„Clean Hydrogen Coastline“ will bis zu 1,3 Milliarden Euro in Wasserstoff-Wertschöpfungskette investieren

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Die Industriepartner Arcelor Mittal Bremen, EWE, FAUN, Gasunie, swb und Tennet haben am Mittwoch ihr Projekt „Clean Hydrogen Coastline“ in Norddeutschland gestartet. Sie streben eine marktrelevante Integration und Skalierung der Wasserstoff-Technologie in das deutsche und europäische Energiesystem an. Bis zum Jahr 2026 wollen die Partner nach eigenen Angaben bis zu 400 Megawatt Elektrolyse-Kapazität mit entsprechender Speicherung von Wasserstoff zielgerichtet ins Energiesystem integrieren. Das Projekt sehe Gesamtinvestitionen von bis zu 1,3 Milliarden Euro vor.

„Wir haben in Norddeutschland – der Windkraftregion – die besten Voraussetzungen, um Wasserstoff als integralen Bestandteil in das Energiesystem einzubinden und den Grundstein für eine europäische Wasserstoffwirtschaft zu legen“, sagte EWE-Vorstandschef Stefan Dohler. Die deutsche und europäische Wasserstoffstrategie seien eine gute Grundlage für die Entwicklung der Technologie. „. Um Wasserstoff im großen Maßstab zu marktfähigen Preisen nutzen können, müssen jetzt Großprojekte der Industrie folgen“, sagte Dohler. Für eine grüne Wasserstoffwirtschaft brauche es vor allem gesicherte Absatzmärke. Hier biete der Stahlstandort Bremen großes Potenzial.

„Wir haben den Transformationsprozess gestartet, indem wir den Technologiewechsel vorbereiten, um grünen Wasserstoff in der Produktion einzusetzen. Wir benötigen dazu eine funktionierende Versorgung mit Wasserstoff zu wirtschaftlichen Kosten, damit wir den Stahlstandort Bremen dauerhaft wettbewerbsfähig erhalten können“, erklärte Reiner Blascheck, Vorstandsvorsitzender von Arcelor Mittal Bremen.

Hinzu kommt der Verkehrssektor als wichtiger Absatzmarkt bei einem schnellen Hochlauf der Wasserstoff-Technologie. Für diesen Bereich ist FAUN in das Projekt eingebunden. „Wir haben bereits umfangreiche Erfahrungen bei der Ausrüstung von  Abfallsammelfahrzeugen mit Brennstoffzellensystemen gemacht. Eine Übertragung auf weitere Nutzfahrzeuge im Waren- und Gütertransport ist daher unser erklärtes Ziel – für einen klimaneutralen Lastverkehr“, ergänzte Patrick Hermanspann, CEO der FAUN Gruppe. Die Aufgabe hierbei sei, genügend Produktionskapazitäten zu schaffen. FAUN wolle seine Fertigung ausweiten.

Die Projektpartner planen, die vorhandene Strom- und Gasinfrastruktur zu nutzen, um den Wasserstoff intelligent in das Energiesystem einzubinden. Wegen des hohen Anteils an erneuerbaren Erzeugungskapazitäten sei es möglich, die Elektrolyse-Anlagen auch im großen Maßstab systemdienlich einzubinden. Zudem werde der grüne Wasserstoff damit auch direkt dort erzeugt, wo er gebraucht werde. „Passende Standorte lassen sich in Nordwest-Deutschland bereits heute identifizieren. Mit dem Anschluss zusätzlicher erneuerbarer Energien, insbesondere im Offshore-Bereich, steigt das Potenzial für weitere Wasserstoffanlagen weiter an“, sagte Tim Meyerjürgens, Geschäftsführer des Übertragungsnetzbetreibers Tennet.

In Kombination mit der Gasinfrastruktur könne eine sinnvolle Integration von Wasserstoff als Energieträger gelingen. „Im Nordwesten liegt die erste Ausbaustufe unseres Hyperlink-Vorhabens. Bis zum Jahr 2025 wollen wir über unsere Ferngasleitungen eine Verbindung wichtiger Produktions- und Speicherstandorte mit relevanten Absatzmärkten schaffen, und zwar in Niedersachsen, in Bremen und Hamburg“, sagt Jens Schumann, CEO Geschäftsführer von Gasunie Deutschland Transport Services. Daher solle „Clean Hydrogen Coastline“ eng mit dem „Hyperlink-Vorhaben“ verknüpft werden und perspektivisch wichtiger Bestandteil der Verbindung zwischen den Niederlanden, Deutschland und Dänemark.

Den Aufbau der 400 Megawatt Elektrolyse-Kapazität bis 2026 sehen die Industriepartner nur als ersten Schritt. Das Potenzial liege deutlich höher-Alleine durch das Projekt „Clean Hydrogen Coastline“ ergeben sich am Stahlstandort Bremen und für die Versorgung der 12.000 Fahrzeuge ein theoretisches Absatzpotenzial von mehr als 2,2 Gigawatt Elektrolyse-Kapazität, wie es weiter hieß.  Für die ersten Ausbaustufen im Bereich 200 Megawatt werden für die Erzeugung und Nutzung der Standort Bremen und für die Erzeugung und Speicherung das 20 Kilometer entfernte Huntorf in der Wesermarsch ins Auge gefasst. In Huntorf betreibt EWE einen Erdgasspeicher, der im Zuge des Projekts soll ein Kavernenspeicher auf Wasserstoff umgerüstet werden.

Ob das Projekt in die Realität umgesetzt wird, hänge letztendlich auch von den passenden regulatorischen Rahmenbedingungen ab. So seien Fördergelder in dieser frühen Phase des Markthochlaufs von grüner Wasserstoff-Technologie notwendig. Ende Februar sind die Industriepartner daher einem Aufruf des Bundeswirtschaftsministeriums gefolgt und haben eine Interessenbekundung für ein Important Project of Common European Interest (IPCEI) eingereicht. Bei passenden Voraussetzungen könnte das Projekt im zweiten Quartal 2021 starten, hieß es weiter.

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