Globale Dekarbonisierungsbemühungen stoßen regelmäßig auf Gegenwind, der mit Bedenken bezüglich der Technologien zusammenhängt, die die Kohlenstoffreduzierung selbst vorantreiben sollen. Batterien sind ein Paradebeispiel für eine Technologie, die Bedenken hinsichtlich der Ressourcengewinnung, des Energiebedarfs bei der Herstellung und der Wiederverwertbarkeit aufgeworfen hat.
Am Donnerstag hat die Europäische Kommission, die in Europa genügend großskalige Produktionskapazitäten für Batteriezellen aufbauen will, um den Bedarf der Union zu decken, eine neue Batterieverordnung zur verbesserten Produktnachhaltigkeit vorgeschlagen. Rund 800.000 Tonnen Autobatterien, 190.000 Tonnen industriell genutzte Batterien, und 160.000 Tonnen Energiespeicher für Verbraucher kommen jedes Jahr in die Europäische Union (EU), berichtete die Kommission – und diese Zahlen sind auf dem Vormarsch.
„Saubere Energie ist der Schlüssel zum European Green Deal, aber unsere zunehmende Abhängigkeit von Batterien, zum Beispiel im Transportwesen, sollte der Umwelt nicht schaden“, sagte der Vizepräsident der EU-Kommission für den European Green Deal, Frans Timmermans. „Die neue Batterieverordnung wird dazu beitragen, die ökologischen und sozialen Auswirkungen aller Batterien während ihres gesamten Lebenszyklus zu verringern. Der heutige Vorschlag ermöglicht es der EU, die Verwendung und Produktion von Batterien auf eine sichere, zirkuläre und gesunde Weise zu steigern.“
Nachfrage
Nach den aktuellen Plänen zur Nettonull erwartet die Kommission, dass die weltweite Nachfrage nach Batterien zwischen 2018 und 2030 um das 14-fache steigen wird, was eine solche Gesetzgebung zu einer wesentlichen Ergänzung des European Green Deals macht.
Die vorgeschlagene Batterieverordnung baut auf der EU-Batterierichtlinie auf und erweitert deren Anwendungsbereich. Die Verordnung zielt darauf ab, die Anforderungen an Batterieprodukte zu harmonisieren und gefährliche Substanzen wie Quecksilber und Cadmium vom Markt zu nehmen. Der Plan sieht auch vor, Regeln zur Minimierung der Umweltauswirkungen von Batterien festzulegen, indem ab Juli 2024 eine Kohlenstoff-Fußabdruck-Erklärung eingeführt wird. Ab Januar 2026 sollen Batterien mit einer Kohlenstoffintensitätskennzeichnung versehen werden und ab Juli 2027 sollen maximale Kohlenstoffgrenzwerte eingeführt werden.
Der europäische Verband der Lithium-Ionen-Batterie-Industrie, Recharge, war weit davon entfernt, gegen mehr Regulierung zu wettern und begrüßte den Vorschlag. „Due Diligence und Kohlenstoffintensität fehlten bisher eindeutig in diesem umfassenden Rahmenwerk, was die Bemühungen der europäischen Akteure untergräbt“, sagte Recharge-Präsident Patrick de Metz. „Ein Kohlenstoff-Fußabdruck und eine Sorgfaltspflicht haben das Potenzial, nicht nur zu verhindern, dass Batterien mit unzureichender Leistung auf den EU-Markt kommen, sondern auch auf Produktebene auf die Klimaneutralitäts- und Nachhaltigkeitsziele der EU hinzuarbeiten.“
Recycling
Die Kommission will die Rechtssicherheit für einen Kreislaufwirtschaftsansatz in der Batterieindustrie fördern. Ab Januar 2027 müssten Batterien für Elektrofahrzeuge gemäß der vorgeschlagenen Verordnung ihren Gehalt an recyceltem Kobalt, Blei, Lithium und Nickel deklarieren. Ab 2030 hat die EU-Kommission Mindestwerte für den recycelten Anteil von 12 Prozent für Kobalt, 85 Prozent für Blei, und 4 Prozent für Lithium und Nickel vorgeschlagen. Fünf Jahre später würden die Schwellenwerte auf 20 Prozent für Kobalt, 10 Prozent für Lithium und 12 Prozent für Nickel steigen.
Nur etwa 45 Prozent der Gerätebatterien – wie sie in Laptops und Mobiltelefonen verwendet werden – auf dem europäischen Markt werden gesammelt und ordnungsgemäß recycelt. Die Kommission schlägt vor, diese Zahl in fünf Jahren auf 65 und in zehn Jahren auf 70 Prozent zu erhöhen. Für Automobil-, Industrie- und stationäre Speicherbatterien wird erwartet, dass die Sammel- und Recyclingraten auf 100 Prozent ansteigen. Neben der Sammlung sieht der Kommissionsvorschlag auch vor, das Recycling zu klassifizieren, so dass hohe Rückgewinnungsraten für Lithium, Kobalt, Nickel und Blei gesetzlich verankert werden.
„Die Kommission legt einen neuen zukunftssicheren Rechtsrahmen für Batterien vor, um sicherzustellen, dass nur die umweltfreundlichsten, leistungsfähigsten und sichersten Batterien auf den EU-Markt gelangen“, sagte der Vizepräsident der Kommission für interinstitutionelle Beziehungen, Maroš Šefčovič. „Dieser ehrgeizige Rahmen für die transparente und ethische Beschaffung von Rohstoffen, [den] Kohlenstoff-Fußabdruck von Batterien und das Recycling ist ein wesentliches Element, um eine offene strategische Autonomie in diesem kritischen Sektor zu erreichen und unsere Arbeit im Rahmen der European Battery Alliance zu beschleunigen.“
Die Zielsetzungen zu Sammel- und Recyclingrate, so wie der rechtssichere Aufbau einer Second-life-Wirtschaft für Batterien, soll unter anderem auch durch den Einsatz digitaler Technologien wie dem Battery Passport umgesetzt werden. So lassen sich Herkunftsnachweise für die verwendeten Materialien führen und Annahmen über die verbleibende Kapazität in Altbatterien machen.
Die letztgenannte Organisation wurde 2017 gegründet und hat rund ein Dutzend Batterie-Gigafabriken in Europa angekündigt, die laut Recharge bis 2023 die Schaffung von rund 800.000 Arbeitsplätzen ermöglichen könnten. Das ‚Gigafab‘-Start-up und Recharge-Mitglied ACC erklärte: „Wir brauchen den europäischen Rahmen, um diese neue Dynamik zu unterstützen und für … eine umfassende, rechtzeitige und schlanke Gesetzgebung zu sorgen.“
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