In Anbetracht der unzähligen Vorteile, die schwimmende Photovoltaik-Anlagen zusätzlich zur Erzeugung von sauberer und erschwinglicher Energie bieten, ist es kein Wunder, dass sie weltweit immer öfter zum Einsatz kommen. Doch trotz ihrer Effektivität werden schwimmende Photovoltaik-Systeme immer noch als Nischentechnologie angesehen. Das hat zur Folge, dass sie unterfinanziert sind – was bei vielen neuartigen Technologien zu einer Zwickmühle führt: Zur Sicherstellung der Finanzierung wird eine Erfolgsbilanz benötigt; ohne die Finanzierung wiederum kann keine Erfolgsbilanz erstellt werden. Können alternative Finanzierungen diese Lücke schließen?
Deutsche Privatinvestoren bringen schwimmendes Solarsystem nach Kenia
Die Umsetzung des ersten schwimmenden Solarprojekts in Kenia deutet darauf hin, dass die Antwort ja lautet. Das 69 Kilowatt-Projekt wurde von 120 Crowdinvestorinnen und Crowdinvestoren innerhalb nur eines Tages über die Plattform ecoligo.investments finanziert. Obwohl die Technologie von der Weltbank empfohlen wird, ist die Zurückhaltung institutioneller Investoren, solche Projekte in Schwellenländern zu unterstützen, besonders ausgeprägt. Das führt dazu, dass sich neben diesem Projekt nur eine Handvoll weiterer schwimmende Photovoltaik-Anlagen auf dem afrikanischen Kontinent in Betrieb befindet.
Potenzial für die Landwirtschaft
Dies ist umso besorgniserregender, wenn man das Potential der Technologie in Afrika – und rund um den Globus – betrachtet. Landwirtschaftliche Betriebe wie Rift Valley Roses, die Blumenfarm, die nun Kenias erste schwimmende Solaranlage ihr Eigen nennen kann, sind für ihre Produktion stark auf Wasser angewiesen und besitzen normalerweise eigene Wasserreservoirs, in denen Regenwasser gespeichert wird. Schwimmende Photovoltaik-Systeme bieten nicht nur eine effiziente Landnutzung, sie reduzieren auch die Wasserverdunstung in diesen Reservoirs und schützen vor Algenblüte, wodurch die Wasserqualität verbessert werden kann.
Crowdinvesting löst das Finanzierungsdilemma
Wie also kann Crowdinvesting helfen, dieses Potenzial auszuschöpfen? Die Finanzierungsmethode ist schnell und flexibel und ermöglicht es privaten Investoren, sich mit kleinen Beträgen an einem größeren Projekt zu beteiligen, während sie gleichzeitig Zinsen auf ihre Investitionen erhalten. Schnelligkeit ermöglicht die rasche Realisierung von Projekten, die ansonsten für ihre Finanzierung mit zusätzlichen Wartezeiten und viel Bürokratie zu kämpfen hätten, während Flexibilität für eine Technologie wie schwimmende Photovoltaik, die gegenüber anderen Arten von Solarenergie eine höhere Komplexität aufweist, wichtig ist. Auf diese Weise wird das Dilemma aufgelöst, das den Einsatz dieser wirkungsvollen Technologie verzögert.
Crowdinvesting ist aber kein Allheilmittel. Ähnlich wie die schwimmende Photovoltaik-Technologie befindet sich Crowdinvesting noch in einer Nische und wird nicht das nötige Volumen generieren können, um das in der Solarbranche erwartete Wachstum vollständig zu finanzieren. Aber es ist ein wichtiger Schritt um die Vorteile, die schwimmende Solaranlagen mit sich bringen, hervorzuheben – Vorteile wie die Kühlung der Module und die erwartete höhere Ertrag als Konsequenz, die derzeit noch untersucht werden und die in weiteren Studien in verschiedenen Regionen der Welt analysiert werden müssen.
Die dritte Säule der Solarenergie
Schwimmende Solarsysteme werden neben Dach- und Freiflächenanlagen als die „dritte Säule“ der Solarenergie gehandelt. Für diese Technologie wird bis 2024 ein jährliches Wachstum von 22 Prozent prognostiziert, nachdem 2020 bereits ein Zuwachs von 27 Prozent verzeichnet wurde. Dieser Trend wird besonders von den asiatischen Märkten angetrieben, die zwei Drittel der Nachfrage ausmachen. Das Potenzial in Afrika und anderen Schwellenländern wurde bisher kaum ausgeschöpft, und die Finanzierungslücke, die auch den Einsatz traditionellerer Solarsysteme verlangsamt, kann hierfür teilweise verantwortlich gemacht werden.
Ausblick
Die schwimmende Photovoltaik-Technologie ist auf dem Vormarsch. Sie wird sich in Zukunft etablieren und sowohl Energieversorgern als auch kleinen Unternehmen beim Umstieg auf umweltfreundliche Energie helfen. Aber die Zeit drängt. Je schneller wir Projekte umsetzen können, desto mehr CO2-Emissionen werden vermieden. Außerdem liegen einige der vielversprechendsten Märkte in den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt: Wenn nicht genug grüne Energielösungen zur Verfügung stehen, um ihren wachsenden Energiebedarf zu decken, werden fossile Brennstoffe an ihre Stelle treten.
Das schwimmende Photovoltaik-System, das jetzt Rift Valley Rose mit Energie versorgt, mag das erste, aber sicher nicht das letzte in Kenia sein. In Anbetracht der steigenden Nachfrage und des wachsenden Interesses sollten Entwickler über traditionelle Finanzierungstrategien hinausschauen und die Möglichkeit alternativer Finanzierungen in Betracht ziehen. Crowdinvesting und schwimmende Solaranlagen mögen beide noch Nischenmärkte sein, aber sie haben die Kraft, alles auf den Kopf zu stellen.
— Der Autor Martin Baart ist der Gründer und CEO von Ecoligo, einem Solarunternehmen, das die Energiewende in Schwellenländern vorantreibt. Die Projekte werden durch Crowdinvesting auf ecoligo.investments finanziert, wo Investorinnen und Investoren bereits über 10 Millionen Euro in nachhaltige Energieprojekte investiert haben. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion@pv-magazine.com.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Mit dem Absenden dieses Formulars stimmen Sie zu, dass das pv magazine Ihre Daten für die Veröffentlichung Ihres Kommentars verwendet.
Ihre persönlichen Daten werden nur zum Zwecke der Spam-Filterung an Dritte weitergegeben oder wenn dies für die technische Wartung der Website notwendig ist. Eine darüber hinausgehende Weitergabe an Dritte findet nicht statt, es sei denn, dies ist aufgrund anwendbarer Datenschutzbestimmungen gerechtfertigt oder ist die pv magazine gesetzlich dazu verpflichtet.
Sie können diese Einwilligung jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. In diesem Fall werden Ihre personenbezogenen Daten unverzüglich gelöscht. Andernfalls werden Ihre Daten gelöscht, wenn das pv magazine Ihre Anfrage bearbeitet oder der Zweck der Datenspeicherung erfüllt ist.
Weitere Informationen zum Datenschutz finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.