Das Interesse an Photovoltaik-Speicherlösungen ist ungebrochen. Wie der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) meldet, ist die Nachfrage 2020 um 47 Prozent gestiegen. Damit sei die Zahl der Solarstromspeicher im dritten Jahr in Folge um rund 50 Prozent gewachsen. Der Markt habe davon profitiert, dass auf Eigenheimen doppelt so viele Photovoltaik-Anlagen installiert wurden wie im Vorjahr – und rund jeder zweite Eigenheimbesitzer seine neue Anlage mit einem Speicher kombinierte. Der BSW-Solar schätzt, dass 2020 in Deutschland rund 88.000 neue Heimspeicher installiert wurden. Insgesamt habe sich der Bestand damit auf rund 270.000 Photovoltaik-Speicher erhöht.
Im Marktstammdatenregister wurden für das Jahr 2020 knapp 80.000 Batteriespeicher-Neuinstallationen mit einer Kapazität von etwa 775 Megawattstunden und einer Leistung von 475 Megawatt registriert. Ende 2020 waren damit rund 175.000 Batteriespeicher mit einer kumulierten Kapazität von 1.950 Megawattstunden und einer Leistung von 1.400 Megawatt in der Datenbank der Bundesnetzagentur registriert, die seit zwei Jahren online ist. Hierbei sind nur Speichersysteme in Betrieb mit vollständig eingetragener Leistung, Kapazität und Batterietechnologie erfasst – ohne diese Filter liegt die Anzahl noch einige tausend Einträge höher.
Der BSW-Solar erwartet, dass die Speichernachfrage weiter anziehen wird. Das liege neben der energiepolitischen Notwendigkeit an gesunkenen Preisen, einer wachsenden Klimaschutz-Sensibilisierung sowie einem verstärkten Unabhängigkeitsbedürfnis der Verbraucher. Der Branchenverband weist darauf hin, dass die derzeitige Batteriespeicherkapazität zur Umsetzung der Klimaziele, zur Sicherstellung einer bedarfsgerechten Bereitstellung von Ökostrom und für den Ausgleich kurzfristiger witterungs- und tageszeitbedingter Erzeugungsschwankungen der Solar- und Windenergie sich nach Berechnungen von Marktforschern bis zum Jahr 2030 nahezu versiebenfacht werden: von derzeit 2,4 auf rund 18 Gigawattstunden. In der Folge werde sich der jährliche Markt für stationäre Batteriespeicher bis 2025 verdoppeln, bis zum Ende des Jahrzehnts voraussichtlich sogar verfünffachen.
Das steigende Interesse auch auf Seiten von Unternehmen begründet der BSW-Solar damit, dass aufgrund der EEG-Novelle seit Jahresbeginn dreimal mehr Solarstrom selbst verbraucht werden darf, ohne dass Anlagenbetreiber dafür eine EEG-Umlage abführen müssen. Dies vereinfache auch die Speichernachrüstung bei Solarstromanlagen, die nach 20 Jahren aus der EEG-Förderung fallen. Für Betreiber dieser ausgeförderten Anlagen sei es am wirtschaftlichsten, möglichst viele Kilowattstunden ihrer abgeschriebenen Solarstromanlagen selbst zu verbrauchen, so BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Um den Speicherzubau weiter zu beschleunigen, seien weitere Gesetzesreformen nötig, unter anderem ein Abbau wettbewerbsverzerrender Doppelbelastungen von ein- und wieder ausgespeichertem Netzstrom von Prosumern mit Entgelten, Umlagen und Abgaben.
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Kann mir mal bitte jemand erklären, warum ich auf meinen selbst erzeugten Strom EEG-Umlage bezahlen muss?
Tja, mal Ex Aussenminister Gabriel fragen. Der war ja auch mal in anderen Resorts zuständig. Ist glaub ich, auf dessen Müll gewachsen. Natürlich nicht seinem Hirn entsprungen. Argument war wohl die Nutzung und somit der Mehrwert, der eine namensgleiche Steuer nach sich zieht. Da gab’s ganz sicher Hilfestellung von interessierter Lobbyseite. Ja, die SPD… Wenn in NRW keine Kohle wäre… Gar nicht auszudenken, wo die Wende – und Windepartei jetzt stände.
Leider nützt der Speicherboom bezüglich der Energiewende nichts. Private Speicher im Wohnbereich sind weder ökologisch sinnvoll noch sind sie netzdienlich. Solange es keine ausgearbeiteten Konzepte für eine dezentrale Energieversorgung gibt dienen sie nur der gefühlten Autarkie der Kunden und dem Umsatz der Branche. Ich bin selbst Solateur und finde es traurig wie sich unsere Branche inzwischen mit purem Umsatz zufrieden gibt.
Rudolf Hiemer
@Rudi Mass
Leider nützt der Speicherboom bezüglich der Energiewende nichts. Private Speicher im Wohnbereich sind weder ökologisch sinnvoll noch sind sie netzdienlich.
Suchen sie mal auf Youtube folgendes Video: Photovoltaik – Autarkie der Gemeinschaft?
Die dort vertretene Meinung, Argumente kann ich zu 100% unterstützen. Auch kann ich weiterhin diese „Gabrielsche Neidsteuer“ auf Eigenverbrauch nicht nachvollziehen. Für meine eigenen Radieschen auch noch Steuern bezahlen. Für den den Fall das Sie das System „Picea“ von HPS schon kennen. Sollte dies in drei bis fünf Jahren preislich um 30-40% günstiger sein, werde ich egoistischer Weise mit einem KfW-Kredit zinsgünstig mein Haus auf Niedrig- oder sogar Passivhausstandart bringen, meine alten 9,1 Kwp Photovoltaik auf die Nordseite des Daches bringen, auf die Südseite ca. 15 Kwp installieren, meine Brennwert-Gastherme gegen eine Wärmepumpe austauschen, die in Zusammenspiel mit meiner 26m² Vakuum-Röhren Solaranlage (die jetzt schon 40% des jährlichen Wärmebedarfs deckt) dann meine energetische Unabhängigkeit besiegeln. Dann könne mich alle mit Neidsteuern oder sonstigen sozialen Umverteilungsfantasien gerne haben (wer sagt denn, das die aktuellen 30Kwp Bestand haben werden).
@Rudolf Hiemer
Es spricht überhaupt nichts dagegen, dass der Einzelne sich seine Autarkie gönnt und Freude an seinem Speicher hat. Er muss sich auch nicht für das Gesamtsystem verantwortlich fühlen.
Unsere Branche ist jedoch für die Energiewende angetreten und das mit gutem Grund. Ganz einfach weil es längst nicht mehr zu verantworten ist, Strom mit Kohle und Atom zu produzieren. Das ist weder grün noch rot oder sonstwas sondern einfach gesunder Menschenverstand. Dazu gehört, dass wir mit EE zentrale Grosskraftwerke ablösen und eine stabile Stromversorgung gewährleisten. Das geht nur mit der viel zitierten dezentralen Energieversorgung. Diese funktioniert jedoch nicht, wenn man quasi zufällig Photovoltaikanlagen und Speicher in der Landschaft verteilt.
Es braucht ein System mit kleinen Zellen, deren Erzeugung und Verbrauch mit angemessenen Mitteln abgestimmt ist. Mehreren kleinen Zellen werden größere Einheiten übergeordnet, die wiederum Lücken der kleineren Zellen mit angemessener Technik schließen, etc.
Dazu braucht es einen Plan und dann die entsprechende Technik. Beides ist bis heute in der Praxis nicht vorhanden. Ausser in Studien und einzelnen Pilotprojekten.
Streut man aber einfach nur unkoordiniert Erzeugungs- und Speichereinheiten entschärft man bestenfalls punktuelle Verbräuche oder reduziert mit Speichern etwas die Einspeisung. Meist aber nicht zuverlässig oder mit umliegenden Einheiten abgestimmt. Das wird nicht den Anforderungen einer stabilen Stromversorgung gerecht und schon gar nicht den technischen Möglichkeiten unserer Zeit. Das heißt nicht, dass die Zukunft nur klein und dezentral ist. Wir werden durchaus auch mit großen Einheiten arbeiten und einige Technologien machen erst in großen Einheiten Sinn. Es wäre aber höchste Zeit für eine klare Definition des zukünftigen Systems, damit wir koordiniert und effizient am Aufbau arbeiten können.
Daher Herr Hiemer, verzeihen Sie mir eine andere Perspektive, aber ich übe meinen Beruf auch aus, weil ich wie so viele, das Ganze voran bringen möchte. Geld verdienen allein reicht mir als Berufung glücklicherweise noch nicht aus.