Im Mai gab die polnische Regulierungsbehörde (Urzad Regulacji Energetyki, URE) bekannt, dass die diesjährigen Ausschreibungsrunden für erneuerbare Energien im vierten Quartal stattfinden werden. Im September wurden vom Klimaministerium die genauen Abläufe des diesjährigen Verfahrens beschlossen. So soll am 3. November die erste von insgesamt acht Ausschreibungsrunden beginnen.
Die Erwartungen der Branche sind diesmal verhalten, nachdem die Auktionen des Vorjahres erst mit Superlativen angekündigt wurden, es dann aber nur zu mäßigen Ergebnissen kam. Im Dezember 2019 wurden insgesamt 12 Ausschreibungskategorien angekündigt. Schließlich wurden aber nur 11 erfolgreich abgeschlossen. Im direkten Wettbewerb der Energiequellen bei neugebauten Anlagen von unter 1 Megawatt Leistung wurde die Konkurrenzsituation zwischen der Fotovoltaik und der Windkraft bereits im Vorjahr besonders deutlich. So konnten hier 11.445 Terawattstunden ersteigert werden. In dieser Kategorie lag der niedrigste Energiepreis, der den Zuschlag bekam, letztes Jahr bei umgerechnet 63,44 Euro je Megawattstunde und der höchste bei 77,10 Euro pro Megawattstunde.
Dieses Jahr wird es in diesem Bereich erneut sehr spannend werden. Bei den Ausschreibungen 2019 gab es Zuschläge mit einer Gesamtleistung von 2,2 Gigawatt für die Windkraft und 900 Megawatt für die Photovoltaik ausgegangen.
Der Chefredakteur des Energiefachportals „Wysokie Napiecie“, Bartłomiej Derski, kündigte nach dem Abschluss der Ausschreibungen im vergangenen Jahr an, dass die Zeit der großen Solaranlagen von über 1 Megawatt noch bevorsteht. Gerade die großen Photovoltaik-Anlagen über 1 Megawatt konkurrierten in Polen bereits in der zweiten Hälfte 2019 erfolgreich mit der Windkraft. Derski rechnete damit, dass im Folgejahr gleich mehrere große Solaranlagen mit einer Leistung von über 40 Megawatt entstehen würden, da diese Investitionen für die Investoren ertragreicher sein können als Windturbinen.
Die Onshore-Windkraft wird in Polen seit 2016 durch die Abstandsregelung stark ausgebremst. So gilt seitdem für Windtkraftanlagen ein Abstand von bis zu 3000 Metern zu Wohngebäuden, Naturschutzgebieten und Naturlandschaften der Kategorie “Natura 2000“. Bei Investoren, aber auch bei den Geldinstituten, wird seither bei den Windkraftprojekten deutlich vorsichtiger agiert. Die Photovoltaik konnte währenddessen genau von dieser Zurückhaltung profitieren und es konnten aufwändigere und größere Projekte umgesetzt werden.
Daher wird nicht allein die Fortsetzung des letztjährigen Wettbewerbs bei den Anlagen von unter 1 Megawatt mit Spannung erwartet, sondern es geht um die systemrelevanten Anlagen von 100 bis200 Megawatt, die es nun direkt miteinander konkurrieren. Wie das Energiefachportal „biznesalert.pl“ berichtet, wurde das Potenzial für größere Windparks an Land größtenteils bereits in den Ausschreibungen 2018 und 2019 genutzt. Für die aktuelle Runde stehen gar nicht genügend Windparks bereit, was mit den zuvor erwähnen Abstandsregelungen und Finanzierungsproblemen zusammenhängt.
Für den Erfolg der großen Photovoltaik-Anlagen in Polen könnte in den Fall entscheidend sein, wie viele Bieter aus der Windkraftbranche überhaupt mitbieten werden. Nach aktuellen Schätzungen wird davon ausgegangen, dass es weniger sein werden als im letzten Jahr, aber unklar bleibt, ob Windkraftanlagen, die in den Vorjahren den Ausschreibungen aufgrund von niedrigen Preisen ferngeblieben sind, nun nicht doch wieder daran teilnehmen. Möglich ist es auch, dass sie sich zumindest dafür entscheiden einen Teil der Produktion zu ersteigern. (Aleksandra Fedorska)
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