Grundansichten: Die menschliche Kultur- und Zivilisationsgeschichte ist dadurch gekennzeichnet, dass es gelang auf „externe Energie“ zuzugreifen und diese ort- und zielgerichtet einzusetzen: Feuer machen, über Licht verfügen, Wärmenutzung.
Diese Geschichte enthält ebenso eine Abfolge von steigenden Befähigungen – Eisen zu schmelzen benötigt höhere Temperaturen als dies für Kupfer und Kupferlegierungen erforderlich ist – der Begriff „Eisenzeit“ beschreibt also eine technologische Fertigkeit besondere Temperaturen gezielt erzeugen zu können.
In der Menschheits- und Kulturgeschichte gab es nicht nur zeitenweise Rückschläge, sondern auch komplette Untergänge von Kulturen, welche teilweise in Folge von „energetischem Raubbau“ stattfanden. Ausführlich beschrieben von Jared Diamond im Buch „Kollaps“. Den größten Zivilisations- und Technologieschub erlebte die Welt durch die Entdeckung und Nutzbarmachung der fossilen Energieträger in all seinen diversen Formen. Eine umfassende Betrachtung der wirtschaftlichen Dimension findet sich bei Elmar Altvater „Der Kapitalismus wie wir ihn kennen, ist ohne den Fossilismus nicht denkbar“. Wie Europa ohne den Zugriff auf (elektrische) Energie in etwa aussehen könnte, beschreibt Marc Elsberg in dem fiktiven Roman „Blackout“ – Dreh- und Angelpunkt sind dabei Smart Meter.
Energie und Energiebereitstellung sind also für eine technisch orientierte Zivilisation unabdingbare Voraussetzung.
Die Erde im Weltall: Die Erde kreist um die Sonne als letztendlich ultimativer Energielieferant. Durch den mittleren Abstand von 150.000.000 Kilometer erreichen rund 1.000 Kilowattstunden pro Quadratmeter Strahlungsenergie den Bereich um 50 Grad nördlicher Breite, wo sich Europa befindet. Durch die Neigung der Erdachse gegenüber der Umlaufbahn von 23,5 Grad ergeben sich die nördlichen und südlichen Wendekreise als auch die nördlichen und südlichen Polarkreise. Im europäischen Sommerhalbjahr ist die nördliche Erdhälfte der Sonne zugeneigt, im europäischen Winterhalbjahr ist die südliche Erdhälfte der Sonne zugeneigt. Aus dieser Neigung der Erdachse gegenüber der Umlaufbahn ergeben sich die unterschiedlichen Sonnenhöchst- und Sonnenniedrigstände je nach Breitengrad. Bei 50 Grad nördlicher Breite wären dies: 90 Grad (Äquator bis Pol) – 50 Grad (jeweiliger Breitengrad) – 23,5 Grad = 16,5 Grad Sonnenhöchststand für die Wintersonnenwende um 12:00 Uhr und 90 Grad (Äquator bis Pol) – 50 Grad (jeweiliger Breitengrad) + 23,5 Grad = 63,5 Grad Sonnenhöchststand für die Sommersonnenwende um 12:00 Uhr.
Weiterhin wird das Sonnenlicht durch den kürzeren beziehungsweise längeren Weg durch die Erdatmosphäre im Laufe des Jahres unterschiedlich gestreut und gefiltert (Wasserdampf, Wolken und dergleichen mehr). Daraus ergeben sich die gefühlten unterschiedlichen Temperaturen im Jahresverlauf und die Notwendigkeit(en) im Sommer kühlen und im Winter heizen zu müssen. Menschen streben als Säugetiere wie alle anderen Tiere mit konstanter Körpertemperatur möglichst gleichmäßige Temperaturverhältnisse an. Ist dies nicht möglich so ist ein Ortswechsel a la Vogelzug oder eine Einschränkung der Aktivitäten a la Winterschlaf erforderlich.
Messproblematik: Die „Menge“ eingestrahlten Lichts wird definitionsgemäß mit einem Pyranometer in waagerechter Ausrichtung erfasst. Darin liegt ein anwendungstechnisch problematischer Ansatz. Diese Messmethode ist vereinheitlichend praktikabel und korrekt, behindert dabei aber die Sichtweise, dass man dennoch auch am Tag der Wintersonnenwende bei klarem Himmel hohe Erträge an Solarstrahlung nutzen könnte. Weiterhin wird bei den Angaben zur Strahlungs“menge“ ausgeblendet, welche Wellenlängenbereiche auf die Erdoberfläche einstrahlen, und welche davon könnte man wie technisch nutzen. So sind Wellenlängen im Ultraviolettbereich sehr energiegeladen, beinhalten aber zugleich (Bio)Materie zerstörende Eigenschaften. Wellenlängen im Bereich von 400 Nanometer (blau) bis 700 Nanometer (rot) werden von von uns Menschen als farbiges Licht und von Pflanzen als Energielieferant für die „Lichtreaktionen“ der Photosynthese genutzt. Licht bei 700 Nanometer hat in etwa nur noch den halben Energiegehalt wie Licht bei 400 Nanometer. Licht mit längeren Wellenlängen als 700 Nanometer kann von Pflanzen dagegen nicht mehr energetisch zur Photosynthese genutzt werden – vergleichbar den längsten möglichen Wellenlängen für die Nutzung durch Photovoltaik-Zellen. Licht jenseits der 700 Nanometer wirkt auf Materie als Wärmestrahlung und kann für thermische Anwendungen genutzt werden. Allerdings ist der Energiegehalt bei beispielsweise 1200 Nanometer nochmals deutlich niedriger als bei 700 Nanometer. Weiterhin kommt hinzu, dass Licht „jenseits von Rot = Infrarot“ von Wasser, Wasserdampf und etwa Fensterglas absorbiert wird.
Maximierungsproblem: Alle Lebewesen neigen dazu aus entsprechenden Angeboten das jeweils am leichtesten verfügbare und daraus die größte Portion zu erlangen. Die Konzepte „Sonderangebote“ und „Quängelstrecke vor der Kasse“ gibt es auch bei anderen Lebewesen. „Wirtschaftlich“ denken hat sich bei uns verankert als „maximalen Ertrag“ generieren. Für eine tagtägliche gleichmäßige und konstant „hohe“ Versorgung ist dies jedoch kontraproduktiv und erfordert gegebenenfalls ergänzende Speichersysteme (Winterspeck, Vorratskammer, Nahrungsverstecke, Nahrungskonservierung mittels Trocknung, Zucker, Salz, Kühlung, Brennstofflager und dergleichen mehr). Ausgehend von der eigenen sinnlichen Erfahrung, dass es „im Sommer“ warm ist und dass die Werte aus dem horizontalen Pyranometer dies auch noch bestätigen, ist die Ertragsmaximierungsansicht verankert, welche dazu geführt hat, dass sowohl technische Anlagen zur Gewinnung von Wärme als auch Elektrizität aus solarer Strahlungsenergie:
- Nach Süden ausgerichtet sind
- Etwa 30 Grad Neigung aufweisen.
Dies führt dazu, dass bei allen Energiewandelanlagen die Energieerträge im Sommerhalbjahr um die Mittagszeit hoch und im Winterhalbjahr – genau dann, wenn beispielsweise der größte Wärmebedarf vorliegt – niedrig sind. Die „alles“ erklärenden Grafiken sind Jahrzehnten bekannt, werden meiner Meinung nach aber maximierungsorientiert oder Kosten/Nutzen maximiert angewendet, anstatt auf eine ganzjährig gleichbleibende Energiebereitstellung mit sehr geringem Zwischenspeicherbedarf zu setzen.
Grafiken finden sich beispielsweise in Heinz Ladener Frank Späte, Solaranlagen (diverse Ausgaben und Auflagen) oder Vissmann Planungshandbuch Solarthermie 2008, Seite 28 (als pdf verfügbar) und natürlich in zahllosen weiteren Publikationen.
Wichtig sind jedoch die Folgerungen, die sich in den genannten Schriften aus diesen Ertragsdiagrammen ergeben. „Solaranlagen“ sind zwischen 30 und 45 Grad geneigt, eventuell 60 Grad, wenn eine besondere Nutzung im Winter gewünscht wird. „Solaranlagen“ mit 90 Grad Neigung werden ausgeblendet oder als „unwirtschaftliche“ Variante angesehen.
„Solarenergie ist billig“: „Kostenlose Solarenergie“, Die Sonne schickt uns keine Rechnung“ und vergleichbare Wahlsprüche sind ein richtiger und wichtiger Hinweis, haben aber unsere „wirtschaftlichkeitsorientierte“ Herangehensweise in eine betriebswirtschaftlich maximierende Position gleiten lassen. Das, was zu Beginn der „Solarenergienutzung“ verständlich und nachvollziehbar war, wenn eine Kilowattstunde an Strom aus Solarstrahlung schon 1 Euro kostet, dann versuchen wir doch „das Maximum“ an jährlichem Ertrag zu generieren.
WÄRME: Gerade im Umfeld der thermischen Solarenergienutzung war diese Sichtweise meiner Meinung nach schon immer „falsch“, denn was nutzt eine „kochende“ Solaranlage im Sommer, wenn ich im Winter keine Erträge zu Verfügung habe. Eine der Reaktionen darauf waren Konzepte mit „gigantischen“ Wärmespeichern – Winterspeck, der später mit entsprechender Zusatztechnik genutzt werden kann.
Die meiner Meinung nach sinnvollere Alternative dazu wäre: Solarwärmesammelanlagen zu konzipieren, welche im Sommerhalbjahr einen respektablen Wärmeertrag abliefern und im Winterhalbjahr so viel, dass – bei entsprechender Gebäudekonzeption – die Wärmeversorgung für Raumwärme und Warmwasser im Wochenmittel gedeckt werden kann. Im Unterschied zu den oben erwähnten saisonalen Wärme-Großspeichern wären dann nur kleinere dezentral aufstellbare Wärmespeicher erforderlich, welche bei entsprechender Sonneneinstrahlung nachgeladen werden können.
STROM: Elektrischer Strom aus Photovoltaik ist im Jahr 2020 unbeschreiblich „billig“. Ein 300 Watt Modul mit Modulwechselrichter, welches den gewonnenen Strom direkt in das jeweilige Haus-Strom-Netz einspeist, ist als Rechenbeispiel für rund 300 Euro zu bekommen. Bei einer Nutzung auf maximalen Jahresertrag hin, können damit 300 Kilowattstunden an Strom gewonnen werden. Wenn zeitgleich dieser Strom im Haushalt genutzt wird, dann werden damit also auch 300 Kilowattstunden an Strom, die ich ansonsten aus dem Netz beziehen müsste, vermieden. Nehmen wir für eine Kilowattstunde an Strom aus dem Netz 30 Cent pro Kilowattstunde an, so erspare ich mir 90 Euro an Stromkosten im Jahr. Bei 300 Euro an Anschaffungskosten und in der Regel vernachlässigbaren Wartungskosten sind also in drei Jahren und vier Monaten die Anschaffungskosten amortisiert. Bei einer Lebenserwartung der Anlagen von 20 Jahren und mehr fängt die Phantasie an zu blühen.
Aber auch bei einer Neigung und Ausrichtung des Modules außerhalb des maximalen jährlichen Stromertrages ist die finanzielle Amortisationszeit noch deutlich kürzer als im Jahr 2005, als für kleinere Photovoltaik-Anlagen pro Kilowattstunde an eingespeistem Strom 57 Cent pro Kilowattstunde vergütet wurde – die Gestehungskosten für Photovoltaik-Anlagen waren damals so hoch, dass Refinanzierungen von ungefähr 15 Jahren angesetzt wurden. Gegenrechnung: 300 Watt für 300 Euro bei 200 Kilowattstunden kompensierendem Jahresertrag ersparen somit 60 Euro pro Jahr – also eine finanzielle Amortisationszeit von 5 Jahren.
Fatale Fehlentwicklungen: Nach meiner Meinung hätte zu dem Zeitpunkt, an dem durch sommerlich mittäglichen Solarstromertrag auf Netzebene Stromkosten von 0 Cent je Kilowattstunde und weniger rechnerisch vorlagen, das gesamte Konzept der Ausrichtung und Neigung der Fotovoltaikanlagen überdacht und entsprechend nachjustiert werden müssen. Der Zeitpunkt hierfür war im Frühjahr 2011. Stattdessen wurde unter dem Stichwort „Strompreisbremse“ eine dramatische Absenkung der Vergütungshöhe erwirkt sowie ein vielleicht sogar ruinöser Preiswettbewerb durch die „Ausschreibungsmethodik“ inszeniert, welcher jeden Investor und Betreiber dazu verurteilt,1. zu niedrigsten Kosten zu installieren, 2. zu niedrigsten Wartungskosten den Betrieb aufrechtzuhalten und 3. einen maximalen jährlichen Stromertrag/Geldertrag zu generieren. Seither sind Stromkosten zu 0 Euro an sonnigen oder windreichen Tagen zur Regel geworden mit nachgelagerten Problemen und Kosten für Übertragungsnetze.
„Bessere Nutzungsphilosophie“?
Für eine weitere Durchdringung der Anwendung von sowohl Solarthermie als auch Photovoltaik hätte meiner Meinung nach seitens der Hersteller, der Verbände, der Politik, für die Solarthermie schon immer, für die Photovoltaik ab dem Jahr 2011 ein Schwenk hin zu „Eigenverbrauch“ erfolgen müssen.
Für die Solarthermie bis hin zu Röhrenkollektoren, welche unabhängig von der Gebäudesituation auf 30 Grad (gegenüber der Horizontalen) oder weniger Neigung justiert werden können, um den Hauptertrag im Winterhalbjahr zu generieren. Wärmespeicher zur Überbrückung diverser sonnenarmer Tage sind selbstverständlich nötig – der Albtraum sind vier Monate Nebelwetter. Dann ist man natürlich auf andere Wärmequellen angewiesen.
Solarstrom: Photovoltaik-Anlagen sollten so geneigt und ausgerichtet sein, dass ein ungefähr gleichmäßiger Energieeintrag für jeden Tag des Jahres erreicht werden kann – die Arbeitsthese dabei „Solarpower 6 2 6“ (siehe Foto). Drei oder fünf Solarmodule einer Photovoltaikanlage werden bei 90 Grad Neigung – also senkrechte Aufstellung – nach Osten, mit 135 Grad nach Südosten, mit 180 Grad nach Süden, mit 225 Grad nach Südwesten und mit 270 Grad nach Westen ausgerichtet. In der kleinsten Version wird jedes Modul mit einem Modulwechselrichter betrieben – technische Innovationen würden sich rasch Bahn verschaffen. Gehen wir davon aus, dass ein Photovoltaikmodul auch bei einer Abweichung von 30 Grad noch respektable Stromerträge abliefern kann, so ergeben sich prinzipielle Stromerträge von 4 Uhr morgens bis 20 Uhr abends.
Die Erde mit 360 Grad dreht sich in 24 Stunden einmal um ihre Nord-Süd-Achse, also 15 Grad pro Stunde. Für die Versorgung mit Strom zu sonnenarmen oder sonnenfreien Stunden sind – wie bei den Wärmespeichern – entsprechende Stromspeicher nötig. Jetzt geht es also nur noch darum, den kontinuierlichen Wärmebedarf zu ermitteln und Wärmegewinnanlagen so zu dimensionieren, dass der kontinuierliche Bedarf zuzüglich einer Speicheraufheizung gewährleistet werden. Gleiches gilt für den Strombedarf. Im Unterschied zum Wärmebedarf werden für den Strombedarf in naher Zukunft wahrscheinlich weitere Anwendungen hinzukommen, welche den erforderlichen Gesamtertrag erhöhen werden. Sowohl Wärmegewinnung mittels Wärmepumpen als auch Strom für Mobilität erfordern weitere Leistungsbereitstellungen von beispielsweise 2000 Watt pro Person oder mehr, je nachdem wie umfangreich sich weitere Stromnutzungsszenarien ergeben.
Speicherproblematik und Kosten: Im Jahr 2020 sind die Kosten für Stromspeicher schon stark gesunken und wohl noch weiter im Fall, dennoch sind die Kosten im Vergleich zu Wärmespeichern noch um ein Vielfaches höher. Dabei ist insgesamt die Speicherung von Wärme keineswegs „billig“, neben dem reinen Wärmespeicher sind Pumpen, Ventile, Verrohrung, Anbindung an das Hauswärmesystem mit entsprechender Regelung, Druckausgleichssysteme und jährliche Wartungskosten nicht zu vernachlässigen – die jährliche Wartung kann ohne weiteres die finanzielle Ersparnis ausgleichen. Bei Kosten von angenommen 0,06 Euro je Kilowattstunde an Wärme aus Erdgas ergeben sich bei 20.000 Kilowattstunden Wärmebedarf für ein Einfamilienhaus 1.200 Euro an Wärme-Brennstoff-Kosten. Dies entspricht 4.000 Kilowattstunden an Strombedarf bei 30 Cent pro Kilowattstunde.
Wenn nun Investitionen getätigt werden, welche Energiebedarf (Energiebezug) und Kosten berücksichtigen, dann wird sich das Interesse wohl in Richtung „Strom“ ausrichten, da sich mittels Photovoltaik mit vergleichsweise geringem Installations- und Wartungsaufwand ein relativ hohes finanzielles Einsparpotenzial ergibt. Je Euro an Investitionssumme müsste eine Solarwärmeanlage das Fünffache an nutzbarer Energie bereitstellen, um schwer vergleichbare Kostengleichheit herzustellen. Seit etlichen Jahren gibt es sogar Kopplungssysteme zwischen Photovoltaik-Anlage und elektrischem Heizstab im Wärmespeicher, welche Wärme ähnlich billig oder billiger als solarthermische Systeme oder Wärmeerzeuger auf Verbrennungsbasis von regenerativen oder fossilen Brennstoffen generieren können.
Eine aktualisierte Stromnutzungslogik
Eigenstromanlagen: Meine derzeitige Meinung ist, dass Strom aus Photovoltaik-Anlagen nach dem Konzept „Solar Power 6 2 6“ oder abgewandelten Versionen davon gewonnen werden sollte. Erstens würde damit der kontinuierliche Strombedarf im Gebäude gedeckt werden. Zweitens würde ein eventuell vorhandener Stromspeicher geladen werden, als drittes würde ein eventuell vorhandenes Fahrzeug auf „Strombasis“ geladen werden, als viertes würde eine direkte Wärmeanwendung mittels „Heizstab“ im / am Wärmespeicher oder etwa trocknende und temperierende Lüftungsanlage bedient werden. Letztendlich könnte man überschüssigen Strom „verschenken“ – sofern dies ein Netzbetreiber zulässt. Weitere Stromnutzungen können gemäß der jeweiligen Prioritätenliste eingegliedert werden. Seitens der Hersteller, Installateure, Solarverbände sollte eine nachdrückliche Bewerbung dieser Nutzung erfolgen, um auf jeder Ebene durch Eigenstromnutzung den Strombedarf aus fossilen Quellen zu reduzieren. Wichtig ist hierfür entweder eine entsprechende Inselsystem- oder Netzkopplungstechnik oder eine zusatzkostenarme Netzkopplung (Zwei-Richtungs–Stromzähler zu vergleichbaren Kosten wie bisher), welche etwa die Netzfrequenz in die Eigenstromsysteme überträgt.
Aus kleinen Photovoltaik-Anlagen (beispielsweise zwei Kilowattpeak pro Person im Haus, im Haushalt, in der (Miet)Wohnung …) überschüssig eingespeister Strom braucht gegebenenfalls gar nicht vergütet zu werden. Dies beschleunigt die Entwicklung und Verwendung von Eigenstromnutzungssystemen, die jeder Endverbraucher auch bedienen kann.
Volleinspeiseanlagen: Für große Photovoltaik-Anlagen, welche konzeptionell für eine Volleinspeisung ausgelegt, konzipiert und betrieben werden, sollten Anreize geschaffen oder betont werden, welche die bisherige Ausrichtung und Neigung auf „Süd“ und „30 Grad“ für maximalen Jahresertrag weniger attraktiv macht. Senkrecht stehende Photovoltaik-Anlagen mit bifazialen Modulen, welche nach Osten und Westen orientiert sind, liefern Strommengen zwischen 6:00 und 10:00 sowie 16:00 und 20:00 Uhr. Bei Reihenabständen von acht bis zehn Metern könnte dazwischen auch Landwirtschaft betrieben werden.
Die zweite meiner Meinung nach zu favorisierende Aufstellungsweise wären ebenfalls senkrecht stehende Modulreihen, welche direkt nach Süden ausgerichtet sind. Aus eigener Erfahrung liefern derartig ausgerichtete Photovoltaik-Anlagen an vergleichbar sonnigen Tagen gleich viel Stromertrag im Winter wie im Sommer. Damit würden umfangreiche Stromspeicherkapazitäten unnötig und die Gesamtkosten der Strombereitstellung niedrig gehalten werden.
All dies kann natürlich jederzeit durch weitere technologische Fortschritte und Entwicklungen überholt werden und eine jeweilige Neukonzeption erfordern, etwa „billigste“ Verfahren im Bereich Power-to-Gas, Power to X oder gänzlich andere Stromspeicherverfahren, welche saisonale Stromspeicherung ermöglichen würden.
Gesetzliche Wünsche
Da im Privatbereich und in zahlreichen gewerblichen Situationen die Bezugskosten für Elektrizität aus dem Netz höher sind als die Kosten für selbst produzierten Strom, sollte / braucht hier ein „Vergütungsgesetz“ gar nicht mehr zu existieren. Allein ein Zugang zum Stromnetz bei marginalen jährlichen Kosten sollte zugestanden werden (Grundrecht auf Eigenstrom). Für den „Volleinspeisebereich“ sollten die Ausschreibungsverfahren so schnell als möglich abgeschafft werden, da in der Folge nur Anlagen realisiert werden, welche einen maximalen Jahresstromertrag mit sich bringen. Das bedeutet maximale Stromeinspeisung im Sommer um die Mittagszeit und vernachlässigbare Strommengen im „Winter“. Vielleicht reicht die Einführung einer Vergütungsuntergrenze in Abhängigkeit von der Volatilität des Strompreises an der Strombörse. Also beispielsweise keine Vergütung für den eingespeisten Strom, wenn der Preis unter einen bestimmten Wert fällt.
— Der Autor Thomas Vorderwülbecke stammt aus Coburg und ist Nutzer von Photovoltaik und Solarthermie seit 2004. —
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Vielen Dank für diesen genialen Artikel .
Ich habe in vom ersten bis zum letzten Wort voller Neugier und Erwartung gelesen.
Eigenstromnutzer setzen diese Erkenntnisse schon sehr häufig in der Praxis um
Hallo, Herr Gruber,
endlich mal ein Kommentator, der einen Namen hat. Ich hoffe doch sehr, dass „Eigenstromnutzer“ diese Gedanken schon längst in die Konzepte am eigenen Gebäude umgesetzt haben … Es wäre aber auch schön, wenn diese Eigenstromnutzer dies auch einer breiten Öffentlichkeit ab und an präsentieren …. Arbeiten wir weiter daran.
mit sonnigen Grüßen, Thomas Vorderwülbecke
Ein sehr beachtlicher Beitrag! Chappoe!
Bin mir jedoch sehr unsicher, ob es am Markt in seiner Gesamtheit auch verstanden werden wird.
Es bleibt zu hoffen!
Ziehlsetzung einer Energiepolitik sollte die Versorgung kontinuierlich mit hadhabaren Mitteln sein.
Die diffrenzierte Aussrichtung von Solarmodulen und deren konsequente Schaltung wäre Eines davon.
Der Vorschlag ist schlüssig und auch gut!
…der Mann spricht mir aus der Seele. Leider sind diese Zusammenhänge bei manchen Menschen schwer vermittelbar und es besteht vielfach auch einfach kein Interesse.
Ich betreibe seit über 20 Jahren eine kleinere manuell nachgeführte Anlage nach seinen Überlegungen sehr erfolgreich.
Dies sind alles sehr sinnvolle Gedanken, die eigentlich nur logisch sind und auf der Hand liegen. Jeder mit gesundem Menschenverstand, und besonders Fachleute in diesem Gebiet,kommen gar nicht herum, sich diese Fragen zu stellen und diese Gedanken zu machen. Selbst ein Kind findet es logisch, sich in die Sonne zu drehen wenn es Wärmer(Energie) möchte. Die andere Seite ist jedoch die historische Unfähigkeit unserer Politiker. Keiner will selbst denken, jeder lässt sich (bewusst?) von Lobbyverbänden „über den Tisch ziehen“. Manche Dinge wären wirklich nicht allzu schwer, werden uns aber als riesengrosser Kraftakt verkauft, um seinen Freunden weiterhin Zugang zur uneingeschränkten Selbstbedienung zu gewähren. (Stromanbieter, Fernsehgebühr,freie(nicht soziale)Marktwirtschaft)
Gute Anmerkung zum Lobbyismus in Deutschland (der bei mir regelmäßig in der Korruptionsschublade landet, ohne juristische Bewertung), allerdings kommt noch die gewachsene Stromlandschaft und deren Verteilung (Netzbetreiber, Stromgroßerzeuger) als Hindernis dazu…
Da gibt es nur eines jeden Tag Überzeugungsarbeit leisten, meinen Beitrag leiste ich seit 20 Jahren als Monteur, Planer und Berater, dazu…
Einfach ein Interessantes sehr komplexes Thema bei dem es nie Langweilig wird…
Die Grafik im oberen Teil ist verkehrt, bzw. verkehrt untertitelt:
„Photovoltaik-Ertragsverlauf im Jahresgang bei einer Neigung von 90 Grad und einer Ausrichtung nach Süd von 180 Grad. Daten basieren auf Software: PV-Sol
Grafik: Thomas Vorderwülbecke/Quelle: PV-Sol“
Es handelt sich nicht um den Ertragsverlauf, sondern um den Stromverbrauch (übrigens eher von 3 Personen als von einer Person!).
Der beste Artikel zu dem Thema den ich seit langem gelesen habe. Leider sind diejenigen welche die Förderrichtlinien beschließen entweder zu blöd um Sachverhalte ganzheitlich zu betrachten oder, was ich eher glaube, von den Lobbyverbänden derart beeinflusst, dass seit Jahrzehnten regelmäßig falsche Entscheidungen getroffen werden.
Tolle Darstellung der PV-Grundsatzproblematik. Die aktuelle Förderpolitik sorgt dafür, dass auf Kosten der Allgemeinheit Großanlagen errichtet werden, die im Sommer Überschuss produzieren und bei Mangel keinen Beitrag leisten. Deshalb brauchen wir unbedingt einen dynamischen, bedarfsorientierten Einspeise- und Verbrauchstarif mit deutlichen Motivations- und Strafgrenzen (0€ bei Überschuss, 60Ct bei Mangel?)! Mit internetfähigen Smartmetern wäre das kein Problem und würde Privatverbraucher motivieren, ihr E-Fahrzeug intelligent zur richtigen Zeit zu laden. Leider ist es so, dass bei Privathäusern die Dachneigung fest gegeben ist. Eine dynamsiche Einspeisvergütung würde aber die grundsätzlich sehr sinnvolle Nutzung der meist sehr steilen Dachflächen mit Ost-West-Ausrichtung attraktiver machen. Vielleicht lohnt sich dann auch die Einbindung lokaler Speicher zur Einspeisung in der Nacht? Das würde der Förderung von E-Autos endlich Sinn verleihen.
Im Gegensatz zu meinen Vorrednern kann ich den Gedanken des Autors nicht vorbehaltlos zustimmen, sieht er doch a) die Energiewende einseitig als Solarwende, b) ausschließlich als Thema für private Eigenheimbesitzer und c) übersieht er vollkommen die Rolle des Netzes und des räumlichen Ausgleichs.
Eine Betrachtung des EE-Anteils über das Jahr verteilt zeigt als erstes, dass eine Saisonspeicherung nicht erforderlich ist, da die Winderträge zum Glück negativ mit den Solarerträgen korreliert sind. Was die negativen Börsenpreise und die Sommerüberschüsse angeht, ist das heute noch keine Folge von überschüssigem Solarstrom, sondern lediglich fehlender Regulierbarkeit bei Kohle und Atom sowie fehlender Steuerbarkeit bei den Lasten. Und ein Übertragungs- und Verteilnetz wird nicht dadurch billiger, dass man es nicht benutzt.
Noch fehlt es an allen Ecken und Enden an ausreichender EE-Erzeugung, wohingegen an Vorschlägen, zu was wir diesen Strom alles nutzen können kein Mangel herrscht. Für Maßnahmen, die sich mehr mit dem Profil als der Menge der EE-Erzeugung befassen, ist es einfach zu früh.
interessanter Artikel – allerdings sollte man ehrlicherweise berücksichtigen, dass die große Mehrzahl der Häuser nicht alleine auf weiter Flur stehen, sondern in der Nachbarschaft von anderen Häusern oder auch Bäumen. Im Herbst und Winter sorgt das dafür, dass über einen großen Teil des Tages Schatten den Ertrag mindern. Die Sonne verschwindet einfach viel früher hinter Bäumen, Häusern etc., und das mindert zusätzlich zur schon ertragsärmeren Ausrichtung die Stromerzeugung.
Sehr geehrte Frau / geehrter Herr les2025,
natürlich haben Sie Recht, Verschattungsproblematiken … Gebäude ganz ohne Sonnenertrag im Winterhalbjahr an einem Nordhang … wir kennen dies aus nächster Umgebung, auf der Südseite unseres Hanges blühen im frühjahr schon die „Blümchen“, während 200 m weiter auf der Nordseite der Kindergarten zum Schneerutschen unterwegs ist. Ganz klar, es gibt kein Konzept, das man ungeprüft auf alle Gegebenheiten übertragen kann. Andererseits habe ich mich in diesem Jahr mit Steckerfotovoltaikmodulen befasst und war erstaunt, wie stark der Strombezug durch 2 300 Wp Ost/West Module reduziert werden konnte – der Aufsstellort ist im lokalen Solarkataster übrigens mit „ungeeignet“ markiert. Hauptanliegen ist mir … gedankliche Mobilität zu erreichen und nicht nur auf … ohne 30° Dachneigung nach Süden geht gar nichts … zu setzen. Ich möchte jeden dazu ermuntern auch scheinbar wenig geeignete Flächen intensiver zu betrachten und z.B. mit Steckersolaranlagen testweise zu bestücken … Weiterhin wäre meiner Ansicht nach wichtig, dass derartiger Eigenstrom nicht durch behördliche Vorgaben, Auflagen, Reglementierungen usw. in einer rechtlichen Grauzone vor sich hin vegetiert … Ebenfalls der Gedankenanstoß … könnte oder sollte es ein Grundrecht auf Eigenstrom geben? Sonnige Grüße, wo immer Sie auch wohnen. Thomas Vorderwülbecke
Ein Pferdefuß bei diesen Überlegungen ist kurz erwähnt: „Hoffentlich gibt es keine 4 Monate Nebel im Winter.“ Es gibt sicher Gegenden, wo man auch das haben kann, ich erinnere mich jedenfalls an einen Winter in den 90ern in Oberbayern, in dem wir von Anfang Dezember bis Ende Februar keinen Strahl Sonne gesehen haben, nur manchmal hob sich die Nebeldecke ganz leicht, so dass die Sicht etwas besser wurde. Auch in solchen Fällen muss das Energiesystem eines Hauses wie auch des gesamten Landes funktionieren. Und wenn man die Investitionen (z.B Elektrolyseanlagen, um Wasserstoffspeicher zu füllen und Kraftwerke, um ihn wieder zu verbrennen) dafür getätigt hat, dann ist es natürlich sinnvoller, sie auch so oft wie möglich zu nutzen, statt noch in anderes zu investieren, das meistens, aber eben leider nicht immer funktioniert.
Das Energiesystem der Vergangenheit war schon komplex, und das der Zukunft wird wahrscheinlich noch komplexer werden. Das Konzept hier, Solaranlagen auf maximalen Ertrag im Winter zu optimieren, hat seine Berechtigung, wird aber wohl nur für den kleineren Teil überhaupt realisierbar sein. Ein sinnvoller Schritt in diese Richtung wären im Bereich der PV sicher die Ost-West-Anlagen. Diese bringen morgens und abends, den Zeiten, wo zur Zeit die Pumpspeicherwerke eingesetzt werden, mehr Ertrag und könnten diese damit so entlasten, dass sie für anderen Ausgleichsbedarf eingesetzt werden können. Um OW-Anlagen zu fördern wäre es auch gar nicht nötig, zeitabhängige Einspeisetarife zu definieren. Es würde reichen, wenn sie (ohne Eigenverbrauch) grundsätzlich eine angemessen höhere Einspeisevergütung bekommen.
Im Augenblick werde ich aber den Eindruck nicht los, dass das BMWi eher Erneuerbaren-Projekte fördert, die teuer und von begrenztem Nutzen sind, um dann anschließend zu sagen: „Da seht ihr es: Teuer und ineffizient. Wir brauchen die Fossilen (v.a. Gas) weiterhin.“
Herr Vorderwülbecke sollte seine qualitativen Überlegungen noch mit quantitativen Rechnungen unterlegen, damit man sieht, wo das Optimum an Verzicht auf Ertragsmaximierung gegen Reduzierung des Speicherbedarfs liegt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mein Passivhaus (Bj 2000, jetzt 20 Jahre Erfahrung) im Winter ohne Mehrmonatsspeicher mit Kollektoren warm halten kann. Aber durchgerechnet habe ich das noch nicht. Durchgerechnet habe ich mal den Speicherbedarf für den Fall, dass im Winter nichts nachkommt: Das wären 50m³ Wasser, die im Laufe des Winters von 90° auf 30° abgekühlt werden. Das würde mir dann im Durchschnittswinter für die 4 Heizmonate von November bis Februar reichen, allerdings nicht im kalten Nebelwinter. Der Fremdwärmebedarf eines Passivhauses ist extrem vom Wetter abhängig. Er schwankt je nach Jahr um +/-40% um den Mittelwert. Die Sonnenhäuser mit ihren mittelgroßen Speichern (typisch 20m³) und großen Kollektorfeldern geben eine 50%ige solare Deckung an, allerdings ohne den Dämmstandard eines Passivhauses. Diese Angabe ist wahrscheinlich geschönt, wie fast alles, was man von Verfechtern eines speziellen Konzepts liest, aber die Richtung dürfte immerhin stimmen. Und mehr als die Oberfläche eines Hauses (egal wie ausgerichtet) will man normalerweise nicht mit Kollektoren zupflastern wollen- das Potential ist also ziemlich klar begrenzt. Dämmstandard eines Passivhauses+Wärmespeicher+großes Kollektorfeld wird dann wieder sehr teuer und ist keine Lösung für die breite Masse. Damit ein Konzept Wirkung entfaltet, muss es aber eine Lösung für alle sein, nicht für eine kleine privilegierte Gruppe, die sich auch etwas teureres leisten kann.
Das beste was spontan zu finden war (für den klimasensiblen Handlungszeitraum bis 2030) ist, bspw., eine durchschnittliche Statistik, damit auch zur Beteiligungswahrscheinlichkeit in der deutschen Bevölkerung, für diese extreme Umformung des deutschen Baubestandes.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/309534/umfrage/anzahl-der-baugenehmigungen-fuer-passivhaeuser-in-deutschland/
M. W. rechnet man bis etwa 2050 mit durchschnittlichen etwa 100-120kWh/m2 Heizenergie (und Warmwasser-)bedarf für durchschnittliche BürgerInnen im Gesamtgebäudebestand.
Allerdings auch für Passivhausstandardbauweise hätten die Leistungsfähigsten der Gesellschaft nicht generationlang abwarten müssen und in Großstädten und Ballungsgebieten Deutschlands werden das keine Individuallösungen werden können, deshalb ist oft spannend zu sehen, inwieweit sich Stadtentwicklungsplanung mit diesen Themen öffentlich auseinandergesetzt hat?
Zumindest in Pandemiezeiten wird „Die hygienische Mindestluftwechselrate liegt bei etwa 0,3/h“ höher priorisiert, als die normierte Heizenergieeinschätzung eines Standardwetterjahres?
Beim Konzept „Respekt“ spielt der Preis eine untergeordnete Gesamtrolle, aber das kennen Viele aus eigenem Erleben.
Danke für die Statistik. „Das beste“ scheint mir die aber nicht zu sein. Passivhäuser sind nicht notwendig „Häuser ohne Heizung“, wie sie diese Statistik darstellt. Ein Passivhaus hat nach Konzept neben den internen und solaren Wärmegewinnen einen externen Heizenergiebedarf von 15kWh pro m² und Jahr. Diese Heizwärme muss man mit irgendetwas, üblicherweise nennt man das „Heizung“, reinbringen. Dazu braucht man keine wasserbasierte Zentralheizung (deshalb wird das Passivhaus manchmal als „Haus ohne Heizung“ bezeichnet, was aber meiner Ansicht nach irreführend ist, man sieht, welche irren Folgen ein derartiger Etikettenschwindel hat), sondern es reicht die Vorwärmung der Zuluft einer kontrollierten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung+Nachheizregister.
Das Passivhauskonzept ist ganz dezidiert auch ein ökonomisches Konzept, das so berechnet wurde, dass es als Konzept für die breite Masse taugt. Es gibt nur leider immer noch sehr viele Architekten, die sich durch die Rahmenbedingungen zu sehr eingeschränkt fühlen, oder zumindest befürchten, sie könnten zu stark eingeschränkt werden, und sich deshalb nicht in der notwendigen Intensität damit beschäftigen. Meiner Tochter wurde an der Bauhausuniversität in Weimar 2010 noch gelehrt, man könne den Bau eines Hauses nicht nur „unter einen Aspekt stellen“, womit unterstellt wurde, ein Passivhausbauer würde nur an den Energieverbrauch denken. Das ist natürlich Kokolores. Der Erbauer eines Passivhauses will genauso ein Dach über dem Kopf, eine abschließbare Haustür, genug Platz, Licht, etcpp wie jeder andere Hausbauer auch. Nur den Baufehler „stark wärmedurchlässige Wände und Fenster“, ganz allgemein „Wärmebrücken“, das will er zusätzlich vermeiden.
Nach meiner Information wurden in Deutschland in den Anfangsjahren ab 2000 etwa 1000 Passivhäuser pro Jahr gebaut. Inzwischen dürfte diese Zahl deutlich gestiegen sein, weil die notwendigen Komponenten wie Fenster breit am Markt verfügbar sind und das Wissen bei Handwerkern und Architekten inzwischen auch. Genaueres vielleicht beim Passivhausinstitut? Die führen immerhin eine Liste über zertifizierte Passivhäuser. Aber nicht jeder Bauherr lässt sein Haus auch zertifizieren. Und außerdem gibt es inzwischen mehr Häuser, die den Passivhaus-Standard nur beinahe erfüllen und aus den verschiedensten Gründen einen Teil der Wärmeverteilung sowieso mit Warmwasser bewerkstelligen. Der häufigste Grund ist das Badezimmer: Nach DIN muss man darin 24° erreichen können, und das schafft man nicht mit vorgewärmter Zuluft in die Wohnräume. Die ökonomische Kalkulation aus den 90er-Jahren musste sicher auch überarbeitet werden, und hat kein Problem mehr, mit diesen „Schweinereien“.
„M. W. rechnet man bis etwa 2050 mit durchschnittlichen etwa 100-120kWh/m2 Heizenergie (und Warmwasser-)bedarf für durchschnittliche BürgerInnen im Gesamtgebäudebestand.“
Der vorgenannte Wert ist leider schon ein paar Jahre älter gewesen, wie ich jetzt erkenne. Zumindest meint man im Umweltbundesamt, daß man bis 2050 im Bestand an die 26-40kWh/m2 (incl. Warmwasserbereitung, Primärenergiebedarf?) für Wohngebäude erreichen könnte und gemittelt mit Nicht-Wohngebäuden, vergleichbar etwa dem Effizienzstandard 55. Das scheint mir bei 26% Gebäudeanteil mit Baujahren vor 1948 und 38% zwischen 1949 und 1978 (also bis etwa zur ersten WärmeschutzV), allen Zusatzanforderungen zur Energie- und Klimawende, Pandemiefolgen, Fluchtfolgen und der demographischen Entwicklung zwischen SteuerzahlerInnen und LeistungsempfängerInnen: ambitioniert
(immerhin sind das noch 10-30Jahre mit 0.5% Neubaurate, je nach Klimaentwicklung?)
Dann wünsche ich Ihnen im Bausektor eine angenehme Zeit, damit Ihre umweltverträglichen Ansätze hoffnungsvolle NachahmerInnen finden, die Ihrem guten Beispiel folgen wollen.
Sehr geherte Frau / sehr geehrter Herr JWC,
danke für den umfangreichen Kommentar und die ergänzenden Bemerkungen. Die Thematik der Energieversorgung ist natürlich ein sehr weites Feld – Freunde von uns haben ein Haus nach dem Solarhauskonzept. Während der Bauphase bemerkten sie beim Innenausbau, dass das Gebäude (2013??) so gut gedämmt war, dass bei der Beleuchtung mit rund 10 Stück 100 Watt Glühbirnen – die guten alten mit der gigantischen Wärmeabgabe .. – alle Helfer in T-Shirt und kurzer Hose herumwerkelten … der Restwärmebedarf kann also „unverschämt“ niedrig sein. Die Wärmebereitstellunf kann bei solchen Gebäuden ohne weitere mittels Infrarotwärmeplatten erfolgen … Produkte und Beispiele werden Ihnen sicher geläufig sein. Das Gebäude steht in Oberbayern … und durfte auch schon „Nebelwinter“ über sich ergehen lassen. Dann waren selbst 60 Quadratmeter Flachkollektoren nicht in der Lage das Gebäude zu heizen und mit Warmwasser zu versorgen. Mein Beitrag soll vor allem eine Anregung dahingehend sein, dass insbesondere im Bereich Eigenenergieversorgung (Wärme, Mobilität, Strom…) keine gesetzlichen bremsenden Regularien erlassen werden … Bei Strombezugskosten von 0,30 € / 1 kWh „rechnet“ sich fast jeder Aufstellungsort für ein Fotovoltaikmodul … nur sollte der Betreiber, der auf Eigenstrom abzielt nicht mess- und regeltechnisch an Börsenstrompreisszenarien angebunden werden. Nutzen wir weiter die Sonne … viele Grüße Thomas Vorderwülbecke
Thomas Vorderwülbecke sagt.
Mein Beitrag soll vor allem eine Anregung dahingehend sein, dass insbesondere im Bereich Eigenenergieversorgung (Wärme, Mobilität, Strom…) keine gesetzlichen bremsenden Regularien erlassen werden … Bei Strombezugskosten von 0,30 € / 1 kWh „rechnet“ sich fast jeder Aufstellungsort für ein Fotovoltaikmodul … nur sollte der Betreiber, der auf Eigenstrom abzielt nicht mess- und regeltechnisch an Börsenstrompreisszenarien angebunden werden.
@ Thomas Vorderwülbecke
Börsenpreisszenarien, oder Markt integrieren.
Genau das ist die markanten Punkte, wo bei Eigenverbrauch, aus den 30 Cent Einsparung nur noch 10 Cent werden können.
Das war an anderer Stelle schon ein Thema, wo einige Diskutanten sich schwer taten.
GRUNDRECHT auf EIGENSTROM * – das muss ins Grundgesetz (*natürlich nur regenerativ erzeugt)!
Schöner Artikel, aber ein Bild stimmt nicht.
Das im Artikel gezeigte Diagramm mit der Unterschrift „Photovoltaik Ertragsverlauf“ zeigt den von PV SOL angenommenen Verbraucherlastgang und nicht die PV Erzeugung.
Denn leider ist auch bei 90° Anstellwinkel der Ertrag übers Jahr nicht so gleichmässig, wie das Diagramm fälschlich vermuten läßt. Der von PV SOL berechnete Ertragsverlauf sieht anders aus.
siehe zum Vergleich auch PV GIS Rechner