Lichtblick hat die zweite Auswertung seines „Solarchecks“ veröffentlicht. Demnach liegt Essen an der Spitze der 14 untersuchten Großstädte in Deutschland, die mehr als 500.000 Einwohner haben, wenn es um den Bau von Photovoltaik-Anlagen auf neuen Wohn- und Gewerbegebäuden geht. Essen kommt auf einen Solar-Faktor von 62,9 Prozent im „Solarcheck 2021“. Der Faktor gibt das Verhältnis der neu installierten Photovoltaik-Anlagen zu neu gebauten Dachflächen wieder. In 8 der 14 untersuchten Metropolen liegt er unter 30 Prozent, wie es von Lichtblick weiter heißt. Die Datenbasis stammt dabei jeweils aus dem Jahr 2019.
Essen lag im Vorjahr noch auf Platz sieben. In diesem Jahr übernahm die Stadt im Ruhrgebiet deutlich die Führung vor Köln mit einem Solar-Faktor von 47,2 Prozent und Leipzig mit 46,5 Prozent. Schlusslichter des Rankings sind Berlin mit 14,9 Prozent, Frankfurt mit 11,8 Prozent und Hamburg mit nur 10,3 Prozent. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Hansestadt die rote Laterne inne. Bei Lichtblick hofft man, dass die ab 2023 geltende Solarpflicht dem Photovoltaik-Zubau in Hamburg einen Schub verpassen wird.
Die Untersuchungen, die die dpa GmbH im Auftrag von Lichtblick vornimmt, zeigten zudem, dass gerade dort wo viel gebaut wird, der Solar-Faktor niedrig sei. Dies bedeute, dass für die meisten Bauträger Photovoltaik „nach wie vor keine Rolle“ spiele, so Lichtblick. Dennoch gebe es auch einen positiven Trend, so sei der durchschnittliche Solar-Faktor der 14 untersuchten Städte von 26 auf 29 Prozent gestiegen. Auffällig sei dabei aber auch, dass ein hoher Faktor meist mit wenigen großen Photovoltaik-Dachanlagen einhergeht. So zeigten die Untersuchungen, dass in Leipzig, Bremen, Dortmund und der Siegerstadt Essen große Dachanlagen mit einer Leistung von mindestens 100 Kilowatt über die Hälfte des gesamten Photovoltaik-Zubaus ausmachten. Photovoltaik-Anlagen auf neuen Ein- oder Mehrfamilienhäusern sowie kleineren Gewerbebauten seien auch in den gut platzierten Städten eher die Ausnahme.Der Vorjahressieger Nürnberg fand sich in der diesjährigen Auswertung nur noch auf Platz vier wieder und Hannover rutschte von Platz zwei auf Rang sieben ab.
Es würden gerade in den Millionenstädten enorme Chancen für die Photovoltaik vergeben, hieß es weiter. Nach Angaben von Lichtblick könnten in Berlin beispielsweise mehr als 19.300 Haushalte mit Solarstrom versorgt werden, wenn alle neuen Dachflächen, die 2019 entstanden, mit Photovoltaik-Anlagen versehen worden wären. Die realisierten Photovoltaik-Anlagen reichten dagegen nur für 2880 Haushalte. In Hamburg liege das Verhältnis Potenzial zu Realisierung bei 11.962 zu 1232 Haushalten und in München bei 11.181 zu 1755, hieß es weiter.
„Die Solarförderung greift in den Metropolen bei weitem nicht so, wie es erforderlich wäre, um die neuen Klimaziele zu erreichen“, erklärt Ralf Schmidt- Pleschka, Koordinator Klima- und Energiepolitik bei Lichtblick, zu den Ergebnissen. „Die nächste Bundesregierung sollte daher eine bundesweite Solarpflicht für Neubauten einführen.“ Einige Bundesländer haben bereits eine Solarpflicht beschlossen oder diskutieren sie aktuell. Allerding gibt es keine einheitlichen Vorschriften. Dazu sagte Schmidt-Pleschka: „Die bisher von einigen Ländern wie Hamburg, Berlin oder Baden-Württemberg geplanten Solarpflicht-Regelungen gleichen aktuell noch einem Flickenteppich.“
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Nicht nur dass die Metropolen Potential verschenken, jeder einzelne der keine Photovoltaikanlage auf seinem Dach installiert, verschenkt bares Geld. Unsere Stromrechnung hat sich durch die PV-Anlage um über 1000€ im Jahr reduziert.
Nicht nachvollziehen kann ich, warum man sich in dem Artikel auf Neubauten beschränkt.
Denn auf Bestandsgebäuden hat die Anlage den gleichen Effekt. Sie rückt gerade da auch in den Bereich des Möglichen, weil dann meist die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen weil man das Haus zum größten Teil abbezahlt hat.
Bei Altbauten ist es nicht immer möglich eine Solaranlage anzubringen ohne
Instandsetzung des vorhandenen Dachstuhls. Bei Eternit-Asbestfaserplatten
kommt dann noch das Problem der Bearbeitung dazu.
(nb. Ein Zuschuss für eine Indachanlage könnte hier Wunder wirken.)
Wäre ein ernsthafter politischer Wille da einen fairen Ausgleich zu schaffen
für die Dachbesitzer, würde die Anzahl der Anlagen sprunghaft steigen.
Eine Privilegierung wäre erforderlich da die Anlagenpreise in nächster
Zeit voraussichtlich nicht sinken. Eigentümer einer Solaranlage auf dem Dach können
durch die begrenzte Fläche ökonomisch nicht mit Freifeldanlagen mithalten.
Flankiert durch ein 10 Millionen Dächerprogramm mit einer gleichbleibenden
fairen Einspeisevergütung würden die Zahlen durch die Decke schießen.
Jetzt brauchen wir nur doch die richtige Regierung dazu um das Vorhaben umzusetzen. 😉
@Friedrich
Ihrem Beitrag stimme ich zu. Es gibt verschiedene Gründe, die eine PV Installation auf Bestandsbauten nicht zulassen.
Denkmalschutz, Asbest etc. gehören dazu. Diese können aber leicht als Ausnahmeregelungen in einer PV Pflicht auch für Bestandsanlagen angeführt werden. IMHO braucht es das aber gar nicht.
Denn weiterhin schreiben Sie: „Wäre ein ernsthafter politischer Wille da einen fairen Ausgleich zu schaffen für die Dachbesitzer, würde die Anzahl der Anlagen sprunghaft steigen.“
Auch das sehe ich genauso, ist aber aktuell leider nicht der Fall!
Durch den entsprechend gesunkenen Vergütungssatz durch den viel zu geringen Ausbaupfad im EEG kommen PV Anlagen mit O/W Ausrichtung langsam auf eine 0 Rentabilität nach 20 Jahren. Das ist als Anreiz zur Investition in ein PV dann unzureichend.
Ob nun der Anreiz über ein 10Mio Dächer Programm, oder über einen angepassten Ausbaupfad erfolgen sollte, kann man diskutieren.
Wichtig dabei finde ich aber, dass das enorm große Potential der Dachflächen (und gg. Fassaden) großer Wohnkomplexe und generell von Gebäuden in Ballungszentren genutzt wird.
Das sind aber in der Regel Mietwohngebäude. Es muss daher auch ein effektiver und einfacher rechtlicher Rahmen her, wie man mit dem Thema Mieterstrom umzugehen hat. Um dieses Potential zu heben, damit die Erzeugung und den Verbrauch lokal zu stärken, sind die Bürokratischen Hürden abzubauen. Es kann doch nicht dein, dass man als Vermieter dann quasi zum Energieversorgungsunternehmen mutiert, einen großen Abrechnungs- und Verwaltungsaufwand hat, so dass sich eine solche umweltfreundliche Investition niemals rechnet.
Einfache Lösungen wären hier gefragt.
Z.B. einen zusätzlichen 2RZ für die PV. Den Eigenverbrauch (=Erzeugung -Einspeisung) einfach je Wohneinheit aufteilen und entsprechend günstiger ansetzen, als den Bezugsstrom, z.B. 15ct/kWh (Anbindung nach 2RZ über FI an jede Wohnungs-Unterverteilung hinterm Bezugszähler, ggf. noch günstigen Hutschienenzähler dran, dann wird es ausreichend genau abrechenbar). Steuerpflicht auf Eigenverbrauch entfällt!
Dann profitieren Beide, Mieter (mit geschätzten Herstellkosten um die 8-10ct/kWh- lasse mich hier gerne mit Zahlen aus der Praxis informieren!) und Vermieter. Keine Diskussion mehr um mickrige 600Wp Balkonanlagen (die man ggf. immer noch zusätzlich machen kann), geringer Aufwand plus wirtschaftlicher Anreiz, plus Vermeidung von THG Emissionen, plus Entlastung der Netze (das Verhältnis von Fläche, bzw. Erzeugung zum Verbrauch dürfte kaum noch Einspeisung zulassen).
Desweiteren eine RED II konforme Regelung zum diskriminierungfreien Eigenverbrauch für mittlere Anlagengrößen 300kWp – 750kWp.
Zuletzt der größte Hebel:
Auch stromintensive Industriebetriebe müssen sich einen finanziellen Vorteil durch Eigenversorung mit eigenen PV und WKA verschaffen können, dann bauen die auch los! Wenn das wie bisher ‚der dumme‘, nichtprivilegierte Steuerzahler zwangsweise übernimmt (EEG -Umlage), warum soll die Industrie da auch nur einen Euro investieren?
Dann könnte es auch damit klappen „…würden die Zahlen durch die Decke schießen“