Der Bundestag hat am Donnerstagabend die Novelle des Bundesbedarfsplans verabschiedet. „Wir straffen die Planungs- und Genehmigungsverfahren für Netzausbauvorhaben und benennen und aktualisieren diejenigen Netzausbauvorhaben, für die ein vordringlicher Bedarf besteht“, erklärte der zuständige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Freitag dazu. Der Netzausbau sei „ein Schlüsselelement für eine erfolgreiche Energiewende“. Dieses Mantra hatte auch bereits sein Staatssekretär Andreas Feicht auf der in dieser Woche stattfindenden Tagung „Zukünftige Stromnetze“ erklärt. Der Bundesrat muss sich ebenfalls noch mit der Novelle abschließend befassen. Wann dies sein wird, ist noch nicht klar. „Ziel ist der Abschluss des Gesetzgebungsverfahren noch in diesem Frühjahr“, heißt es aus dem Bundeswirtschaftsministerium.
In der Novelle enthält eine aktualisierte Liste der zentralen Netzausbauvorhaben mit vordringlichem Bedarf. Grundlage sei der Netzentwicklungsplan 2019-2030, allerdings werde das erhöhte Ausbauziel der Bundesregierung für die erneuerbaren Energien bis 2030 erstmals berücksichtigt. „Im Bundesbedarfsplangesetz werden vor allem Anfangs- und Endpunkte der darin als vordinglich notwendig benannten Vorhaben festgeschrieben. Die konkrete Trassenplanung erfolgt in davon getrennten Verfahren durch die zuständigen Behörden auf Bundes- oder Landesebene“, heißt es vom Ministerium weiter.
Zudem werden mit der Novellierung des Bundesbedarfsplans einige gesetzliche Anpassungen vorgenommen, die zügigere Planungs- und Genehmigungsverfahren für Netzausbauvorhaben ermöglichen sollen. So sei unter anderem eine Straffung der Anhörungen in sogenannten Nachbeteiligungsverfahren vorgesehen. Überdies ist eine Übergangsregelung für Speicheranlagen vorgesehen. „Mit einer neu angelegten Speicherregelung im Energiewirtschaftsgesetz werden Vorgaben der europäischen Strombinnenmarkt-Richtlinie in nationales Recht überführt“, erklärte das Ministerium. Damit werde unter anderem ein „kurzfristiger Rechtsrahmen“ für die Netzbooster-Pilotanlagen geschaffen, die mit dem Netzentwicklungsplan 2019 genehmigt wurden. „Eine umfassende, über die Übergangsregelung hinausgehende Umsetzung der diesbezüglichen Vorgaben der Strombinnenmarkt-Richtlinie wird im Rahmen des bevorstehenden Gesetzes zur Umsetzung unionsrechtlicher Vorgaben und zur Regelung reiner Wasserstoffnetze im Energiewirtschaftsrecht erfolgen“, so das Ministerium.
Die FDP stimmte der Novelle im Bundestag zu, da der Ausbau der Stromnetze im überfraktionallen Interesse mit Blick auf die Versorgungssicherheit sei. Allerdings übten die Liberalen scharfe Kritik an der Bundesregierung, die bei dem Thema „kilometerweit hinterher“ hinke. „Ein Armutszeugnis für die deutsche Energiepolitik: Von den knapp 6000 Kilometern sind nur 500 Kilometer fertiggestellt. Das reicht vorne und hinten nicht“, sagte der energiepolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Martin Neumann. Das Tempo müsse beschleunigt und Netzplanung ganzheitlich gedacht werden. „In Zukunft wird vor allem die Flexibilität der Übertragungsnetze entscheidend sein. Dabei sollten jedoch nicht nur das Strom- und Gasnetz berücksichtigt, sondern auch das Thema Wasserstoff stärker mitbedacht werden“, so Neumann weiter.
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Angesichts einer kommenden Wasserstoffwirtschaft wie das Amen in der Kirche brauchen wir einen Sromnetzausbau dieses Ausmaßes nicht.
Wenn endlich mal ein Plan zur Integration von stationären und mobilen (BEVs) Speichern bestehen würde oder wenn man E-Autos als Haus- und Gewerbespeicher mit nutzen könnte, würde der Netzausbau weitaus geringer ausfallen können. Wer braucht hohe Netzleistungen, wenn lokal ein Puffer besteht? Die meisten Lasten lassen sich sehr gut vorhersagen.
Und H2: welche Verluste würden bestehen, wenn man reines H2 in den bestehenden Gasleitungen transportieren würde? Wenn es nur unter Beimischung von Methan zu vertretbar geringen Verlusten kommt, dann sehe ich in diesem Punkt die H2 Technologie als Greenwashing, denn egal ob Methan regenerativ oder nichtregenerativ ist, bei der Verbrennung treten CO2 Emissionen auf, die eigentlich zu vermeiden sind.
Es ist nicht leicht zu berechnen, wo das Optimum an durch starke Netze ermöglichten Direktverbrauch im Vergleich zu Zwischenspeicherung in Batteriespeichern vor und hinter Netzengpässen liegt. Es wird wohl von beidem etwas geben, aber wieviel jeweils, das kann man heute wahrscheinlich noch gar nicht seriös sagen, weil es auch vom Ausbau der PV in Norddeutschland und der Windkraft in Süddeutschland abhängt. Ich sehe, dass zur Zeit Stürme in Süddeutschland sich kaum in der Windstromproduktion bemerkbar machen, Stürme in Norddeutschland dafür umso stärker. Der Nutzen von starken Nord-Süd-Verbindungen könnte also ein vierfacher sein, je nachdem was (PV oder Wind) gerade wo (im Norden oder im Süden) Überschüsse produziert. Aber erst, wenn eben auch alles überall ist. Die Zwischenspeicherung macht Strom deutlich teurer, je öfter sie gebraucht wird, natürlich weniger. Das gleiche gilt für die Netze. Bezieht man noch das Ausland in die Überlegungen ein, wird hoffentlich klar: Wir brauchen auch die Netze, um die Energiewende schnell zum Erfolg zu bringen. Wer gegen sie ist, hängt entweder romantischen Vorstellungen von lokaler Autarkie an, oder er will die Energiewende verhindern. Das traurige ist: Mit der Ablehnung der Netze behindern auch die Autarkiefreunde die Energiewende, denn die Kosten, die lokale Autarkie bedeutet, sind nicht mehrheitsfähig.
Wasserstoff kann man überhaupt nicht mit Erdgas vergleichen – hoch explosiv, korrosiv und flüchtig und kann daher in reiner Form nicht in herkömmlichen Gasleitungen transportiert werden.
Unkritischer Artikel.
Und an JCW: Sie kennen sich offenbar nicht aus. Bei den Nord-Süd-Trassen geht es nicht um die Versorgungssicherheit, zumindest nicht auf absehbare Zeit, sondern um das Dogma des europäischen Stromhandels.
Ausführlich dargelegt hier:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/windstrom-fuer-den-sueden-braucht-die-energiewende-die.976.de.html?dram:article_id=468965
https://www.swr.de/swr2/wissen/streit-um-stromtrassen-muss-norddeutscher-windstrom-in-den-sueden-swr2-wissen-2020-06-16-100.html
https://www.kontextwochenzeitung.de/wirtschaft/499/hoch-die-trassen-auf-die-industrie-7071.html
Aktuell zum Stromhandelsdogma und seinen Kosten:
https://bizz-energy.com/stromhandel-sorgt-fuer-mehr-wegwerfstrom
Und, seltsam, seltsam, die Trassen sollen den Süden retten, aber viele bayrische Stadtwerke sind gegen sie:
https://bizz-energy.com/stadtwerke-kritisieren-stromtrassen-bau
Ein fast klassisschtes Fazit der bizz; zu Recht:
In Deutschland gibt es so viel Wegwerfstrom, weil der Regierung die Energiewende weniger wichtig ist als der Stromhandel.
Man, Man, Mann!
Wir sollten endlich mal das Geschäftsmodel unserer Nachbarn kopieren, die offensichtlich in der Lage sind, überflüssigen Strom der BRD ruck-zuck aufzukaufen!