In den kommenden vier Monaten wird es spannend am Schweizer Muttsee: Die Bauarbeiten für das Photovoltaik-Kraftwerk „Alpin Solar“ und damit für die bislang größte alpine Solaranlage der Schweiz haben begonnen. Der Energiekonzern Axpo wird dafür gemeinsam mit IWB, dem Energieversorger von Basel-Stadt, mit Hilfe eines eigens entwickelten Montagesystem rund 5000 Solarmodule mit insgesamt 2,2 Megawatt Leistung auf der nach Süden ausgerichteten Staumauer installieren. Nach Fertigstellung wird erwartet, dass die Anlage pro Jahr rund 3,3 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren wird, die Hälfte davon im Winter. Abnehmer des Stroms ist die Schweizer Supermarktkette Denner, die mit Axpo einen entsprechenden Stromabnahmevertrag mit 20 Jahren Laufzeit abgeschlossen hat.
Wie Axpo am Dienstag mitteilte, werden die Anlagekomponenten mit Hubschraubern zur Staumauer gebracht – die Baustelle ist für Straßentransporte nicht erreichbar. Insgesamt 730 Tonnen Material werden demnach zunächst in die benachbarte Gemeinde Tierfehd geliefert, dort bereitgestellt und dann per Helikopter zur Baustelle transportiert. Um die Belastungen für die Umwelt und die lokale Bevölkerung so gering wie möglich zu halten, seien mit der Gemeinde optimale Flugzeiten sowie An- und Abflugkorridore festgelegt worden. Der dabei entstehende CO2-Fußabdruck soll innerhalb von wenigen Monaten Anlagenbetrieb wieder ausgeglichen sein.
Schon jetzt wird übrigens am Muttsee Energie produziert. Der Stausee im Kanton Glarus ist der höchstgelegene in ganz Europa und verfügt mit 1054 Metern über die längste Staumauer der Schweiz. Denn seit 1968 wird der ursprüngliche Bergsee als Teil eines Pumpspeicherwerks genutzt. Dass Axpo diese Fläche nun zusätzlich für sein Alpin-Solar-Projekt und damit für die Produktion von Solarstrom nutzen will, hat nicht nur die Behörden vor Ort überzeugt, sondern auch die Jury des pv magazine: Für die technologische Innovation, diese Doppelnutzung zu realisieren, erhielt das Projekt im März das Prädikat „pv magazine top innovation“.
Aus Schweizer Perspektive ist bei dem alpinen Projekt zudem die hohe Solarstromproduktion im Winterhalbjahr attraktiv. Denn wie in Deutschland werden auch in der Schweiz die Atomkraftwerke sukzessive abgeschaltet, was gerade im Winter mittel- bis langfristig das Risiko eines Stromdefizits bedeutet. Bei vergleichbaren Anlagen im Mittelland entfällt laut Axpo nur etwa ein Viertel der Erzeugung auf das Winterhalbjahr. Die ungewöhnlich hohe Produktion in den Wintermonaten werde durch mehrere Faktoren begünstigt: Die Module seien steil montiert, es gebe in der Höhe selten Nebel, die Wirkungsgrade der Module seien bei den dort vorherrschenden tieferen Temperaturen höher, und der bifaziale Effekt werde bei einer geschlossenen Schneedecke verstärkt.
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Finde ich toll und es wird das bestätigen, was man aufgrund der Forschungsprojekte und einiger Pionieranlagen schon weiss. Für die Schweiz ist alpine Fotovoltaik die ideale Methode, um die Stromlücke im späten Winter zu schliessen.
Jetzt müssen wir einfach noch etwas über unseren Schatten springen und eine ganze Reihe von grösseren Anlagen an schlecht einsehbaren Südhängen bauen. Es gibt diese Hänge, ich habe schon eine ganze Liste.
Die ersten 2-3 Projekte werden extrem mühsam sein, bis man alle planerischen, rechtlichen und bürokratischen Hürden mal überwunden hat, nachher sollte es dann aber immer besser gehen. Umso wichtiger wäre es, dass man sofort damit beginnt.
Wichtig ist, dass Natur- und Heimatschutz und andere alpine Interessengruppen von Anfang an mit einbezogen werden. Man kann nämlich eine alpine PV-Anlage so bauen, dass sie per Saldo für Fauna und Flora ein Gewinn ist. Dafür gibt es in anderen Ländern schon mehrere anerkannte Beispiele. Bleiben tut eigentlich nur das ästhetische Problem, aber das muss man halt eben durch die Wahl von schlecht einsehbaren Hängen und einer geschickten Aufstellung lösen. Und dadurch, dass man sich überlegt, was die Alternativen sind.
Wer geht voran?