Die Projektentwicklung im Bereich erneuerbare Energien ist Triebfeder der Energiewende. Zur Erreichung der Pariser Klimaziele müssen bis 2030 weltweit ungefähr 1000 Gigawatt neue emissionsfreie Kraftwerke gebaut werden, wie es in einem Irena-Bericht heißt. Ein großer Teil davon sollen neue Photovoltaik-Kraftwerke sein.
Risiken bei der Entwicklung von Photovoltaik-Anlagen
In der Entwicklungsphase von Photovoltaik-Anlagen stehen Investoren regelmäßig vor einer Reihe nicht zu unterschätzender Risiken. Gutachten, Genehmigungen und Netzanschlüsse sind notwendige Meilensteine, von denen abhängig ist, ob und wie ein Projekt sich entwickelt. Beträchtliche Verzögerungen oder der Verlust eines Projekts sind keine Seltenheit.
Hingegen ist der Betrieb von Photovoltaik-Anlagen von stabilen Cash-Flows geprägt, welche durch langfristige Stromabnahmeverträge oder Subventionen sichergestellt werden können. Der Betreiber nimmt überwiegend kalkulierbare Risiken in Kauf, wie zum Beispiel meteorologische Schwankungen. Technische Risiken können unter anderem durch langfristige Wartungsverträge mit einer technischen Mindestverfügbarkeitsgarantie abgesichert werden.
Es ist zunächst wenig überraschend, dass viele Geschäftsmodelle im Bereich erneuerbare Energien die Entwicklung und den Betrieb der Anlagen kombinieren, um auf Basis eines ausgewogenen Risikoprofils an bessere Finanzierungsmöglichkeiten zu kommen.
Die Vermischung beider Risikoprofile, der Entwicklung auf der einen und dem Betrieb auf der anderen Seite, ist jedoch nicht immer eine effiziente Lösung. Aus Investorensicht lässt sich ein Risikoprofil, das sowohl Risiken bei der Entwicklung als auch beim Betrieb berücksichtigen muss, schwieriger quantifizieren, weshalb mit diesem Vermischungsansatz die Kapitalkosten nicht zwingend auf das gewünschte Niveau sinken.
Darüber hinaus nimmt eine Risikovermengung spezialisierten Investoren die Wahl, selbst zu entscheiden, in welches Tätigkeitsprofil sie investieren wollen und – damit einhergehend – welchen Risiken sie sich aussetzen wollen. Hohe Kapitalkosten sowie ein hoher Anteil von in Bestandsanlagen gebundenen finanziellen Mitteln haben negative Auswirkungen auf die Geschwindigkeit, mit welcher Entwickler neue Projekte durchführen können, und damit letztendlich auch auf die Geschwindigkeit der Energiewende.
Das Yieldco-Modell als effiziente Plattform zur Beschleunigung der Energiewende
In der Immobilienbranche etwa lässt sich eine schärfere und damit effizientere Trennung von Entwicklungs- und Betriebsrisiken beobachten als im Energiesektor. So gibt es einige Unternehmen, die sich ausschließlich entweder auf die Entwicklung, den Bau oder das Halten von Immobilien fokussieren. Inspiriert von den in der Immobilienwirtschaft verbreiteten Real Estate Investment Trusts (REIT) hat sich im angelsächsischen Bereich im letzten Jahrzehnt das sogenannte Yieldco-Modell – eine Kombination aus „Yield“ und „Company“ – entwickelt. Ein Sponsor, welcher die Entwicklung der Anlagen übernimmt, und die Yieldco als Anlagenbestandshalter teilen sich Entwicklungs- und Betriebsrisiken, wodurch jeweils klare Kapitalkostenprofile in den Unternehmen entstehen.
Aufbauend auf diesen Entwicklungen etablieren wir mit der Pacifico Renewables Yield AG das Yieldco-Modell in Kontinentaleuropa und entwickeln es weiter. Im Unterschied zu den traditionellen Yieldcos aus dem angelsächsischen Raum, die meist an einen Sponsor gebunden sind, beabsichtigen wir, eine Plattform für eine Reihe von Projektentwicklern zu werden. Auf der einen Seite verfügen wir als eine an der Börse gelistete Plattform mit einem klaren Profil aus Bestandsanlagen und prognostizierbaren Cash-Flows, um optimale Finanzierungsmöglichkeiten an den Kapitalmärkten anzuziehen. Auf der anderen Seite ebnen wir Projektentwicklern Zugang zu Risikokapitalgebern.
Die jüngste Partnerschaft des britischen Projektentwicklers Boom Power ist ein gutes Beispiel. So konnte Boom Power, das erst kürzlich aus einem Team von erfahrenen Entwicklern hervorgegangen ist, durch unsere Vermittlung erfolgreich eine Frühphasenfinanzierung abschließen. Dadurch soll die Pipeline von Boom Power, die mehr als ein Gigawatt an Photovoltaik- und Batteriespeicheranlagen umfasst, schnell umgesetzt werden können. Durch ein Vorkaufsrecht haben wir die Möglichkeit, die Anlagen von Boom Power zu erwerben und sich mit ihrer Expertise einzubringen, sobald die Entwicklungsrisiken der Anlagen absorbiert wurden und die Projekte kapitalmarktfähig sind.
Neben der neuen Partnerschaft mit Boom Power und der bestehenden Partnerschaft mit der Pacifico Energy Partners GmbH sollen weitere Partnerschaften folgen, um die Energiewende noch weiter voranzutreiben.
Über die Autoren
Martin Siddiqui ist seit Oktober 2019 Co-CEO der Pacifico Renewables Yield AG. Innerhalb des Vorstands ist er für die Unternehmensfinanzierung, Rechnungswesen und Personal verantwortlich. Er ist zudem ehemaliger Associate in J.P. Morgans Corporate & Investment Bank mit vier Jahren Erfahrung in der Betreuung deutscher und österreichischer Finanzinstitute und großer deutscher Firmenkunden, unter anderem bei nachhaltigen Finanzierungsmodellen und der Emission grüner Anleihen. Er hat einen Diplom-Abschluss in Volkswirtschaftslehre an der Universität Mannheim und ist promovierter Volkswirt der Zeppelin Universität.
Christoph Strasser ist seit Oktober 2019 Co-CEO der Pacifico Renewables Yield AG. Innerhalb des Vorstands ist er für Investitionen, Unternehmensentwicklung und Asset Management zuständig. Er ist zudem ehemaliger Associate in J.P. Morgans Corporate & Investment Bank mit fast vier Jahren Erfahrung in der Betreuung großer deutscher und österreichischer Firmenkunden, unter anderem bei der Finanzierung von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien. Er hat einen Bachelor-Abschluss in Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim sowie einen Masterabschluss in Management an der Universität Mannheim und der ESSEC Business School.
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Großartig, solche Firmen braucht es, damit die Entwicklung in die richtige Richtung läuft und unsere Schritte dahin endlich größer werden – trotz der Lobbyarbeit aus dem Lager der ewig gestrigen Atomkraftbefürworter und Klimawandelleugner.
Lieder komplette unsinnig! Die Finanzierung der Projektentwicklung ist überhaupt kein Problem, es gibt diverse Kooperationen der unterschiedlichsten Akteuren mit EVUs, Finanzierern und Betreibern. Das Problem ist, dass es aufgrund völlig überzogener Artenschutzanforderungen einfach nicht genug Genehmigungen gibt. Und daran wird sich auch der YieldCo-Quatsch nichts ändern…