Türkiser Wasserstoff fürs Sauerland

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Westenergie hat am Dienstag mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik die Klimaschutz-Modellregion Sauerland gestartet. In der nordrhein-westfälischen Stadt Arnsberg soll dabei das Energiesystem der Zukunft entstehen. Die Stadt soll mittels des Einsatzes moderner Wasserstoff-Technologien klimaneutral werden. Der Kern der Klimaschutz-Modellregion Sauerland sei dabei eine elf Kilometer lange Erdgasleitung, die auf den Betrieb von Wasserstoff umgestellt und damit auch als Energiespeicher dienen wird. In den kommenden Jahren würden dann Industrie, mittelständische Unternehmen und der Mobilitätsbereich in die Nutzung von Wasserstoff einsteigen.

„Mit dem Projekt Klimaschutz-Modellregion Sauerland startet heute der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft auch im Sauerland“, erklärte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) in einer Videobotschaft. „Das ist eine gute Nachricht und ein wichtiges Signal für den Standort und für das Sauerland. Eine Region, in der viele ,Hidden Champions‘, familiengeführte Unternehmen und Weltmarktführer, zuhause sind.“ Auch weitere Vertreter betonten die Bedeutung des Wasserstoffs für die Klimaziele bis 2045. „Die Klimaschutz-Modellregion Sauerland wird daher den Beleg dafür liefern, dass die verschärften Klimaziele tatsächlich erreichbar sind. Hier in Arnsberg wird sich zeigen, dass klimapolitischer Fortschritt dort stattfindet, wo die Dinge praktisch umgesetzt werden“, erklärte etwa Eon-Vorstandschef Leonhard Birnbaum. Katharina Reiche, Vorstandschefin von Westenergie, ergänzte: „Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft gelingt uns nur dann, wenn wir mit Partnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammenarbeiten und die vorhandene Gas-Infrastruktur nutzen. Hier in Arnsberg sind die Bedingungen für eine Modellregion optimal, weil wir eine geeignete Erdgasleitung betreiben, die zur Hauptschlagader des Projektes wird.“

Zum Auftakt unterzeichneten die Mitglieder des Projektbeirates eine Kooperationsvereinbarung. Demnach wollten sie sich um Fördergelder für die verschiedenen Projektabschnitte bewerben. Der offizielle Start des Projekts sei für Mitte 2022 geplant, hieß es weiter. Der erste Abschnitt der Kliaschutz-Modellregion Sauerland umfasse dabei die gesamte Wertschöpfungskette von der Erzeugung über Transport und Verteilung bis zum Verbrauch des Wasserstoffs. In Verbindung mit bereits vorhandenen Erdgasleitungen sind moderne Wasserstofftechnologien in verschiedenen Bereichen direkt einsetzbar: die örtliche Verteilnetzinfrastruktur, Energiespeicher, Wasserstofferzeugung, Wasserstoff-Mobilität, Prozessgase für die ansässige Industrie, Wärme für Privatkunden sowie die Anbindung an eine größere Wasserstoff-Fernleitung, die in das benachbarte Ruhrgebiet führt. Die Planungen für die Erweiterung der Modellregion um weitere Städte und Gemeinden seien bereits angelaufen.

Die Umsetzung des Projekts gliedert sich in mehrere Etappen. Zunächst plant Westnetz die Umstellung der Gas-Hochdruckleitung zwischen Arnsberg und Eisborn auf Wasserstoff. Nach den Angaben der Projektpartner verfügt die Leitung über ein Speichervermögen von rund 150 Megawattstunden und ist Teil eines früheren Transportnetzes. Mit diesem Speichervolumen könnten etwa 1000 Einfamilienhäuser an kalten Wintertragen mit Energie zu versorgen. Ein Gutachten des TÜV Nords liege auch bereits vor, das die Umstellung der Leitung auf den Betrieb mit reinem Wasserstoff bestätigt. Am nahe gelegenen 110-Kilovolt-Umspannwerk „Niedereimer“ sei der Bau einer Pyrolyse-Anlage zur Wasserstoffproduktion geplant. Der Wasserstoff gelange von dort in die Speicherleitung und könne bedarfsgerecht an verschiedene Anwender verteilt werden. Zur Erzeugung des Wasserstoffs werde die Anlage grünes Methan, aber auch Schmutzwasser und methanhaltige Abfallprodukte nutzen, so die Pläne. Damit handelt es sich um „türkisen“ Wasserstoff, da während der Umwandlung Kohlenstoff entsteht, der allerdings über das Projekt an die Industrieunternehmen für ihre jeweilige Verwendung weitergegeben wird. Zudem gibt es Überlegungen, den erwarteten Zuwachs an Windenergie im Sauerlang ebenfalls für die Erzeugung zu nutzen sowie zusätzlich eine Biomasseanlage zu errichten. Allerdings machen die Projektpartner von den entsprechenden Fördergelder abhängig.

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