Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes für mehr Klimaschutz wird von Vielen als „historisch“ betrachtet. Wie zur Bekräftigung folgten nicht lange danach Flutkatastrophen oder katastrophale Waldbrände rund um den Erdball. Und Deutschland ist voll betroffen. Früher mussten wir den Fernseher einschalten, um solche Bilder zu sehen. Jetzt haben wir es in reality vor unseren Augen.
Die Politiker reagieren eigenartig verhalten. Hin und wieder – aber eigentlich recht selten – zeigen sich welche im Katastrophengebiet. Sie machen ein unsicheres Gesicht, sprechen ein paar nichtssagende Worte und sind wieder weg. Etliche Fehler wurden gemacht. Wenn man diese künftig vermeidet, könnte es weniger Todesopfer geben. Insgesamt aber steht der Staat der ganzen Situation hilflos gegenüber. Das Ahrtal kann man in ein paar Jahren wieder aufbauen – wenn auch mit erheblichen Finanzmitteln, die dann woanders fehlen. Doch wann und wo kommt die nächste Flut? Die Medien schreiben vom „Jahrhunderthochwasser“. Dieses „Jahrhundert“ kann aber schon morgen vorbei sein! In jedem Tal kann das passieren, was wir an der Ahr erleben, denn solche Wetterextreme werden sich mit steigender Erdtemperatur häufen. Die Klimawissenschaftler haben das exakt vorhergesagt. Bloß dass es schon so schnell anfängt, haben sie selbst nicht gedacht.
Die Politiker wissen das alles auch und sie wissen noch mehr: Wenn solche Ereignisse wiederholt und in kurzer Folge auftreten, ist der Staat überfordert. Er ist dann nicht mehr in der Lage, seine Grundaufgabe, den elementaren Schutz der Bevölkerung, wahrzunehmen. Er wird kapitulieren. Aus dem Chaos heraus werden sich neue Strukturen bilden, wie wir es an der Nachbarschaftshilfe in den Katastrophengebieten schon jetzt ansatzweise beobachten können.
Das ist der Hintergrund, weshalb die Politiker sich so selten und mit diesem unsicheren Gesichtsausdruck sehen lassen. Und wenn Laschet sein anstößiges Lachen als „blöd und dämlich“ bezeichnet, dann unterschlägt er den Hauptfaktor, nämlich dass er eine innere Unsicherheit weglachen musste.
Schon lange, lange arbeitet der Staat nicht für den Schutz der Bevölkerung oder – anders ausgedrückt – im Sinn des Gemeinwohls. Abgesehen von jener Sternstunde, in der das EEG 2000 vom Bundestag verabschiedet wurde, hat er alles getan, um die erneuerbaren Energien – die überlebensnotwendig sind – zu hemmen und zu hindern. Durch eine raffinierte Änderung des Wälzungsmechanismus der EEG-Umlage wurde erreicht, dass die Umlage überproportional stieg und einen Vorwand lieferte, die Erneuerbaren als „Strompreistreiber“ zu diskreditieren. Sigmar Gabriel als SPD-Wirtschaftsminister packte seinen Hass gegen die Energiewende in den üblen populistischen Vergleich: „Die erneuerbaren Energien haben lange genug Welpenschutz genossen. Sie sind jetzt zu Jagdhunden herangewachsen, vor denen man sich in Acht nehmen muss.“ Das Seinsmedium der ganzen die konventionellen Energien stützenden und die Erneuerbaren bremsenden Politik ist die Lüge.
Gerade im jetzigen Moment ist das wieder aktuell: Die Bundesregierung behauptet, sie habe die EU-Richtlinie zum Ausbau der Erneuerbaren und insbesondere der Bürgerenergie vollständig im EEG 2021 umgesetzt. Das ist schlicht gelogen. Oder in welchem deutschen Gesetz wird beispielsweise die Vorschrift umgesetzt: „Die Mitgliedstaaten schaffen einen Regulierungsrahmen, der es ermöglicht, die Entwicklung von Erneuerbare- Energie-Gemeinschaften zu unterstützen und voranzubringen“, wonach in neun Punkten aufgelistet wird, was unter „unterstützen“ und „voranbringen“ konkret zu verstehen ist?
Wir scheuen uns, Wörter wie „Lüge“ oder „Verbrechen“ in den Mund zu nehmen und bevorzugen umschreibende Ausdrucksweisen. Wir haben eben immer noch einen Respekt vor Personen, die – teilweise auch durch unsere eigene Wahlentscheidung – in hohe Ämter gekommen sind. Im Prinzip ist der Respekt in Ordnung. Wenn das politische Handeln dieser Personen aber ganz offensichtlich unsere Existenz gefährdet, ist er nicht mehr angebracht. Wenn wir dann Dinge nicht als das benennen, was sie wirklich sind, wirken wir selbst an der allgemeinen Verschleierung mit.
Herrschenden Funktionsträgern den Respekt aufzukündigen, macht allerdings nur dann Sinn, wenn wir selber im gleichen Maße Verantwortung übernehmen. Autonome Versorgung mit erneuerbarem Strom ist die Möglichkeit, die sich hierfür anbietet!
— Der Autor Christfried Lenz, politisiert durch die 68er Studentenbewegung, Promotion in Musikwissenschaft, ehemals Organist, Rundfunkautor, Kraftfahrer und Personalratsvorsitzender am Stadtreinigungsamt Mannheim, Buchautor. Erfolgreich gegen CCS mit der BI „Kein CO2-Endlager Altmark“, nach Zielerreichung in „Saubere Umwelt & Energie Altmark“ umbenannt und für Sanierung der Erdgas-Hinterlassenschaften, gegen neue Bohrungen und für die Energiewende aktiv (https://bi-altmark.sunject.com/). Mitglied des Gründungsvorstands der BürgerEnergieAltmark eG (http://www.buerger-energie-altmark.de/). Seit 2013 verfügt der stellvertretende Sprecher des „Rates für Bürgerenergie“ im Bündnis Bürgerenergie (BBEn) über eine 100-prozentige Strom-Selbstversorgung durch Photovoltaik-Inselanlage mit 3 Kilowattpeak. —
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Lieber Herr Lenz,
vielen Dank für Ihren Mut und Ihren Scharfsinn die Tatsachen beim Namen zu nennen. Ihre Worte treffen „ins Schwarze“ :-)))
Die meisten Opfer von „Enkeltrick“, „Heiratsschwindler“ usw. waren als vernunftbegabte, aufgeklärte Menschen überzeugt nie auf solche Trickbetrüger hereinzufallen. Wenn man sich die psychologischen Wirkmechanismen der Trickbetrüger näher betrachtet stellt man fest, dass es sehr leicht geht das Opfer zu manipulieren. Und man wird sehr viele Parallelen in Rhetorik und Handlungsreflexen bekannter Politiker wie Merz, Laschet und Söder wiederfinden.
Wann wollen wir uns denn nun endlich als demokratisches Kollektiv aus dieser Opferrolle emanzipieren und TATSÄCHLICH etwas verändern? Wann, wenn nicht jetzt?! Die Gelegenheit ist 2021 so naheliegend und drängend wie selten zuvor.
Dieses Phänomen „Die Politiker wissen das“ hat der Klimaforscher Prof. Hans Joachim Schellnhuber auch mal in einem Interview deutlich ausgesprochen. Die einminütige Kernaussage:
https://www.solarverein-frankfurt.de/de/medien.html#schellnhuber
Hallo Herr Lenz,
mich würde rein technisch interessieren, wie Sie es schaffen mit einer 3 kWp PV-Anlage auf fast 100% Autarkie zu kommen?
Oder was meinen Sie mit „Strom-Selbstversorgung“?
Ansonsten stimme ich Ihnen zu Ihren Aussagen zu!
Viele Grüße
Hallo Herr Dupree,
zunächst: es sind nicht „fast“ 100%, sondern 100% !
Natürlich ist ein Speicher (8 Batterien Blei-Säure, Trojan 105) vorhanden – der übrigens nach 8jährigem Betrieb keinerlei Ermüdungserscheinungen zeigt. (Ich achte allerdings darauf, dass fast immer eine Spannung von mindestens 50 Volt vorliegt; die Nennspannung von 48 Volt habe ich noch nie unterschritten.)
Während 7-8 Monaten wird mehr Strom erzeugt als ich verbrauchen kann (1-2 Personen-Haushalt).
Fernseher, Spülmaschine, Gefriertruhe habe ich nicht. Aber: Waschmaschine, Kühlschrank, weitere übliche Haushaltsgeräte, Rasenmäher, Kettensäge, weitere elektrische Garten-und Handwerksgeräte, und: CityEl!
In den dunkelsten 2-3 Wochen des Jahres kann es einige Tage geben, an denen ich Strom sparen muss. Dann lasse ich die Waschmaschine nicht laufen, beschränke die Arbeitszeit am Computer, und spare abends auch Beleuchtung durch Einsatz einer Stirnlampe. Zur Ladung von deren winzigen Akkus ist immer genug Strom da. (CityEl hat im Winter weitgehend Ruhepause.)
Ich empfinde den Bezug zu den wetterbedingten Vorgaben nicht als Einschränkung, sondern als interessante Anregung, mit Gewohnheiten zu experimentieren. Eine sonst übliche Tätigkeit wird ersetzt durch etwas anderes, wodurch es zu neuen Erfahrungen kommt.
Sie fragen, wie ich das schaffe – ich habe genau die entgegengesetzte Frage: Wie kommt es, dass die meisten Leute es nicht schaffen und eine 100%ige Selbstversorgung durch PV sogar für unmöglich halten??? Als Antwort vermute ich: Wenn der gewohnte, auf fossil-atomarer Versorgung beruhende Lebensstil 1 zu 1 beibehalten werden muss – dass es dann schwierig wird, kann ich mir vorstellen. – Aber muss er das denn? Sonne und Wind sind volatil, wir Menschen sind auch Teil der Natur und haben die Möglichkeit, volatil zu sein. Wenn alte Gewohnheiten nicht in Beton gegossen sind, ergänzt sich die Volatilität des Wetters mit unserer eigenen Volatilität, und es gibt kein Problem.
Viele Grüße,
Christfried Lenz
Herr Lenz, ihr tolles Engagement in Ehren, aber wir sollten nicht von den Bürgern verlangen großen Verzicht zu üben und dadurch unnötig den Fortschritt behindern, sondern wir sollten konsequent unser Energiesystem umstellen und durchgängig Sektorenkopplung betreiben.
Im Sommerhalbjahr könnten wir mittels PV und Elektrolyse ausreichend grünen Wasserstoff produzieren und speichern, um im Winter mittels Brennstoffzelle ausreichend Strom und Wärme zu produzieren. Dank Kraftwärekopplung mit hohem Systemwirkungsgrad.
Wir sollten die derzeitige Wirtschaft zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft umbauen. Dann könnten wir guten Gewissen den Luxus unseres derzeitigen Lebensstils genießen.
Okölogie und Ökonomie müssen nicht im Widerspruch stehen, ganz im Gegenteil gibt es dann noch lange genug Wachstumsmöglichkeiten, statt in Form von immer Quantität nun in Form von immer mehr Qualität. Das wird auch helfen, dass die Weltbevölkerung aufhört immer mehr weiterzuwachsen, denn in wohlhabenden Ländern sinkt die Bevölkerung. Armut bekämpfen wir aber sich nicht durch reinen Verzicht auf Luxus.
Letztendlich sollten wir dafür kämpfen, dass der Systemumbau sinnvoll geschieht und nicht wertvolle Resourcen unnötig verschwendet werden. Das Endziel heißt 100%-EE-System, sobald als realistisch möglich.
Aus meiner Sicht kann man das Urteil des Gerichts vergessen.
Juristen haben von „Klima“ keine Ahnung und können die Vorgänge da draußen genau so wenig wirklich beurteilen wie die Wissenschaftler, die sich von Vermutung zu Vermutung haspeln. Es handelt sich um ein politisches Urteil, da auch das Gericht gegenüber Internet und Veröffentlichungen aller Art nicht unbefangen sein kann.
Wir werden auf der Nordhalbkugel von einer Erwärmung profitieren, ganz einfach, weil wir im Winterhalbjahr deutlich weniger Energie verbrauchen. Das hat sich ja schon in den vergangenen „Wintern“, die diesen Namen nicht verdienten, gezeigt.
Problem sind die Erdgegenden, die sowieso schon ökologische Schwierigkeiten haben. Dort müßte geholfen werden, was aber nicht erfolgt, weil in diesen armen Gegenden nichts zu verdienen ist.
@B. Hoffmann
Zitat:“Wir werden auf der Nordhalbkugel von einer Erwärmung profitieren, ganz einfach, weil wir im Winterhalbjahr deutlich weniger Energie verbrauchen.“
Das ist etwas zynisch, finden sie nicht?
Nach dem Motto, den Schaden haben ja die Anderen, also macht das doch nichts…
Spätestens wenn ihnen die Klima-Flüchtlinge die Bude einrennen werden sie das anders sehen! Oder glauben sie, die bleiben alle brav in Ihren vom Klimawandel zerstörten Umgebungen, ohne ausreichend Wasser und Nahrung sitzen, und warten aufs Verrecken?