Das Thema Netzausbau ist für Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier seit seinem Amtseintritt ein sehr zentrales. Auf der Konferenz „Zukünftige Stromnetze“ von Conexio verwies sein Staatssekretär Andreas Feicht auf die Fortschritte, die in seit Amtsantritt erreicht worden seien. So sei ein Monitoring aufgelegt worden, mehr Transparenz geschaffen, die Einführung des Redispatch 2.0 beschlossen und das NABEG verabschiedet worden. Hinter der Abkürzung NABEG verbirgt sich das Gesetz zur Beschleunigung des Energieleitungsausbaus. Trotz dessen Verabschiedung hakt es noch vielerorts mit dem Bau neuer Leitung und so gesteht auch Feicht ein: „Wir sind in vielerlei Hinsicht noch im Rückstand.“
Eine Besserung verspricht er sich vom Bundesbedarfsplan, der noch in dieser Woche verabschiedet werden soll. Es dürfe keine weiteren Verzögerungen im Netzausbau geben, auch wenn dies oft schmerzhaft für Landkreispolitiker sei, so Feicht weiter. „Es muss möglich sein, mehr Projekte zu genehmigen. Denn ohne zusätzlichen Netzausbau wird der Ausbau der Erneuerbaren nicht klappen“, sagte der Staatssekretär während der Eröffnungssession der Konferenz am Mittwoch. Dabei blicke die Bundesregierung auch nach Brüssel. Dort liefen ebenfalls Planungen im Zuge des EU Green Deals, der mit ambitionierten Klimaschutzzielen einhergeht.
„Wir müssen aktuell gut mit dem sparsamen Gut Netz umgehen“, erklärte Feicht weiter. Es müsse jetzt gehandelt werden. Doch solange es eben nicht den erforderlichen Ausbau gebe, müsse geschaut werden, wer in die Pflicht zu nehmen sei und zurückstecken müsse – sowohl bei den Netzbetreibern als auch den Verbrauchern. Feicht schloss auch Komforteinbußen für die Konsumenten nicht aus. Als eine gute Grundlage sieht er die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Sinteg“. Sie seien hilfreich zu entscheiden, welche systemischen Entscheidungen jetzt zu treffen seien. Darauf warteten auch die Verteilnetzbetreiber.
Die Verknüpfung von Netzausbau und dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien besteht seit dem Amtsantritt von Altmaier. Sein Credo: Ohne neue Leitungen könnten Photovoltaik, Windkraft und Co. nicht stärker ausgebaut werden. Im Laufe der letzten rund anderthalb Jahre kam dann noch das Thema Wasserstoff dazu. Es brauchte allerdings lange, bis sich die Bundesregierung auf eine Nationale Wasserstoffstrategie verständigte.
„Wasserstoff ist von herausragender Bedeutung. Wir können nicht alles elektrifizieren und sollten auch nicht alles elektrifizieren wollen“, sagte Feicht zu dem Thema. Er verwies darauf, dass die Regierung derzeit stark am „Ramp up“ arbeite. So würden im Bundesforschungs- und -wirtschaftsministerium derzeit Förderrichtlinien erarbeitet. Zudem sei ein IPCEI-Aufruf gestartet worden. „Eine Anschubfinanzierung für Wasserstoffnetze ist jetzt dringend erforderlich und sie wird noch in dieser Legislaturperiode kommen“, so Feicht weiter. Erstmal werde ein separates Wasserstoffnetz gebraucht, dass dann später wieder mit dem Gasnetz zusammenwachsen muss. „Ohne ein Wasserstoffnetz kann die Energiewende nicht gelingen. Auch Europa wird hier seinen Beitrag leisten müssen“, erklärte Feicht abschließend.
Nicht nach Europa, sondern auf die Entwicklung des Stromsektors in Deutschland schaut dagegen EnBW mit seiner Studie „Stromnetz 2050“. Diese wird fortlaufend aktualisiert. Christian Schorn vom Energiekonzern stellte zentrale Punkte auf der Konferenz vor. So sei davon auszugehen, dass die Stromnachfrage in Deutschland bis 2050 um 55 Prozent auf 842 Terawattstunden ansteige. Deutschland werde dann zum Stromimporteur, so Schorn. In der Studie wird ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien angenommen und verlangt. So müsse die installierten Windkraftleistung auf 177 Gigawatt bis 2050 verfünffacht werden. Die installierte Leistung der Photovoltaik müsse etwa vier Mal höher liegen und auf rund 175 Gigawatt gesteigert werden. Doch selbst dann brauche es für Zeiten der Dunkelflaute eine Absicherung der Stromversorgung durch thermische Kraftwerke.
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Die Überschrift regt zum Widerspruch an und im Text findet sich auch nichts zum Zusammenhang von Strom-Gas-Wärmenetzen. Die gehören nämlich zusammen gedacht-gemacht-geplant und betrieben. Vorteil Gasnetz ist die viel höhere Energie-Transport-Kapazität und die Speicherbarkeit von gasförmigen Energieträgern. Das Wärmenetz – welches offenbar selten mitgedacht wird – hilft enorm beim Auffangen der Umwandlungsverluste zwischen diversen Energieformen. Abwärmenutzung ist quasi die Königsdisziplin der Energiewende. Mein Wunsch an die Bundesnetzagentur: „ganheitlich planen, beaufsichtigen, machen“.
Zitat: „Wasserstoff ist von herausragender Bedeutung. Wir können nicht alles elektrifizieren und sollten auch nicht alles elektrifizieren wollen“, sagte Feicht zu dem Thema.
Genaus darum sollte es gehen. Die Lösung heißt nämlich Kraftwärmekopplung mittels Elektrolyseuren und Brenstoffzellen. Dadurch muss keine Energie mehr verschwendet werden und auch nicht alles auf die eine Karte Wärmepumpe im Heizkeller gesetzt werden wie das viele „Experten“ glauben. Das ist nämlich nicht immer möglich und auch nicht sinnvoll. Ich empfehle mal wieder http://www.bio-wasserstoff.de und das Buch des leider verstorbenen Dipl.-Ing. Karl-Heinz Tetzlaff.