Mit insgesamt 317 Millionen Euro werden die Betreiber der Kraftwerke entschädigt, die in der ersten Ausschreibungsrunde zum Steinkohleausstieg erfolgreich waren. Dabei schreiben die sieben größten der bezuschlagten Anlagen tiefrote Zahlen, wie eine Studie der britischen Klimaschutzorganisation Ember, ehemals bekannt als Sandbag, zeigt: Zwischen November 2018 und Oktober 2019 haben die Betreiber RWE, Vattenfall, Uniper und Steag sowie SWB aus Bremen mit diesen Kraftwerken rechnerisch insgesamt 73 Millionen Euro verloren, in den folgenden zwölf Monaten gar 129 Millionen Euro. Die vier ältesten der bezuschlagten Anlagen (Bremen-Hafen 6, Duisburg-Walsum 9, Ibbenbüren B und Heyden 4) sind schon seit drei Jahren nicht mehr wirtschaftlich.
Der Analyse von Ember zufolge ist die Auslastung der sieben Kraftwerke in den letzten zwei Jahren dramatisch gesunken. Der Block A des Vattenfall-Kraftwerks Moorburg in Hamburg zum Beispiel kam 2018 noch auf eine Auslastung von 57 Prozent, im Jahr darauf auf 37 Prozent und 2020 gar nur noch auf 8 Prozent. Beim Block B waren es 2018 53 Prozent und im Folgejahr 46 Prozent. Im laufenden Jahr sind es nur noch 15 Prozent. Beim 300-Megawatt-Kraftwerk Bremen-Hafen 6 sind es 2020 gar nur noch 5 Prozent. Die Anlage Ibbenbüren B kommt auf 6 Prozent, Heyden 4 auf 10 Prozent.
Das hat nach Berechnungen von Ember hohe Verluste zur Folge. Mit Moorburg Block A verbrennt Vattenfall der Analyse zufolge seit Februar 2020 monatlich zwischen 2.100 und 2.500 Euro pro Megawatt, nur im September lagen die Verluste mit 1.262 Euro etwas niedriger. Steag hat mit seinem Kraftwerksblock Walsum 9 im Oktober 2020 pro Megawatt 4.180 Euro verloren, im Februar gar 6.239 Euro. Mit einer Ausnahme (Westfalen E im September) hat keiner der sieben Kraftwerksblöcke in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres schwarze Zahlen geschrieben.
Die in der Ausschreibung bezuschlagten Kraftwerke sind Ember zufolge dabei keineswegs Ausnahmen: Mit insgesamt 93 Prozent der Steinkohle-Kraftwerksleistung in Deutschland verlieren die Betreiber seit Ende 2018 Geld. Die Verluste summieren sich auf insgesamt mehr als eine Milliarde Euro.
„Ein marktgetriebener Ausstieg aus der Kohle ist bereits im Gange“, sagt Sarah Brown, Senior Electricity Transition Analyst bei Ember. Sie fürchtet, dass die Ausschreibungen das Ende der der Kohleverstromung sogar verzögern könnten. Brown rät, die deutsche Ausstiegsstrategie zu überarbeiten. „Das deutsche Modell ist fehlerhaft und sollte nicht von anderen Ländern nachgeahmt werden“, erklärt die Expertin.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Unglaublich, wieviel beim Kohleausstieg an die Betreiber verschenkt wurde – Geld, das für den Umstieg auf Erneuerbare dringend benötigt würde. Auch das eine der vielen katastrophalen Hinterlassenschaften von Altmaier.
Zitat aus dem Artikel.
„Ein marktgetriebener Ausstieg aus der Kohle ist bereits im Gange“, sagt Sarah Brown, Senior Electricity Transition Analyst bei Ember. Sie fürchtet, dass die Ausschreibungen das Ende der der Kohleverstromung sogar verzögern könnten. Brown rät, die deutsche Ausstiegsstrategie zu überarbeiten. „Das deutsche Modell ist fehlerhaft und sollte nicht von anderen Ländern nachgeahmt werden“, erklärt die Expertin. Zitat Ende.
An der Ausstiegsstrategie, ist nur schwerlich was zu ändern. Die Ermächtigungsverordnung von 2010 zieht sich wie ein roter Faden, nachteilig durch alle Bereiche der Energiewende, so lauten meine gebetsmühlenartige Kommentare hier im Forum. Nun ist der rote Faden beim Kohleausstieg angekommen. Nach dem System bis 2010, wäre der Kohleausstieg ein Selbstläufer zum Nulltarif für die Energiewende geworden.
Siehe hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Zitat:…Die Einführung des neuen Ausgleichsmechanismus hatte somit starke Auswirkungen auf die Einspeisung von erneuerbaren Energien und von Kohlekraftwerken. Bis 2009 hatten erneuerbare Energien sowohl einen Einspeisevorrang als auch einen Verbrauchsvorrang. Wurde viel regenerativer Strom ins Netz eingespeist, mussten konventionelle Kraftwerke abgeschaltet werden, damit der Strom aus erneuerbaren Energien in Deutschland verbraucht wurde. Mit der Reform wurde der Verbrauchsvorrang aufgehoben, was einen starken Anstieg der Kohlestromproduktion zur Folge hatte, da diese nun bei starker Einspeisung erneuerbarer Energien nicht mehr notwendigerweise gedrosselt werden musste. Zitat Ende.
Wäre das alte System geblieben, wären bei zunehmenden EE zwangsläufig und kontinuierlich Kohlekraftwerke aus dem Markt gedrängt worden. Der marktgetriebene Ausstieg hätte schon viel früher und weit aus billiger begonnen.
Das geschieht jetzt zwar auch, aber viel teurer für den Steuerzahler.
Zitat aus dem Artikel…..Der Block A des Vattenfall-Kraftwerks Moorburg in Hamburg zum Beispiel kam 2018 noch auf eine Auslastung von 57 Prozent, im Jahr darauf auf 37 Prozent und 2020 gar nur noch auf 8 Prozent…..Zitat Ende.
Ist doch ok. In einem Rechtsstaat steht dem Enteigneten eine Entschädigung zu.
Und die Enteignung ist dadurch entstanden, dass der EE-Strom zwangseingespeist wird und die Preise durch die Subventionen kaputt gemacht hat.
Mit einem reeller CO2 Preis für alle würden sich Abschaltprämien erübrigen, der Markt würde das regeln.
Aber warum auch einfach wenn es auch kompliziert geht und man so den Konzernen die Steuergelder zugute kommen lassen kann.
Das ist leider gängige Praxis in vielen Bereichen.
Zu diesem Thema gehört, wollte man der Wahrheit die Ehre geben, auf jeden Fall eine Analyse, wie die Kraftwerke im Rahmen der Winter-Reserve gearbeitet haben. Wahrscheinlich werden diese Kraftwerke noch einige Zeit im Winter auf stand-by bleiben müssen, da die Politik schläft und die Energiewende nicht resolut genug vorantreibt. Am Beispiel Heizwärme sieht man das Versagen der politischen Klasse.
Wie sollen eigentlich die „dreckigen“ Gas-KW bzw. die „sonstigen KW“ arbeiten in den nicht planbaren gelegentlichen Zeiten und Belastungen, die es noch lange geben wird? Wirtschaftlich, zu Preisen von 4-5 Cent/kWh? Oder wird die Speicherung sich doch auf den Preis auswirken? Paradoxe Fragen, noch und noch!
Zwangsabnahme des EE-Stromes zum zweistelligen kWh-Preis und noch mehr CO2-Strafe für Drecksstrom, und schon viel früher hätte „der Markt“ zugeschlagen. So geht halt „freie soziale Marktwirtschaft“!
Nicht betrachtet wird hier auch, dass die Betreiber, insbesondere der neuen Anlagen, an diesen festgehalten und damit Gewinne hätten erzielen können, wenn
1. die Bundesregierung nicht zugunsten alternativ steigender Börsenstrompreise, drohendem regionalem Ausbluten (in der Lausitz beispielsweise) und damit verbundenen Wegfall erheblicher Steuereinnahmen, im Zuge der Verhandlungen zum KVBG entschieden hätte, Braunkohlekraftwerke – auch unrentable – bis zuletzt laufen zu lassen und dafür lieber hochmoderne Steinkohlekraftwerke wie Moorburg opfert.
Zur Erklärung: Braunkohlekraftwerke halten die derzeitigen Börsenstrompreise im erträglichen Rahmen, da sie niedrigere Einsatzkosten pro MWh haben und deshalb auch zu niedrigeren Kosten an der Börse angeboten werden können und sind zukünftig nach Abschaltung der letzten KKWs wohl damit auch die einzige verbleibende Preis-Bremse.
2. das KVBG nicht so überhastet und unüberlegt verabschiedet worden wäre und man gewartet hätte, wie die physikalischen Auswirkungen (Netzstabilität, Frequenzhaltung, Blindleistung, Primär- und Sekundär-Regelung, Minutenreserve etc.) auf den Gesamtbedarf und das Verbundnetz aussehen würden, wenn die wenigen noch laufenden Kernkraftwerke tatsächlich vom Netz sind.
Auch dann wird sich zusätzlich unweigerlich auch wieder der durchschnittliche Börsenstrompreis erhöhen und SKK wären deutlich gefragter und rentabel. (Strom aus KKW ist nunmal der günstigste, wenn man von den übersubventionierten Erneuerbaren mal absieht).
3. die am Genehmigungsprozess neuerer Anlagen (auch wieder Beispiel Moorburg) beteiligten politischen Parteien in diesem Land, klar erkennbare Strategien umsetzen und verfolgen würden und nicht ihr Fähnchen ständig nach dem Wind richten würden.
Dann entstünden Planbarkeit und dementsprechend betriebswirtschaftlich sinnvolle Entscheidungen bei den Betreibern schon im Vorfeld.
Ich hoffe jedenfalls, dass die betroffenen Mitarbeiter, die an jedem einzelnen Standort jetzt kurz vor Weihnachten große Sorgen um ihre Zukunft haben, nicht ihren Mut verlieren und wünsche jedem einzelnen alles Gute für die Zukunft.
Also Sorry!
Ich verstehe es immer noch nicht, was da abgeht!
Seit 2010 scheinen die konventionellen Kraftwerke produzieren zu dürfen was sie wollen!
Erneuerbare haben sich zur Finanzierung gefälligst am Markt, sprich am Börsenpreis, zu orientieren! Sich ergebenden Differenzen werden durch eine Umlage, genannt EEG, auf fast alle Beteiligten umgelegt.
2020 wurde der Jackpot geknackt!
Aufgrund von veralteten und weniger wirtschaftlichen Einrichtungen verfahren alte KKWs offensichtlich nicht gerade produktiv, sondern verursachen mit jeder kg Kohle entsprechende Verluste. Mit der beaufschlagung von CO2 Preisen dürfte da nicht geringer werden.
Jetzt kommt eine Regierung um die Ecke und lobt einen Betrag für die Stillegung der offensichtich unrentablen alten Meiler aus!
Ein Betrag für die bisherigen Betreiber! Die Stütze für die Bevölkerung wird hier mit keinem Satz erwähn und wird vorraussichtlich auch auf der Strecke bleiben?
Verschissener geht es doch kaum! Sorry.
Wieviel Ignoranz und fachlicher Unwissenheit müssen wir uns von dem agierenden Wirtschaftsministerium und insbesondere deren Bediensteten noch gefallen lassen?
Ich hoffe, dass diese Umstände nicht nur ausschließlich auf die Person von Peter Altmeier fallen werden. Beim Fußball wird auch nur der Trainer in der Hoffnung auf Besserung ausgetauscht, obwohl es besser angesagt wäre…….
Besser wäre es, unabhängige Fachleute zu befragen, um sich aus der offensichtlichen Hydra der vielzähligen selbst ernannten Berater zu befreien. Doch dazu braucht es ein Mindestmaß an Sachverstand.
Man kann nur hoffen, dass für die Bedienstetender der betroffene Kraftwerke ein Sozialplan für deren finanzielle Absicherung mit den Stillegungsprämien des Bundes in Konjunktion gebracht worden ist.
Hallo Thomas, zu Recht schreibst Du dass Du es nicht verstehst.
Die EE bekommen bisher garantierte Preise, und sogar Geld bei Nichtproduktion. Wenn die Dreckschleudern bei Überangebot produzieren „wie sie wollen“, dann müssen sie ggf. negative Preise zahlen.
Und die letzten EE-Anlagen mit bisher winzigem Erzeugungsanteil haben zu 5 und mehr Cent/kWh angeboten. Und es steht ihnen frei den Strom bei höheren Preisen frei zu verkaufen.
Jetzt etwas mehr verstanden?
Thomas sagt.
Also Sorry!
Ich verstehe es immer noch nicht, was da abgeht!
Seit 2010 scheinen die konventionellen Kraftwerke produzieren zu dürfen was sie wollen!
Erneuerbare haben sich zur Finanzierung gefälligst am Markt, sprich am Börsenpreis, zu orientieren! Sich ergebenden Differenzen werden durch eine Umlage, genannt EEG, auf fast alle Beteiligten umgelegt.
2020 wurde der Jackpot geknackt!
@ Thomas.
Genau richtig erkannt.
Für mich ist erfreulich, dass meine Daten und Fakten belegten Wiederholungen hier im Forum immer öfter Früchte tragen. Das war ja anfangs schwieriger, als die Forentrolle hier noch unterwegs waren, und glaubten mit dem Paragrafendschungel hier Tatsachen vernebeln zu können. Ein Paragrafendschungel der offensichtlich, extra zum Vernebeln der Realität konstruiert wurde.
Siehe hier: https://www.pv-magazine.de/2018/06/14/ist-dem-wortlaut-des-eeg-noch-zu-trauen/
Reingewaschen wird der ganze Schwindel, der 2010 mit der Ermächtigungsverordnung, seinen Ursprung hat, mit der Haupt Nebelkerze dem EEG Konto.
Da wird – für den normal Sterblichen – kurz und bündig zum Ausdruck gebracht, seht her so..„Wenig“.. bekommen wir für den EEG Strom an der Börse, und so ..“Viel“.. müssen wir an Vergütungen bezahlen.
Was dahinter steckt, und warum das Konto, nach jahrelangem Überschuss, plötzlich im minus ist, bleibt verborgen.
Dass der EE Strom an der Börse durch den Merit Order Effekt die Preise selbst senkt, und sich selbst zu Ramschware degradiert, bleibt das große Geheimnis. Dass deswegen die EEG Umlage rapide nach oben gestiegen ist, weil die seit 2010 den Abstand zwischen den … „Sinkenden“… Börsenpreisen, und den EE Vergütungen darstellt, darf auch keiner wissen.
Selbst die Coronakrise, die diese Volksverdummung besonders deutlich macht, hat noch wenige zum Nachdenken bewegt. Auch von der, sonst zur Energiewende viel zitierten, Agora Denkfabrik, habe ich dazu noch nichts gelesen, es sei denn ich habe was übersehen.
Wegen Corona, und der, infolge dessen, weniger Stromnachfrage, sind die Preise an der Strombörse besonders stark gesunken. Die Umlage für 2021 müsste deswegen um über 3 Cent erhöht werden.
Erhöht werden, weil die konventionellen Erzeuger an der Börse weniger Strom zu niedrigeren Preisen verkaufen können. Eine Umlagenerhöhung von über 3 Cent , und das auch noch ausgerechnet in dem Jahr, wo die mit über 50 Cent teuersten EE Anlagen aus der Förderung fallen. Das würde selbst dem uninteressiertesten Verbraucher auffallen, dass da was nicht stimmen kann.
Also musste der Staat, der sich ja das „paradoxe“ System 2010 von seinen Beratern hat einreden lassen, eingreifen. Eingreifen, mit 10,8 Milliarden Steuergeldern, um die Umlage zu deckeln.
Die lassen sich dafür auch noch als Energiewende freundlich feiern, während der EON Chef bekannt gibt, dass sie mit Corona bisher ganz gut fertig geworden sind.
Mit über 10 Milliarden, als Ausgleich für weniger Einnahmen, würden wahrscheinlich andere Unternehmen auch besser durch die Krise kommen.