Der Primärenergieverbrauch hat sich in den ersten sechs Monaten 2021 um 4,3 Prozent auf 6191 Petajoule erhöht, wie die vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) zeigen. Ausschlaggebend seien dabei vor allem die im zweiten Quartal erfolgten Lockerungen im Zuge der Corona-Pandemie, die die wirtschaftlichen Aktivitäten wiedererstarken ließen. Zudem habe es durch die deutlich kühlere Witterung einen Anstieg beim Verbrauch von Heizenergie gezeigt, was sich vor allem im höheren Gasverbrauch niederschlug.
Dabei sei im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine deutliche Verschiebung im Stromerzeugungsmix hin zu den konventionellen Energieträgern zu verzeichnen. Ursächlich dafür ist das unterdurchschnittliche Windstromangebot im ersten Halbjahr. Vor allem der Braun- und Steinkohleverbrauch legte mit 33,5 und 22,7 Prozent erheblich zu. Die Braunkohlekraftwerke kamen vor allem wegen des eingeschränkten Windstromangebots mehr zum Zuge als im Vorjahreszeitraum. Die Steinkohle profitierte hingegen von den kühleren Temperaturen und der stärkeren Industrienachfrage. Erdgas verzeichnete vor allem wegen konjunktureller Aufholprozesse sowie dem Mehreinsatz in der Strom- und Wärmeerzeugung ein Plus von fast 16 Prozent, wie es weiter hieß. Die AKWs kamen auf einen Anstieg von sieben Prozent.
Neben dem Mineralöl waren die Erneuerbaren im ersten Halbjahr auf der Verlustseite. Ihr Beitrag am Primärenergieverbrauch verminderte sich um insgesamt ein Prozent. Ihr Anteil am gesamten Energiemix fiel damit von 17,7 auf 16,8 Prozent binnen Jahresfrist. Vor allem die Windenergie blieb mit einem Minus von 20 Prozent deutlich hinter den Erzeugungsmengen des ersten Halbjahres 2020 zurück. Der Beitrag der Solarenergie sei trotz Anlagenzubaus stabil gewesen. Die Wasserkraft verzeichnete der AG Energiebilanzen zufolge ein Plus von fünf Prozent und die Biomasse temperaturbedingt von sechs Prozent.
Erstmals war Erdgas mit einem Anteil von 30,6 Prozent der wichtigste Energieträger, wie es weiter hieß. Mineralöl fiel mit 28,6 Prozent auf Platz zwei zurück. Dahinter folgen die Erneuerbaren mit einem Anteil von 16,8 Prozent. Trotz kräftiger Zuwächse lagen die Anteile von Braun- und Steinkohle am Gesamtverbrauch nur bei 8,4 und 8,2 Prozent. Gleichzeitig verzeichnete die AG Energiebilanzen aufgrund des veränderten Erzeugungsmix einen Anstieg der CO2-Emissionen um 6,3 Prozent im ersten Halbjahr 2021.
Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) kommentierte die am Dienstag von der AG Energiebilanzen veröffentlichten Zahlen. „Erneuerbare Energien sind der Schlüssel für Klimaschutz und einen zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort. Ein Einbruch beim Anteil der grünen Energien, insbesondere im Stromsektor, macht eine riesige Ökostromlücke in den nächsten Jahren wahrscheinlicher“, erklärte BEE-Präsidentin Simone Peter. Man sehe die Entwicklung mit großer Sorge, Der BEE forderte daher eine politische Fokussierung auf den Ausbau der erneuerbaren Energien. „Einerseits wächst der Bedarf an Grünem Strom durch die Sektorenkopplung bei E-Mobilität, grünem Wasserstoff und Wärmepumpen, und andererseits gehen durch die Vollendung des Atomausstiegs im kommenden Jahr sowie einem beschleunigten Kohleausstieg aufgrund steigender CO2-Preise konventionelle Kapazitäten aus dem Netz. Auch wenn sich Verbrauch und Wetterbedingungen ändern, muss die Deckung der Bedarfe jederzeit durch erneuerbare Energien ermöglicht werden“, so Peter. Einen beschleunigten Ausbau für alle Sektoren müsse eine neue Bundesregierung daher schon in den ersten 100 Tagen ihrer Amtszeit voranbringen.
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