Für die Energiewende werden bis 2040 in etwa 500 Gigawatt an neuer Photovoltaik-Leistung benötigt. Derzeit sind jedoch die Flächen in Deutschland dafür eher Mangelware. Das liegt unter anderem daran, dass es bisher nicht möglich ist hochwertige Anbauflächen, die nicht direkt an einer Autobahn liegen, für Photovoltaik-Kraftwerke zu erschließen.
Nun eröffnet die Katastrophe im Ahrtal für die Energiewende neue Möglichkeiten, wenn man Flutprävention, Förderung der Landwirtschaft und die regenerative Energieerzeugung kombiniert.
Dabei stellen sich die Photovoltaik-Kraftwerke jedoch nicht direkt der zerstörerischen Kraft der Fluten entgegen. Stattdessen wird das Problem direkt auf den Hängen auf sicherem Terrain angegangen, wo der Wasserspiegel nur bei einem Zentimeter liegt. Dort auf diesen Agrarflächen können normale Freiland Solaranlagen klassischer Bauhöhe mit einer Erweiterung um Flutschutzmauern und Wasserspeichern einen wichtigen Beitrag zur Flutprävention leisten, da sie damit einen großen Teil des Wassers und des Schlammes auf den Hängen halten können. Das senkt den Pegel der sich bildenden Flüsse und kann kritische Situationen stark abschwächen.
Dabei wird der Wasserspeicher unter der Photovoltaik-Anlage komplett versiegelt, so dass das Wasser den Hang nicht durchweichen und somit nicht destabilisieren kann. Die Tragkraft des Hangs wird durch die tiefen Rammfundamente entsprechend verstärkt, so dass so große Wassermengen dort auch gelagert werden können. Auf diese Weise erfüllt ein Bauwerk zwei Funktionen und beide Parteien können bei dem Projekt erhebliche Kosten einsparen.
Der hier gezeigte Vergleich zweier Niederschlags-Flussanalysen beweist, dass schon wenige Reihen an Solarmodulen auf einem kleinen Feld von nur 2,5 Hektar den Wasserpegel der entstehenden Flüsse bereits um 10 Zentimeter senken kann.
Das macht im Zweifelsfall den Unterschied aus, ob ein Wagen weggespült wird oder stehen bleibt. Die Anlagen halten jedoch nicht nur das Wasser, sondern vor allem auch den Schlamm zurück. Erst wenn das Wasser über eine größere Strecke an Masse und Fahrt zugenommen hat, wird auch immer mehr Schlamm mitgerissen. Photovoltaik-Anlagen, die alle 30-50 Meter das Wasser aufhalten, müssen mit wesentlich weniger Schlamm zurechtkommen.
Zwischen den Reihen kann weiterhin Landwirtschaft betrieben werden. Diese Flächen sind jetzt besser vor Wasser- und Winderosion geschützt und das Wasser von den Regenfällen kann aufgrund der Verschattung noch mehrere Monate danach zur Bewässerung eingesetzt werden, wenn es am dringendsten benötigt wird. Das verbessert dann auch die Grundwasser Situation vor Ort, da das Wasser wieder in den Boden eindringen kann. Zudem können bei der Wasserentnahme gleichzeitig die Sedimente wieder aus dem Becken entnommen werden. Das reinigt nicht nur die Becken, sondern bringt die wichtigen Sedimente und Nährstoffe auch wieder zurück auf den Hang.
Geeignete Flächen für diese Art von Projekten finden sich vor allem an den Standorten von Hochwasserrückhaltebecken. Hier haben die Gemeinden bereits in Flutschutz investiert und sind sich der stark begrenzten Möglichkeiten in der Flutprävention bewusst. Eigentlich müsste zum Schutz der Ortschaft das Bachbett verbreitert und renaturiert werden, was vielfach jedoch nicht möglich oder zu teuer ist. Die Hochwasserrückhaltebecken sind nur Notlösungen und haben eine stark begrenzte Kapazität, die bei den heutigen extremen Starkregenereignissen schnell überschritten wird. Hier ist eine weitere Unterstützung durch einen zusätzlichen Wasserrückhalt auf den Hängen dringend notwendig.
— Der Autor Volker Korrmann ist Diplom-Ingenieur und verfügt über 20 Jahre Erfahrung als Seniorberater. Er ist seit 2011 Geschäftsführer der Ewind Betreiber- und Vertriebs- GmbH und hat im Rahmen dieser Tätigkeit diverse Forschungsprojekte im Bewässerungsbereich in Zusammenarbeit der Humboldt Universität, der Landesstelle Berlin und dem Institut für Olivenbäume in Tunesien durchgeführt. Weitere Informationen finden Sie unter: http://irrigationnets.com/flutpraevention/ —
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Das können wir doch hier im Ahrtal nicht machen. Was sollen denn unsere Touristen denken, wenn hier die Landschaft verschandelt wird. Dazu noch wertvolle Weinbauflächen hergeben, das geht ja gar nicht! Ich kann mir nicht vorstellen, dass so ein sinnvolles Projekt realisiert wird. Es geht nur mit Verboten und Gesetzen. Wenn öffentliche Mittel verwendet werden, dann muss man manche Dinge einfach vorschreiben. Die Leute könnten dann neu bauen oder nicht, aber eben auch nicht überall. Ölheizungen darf es in diesem Bereich, welcher überschwemmt wurde, gar nicht mehr geben. Eine Solaranlage auf dem Dach und ein Energiespeicher mit Notstromanschluss auf dem Dachboden hätte so manchem geschädigten Bewohner über die Zeit geholfen. Über die Millionen von Litern benzin- und dieselverseuchtem Wasser, welche ungehindert ins Meer geflossen sind, wird überhaupt nicht gesprochen. Diesen riesengroßen Schaden können wir auch nicht mehr gut machen. Deutschland kauft jedes Jahr für 60 Milliarden Euro fossile Energie im Ausland ein. Dieses Geld für Förderungen und sozialen Ausgleich zu verwenden, wäre die aller sinnvollste Lösung.
Neue Studien sprechen von 120 Millionen Euro für fossile Energien, welche für Deutschland im Ausland pro Jahr eingekauft werden. Wir könnten diese Kosten komplett einsparen, aber ein paar Ölkonzerne welche ihre Milliarden Einnahmen pro Quartal nicht gefährden möchten und ein paar große Stromanbieter welche lieber billig im Ausland einkaufen, haben natürlich da was dagegen
Sehr gute Analyse! Ich bin auch dafür, ein Jahr lang auf den Import von Kohle, Öl und Gas zu verzichten und das Geld für Musik, Theater, Kunst und soziale Projekte einzusetzen. Das würde unsere Lebensqualität erheblich steigern. Ein entsprechendes Gesetz könnte der Bundestag sicher leichtestens verabschieden.
Oder sollte man doch lieber erst mal daran arbeiten, die Ersatztechnologien aufzubauen? Und kann man dafür die 60 oder 120 Mrd hernehmen? Wahrscheinlich doch nicht, wenn man der AfD nicht noch mehr Stimmen verschaffen will, als sie ohnehin schon hat.
War dann leider doch nichts…
Nehmen wir an, dass eine Gemeinde 4% ihrer Fläche mit Photovoltaik überbaut hat, und darunter die Hälfte eines Starkregenereignisses von 100l/qm zwischenlagern will. Das ergäbe eine Speicherhöhe von 125cm. Das erscheint nicht so unrealistisch. Geht natürlich nicht überall, aber wo es geht, hätten wir genug Rückhaltekapazität und genug PV. Wenn beides auch für sich alleine sinnvoll ist, sollte die Kombination, wo sie möglich ist, ein Selbstläufer sein. Den Flächennutzen könnte man noch mehren, wenn man außer Strom auch noch Wärme gewinnt, indem man die Module kühlt, und am Boden der selten in Anspruch genommenen Rückhaltebecken könnte Gras wachsen, das als Futtermittel oder Bioenergiequelle dient.
Nur, warum man die Flächen unter der PV versiegeln soll, das kann ich nicht nachvollziehen. Das Grundwasser soll doch auch noch aufgefüllt werden. Dazu muss das Wasser doch versickern können. Und wie man ggf. den Schlamm unter der PV herausholt, möchte ich auch nicht zuschauen. Besser, er käme gar nicht erst rein.
Wie Sie sehen, sind die Becken nur seitlich versiegelt, sodass die Seiten nicht durchweicht werden. Der Boden bleibt unversiegelt, sodass das Wasser wieder in das Grundwasser gelangen kann. Dies wurde im Artikel gut beschrieben.
Ist das das einzige Projekt zur Rettung des Ahrtales?
Haben die Anwohner auch irgendwelche Vorschläge?
Jahrzehntelang haben Sie sich an idillischer Lage des Weinanbaues erfreuen können.
Unabhängig von diesem hoffentlich einmaligen Sonderereignisses des Wetters, was haben diese Regionen außer die Hänge mit Weinrebenanbau zuzuplastern an örtlichem und auch übergeordneten Hochwasserschutz erbracht?
Welcher drösigele Gemeindesachbearbeiter hat eine Bebauung so nahe am Flußufer zugelassen, wie zb. in Schlund zu sehen war?
Ist die seit jahrzehnten existierende Disskussion, einem Fluß auch Raum und Überschwemmungsflächen geben zu müssen vollkommen am Ahrtal vorbeigegangen?
Haben die Verantwortlichen in den Gemeindestuben das selbe Verständniss von Verantwortung, wie der plötzlich krank gewordene Landrat?
Das alles macht mich fassungslos.
Unabhängig von meinem Unmut sehe ich das vorgeschlagene System der vereinzelten Auffangbecken als sehr fragwürdig, da nach 3 – 5 Jahren eine Ansammlung von mitgerrissenem oder ausgeschlämmtn Material erfolgen könnte und diese Auffangräume sehr schwer zu reinigen wären.
Jeder, der mal im Weinbau aktiv war, weiß um die beschwerniss in den steilen Hanglagen.