„Die Notwendigkeit für radikale Klimaschutzmaßnahmen ist riesig, aber die meisten Parteien bewegen sich nur mit Trippelschritten.“ Dies ist eine der wesentlichen Motivationen, warum der Solarenergie Förderverein (SFV) nun eine Kampagne zur Bundestagswahl gestartet hat. „Im Wahlkampf wollen wir deshalb allen Parteien auf die Sprünge helfen! Wir mischen uns ein – nicht um eine bestimmte Partei zu unterstützen, sondern um allen Parteien klar zu machen, dass es nicht mehr so halbherzig weitergeht wie bisher“, heißt es weiter. Denn aus Sicht des SFV geht es nicht um eine Reduktion der CO2-Emissionen um 65 Prozent bis 2030, sondern um 100 Prozent. „Und wir müssen in die Rückholung von CO2 aus der Atmosphäre einsteigen.“
Damit möglichst viele Menschen, den Politikern die Augen öffnen, stellt der SFV einen sogenannten Werkzeugkasten als Kampagnenmaterial bereit. Herzstück sind Großplakate, die nach dem Willen des SFV auf großen Werbetafeln, Litfaßsäulen, Bushaltestellen-Wartehäuschen oder Bauzäunen prangen sollen. Aktuell stehen drei Motive zur Auswahl. Die Werbeflächen können selbst gebucht werden und die Lieferung des entsprechenden Plakats beim SFV beauftragt werden. Gegen eine Spende kümmert sich der Verein auch komplett um die Buchung einer passenden Werbefläche sowie den Transport am Wunschort, sofern dieser mit der Spendenhöhe vereinbar ist. Die Preise für die Plakate reichen von etwa 150 Euro bis in den vierstelligen Bereich. Durchschnittlich lägen die Kosten inklusive Druck bei 300 Euro, heißt es vom SFV. Wer nicht extra eine Werbefläche buchen will, kann auch mit einem Fensterplakat auf die Notwendigkeit von 100 Prozent Erneuerbare bis 2030 hinweisen. Diese Plakate wünscht sich der SFV in möglichst vielen Fenstern von Wohnungen und Schaufenstern von Geschäften. Sie seien „ideal geeignet, den laufenden Bundestagswahlkampf zu bereichern“. Außerdem können auch entsprechende Sticker, Fahrradfahnen, Shirts, Hoodies oder Beutel mit dem Slogan bestellt werden.
Der SFV fordert die Menschen auf, selbst Position zu beziehen und an die Wahlkampfstände der Parteien vor Ort zu gehen. Um die passenden Argumente parat zu haben, hat der SFV verschiedene Fragen auf Infokarten zusammengetragen. Alternativ zu dem Gang an die Wahlkampfstände der Parteien empfiehlt der SFV einfach einen eigenen Infostand in den Fußgängerzonen aufzubauen, um die Menschen zu informieren. Neben den Infokarten bietet der Verein auch eine Broschüre an, in der der Weg für eine Energiewende bis 2030 skizziert wird. Dabei geht es um Kipppunkte, die vermieden werden müssten und wieviel Ausbau es bei den Erneuerbaren braucht und zu welchen Kosten dies möglich ist.
Bereits im Mai und Juni entwickelte der SFV seine Kampagne für die Bundestagswahl im Herbst, wie der Verantwortliche Rüdiger Haude auf Nachfrage von pv magazine erklärt. Die Fensterplakate seien dabei bereits sehr früh verfügbar gewesen, während der Werkzeugkasten seit dem 20. Juli fertig gewesen sei. Bislang seien 161 der Werkzeugkästen bestellt und größtenteils versendet worden, so Haude weiter. Dazu kämen noch jede Menge einzelner Materialien wie Bierdeckel, Aufkleber und Fahrradfahnen. „Diese Resonanz hat uns ziemlich aus den Socken gehauen – wir hatten zunächst für 100 Werkzeugkästen geplant, aber kaum damit gerechnet, dass sie auch alle angefordert werden“, so Haude weiter.
Auch die Aktion mit den Großplakten laufe besser als erwartet. Eigentlich wollte die SFV-Geschäftsstelle kurz vor der Wahl im September bundesweit etwa 20 Plakatwände und Litfaßsäulen anmieten, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen und damit letztendlich vielleicht 30 Plakatbuchungen insgesamt zu erreichen. Doch bereits bis jetzt gab es 111 Buchungen für die Großplakate, die der SFV auch alle auf einer Deutschlandkarte dokumentiert. Dabei sei die Aktion nicht nur „in großartiger Weise angenommen“ worden, sagt Haude, sondern auch mit neuen Ideen angereicht worden, wie etwa mit dem nun verfügbaren „Enkel-Motiv“. Auch neue Formate seien hinzugekommen, etwa der Bauzaun- oder Gartenzaun-Banner. „Wir sind ziemlich stolz darauf, wieviel wir in der kurzen Zeit auf die Beine gestellt haben. Das Geheimnis liegt im Prinzip der Dezentralität, die wie bei der erneuerbaren Stromgewinnung auch im politischen Feld ihre Vorzüge unter Beweis stellt“, sagt Kampagnen-Leiter Haude.
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Energiewende machen anstatt beauftragen!
Wenn man sich ansieht, wie wir Verbraucher uns verhalten und welche Kaufentscheidungen wir tagtäglich treffen. Damit kommen wir an einer Erhöhung des CO2 Ausstoßes auf der Erde nicht vorbei.
Einige Beispiele:
Wir kaufen LED-Beleuchtung, die ca. 10 % dessen verbraucht, was Glühbirnen früher verbraucht haben. Dafür installieren wir so viele wie möglich in Gärten, an Zäunen, an Hauseingängen, an Fassaden und wundern uns dann, dass wir damit keinen Strom sparen.
Wir kaufen Ware aus Asien in 1 € Shops, weil sie so schön billig ist. Diese Dinge müssen um den halben Erdball verschifft werden. Schiffe benötigen die giftigsten fossilen Brennstoffe, die wir aus der Erde holen. Alles das, was wir nicht tanken oder in unseren Gebäudeheizungen verbrennen können, wird in Schiffen oder Großkraftwerken verbrannt.
Wir kaufen Mode in Mikrokollektionen, von denen es inzwischen über 50 pro Jahr gibt. Das meiste kommt inzwischen auf Schiffen aus Asien. Früher gab es einmal 4 Modekollektionen pro Jahr. Das geht teilweise so weit, dass sich Menschen Kleidung kaufen und sie wieder Entsorgen, ohne sie jemals getragen zu haben.
Wir stellen unser Bezahlsystem von Münzen und Scheinen auf sog . Krypto-Währungen um, die so viel Rechenleistung benötigen, dass man die Rechner dafür z. B. in Höhlen in Norwegen montieren muss, weil sie riesige Energiemengen benötigen und die regenerative Energie aus Wasserkraft dort so schön billig ist.
Wir kaufen SUVs und sog. Premiummobile für unsere individuelle Mobilität, die 20 – 30 mal so viel wiegen wie ein Mensch. Diese 1 – 2 Tonnen Maschinen auf Rädern fristen die größte Zeit ihres Lebens in Garagen oder auf Parkplätzen, nur, damit wir damit protzen können, wenn wir sie ab und zu benutzen.
Wir bilden uns ein, dass diese rollenden Massen umweltfreundlich werden, indem wir sie elektrisch oder mit Wasserstoff betreiben. Die Tatsache, dass die Energie in einer Batterie ein viel höheres spezifisches Gewicht hat, als die gleiche Energiemenge in Benzin, macht diese Monstermaschinen noch schwerer. Wir wollen ja eine große Reichweite. Wenn wir uns für angeblich umweltfreundliche Hybridmodelle entscheiden, dann rollen damit zwei Motoren und zwei Energiequellen in der Gegend herum, nur, damit ein Mensch individuell von A nach B kommt und dabei noch möglichst stark auffällt. Mit sog. Systemleistungen, der Addition der Leistung der Antriebseinheiten A und B, können wir sehr hohe PS-Zahlen für kurze Sprints abrufen. Das taugt sehr gut dazu, bei Zusammen¬künften damit anzugeben.
Wir bauen Giga-Factories in Wasserschutzgebiete, in denen elektrische Giga-Fahrmaschinen gebaut werden.
Dann wundern wir uns, dass der CO2 Wert in der Atmosphäre stetig steigt.
Es ist leicht, auf die Politik oder die Industrie zu schimpfen und denen die alleinige Verantwortung für das Klimadesaster zuzuschieben.
Indem wir das tun, brauchen wir uns nicht mit uns selbst zu beschäftigen oder uns über unser verschwenderisches Tun Gedanken zu machen.
Jeder von uns kann die Entscheidung treffen, wie viel er sich von dem gönnen möchte, was uns unsere Erde zur Verfügung stellt.
Jeder von uns kann bei Wahlen über eine andere Zukunft abstimmen.
Sehr geehrter Herr Eichhorn,
Ihre dystopische Aufzählung von einzelnem Konsumfehlverhalten finde ich unpassend als Kommentar auf die hervorragende Kampagne vom Solarförderverein Deutschland.
Es geht dabei um die Verantwortung, die zu wählende Politiker zu tragen haben und nicht um die Konsumenten.
Mir kam unwillkürlich die Assoziation zu einer Aussage von Kaiser Wilhelm II: „Das Automobil ist eine vorübergehende Modeerscheinung. Ich setze aufs Pferd.“ Das ist doch ganz in Ihrem Sinne: „Jeder von uns kann die Entscheidung treffen, wie viel er sich von dem gönnen möchte, was uns unsere Erde zur Verfügung stellt.“
Sehr geehrter Herr Brod,
vielen Dank für Ihre Antwort.
Die Aktion des SFV finde ich auch ganz toll.
In den aktuellen Diskussionen fehlt mir aber die Stellschraube ENERGIESPAREN viel zu sehr. Auch die Tatsache, dass jeder zur Energiewende beitragen MUSS, vermisse ich sehr. Man will die Wähler vor der Wahl nicht zu sehr abschrecken. Ich will nicht gewählt werden und kann diesen Part übernehmen.
Ich lebe auf dem Land. Daher ist mir meine individuelle Mobilität auch sehr wichtig. Ich fahre einen Stromer mit ca. 300 km Reichweite. Auf einen Gaul möchte ich nicht umsteigen, weil der nicht einmal 300 km weit kommt, ohne nachzutanken.
Das Automobil ist für mich ein Indikator für das Verhalten der Konsumenten im Automobilland Deutschland. Wir Deutschen haben komplett das Maß für eine an den Bedarf angepasste Individualmobilität verloren und viele merken das nicht.
Fahren Sie bitte einmal auf eine kleine Insel in den Urlaub und sehen Sie sich dort die Fahrzeuge der Einheimischen an. Die sind in südeuropäischen Ländern eindeutig an den Bedarf angepasst. Die Gassen der Städte und Dörfer bieten keinen Platz für unsere Premiummobile. Die Städte und Gemeinden passen ihre Straßen und Parkplätze nicht an unsere Luxus-Fahrmaschinen an. Dort fahren Zweiräder, Dreiräder und kleine Vierradmobile herum. Warum ist das so? Auf Inseln sind Wasser, Energie und Land begrenzt, sodass die Inselbewohner sparsam damit umgehen müssen.
Was die Zukunft bringt, wenn wir weiterhin auf Luxus-Stromer setzen, das können Sie hier nachlesen.
https://www.derstandard.de/story/2000128922511/elon-musk-lacht-journalistin-wegen-frage-zum-wassermangel-in-gruenheide?utm_term=Autofeed&utm_medium=Social&utm_source=Facebook&fbclid=IwAR082qLQQc_8VrnMBQmPtGPfFL_OTjVa6BmpZ5u9TLA0rt48cepmh3B3Vzo#Echobox=1628945819
Ich habe weitere Beispiele für den Verlust von Maß und Ziel der deutschen Konsumenten genannt.
@ Ernst Gruber:
Autos sind nicht umweltfreundlich, sonst hätte die Evolution Autos hervorgebracht. Es gibt nur besonders umweltschädliche und weniger umweltschädliche.
Fossil erzeugten Strom durch regenerativen Strom zu ersetzen und davon genauso viel oder voraussichtlich deutlich mehr zu verbrauchen als bisher, ist keine Energiewende. Strom mit Hilfe von Wärmepumpen zu verheizen, macht nach meiner Ansicht gar keinen Sinn. Die Sektorkopplung ist daher auch nicht sinnvoll.
Unsere Abhängigkeit von Großenergielieferanten aus In- und Ausland wird damit nur noch größer. Die Lieferanten werden noch mächtiger.
Dieser Verein versucht ohne Parteipolitik zu betreiben den Wählern mit ihren Plakaten den dringend notwendigen Klimaschutz näherzubringen. Ihre Kritik am Konsumverhalten ist zwar vollkommen richtig, aber die jetzigen Generationen werden diesen Verzicht nicht realisieren. Wir brauchen schnelle Lösungen. Ohne diese hirnrissigen Klagen der Grünen Liga und des NABU könnten in diesem Jahr 100.000 umweltfreundliche Autos produziert werden. Das jetzt zu kritisieren verhindert das 1,5 Grad Ziel. Batterien werden auch viel leichter werden und 100% Recyclebarkeit ist schon Realität. Die Energiewende muss gelingen und 2030 werden 100 % Ökostrom aus unseren Steckdosen kommen. Wenn dann fünf Jahre später auch die Sektorenkopplung gelungen ist, dann können wir uns ja auf die Schultern klopfen mit unseren dicken SUV E- Autos.
Der Solarvörderverein in Aachen ( SfV ) ist die Quelle, die mir als naiver PV Betreiber die Augen geöffnet hat. Als unsere erste PV Anlage 1992 ans Netz ging, war in den Medien vorrangig zu lesen, dass Strom aus der Sonne allenfalls 0,0x% zu unserem Strommix beitragen könnte, und zudem unbezahlbar wäre.
In einem „Solarbrief“ so nennt sich die vierteljährig erscheinende Zeitschrift des SfV, die mein Sohn abonniert hatte, las ich dann das Folgende.
https://www.sfv.de/artikel/wind-_und_solarstrom_senken_den_strompreis_der_merit-order_effekt
Quantifizierung der Einsparungen
Für jede Stunde des Jahres ergeben sich andere Angebote und Nachfrageverhältnisse, unterschiedliche Börsenpreise und unterschiedliche Entlastungen durch die Einspeisung von Wind- und Solarstrom.
Zur endgültigen Beurteilung, wie stark Wind- und Solarstrom den Strompreis entlasten, ist deshalb eine Untersuchung aller 8760 Stunden des Jahres erforderlich. Eine Untersuchung des IfnE (Ingenieurbüro für neue Energien) vom November 2007 im Auftrag des Bundesumweltministeriums ergab eine Senkung des Großhandelspreises durch alle Erneuerbaren Energien für das Jahr 2006 mit einem Volumen von bis zu 5 Mrd. Euro. Zieht man davon die gesamte Einspeisevergütung nach EEG für den Windstrom und alle anderen Erneuerbaren Energien ab, so ergibt sich immer noch eine Netto-Ersparnis von ca. 2 Mrd Euro.
Senkt auch die Einspeisung von PV-Strom den Strompreis?
Generell senkt jede Einspeisung von Strom aus Erneuerbaren Energien den Börsenpreis und damit die Gewinne der konventionellen Stromerzeuger. Das gilt auch für Solarstrom-Einspeisungen.
Bild 5: Auch die Einspeisung von Solarstrom senkt den Börsenpreis
Wenn die Einspeisevergütung über dem vorher zu zahlenden Börsenpreis liegt, ergeben sich für die Einkäufer infolge der ihnen obliegenden Solarstromvergütung echte Mehrkosten gegenüber dem Börsenpreis. Hier muss geprüft werden, ob diese Mehrkosten die Einsparungen beim Börseneinkauf aufzehren. Nur eine sorgfältige Untersuchung aller Stunden eines Jahres kann diese Frage beantworten.
Bild 6: Die Mehrausgaben für die Solarstromeinspeisevergütung sind häufig geringer als die Einsparungen beim Einkauf des konventionellen Stroms an der Strombörse Zitat Ende.
„Die Mehrausgaben für die Solareinspeisevergütungen sind häufig geringer als die Einsparungen beim Einkauf des konventionellen Stroms an der Börse“
Zwei Milliarden waren nach der Studie von 2007 noch übrig, nach dem alle Vergütungen bezahlt waren.
Genau das war der Ausgangspunkt meiner „Kosten/Nutzen Betrachtung, die ich hier im Forum gebetsmühlenartig wiederhole.
Und im übrigen auch schon mal von den Leuten des Polit. Magazin Monitor aufgegriffen wurde, als sie im folgenden Video so ab Minute 3.30 fragen, müssten diese Einsparungen nicht von der Förderkosten abgezogen werden.