pv magazine Spotlight: Photovoltaik-Kunden in Deutschland fördern Wasserversorgung in Afrika

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In Mosambik ist es heiß und trocken. Jeder Tropfen Wasser ist Gold wert. Deshalb rufen die Menschen freudig „Mati, Mati“, was in der traditionellen Landessprache Guitonga „Wasser, Wasser“ heißt, wenn sie auf das kostbare, nasse Gut stoßen. Enteria will den Menschen vor Ort noch mehr Grund zur Freude geben und daher in den kommenden Jahren bis zu 40 solarbetriebene Brunnen in dem afrikanischen Land bauen. So die Erzählung des Unternehmens. Da das Konzept nach Ansicht der Jury einen näheren Blick verdient, vergibt sie dafür ein pv magazine spotlight.

„Zwei Brunnen und ein Wasserturm stehen bereits. Der nächste Wasserturm und auch ein Mikronetz sind uns gerade von der GIZ zugesagt worden“, berichtet Enteria-Geschäftsführer Marc-Oliver Bruckhaus. Dabei hat sich das Unternehmen aus Wuppertal eine schwierige Zeit ausgesucht, um sein Vorhaben zu starten. „Bauen in Afrika ist immer ein bisschen abenteuerlich, aber mit Corona war es wirklich viel extremer“, erzählt er. Es sei teilweise unklar gewesen, welche Arbeiten erledigt werden durften, wer zur Arbeit kommen würde und welche Lieferung wirklich ihr Ziel findet. Doch es gab ein Happy End: Der Solarbrunnen und die dazugehörigen Zapfstationen in Pembane seien pünktlich im Juli fertiggestellt worden.

Er fördert solarbetrieben Wasser in ein zehn Meter hohes Reservoir und verteilt es über einen Radius von 1,5 Kilometern über ein Leitungsnetz. Insgesamt gibt es acht leicht zugängliche Zapfstationen, an denen die Einwohner ihre „Wasser-Kreditkarten“, wie sie Bruckhaus nennt, zücken können, um frisches „Mati, Mati“ zu zapfen. Sie zahlen einen symbolischen Preis und in Zeiten von Corona gibt es ein gewisses Gratispensum.

highlights und spotlights

Preis für gute Ideen

In der November-Runde zeichnet pv magazine eine Einreichung als highlight und zwei Einreichungen als spotlight aus.

Das sagt die Jury:

Enteria – Doppelt Gutes tun
Die Energiewende muss nicht nur hierzulande vorangebracht werden, sondern auch auf anderen Erdteilen. Insbesondere in Afrika liegen große Chancen in der Photovoltaik, die Lebensbedingung der Bevölkerung zu verbessern. Enteria hat ein Produkt entwickelt, mit dem das Unternehmen Investoren in Gewerbe-Photovoltaikanlagen dazu bringen will, gleichzeitig kontinuierlich den Bau von solarbetriebenen Wassertürmen in Afrika zu unterstützen. Es lohnt sich, das Projekt als eine Möglichkeit im Blick zu haben, sinnvolle Projekte zu finanzieren, sagt die Jury und vergibt ein pv magazine spotlight.

Die Juroren
Volker Quaschning ist Professor für regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin. Hans Urban, Experte für Photovoltaik, Speichertechnik und E-Mobilität, berät Schletter, Maxsolar und Smart Power. Winfried Wahl leitet das Produktmanagement bei Longi Solar in Deutschland.

Der Preis
Mit den pv magazine highlights zeichnen wir nachhaltige Geschäftskonzepte (top business model) und innovative Produkte (top innovation) entlang der gesamten Wertschöpfungskette aus. Mit dem pv magazine spotlight wollen wir Produkten und Konzepten Aufmerksamkeit verschaffen, die aus Sicht der Juroren einen genaueren Blick lohnen, weil sie interessant erscheinen.

Mehr Infos, bisherige Preisträger und alles zur Bewerbung unter: www.pv-magazine.de/highlights
Einsendeschluss für die nächste Runde: 27. Januar 2021

Die eigentliche Finanzierung der Projekte erfolgt in Deutschland. Enteria installiert in Deutschland für Gewerbekunden Photovoltaikanlagen auf deren Dächer. Bislang sind zwölf Anlagen mit vier Megawatt Gesamtleistung realisiert, weitere vier bis fünf Megawatt sollen bald folgen. „Wir machen gerade auch eine Eigenkapitalerhöhung von einer auf vier Millionen Euro, dann werden wir auf die 20 Megawatt zusteuern“, sagt der Geschäftsführer.

Gutes tun mit 0,1 Cent pro Kilowattstunde

Enteria besitzt die Photovoltaikanlagen und verkauft den Solarstrom vorwiegend an Gewerbekunden. Eine Spende von 0,1 Cent pro Kilowattstunde sei im Strompreis inbegriffen und kein Aufpreis, erklärt Bruckhaus. Rechnet man nach, ergibt sich bei 20 Megawatt Photovoltaik ein Spendenaufkommen von rund 20.000 Euro im Jahr. „Die Einnahme geht an die Stiftung Enteria Fundacao für die Realisierung neuer Projekte.“ Dafür werden auch einmalige Spenden genutzt, die das Unternehmen über seine Website generiert, sowie Gelder, die die GIZ als finanzielle Unterstützung zugesagt hat.

Mit den symbolischen Einnahmen aus den Wasserverkäufen vor Ort soll schließlich die Wartung der solarbetriebenen Wassertürme finanziert werden. Langfristiges Ziel sei es, dass die Dorfbewohner dies selbst übernehmen können und ein Gefühl für Gemeinschaftseigentum geschaffen werde. „Alle Einnahmen gehören später dem afrikanischen Dorf“, sagt Bruckhaus. Damit wolle sich Enteria von eher kurzlebigen gemeinnützigen Projekten abgrenzen.

„Die Kunden in Deutschland erhalten mit jeder Kilowattstunde einen Liter Wasserguthaben“, so Bruckhaus. „Sie können den Liter Wasser an einen anderen Teilnehmer in Mosambik senden oder behalten oder selbst vor Ort zapfen“, zählt er als Optionen auf. Die Energieabrechnung und das Auslesen der Zähler laufe über eine Cloud und die Gutschrift auf den Wasserkonten erfolge so in Echtzeit. „Das Ziel ist 100-prozentige Transparenz bei der Mittelverwendung“, sagt Bruckhaus. Künftig werde der Solarstrom auch noch über die Blockchain-Plattform „Talmarkt“ der Wuppertaler Stadtwerke angeboten.

„Damit das Projekt ein Selbstläufer wird, müssen wir in Volumen kommen“, so Bruckhaus. Dabei muss es nicht nur beim „Mati, Mati“ bleiben, denn in der ersten Etage der Wassertürme sei genug Platz für Batteriespeicher und Wasser­filtrationssysteme. „Der Gouverneur der Provinz Inhambane hat uns auch schon einen Ausblick auf ein System für ein Mikro­netz auf einer Insel gegeben“, sagt Bruckhaus. Dann ließe sich mit den Solarbrunnen nicht nur der Wunsch nach sauberem Wasser erfüllen, sondern gerade in den ländlichen Gebieten Afrikas auch die Elektrifizierung angehen.

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