung, bevor Sie ein Produkt einführen.
Als Angestellter im EE-Bereich finde ich erstmal Innovationen interessant und schaue sie mir näher an. Das System könnte sich eignen, um mehr stromerzeugende Fläche aus dem Dach herauszukitzeln, z.B. da, wo bisher durch großformatige Module das Süddach aufgrund diagonaler Dachverbindungen zwischen Hauptbau und Anbau nicht genutzt bzw. z.T. belegt ist durch eine Solarthermieanlage. Zugleich würde ein harmonisches Dachbild erzeugt.
Mich würden noch folgende Punkte interessieren, falls Herr Hakenberg dazu etwas sagen kann:
1. Eignen sich die Ziegel, wenn die Dachdämmung diffusionsoffen sein soll oder wird das Dach nach oben hin „abgeschlossen“.
2. Wie genau kann die entstehende Wärme in Richtung befördert werden?
3. Ist Meyer Burger bereits dabei, ein Installateurs-Netz aufzubauen? An wen kann man sich bei MB wenden?