In der derzeit laufenden Regulierungsperiode bekommen die Strom- und Gasnetzbetreiber einen Eigenkapitalzins von 6,9 Prozent zugestanden. Die Bundesnetzagentur will die Netzrendite in der nächsten Periode auf 4,59 Prozent senken. Viel zu wenig, meinen die Netzbetreiber – die Absenkung erschwere Investitionen und verzögere den Netzausbau.
In diesem Streit meldet sich nun der politische Beirat bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) zu Wort – und fordert die Behörde in einer mit großer Mehrheit verabschiedeten Erklärung indirekt auf, den Netzbetreibern mehr Rendite zuzugestehen. „Die Bundesnetzagentur hat im Rahmen ihrer unabhängigen Funktion sicherzustellen, dass die Energiewende weiter voranschreiten kann und wir unsere klima- und energiepolitischen Ziele auch tatsächlich erreichen können“, betont Beiratsvorsitzender Olaf Lies, im „Hauptberuf“ niedersächsischer Umweltminister (SPD).
Den Festlegungen komme eine grundlegende Bedeutung für die nötigen Investitionen in die Energienetze zu, so Lies, da zum Gelingen der Energiewende weitere Investitionen in die Netze zwingend erforderlich seien. Ziel der Regulierung müsse es daher sein, investitionsfreundliche Rahmenbedingungen für die Netzbetreiber zu schaffen. Zugleich gelte es aber auch, die Kosten für die Netznutzer im Auge zu behalten.
Der Beirat ist ein politisches Beratungsgremium und besteht aus 16 Mitgliedern des Deutschen Bundestages sowie aus 16 Vertretern der Bundesländer. Die Beiratsmitglieder werden von der Bundesregierung auf Vorschlag des Deutschen Bundestages beziehungsweise des Bundesrates berufen und begleiten die Regulierungstätigkeit der Bundesnetzagentur in wichtigen Fragen für die Allgemeinheit.
Strom- und Gasnetze gehören zu den so genannten Natürlichen Monopolen, in denen ein Wettbewerb nur eingeschränkt oder gar nicht stattfinden kann. Da somit im Fall der Energienetze die sonst üblichen Marktmechanismen nicht greifen, aber gleichzeitig Investitionen in diese erforderlich sind, wird der Eigenkapitalzinssatz – also die Verzinsung für das eingesetzte Kapital – durch die Regulierung vorgegeben.
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…. ich dachte die Rendite (also der ausgeschüttete Gewinn an die Eigentümer) ist eben genau das Geld was NICHT im Rahmen der Unternehmung investiert wurde. Es soll ja auch (vornehmlich amerikanische) Unternehmen geben, die Kapital nicht ausschütten, sondern durch Investitionen die Wertigkeit des Unternehmens steigern und dadurch auch den Wert der Aktie… aber gut die werden schon wissen was sie tun (zumindest für den eigenen Geldbeutel) 😉
Die Rendite ist der Wertgewinn des Unternehmens ohne Kapitalmaßnahmen (d.h. ohne Ausschüttungen oder Kapitalerhöhung). Oft ist die Rendite schon zu einem Gutteil investiert, wenn sie festgestellt wird, weil sie schlicht in einem Wertzuwachs des Anlagevermögens besteht. Die Krokodilstränen der Netzbetreiber muss man trotzdem nicht ernst nehmen. 4,59% sind ein guter Wert, und wenn man noch mehr investieren will (was ich nicht glaube, sie wollen bloß mehr ausschütten), dann können sie neue Aktien ausgeben, oder die Einlagen der Anteilsinhaber erhöhen. Die 4,59% sind wenig mehr risikobehaftet als ein Sparvertrag. Sparverträge mit dieser Rendite bekommt man aber nur in der Türkei, wo die „Rendite“ vom Wertverlust der Währung aufgefressen wird. Hier muss man inzwischen für deponiertes Bargeld Verwahrgebühren bezahlen. Es dürfte also nicht schwerfallen, Investoren zu finden, die sich über die 4,59% freuen würden. Nur die Alt-Investoren, die würden sich halt noch mehr über 6,+% freuen.
Rendite hat nichts mit Aussschüttung zu tun. Rendite ist der Gewinn, bezogen auf eine andere Größe – in dem Fall das Eigenkapital. Wie dieser Gewinn verwendet wird, d.h. ob er ausgeschüttet oder reinvestiert wird, ist davon komplett unabhängig. Und Kapital kann eh nicht ausgeschüttet werden, nur Gewinne.
Wenn man den Netzbetreibern noch mehr Geld in den Hintern bläst, dann lässt die dezentrale Energieversorgung noch länger auf sich warten. Strom soll vor Ort erzeugt und verbraucht werden. Nur so kann man den Netzausbau im verträglichen Rahmen halten. Wenn in Bayern und in Baden-Württemberg genug Windräder und Photovoltaik-Anlagen stehen, dann bräuchte es die Stromtrassen von Nord nach Süd überhaupt nicht. Umso mehr Solaranlagen auf die Dächer von Betrieben und Hausbesitzern kommen, umso mehr wird auch das Netz wieder entlastet. Mit Quartier-und Großspeichern werden sich Spannungsspitzen und Stromlücken auffüllen lassen. Wo Stromüberschuss durch günstige Verhältnisse produziert wird,muss eben Wasserstoff erzeugt werden. Diese Anlagen müssen aber ganzjährig laufen damit sich das auch wirtschaftlich rechnet.
Die Ausbaukosten können direkt auf den Bürger und seine Stromrechnung mit den Netzentgelten umgelegt werden. Die Eigenkapitalrendite ist quasi der Reingewinn den die Netzbetreiber staatlich abgesegnet aus dem ganzen Betrieb abschöpfen dürfen. Also ein staatlich garantierter Gewinn!
Der niedersächsischer Umweltminister (SPD) Olaf Lies scheint also keine Ahnung zu haben wovon er spricht oder zu lügen. Der Ausbau und seine Kosten sind ja gesetzlich gesichert. Er plädiert hier dafür die Kosten der Allgemeinheit für Strom für einen überzogenen Profit der Netzbetreiber hoch zu halten.
Wo ist hier die journalistische Einordnung??? Oder ist das eine Pressemitteilung in neuem Gewandt? Dann bitte dran schreiben wer diese Pressemittelung verbreitet.
Um investitionsfreundliche Rahmenbedingungen für Photovoltaik, Wind und Speicher betrieben von Bürgern, Genossenschaften und KMU kümmern sich SPD, CDU und CSU nicht.
Eigenkapitalrendite meint vereinfacht. Gewinn im Verhältnis zum Eigenkapital
Bei 50Hertz Transmission GmbH sin das gem. JA2020 (siehe Bundesanzeiger.de) bei einer Bilanzsumme von knapp 7,5 Mrd.EUR 3,2 Mrd. EURO Eigenkapital. Die 293 Mio EURO Jahresüberschuss, die voll an EUROGRID abgeführt wurden machen 9,1% aus (bei EUROGRID selbst sind es 15%). Wohlgemerkt nach allen Kosten (Managerboni, Verwahrentgelte für Bankguthaben,…)
Da ist also noch Luft.
Aber bei 3,2 Mrd.EUR EK sind 4,59 zu 6,9 eben mal 74 Mio EUR haben oder nicht haben.
Am Beispiel Amprion: https://www.amprion.net/Amprion/Finanzen/Anteilseigner/
Eigentümer ist zu 25,1% RWE. Zu 74,9% ein Konsortium von überwiegend deutschen institutionellen Finanzinvestoren aus der Versicherungswirtschaft und von Versorgungswerken. Dazu zählen etwa die MEAG MUNICH ERGO, Swiss Life und Talanx sowie Pensionskassen.
Netzbetrieb ist, traurig aber wahr, eine Gelddruckmaschine und eine Garantierendite an dieser Stelle m.M.n. grundsätzlich nicht nachvollziehbar. Außer man sieht es politisch: An der RWE hängen noch viele Etats der Ruhrpott-Gemeinden und die Finanzinvestoren müssen die Garantierendite der alten Lebensversicherungen erwirtschaften. Damit das ganze Kartenhaus nicht zusammen stürzt, sind natürlich politisch vorgegebene Mindestrenditen allein an der Gesellschafterstruktur ausgerichtet.
Besser, man hat eigenen Strom….
Sie haben nicht verstanden, warum die Bundesnetzagentur da überhaupt eine Rendite festlegen muss: Es handelt sich um Gebietsmonopole. Wenn man die einfach machen ließe, könnten die die Durchleitungsgebühren erhöhen, bis den Verbrauchern der Strom wirklich zu teuer ist. Deshalb legen die der Bundesnetzagentur ihre Kalkulation vor, Kosten und Einnahmen. Die Bundesnetzagentur genehmigt dann die Netzgebühren, also den wichtigsten Einnahmeposten. Zu den Kosten gehört auch die Rendite, die der Investor von seiner Investition erwartet, auch als Opportunitätskosten bezeichnet. In seiner Bilanz wird die Rendite dann noch höher ausfallen, als in der Kalkulation, die der BNA vorgelegt wird, weil in der Kalkulation die sonstigen Kosten (Lohn, Material, Redispatch, Zinsen, …) zu hoch angesetzt wurden. Deshalb sind auch die Netzgebühren zu hoch. Die Manager verkaufen dann die Kostenreduktion in der Bilanz gegenüber der ursprünglichen Kalkulation als Erfolg ihrer Sparbemühungen, die sich aber im nächsten Jahr nicht so wiederholen lassen werden. Und die Managergehälter müssen auch jedes Jahr um 10% steigen, wenn die so tolle Arbeit leisten…
Etwas ähnliches wie diese Gewinnkontrolle durch die Bundesnetzagentur gibt es übrigens auch bei Rüstungsherstellern, die auch Quasimonopolisten sind. In der Theorie gesteht der Staat denen eine gar nicht so schlechte Rendite zu, in der Praxis wird er dann noch mit Hilfe von Schlupflöchern (Verlagerung von Gewinnen zu nicht kontrollierten Dienstleistern etc.) zusätzlich ausgenommen.
Merke! der wahre Artikel 1: „die Rendite auf Kapital ist unantastbar“
Wessen Interesse vertritt der politische Beirat eigentlich ?