Die Idee, Tagebauflächen für die Erzeugung von Solarstrom zu nutzen, wenn mal keine Kohle mehr abgebaggert wird, ist nicht neu. Doch RWE macht jetzt ernst: Der Energiekonzern sicherte sich bei der jüngsten Innovationsausschreibung einen Zuschlag für ein kombiniertes Photovoltaik-Speicher-Kraftwerk. Es soll am Braunkohletagebau Inden im Kreis Düren (Nordrhein-Westfalen) entstehen. Noch ist der Tagebau in Betrieb, doch dieser soll Ende 2029 auslaufen.
Zwar werde bereits kurz nach dem Einstellen des Tagebaus Wasser in die Mulde eingeleitet, erklärte ein RWE-Sprecher auf Anfrage von pv magazine. Da ein Großteil am Anfang versickere, steige der Pegel nur langsam. „So kommt es, dass es mindestens 20 Jahre dauert, bis der See voll wird und die ersten Wellen an die Gestelle der geplanten Photovoltaik-Module schlagen werden. Dann wird es Zeit, die Gestelle zu entfernen“, sagte er. Daher plant RWE aktuell auf der Kiesfläche noch den Bau einer Photovoltaik-Anlage samt Großspeicher. Später wird diese Fläche eine Seeböschung und das -ufer sein.
In der zweiten Innovationsausschreibung erhielt RWE einen entsprechenden Zuschlag für einen Solarpark mit 14,4 Megawatt und einen Großspeicher mit 9,6 Megawattstunden. Die konkrete Zuschlagshöhe wollte der Energiekonzern nicht nennen. Die Investitionssumme für das Kombikraftwerk bezifferte der RWE-Sprecher mit einem hohen einstelligen Millionenbetrag. Der Großspeicher sei auf eine zweistündige Stromaufnahme oder -abgabe ausgelegt. Damit wird er RWE zufolge als Puffer zwischen Photovoltaik-Erzeugung und -Netzeinspeisung fungieren. Letztere soll besser auf den Bedarf abgestimmt werden. Die Anlage am künftigen See sei unter dem Namen „PV Hybrid Inden” die erste ihrer Art von RWE in Europa.
Als nächste Schritte wolle der Energiekonzern Angebote für die Komponenten einholen und beim zuständigen Kreis Düren die Baugenehmigung beantragen. Wenn es optimal laufe, könne der Bau im Oktober beginnen. Im Juni 2022 sei dann die Inbetriebnahme vorgesehen, hieß es von RWE weiter. „Es ist absolut sinnvoll, vorübergehend brachliegende ehemalige Bergbauflächen für Solaranlagen zu nutzen“, sagte Lars Kulik, für die Braunkohle zuständiges Vorstandsmitglied des Tagebaubetreibers RWE Power. „Unsere Rekultivierung bietet reichlich Raum für die Erneuerbaren – damit das Revier auch in Zukunft Energiestandort bleibt und der Strukturwandel gelingt.“ In der Nähe betreibe RWE auch bereits einen Windpark. Im ganzen Rheinischen Revier seien es Windkraftanlagen mit mehr als 300 Megawatt Gesamtleistung.
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Mich würde interessieren, wieviel der Großspeicher Kostet.
Liegt der preis über 500 €/kWh?
Was mich etwas wundert, ist der geplante Bauantrag, der für die Umsetzung ausreichen soll.
Die Grube unterliegt ja dem Bergrecht. Freiflächen-PV ist jedoch keine bergbauliche Tätigkeit, und wäre daher hier normalerweise unzulässig bzw. benötigt einen B-Plan, da ja im Außenbereich nicht privilegiert. Umweltprüfung auch erforderlich. Aber vielleicht gilt ja für RWE ein spezielles Bergrecht… das ist ja sehr flexibel… vielleicht ist das PV im Abschlußbetriebsplan als „Befristete Rekultivierung“ oder sowas zugelassen worden, so daß nur noch die Statik der Gestelle baufaufsichtlich relevant ist. Damit wäre das Planverfahren elegant und geschmeidig gelöst.
ich bin mir sicher, dass bau- und bergrechtliche Fragen im Falle RWE flexibel gehandhabt werden… Man kennt sich schließlich…
Noch schlauer wäre es, wenn die PV-Anlage gleich auf schwimmfähigen Gestellen montiert wird, damit sie beim Füllen des Sees aufschwimmen kann. Wenn die Erneuerbaren jetzt schneller ausgebaut werden, wird auch der Tagebau früher enden, als man das heute glaubt. Die Schwimmfähigkeit erhält dann den Wert bzw. beugt dem Wertverlust vor – wie man es jetzt sehen möchte.
Die RWE-Betreiber müßten eigentlich ein Dankesschreiben für die vielen sehr sinnvollen Vorschläge zur Optimierung der angedachten Investition zusenden.
Wird damit der Thenor des Beitrages und der angedachten Massnahme ins Positive gedreht?
Soweit ich weiß, wurde bei dem Genehmigungen der Tagebaufolgeseen der durchschnittlicher Niederschlag in der Region von 1960 – 1990 zugrunde gelegt. Das ist ja absurd.
Entweder die Genehmigung geht sich noch aus mit den prognostizierten Niederschlägen am Ende dieses Jahrhunderts oder man lässt das mit dem See am besten gleich ganz!
Ich bin mal gespannt, wo am Tagebau da Anlage aufgebaut wird. Mal mit dem Fahrrad schauen fahren, wenns soweit ist.
Wenn ich aus dem Fenster schaue sehe ich den Absetzer.