PwC erwartet Wasserstoff-Boom ab 2030 – übertriebene „Farbdebatte“ könnte Innovationen hemmen

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Wasserstoff wird im Zuge der globalen Energiewende immer mehr an Bedeutung gewinnen. Daher geht Pricewaterhouse Cooper (PwC) auch von einem Anwachsen der jährlichen Nachfrage von derzeit 76 auf 600 Megatonnen bis 2050 aus. Dies setze aber voraus, dass die geeigneten Infrastrukturen entstehen, wie es in dem am Montag veröffentlichten Bericht „Hydrogen on the Horizon: Ready, almost set, go?“ heißt. Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft hat diesen zusammen mit dem World Energy Council (WEC) und dem Electric Power Research Institute (EPRI) erstellt.

Die Prognosen für den Wasserstoffanteil am weltweiten Endenergieverbrauch bis zum Jahr 2050 schwanken zwischen 6 und 25 Prozent – abhängig von den Herstellungskosten für Wasserstoff, der benötigten Infrastruktur sowie dem technologischen Reifegrad. Zudem sei er vom Klimaziel abhängig – je ambitionierter, umso mehr Wasserstoff wird gebraucht, um es zu erreichen. Dennoch gehen die Autoren davon aus, dass ab den 2030er Jahren die Nachfrage stark anwachsen werde. Das laufende Jahrzehnt sollte daher genutzt werden, um die notwendigen Infrastrukturen für Produktion, Transport, Import, Vertrieb und Nutzung von Wasserstoff zu schaffen. „Wir müssen jetzt handeln, in Deutschland, der EU und weltweit, um effektive Strukturen für Wasserstoff zu schaffen. Nur dann kann es gelingen, den stark wachsenden Bedarf mit einem entsprechenden Angebot zu erfüllen und unsere Klimaziele zu erreichen“, erklärte Folker Trepte, Leiter Energiewirtschaft bei PwC Deutschland.

In dem Bericht wird davon ausgegangen, dass die größte Nachfrage nach Wasserstoff zunächst von der chemischen und petrochemischen Industrie kommen werde. Andere Sektoren würden zunächst mit Pilotstudien und -projekten das Potenzial untersuchen sowie sich um eine Erhöhung der Rentabilität sowie Senkung der Herstellungskosten bemühen. Weitere wichtige Faktoren seien Effizienzsteigerungen, das Elektrifizierungsniveau sowie der Einsatz des CO2-Abscheidungsverfahrens. Bei diesen sogenannten „Carbon Capture Use and Storage“ (CCUS)-Technologien wird „blauer“ Wasserstoff aus fossilen Brennstoffen wie Erdgas hergestellt und im Erdreich gebunden gespeichert, im Gegensatz zu seinem „grünen“ Pendant, das mit erneuerbaren Energien hergestellt wird.

Die Studienautoren halten eine „Farbdebatte“ nicht für zielführend. Sie sollte nicht übertrieben werden, weil ansonsten Innovationen und damit praktikable und kosteneffiziente Technologien gehemmt werden könnten. Unlängst erschien jedoch auch eine britische Studie, wonach blauer Wasserstoff weniger klimafreundlich ist, als gern dargestellt wird. „Für die noch junge Wasserstoffwirtschaft gilt das Henne-Ei-Problem zwischen Angebot und Nachfrage“, erklärt PwC-Experte Jürgen Peterseim. „Auf beiden Seiten fehlen verlässliche Mengen, um eine wirtschaftlich tragfähige Wertschöpfungskette zu etablieren. Der Fokus muss daher noch viel stärker auf der Projektimplementierung liegen, um den Markthochlauf in der Praxis zu sehen.“

Dabei variieren die Strategien der Länder dafür teilweise erheblich. So lasse sich grüner Wasserstoff in südlichen Regionen potenziell günstiger erzeugen. Einige Staaten setzen daher stärker auf den Export des grünen Wasserstoffs in Länder mit geringerem Erzeugungspotenzial, aber potenziell hoher Nachfrage aus Industrie und Verkehr. Die hohe Nachfrage sehen die Studienautoren dabei vor allem in Europa und Asien, während die Länder im Nahen Osten und Nordafrika stärker auf das Angebot setzen dürften. Dies auch die von PwC prognostizierten Preisentwicklungen belegen. In Australien, Chile und manchen afrikanischen Staaten etwa werden die Herstellungskosten deutlich niedriger sein als in den dicht besiedelten Gebieten Europas oder Asiens.

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